Die Kraft der Mythen

Der graue Himmel dominiert auch dieses Wochenende, mal mit, mal ohne Regen und Nebel.

‚Forschen, lesen, sinnieren – die Spaziergänge eines Wintertags‘, so schrieb ich es gestern einem Freund.

Hinzu kam noch eine Hörpost einer Freundin dazu. Wir sprechen seit 2020 zueinander über das, was uns gerade bewegt, worüber wir forschen. Manchmal treffen sich die zu beackernden Flächen, mal folgt jede ihrem, aber immer ist es inspirierend! Zurzeit ist unser Thema ‚Mythologien‘ – wahrlich ein weites Feld!

‚Winterzeit ist auch Märchenzeit‘, schrieb ich vor vielen Jahren. Märchen und Mythologien, Geschichten, die einst und vielleicht auch noch heute hier und da am Feuer erzählt wurden und werden.

Cambra Skadé schrieb das Buch ‚Geschichtenklang‘ und plädiert – wie auch ich und andere – dafür, uns unsere Geschichten zu erzählen, neue Mythologien zu weben, um sie am Feuer zu teilen und die Jüngeren zu inspirieren. Und wie ich gestern erneut darüber sinniere, geht mir durch den Kopf, dass meine Novelle ‚Die kleine blaue Frau träumt Meer‘ solch eine neue, moderne Mythologie ist – eine Geschichte über eine Initiation, über einen Weg.

In unserer aufgeklärten Welt kann ich natürlich mit so einem Buch keinen Blumenstrauß gewinnen und nur wenige hinter dem Ofen hervorlocken und schon gar nicht einen Verlag dafür gewinnen, was ich aber eh schon längst nicht mehr will. Wichtig ist, dass ich die Geschichte geschrieben habe.

Nachdem ich der Freundin gelauscht hatte, ihren Gedanken und Fragen noch nachhing, fiel mir ein Buch von Joseph Campbell – ‚Die Kraft der Mythen‘ ein, das schon sehr lange in meinem Bücherregal steht, ohne es je zuende gelesen zu haben. Gestern nahm ich es wieder einmal heraus, übersprang die lange Einleitung und las das erste Kapitel noch einmal.

Gerne hätte ich der Freundin ganze Passagen vorgelesen, da sie so passend zu unserem Austausch sind, stattdessen mag ich hier einige Passagen unkommentiert mit euch teilen. Die Freundin liest ja mit: huhu, ich winke dir zu!

Joseph Cambell im Austausch mit Bill Moyers (Journalist)

C: Eines unserer Probleme heutzutage ist, dass wir mit der Literatur des Geistes nicht vertraut sind. Wir interessieren uns für die Nachrichten des Tages und die Probleme der Stunde. Früher einmal war die Universität gewissermaßen ein hermetisch abgeriegelter Bereich, in dem die Tagesnachrichten einem nicht in die Quere kamen bei seiner Aufmerksamkeit auf das innere Leben und auf das herrliche Menschenerbe, das wir in unserer großen Überlieferung haben – Platon, Konfuzius, Buddha, Goethe und andere, die von den ewigen Werten sprechen, bei denen es um die Sammlung unseres Lebens in der Mitte geht. Wenn man älter wird und für die täglichen Dinge alle gesorgt ist und man sich dem inneren Leben zuwendet – tja, wenn man dann nicht weiß, wo es ist oder was es ist, wird es einem leid tun.

C: Griechisch und Latein und biblische Geschichten gehörten früher zur Allgemeinbildung. Als sie fallengelassen wurden, ging eine ganze Tradition abendländischen mythologischen Wissens verloren. Früher waren diese Geschichten den Menschen gegenwärtig. Wenn eine Geschichte einem gegenwärtig ist, dann erkennt man ihre Relevanz für etwas, was einem im eigenen Leben passiert. Man kann das, was einem widerfährt, in Perspektive sehen. Mit dem Verschwinden all dessen haben wir wirklich etwas verloren …

C: Lesen Sie Mythen. Sie lehren einen, dass man sich nach innen wenden kann, und man fängt an, die Botschaft der Symbole zu verstehen. Lesen Sie die Mythen anderer Völker, nicht die Ihrer eigenen Religion, weil man dazu neigt, die Aussagen der eigenen Religion als Tatsachen aufzufassen – aber wenn man die anderen liest, fängt man an die Botschaften zu verstehen …

Es fehlen in unserer modernen Welt aber nicht nur die Vermittlung der Mythologien in den Schulen, sondern auch die Rituale, ganz besonders die Initiation der jungen Menschen in eine Gemeinschaft, in den eigenen Platz in der Welt. Dazu sagt Cambell:

C: Der Mensch sollte nicht im Dienst der Gesellschaft stehen, die Gesellschaft sollte im Dienst des Menschen stehen. Wenn der Mensch im Dienst der Gesellschaft steht, bekommt man einen Monsterstaat, und das ist es, was die Welt just in diesem Augenblick bedroht.

M: Was bekommt man, wenn eine Gesellschaft keine wirkungsvolle Mythologie mehr besitzt?

C: Genau den Zustand, den wir haben. Wenn man herausfinden will, was es heißt eine Gesellschaft ohne Rituale zu haben, lese man die New York Times.

M: Und man findet?

C: Die Nachrichten des Tages, darunter von zerstörerischen und gewalttätigen Handlungen junger Menschen, die nicht wissen, wie man sich in einer zivilisierten Gesellschaft aufführt.

M: Die Gesellschaft gibt ihnen keine Rituale an die Hand, durch die sie Mitglieder des Stammes, der Gemeinschaft werden. Alle Kinder müssen zweimal geboren werden, damit sie lernen, sich in der heutigen Welt vernünftig zu bewegen und die Kindheit hinter sich zu lassen …

M: Mythen sind Geschichten unserer ewigen Suche nach Wahrheit, Sinn, nach Bedeutung. Wir alle müssen unsere Geschichten erzählen und unsere Geschichte verstehen. Wir alle müssen den Tod verstehen und mit dem Tod fertig werden, und wir alle brauchen bei unseren Übergängen von der Geburt ins Leben und dann in den Tod Hilfe. Damit das Leben etwas bedeutet, müssen wir das Ewige berühren, das Geheimnisvolle verstehen, herausfinden, wer wir sind.

C: Die Leute sagen, dass wir alle nach einem Sinn des Lebens suchen. Ich glaube nicht, dass es das ist, was wir wirklich suchen. Ich glaube, was wir suchen, ist eine Erfahrung des Lebendigseins … Wir sind so sehr damit beschäftigt, alles mögliche zu tun, um äußere Werte zu erreichen, dass wir darüber den inneren Wert vergessen, die Lust, lebendig zu sein, um die es eigentlich allein geht.

C: Mythen sind Schlüssel zu den geistigen Entwicklungsmöglichkeiten des menschlichen Lebens.


Und wieder einmal freue ich mich über und auf meine ‚Arbeit‘ mit den Jugendlichen und jungen Erwachsenen, auf unsere Geschichten am Feuer und die Rituale. Manche ‚meiner‘ Jugendlichen sind jetzt schon junge Erwachsene und kommen doch immer wieder. Weil sie sich genährt fühlen, weil sie sich besser kennen lernen durften und weil die Eine und der Andere dadurch einen Platz in unsere Gemeinschaft einnehmen konnte. Das nächste Mal treffen wir uns in der Woche vor Ostern.

Und wie herrlich es ist, nun Rentnerin zu sein! Die Kinder groß und selbständig zu wissen, die Enkelkinder nun auch schon auf dem Weg zu ihrem ersten großen Übergang sind, habe ich nun endlich die Zeit mich den vielen Büchern intensiv zu widmen, die ich einst gekauft, angelesen habe, aber nie wirklich den Raum hatte in sie tief einzutauchen.


Joseph Campbell -> https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Campbell

Bill Moyers -> https://de.wikipedia.org/wiki/Bill_Moyers

#Momente des Glücks 01

(Foto: anderes Land = Asturien, andere Zeit = frühes Jahr und zig Jahrzehnte später – aber es passte.)

In den Bergen Italiens

Wir schrieben das Jahr 1981, der kleine Sohn war noch keine zwei Jahre alt.

Sein Vater, der Kleine und ich waren in einem klapprigen VW-Bus unterwegs, lange bevor es modern  wurde in aufgemotzten Campingbussen oder riesigen Wohnmobilen durch die Lande zu reisen.

Irgendwo oberhalb des Gardasees in den Bergen hatten wir ein ruhiges Plätzchen für die Nacht gefunden. Ich sah zum ersten Mal wilde Alpenveilchen und erinnere mich an den alten Mann und seinen Esel, die – piano, piano – bergan gingen. Miteinander ergraut waren sie, vertraut auch und einer dem anderen freundlich zugetan. Wir lächelten uns an, ohne dass er, der Esel oder ich angehalten hätten. Ein Nicken, ein Lächeln, mehr braucht es manchmal nicht.

Es war der frühe Morgen, der kleine und der große Mann schliefen noch, aber ich hatte ein Bedürfnis. Leise schlich ich mich aus Bett und Bus und folgte einem kleinen Pfad bergan. Morgennebel waberten vom See die Berghänge hinauf, goldenes Licht durchbrach sie, ein blauer Frühmorgenhimmel leuchtete über meinem Kopf und versprach einen weiteren schönen Herbsttag. Ein Hahn krähte sein Buongiorno aus dem Tal zu mir hinauf. Und ich hockte irgendwo zwischen den Büschen, meinen Loslassbedürfnissen folgend, und ward eins – eins mit dem Morgennebel, dem goldenen Licht, dem krähenden Hahn, der Vegetation um mich herum. Ich ward eins und ein Teil des großen Ganzen.

Ein Moment.

Ein Moment für die Ewigkeit.

Ein Moment des Bedingungslosen.

Ein Moment der Liebe.

Ein Moment des Glücks –

auf dem Pfad der Schönheit.



Wenn auch Du eine Geschichte zu einem Glücksmoment in deinem Leben beitragen möchtest und Lust hast an diesem Blogprojekt mitzuwirken, dann verlinke bitte deinen Beitrag mit diesem, damit ich ihn finden und die verschiedenen Beiträge sammeln kann. Immer am Ende eines Monats werde ich die gesammelten Beiträge hier zusammen einstellen.

Ich freue mich auf DEINE Momente des Glücks.

Gestern

Eine Schwarzmondgeschichte

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Gestern war Neumond. Schwarzmond nennen ihn die Schweizer=innen. Ich habe mir das Wort „angeeignet“.

Gestern machte mich auch wp darauf aufmerksam, dass ich nunmehr 12 Jahre bloge. Du liebe Güte, 12 Jahre!

Gestern gelang es mir auch das obige Bild zu gestalten. Nur wenige Bilder entstanden in diesem Jahr, nur wenige Worte fanden zum Papier. Manche Prozesse dauern. Das gilt es auszuhalten.

Ein Meerbild

Ich staune

Da war ich nur wenige Stunden an der Ostsee, habe gar nicht sooo viele Fotos gemacht, war mehr beschäftigt mit atmen, schauen, hören, riechen, entdecken und doch haben sich diese wenigen Stunden ausgeweitet. Bis hierher und wer weiß, vielleicht noch weiter.

Es gab mal Einen, der hat gesagt: „Jetzt verstehe ich dich. Du gehörst hier her.“ Da staunte ich auch.

Ein Tag auf der Insel und niemand war unglücklich.

Am frühen Abend hat sich die Matjesfischbrötchenverkäuferin in mein Herz geschlichen. Ihre Brötchen war eins, das andere ihre Bücher, die sie auch verkaufte. Wir kamen zum Handel. Beide etwas ungeübt, etwas linkisch. Was mussten wir da lachen! Diese zwei Bücher werden nun für immer nach Matjesbrötchen schmecken* und nach unserem Lachen tönen*.

(* Die Schweizer=innen sagen schmecken und meinen riechen. Sie sagen auch tönen und meinen klingen. Ich mag das!)

 

Das Bild – wieder etwas anderes

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Geplant war Ewigkeit – Geschichten vom räudigen Leben

Dem Leben und den Menschen auf’s Maul geschaut – eine Rezension

Geschichten von Andreas Glumm lesen heißt, Jemanden zu lesen,

der mit großen Notizbuchaugen die Welt und seine Bewohner begeistert betrachtet, zuhört und seinen Spaß hat“

S. 359

sagt „Die Gräfin“ oder sagt Glumm, dass es die Gräfin gesagt hat, wer weiß das schon so genau.

Schon lange paaren sich bei mir Erinnerungen, Spaß und Nachdenklichkeit, wenn ich Glumm lese. Zunächst waren es die Geschichten auf seinem Blog 500Beine, später dann auf seinem Blog Glumm – Locker machen für die Hölle https://glumm.wordpress.com/. Jetzt endlich sind einige Geschichten in einem Buch gebündelt – das wurde aber auch Zeit, möchte ich augenzwinkernd sagen.

Glumm hat eine spezielle Art Menschen und Situationen zu beschreiben: ehrlich und schnörkellos beschreibt der Autor, wie er was und wen wahrgenommen hat. Wie und was er selbst gefühlt hat, als zum Beispiel erst die Mutter, dann der Vater gestorben sind, als er dem Tod mal eben von der Schippe gesprungen ist oder die Heroinsucht ihn fest im Griff hatte. Das muss man sich ja erst einmal trauen!

Oliver Driesen schreibt in dem Vorwort zum Buch:

Was liest man da also? Wenn man wie ich schon etwa ein Jahrzehnt dabei ist, dann hat man sich unrettbar in einer Welt festgelesen, die anfangs fremd und doch irgendwann erschreckend vertraut erscheint. In ein runtergerocktes Kleinstadt-Universum voller Typen, die Heinrich Zille in einem Berliner Kiez des Jahres 1900 porträtiert oder vielleicht noch Kurt Tucholsky ebendort 1930 belauscht hätte.

Die Lesenden lernen auch die Frau an Glumms Seite kennen, „Die Gräfin“, wie er sie nennt; mit bürgerlichem Namen „Susanne Eggert“. Die Zeichnung auf dem Buchcover stammt aus ihrer Feder, weitere Zeichnungen finden sich im Buch.

Glumm schaut der Gräfin oft auf den Mund, immer wieder streut er Zitate von ihr in seine Geschichten.

Beim Lesen nehme ich oft ein leichtes Augenzwinkern wahr, an manchen Stellen muss ich lauthals lachen, an anderen wächst ein Kloß im Hals. Das nackte Leben ist eben nicht nur locker und flockig und schon gar nicht, wenn Einer Glumm heißt, ein Suchender geblieben ist und von sich selbst schreibt:

Ich bin Ende fünfzig, aber im Herzen immer noch zehn. Da fehlen allerhand Jahre. Wo sind die alle hin? Wer hat die mitgenommen? Hat die jemand abgeholt und ins eigene Leben eingebaut? Ob derjenige damit durchkommt? Ach soll er doch damit machen, was er will.“

S. 358

– oder –

Ich studiere mein Leben lang Gesichter. Ich bin ein ewiger Gesichtsstudent. Das Gesicht, mit dem man draußen in der Gesellschaft herumläuft und altert, ist ein anderes als das, welches man in sich trägt, das bleibt länger jung. Das hält bis zuletzt.

S. 356-357

Es ist die Mischung, die das Buch von Glumm lesenswert macht. Vielleicht nicht für Jede und Jeden, denn Vorsicht, hier geht es nicht um die schöne, heile Welt, hier geht es um Leben pur, um die Straße, das Kneipenleben, kleine Abenteuer und coole Aktionen, die vielleicht nicht für Jede und Jeden so cool sind. Hier geht es darum, dass Einer dem Leben und den Menschen auf’s Maul geschaut hat und auch um die Liebe, die Liebe zu diesem Leben, mit all seinen Widersprüchen, all seinen Absurditäten, all seinen Höhen und Tiefen.

Für mich als „Bahndamm-Kellerkind“ ist Vieles vertraut und auch der eine und andere Kumpel ist mir nicht fremd. Nie 1:1, aber so ungefähr. Ich denke an meine eigenen wilden Jahre, die durchgemachten Nächte, die Räusche, den Spaß, der manchmal ein jähes Ende fand, denen ein verkaterter Morgen folgte. Glumm erinnert mich an einige meiner Freunde, von denen manche nicht mehr leben und auch an meinen besten Freund, an seine jungen Jahre und seinen Weg. Und genau diesem werde ich in den nächsten Tagen das Buch in die Hand drücken, weil ich weiß, dass es ihm gefallen, auch er seinen Spaß, seinen Kloß im Hals haben, und sich erinnern wird.

Es ist nie selbig, es ist immer ein kleines bisschen anders und dann eben doch nicht.


Eine weitere Rezension:

Vom Zauber, Glumm zu lektorieren


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Sonntagsbild 12 2020

Fundstück

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Still sitzen Närrin und Narr. Jede.r schaut in eine andere Rechtung, sinniert, träumt, denkt. Singt vielleicht ein inneres Lied, träumt eine neue Geschichte, die im Uralten wurzelt, sieht einen Film, malt ein Bild – wer weiß das schon?

Natürlich können wir noch reisen. In die inneren Schatzkammern, in all die unbereisten Kontinente, die von Anbeginn auf eine Jede und einen Jeden warten. Alle Grenzen sind offen.

Und natürlich können wir noch über das Land streifen, es ist ja immer gerade nebenan. Um Wunder zu betrachten, sich von Pflanzen Lieder schenken zu lassen oder einen Geschmack, einen Duft. Um am Stamm eines Baumes zu lehnen und den zarten Apfelblütenduft wieder einmal zu riechen.

Eine Jede und ein Jeder ist Feld. Eine Jede und ein Jeder ist Teil eines Netzes, das größer ist als wir denken können.

Ich wünsche euch einen Sonntag mit Freuden und neuen Geschichten am alten Wegesrand.


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Pausenzeichen 01 2021

Die Geschichte von dem Nest und dem Ei

Es war einmal ein feines, kleines Vogelnest, ganz aus weichem Flaum und Haaren gewebt. Das lag im Sommer auf einem meiner Wege. So filigran, so fein. Bedächtig trug ich es heim. Da lag es nun in meiner guten Stube, ein einziges, gelbes Federchen streckte sich vorwitzig nach oben. Es schien auf etwas zu warten. Etwas, dass es behüten könnte. Es dauerte eine lange Weile.

Der Sommer wurde zu Spätsommer, dieser zum Herbst, der zum Frühwinter, zum Winter.

Es wurde Dezember. Bei Schwarzmond ging ich am Fluss spazieren. Äste wollte ich sammeln. Am Biberufer lag eine gefällte Weide. Ganz biegsam waren ihre Ästchen und mit prallen Knospen bestückt. Hieraus ließ sich ein feiner Schutz um das zarte Vogelnestchen flechten.

Es kam der zunehmende Halbmond des 13. Mondes in diesem Jahr. Mit ihm feierten Saturn, Jupiter und die Erde eine Hoch-Zeit, mitten in der Wintersonnenwendnacht. Ich musste es schon spüren, denn gezeigt haben sie sich nicht. Eine graue, dicke Wolkenschicht hatte sich über das Tal gelegt.

In dieser Nacht formte sich das Ei. Klein war es, perlmuttern sein Schimmer. Blau und grün und weiß und rosa. Und wie ich es drehte und wendete, zeigte sich ein Echsengesicht, ein Gnom, ein Schuhschnabel und ein Vögelchen – so eins, wie das Rotkehlchen eins ist.

Nun musste es nur noch behütet werden. Ein Schneckenhaus war die schützende Hülle. Widder, der uralte, stellte sich in den Osten.

In der Nacht des 13. Mondes brach die Schale.

Oh.

Stille.

Staunen.

Wie schön du bist.

Und wie standfest.

Die Flügel bereit. Die Hörner spüren Erde und All.

Und wie klug du bist. Jetzt schon.

Ich mag deinen Schelm.

Willkommen!

Die Ur lächelt –

ich auch.

Von guten Mächten begleitet.


Und genau das wünsche ich euch allen auch. Seid behütet in diesem neuen Jahr. Glück und Segen auf eure Wege.



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Die Halkyonischen Tage beginnen

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In der heutigen Nacht ist der letzte Neumond in diesem Jahr, es beginnen die Halkyonischen Tage und damit die Woche des Nestbaus.

Wir sind jetzt 13 Frauen im imaginären Kreis.  Zwölf Frauen haben mir geschrieben, dass sie sich meiner Idee anschließen möchten. Wie ich mich darüber freue!

Für mich heißt das, dass ich mich etwas früher als sonst zurückziehen werde. Bis zum 07. Januar 2021 werde ich nicht im Internet aktiv sein, werde nur allernotwendigste Mails beantworten, so wenig wie möglich telefonieren, ich werde niemanden besuchen und auch keine Gäste empfangen, um mich ganz dieser besonderen Zeit und dem Ritual hingeben zu können.

Ich bin sehr auf unsere Geschichten gespannt und was jede einzelne ausbrüten wird!


An dieser Stelle möchte ich mich bei allen meinen Leserinnen und Lesern bedanken, die mir über das Jahr treu geblieben sind und mich mit vielen Kommentaren immer wieder beglückt haben.

Dank der Unterstützung von Vielen hat sich mein Hut in diesem Monat, wie auch schon im April/Mai gut gefüllt. Das erfüllt mich mit tiefer Dankbarkeit.

Ich wünsche euch allen eine spannende Zeit, friedlich fröhliche Weihenächte, magische Rauhnächte und einen lichtvollen Übergang.

Ich grüße jede Einzelne/jeden Einzelnen von Herz zu Herz. Bleibt gesund!


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Sonntagsbild 46 2020 und eine Idee

Der blaue Vogel oder die Halkyonischen Tage

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Vor kurzem sind mir zum ersten Mal die „Halkyonischen Tage“ begegnet. Ich fand sie bei meiner Blogfreundin „Blaue Feder“ https://blauefeder.home.blog/2020/11/20/14354/. Weil ich aber nicht ganz schlau daraus wurde, schaute ich bei Wiki nach:
https://de.wikipedia.org/wiki/Halkyonische_Tage Jetzt sah ich schon klarer und dann hat es auch nicht mehr lange gedauert, dass mir ein Ritual für die Zeit der Halkyonischen Tage, der Wintersonnenwende und den Rauhnächten eingefallen ist.

Ja, nach diesem außergewöhnlichen Jahr möchte ich den Jahresausklang rituell begehen. Allein. Aber gerne im Herzen mit anderen verbunden.

Ich finde, dass die Welt neue Visionen, neue Geschichten und neue Ideen braucht. Jede und jeder kann sich von diesem Ritual gerufen fühlen. Jede und Jeder macht es auf ihre/seine ganz eigene Weise oder eben auch nicht. Rituale haben Kraft und Kraft braucht die Welt, wie eben auch neue Geschichten!

Nur noch eins, bevor ich das Ritual beschreibe, ich sagte ja schon vor einiger Zeit, dass ich festgestellt habe, dass immer mehr Menschen von der Angst getrieben sind, Angst vor dem Virus, Angst aus der Ungewissheit heraus, wie sich unser aller Zukunft entfalten wird. Wir sind nicht ausgeliefert. Jede und Jeder kann etwas dazu beitragen, dass dieser wunderschöne Planet auch für die nächsten sieben Generationen und darüber hinaus ein sicherer und zauberhafter Ort bleibt und er gesunden kann.

Corona und der Klimawandel sind eine große Herausforderung und eine Chance für einen Wandel – einen Wandel zum Guten, zum Lebensbejahenden, zur Freude und für mehr Liebe in dieser Welt.

Zurzeit geht eine Spaltung durch das Land, durch die Welt, ja, auch durch den Kreis der Freundinnen und Freunde. Das muss nicht sein! Jede Angst hat ihre Berechtigung. Es geht nicht darum andere von der eigenen Meinung zu überzeugen, es geht darum Jede und Jeden ernst zu nehmen. Auch zu halten, wenn es das braucht, wenn Die- oder Derjenige das möchte. Und es geht immer wieder darum die/den Anderen anders sein zu lassen, statt Türen zuzumachen.

Juli Zeh, ihres Zeichens Schriftstellerin, Juristin und Richterin am Verfassungsgericht des Landes Brandenburg, schreibt Folgendes:

„Wir haben in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein wertvolles Geschenk erhalten: eine Gesellschaft, in der wir angstfrei miteinander leben und reden können. Lasst uns die Gesundheit der Gesellschaft schützen, indem wir den AHA-Bestimmungen drei SOS-Regeln zur Seite stellen: Sensibilität im Umgang mit fremden Ängsten, Offenheit für abweichende Positionen, Sorgfalt beim Formulieren der eigenen Ansichten…“

Doch nun zu den Halkyonischen Tage und dem Ritual, das ich euch vorschlagen möchte:

Beginn ist Montag, 14.12. am Neumondabend. Hier beginnen die Halkyonischen Tage und der Nestbau (bitte lies erst bei Wiki, falls du Interesse hast, sonst ist das jetzt nicht verständlich!). Möge es ein schönes, ein gemütliches Nest für das Ei werden! Das Ei wird am Mo., 21.12. zur Wintersonnenwende, zum zunehmenden Halbmond hineingelegt. Wie genau schaut das Ei aus, ist es groß, klein, mittel, ist es golden, blau, oder beige mit bunten Punkten oder…? (Zur Erinnerung: das alles sind symbolische und visuelle Handlungen! Sie können in Worte gefasst, in Bildern dargestellt werden. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt!)
Am 21.12. beginnt also die Zeit der Bebrütung, sich eine Woche auf dieses Ei zu setzen, in es hinein zu spüren, es mit durch die Tage zu tragen und es dabei immer schön warm zu halten. Vielleicht ist am Abend Zeit, um einmal in Stille auf dem Ei zu hocken, mit ihm zu sprechen, so wie einige von uns einst mit dem kleinen, werdenden Wesen in ihrem Bauch gesprochen hat – gibt das kleine, werdende Wesen eine Antwort? Und wenn, welche? Vielleicht schreibst du die Antwort auf, um sie zu bewahren.

Dann kommt der Tag der Geburt, am Montag, 28.12. darfst du gespannt sein, was sich da aus der Schale schält. Vielleicht braucht es etwas länger und schlüpft erst am 30.12., in der Nacht des Vollmondes. Wie auch immer noch und was auch immer es sei, behüte es wie einen Schatz und trage es durch den neuen Jahreskreis bis zur nächsten Wintersonnenwende. Dann ist das „Küken“ groß geworden und es gibt bestimmt einige Abenteuer zu berichten. Wenn alles gut gegangen ist, dann sind neue Geschichten, frische Ideen geboren, die du mit Freundinnen und Freunden an einem Feuer teilen, und in die Welt tragen kannst.


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Eine Buchempfehlung

Geschichten erzählen

Seit vorgestern habe ich einen neuen Schatz in meiner Stube! Es ist das neue Buch von Cambra Skadé, mit der ich auf unterschiedlichsten Ebenen von Herz zu Herz verbunden bin.

Ich möchte gar nicht viele Worte machen, sondern lieber Cambra kurz hier selbst erzählen lassen. Aus ihrem ersten Kapitel „Eingeleitet“

Wenn wir Geschichten erzählen, befinden wir uns in einem Schöpfungsakt. Mit unseren Geschichten erschaffen und vergrößern wir Heilsein und Imbalancen, Lebendigkeit oder Versehrtheit. Wir gehen diese oder jene Wege. Unsere Menschheitsgeschichten sind gerade alles andere als lebensdienlich. Sie bedürfen vieler neuer Geschichten voller Heilkraft. Als Teil der jüngsten Geschichte der Menschheit sind wir alle gefragt, an den neuen Geschichten für eine tragende Erdengeschichte und ihre Zukunft mitzuwirken.

Heilkunst ist es, die Geschichte zu verändern und somit die Wahrnehmung. Diese wiederum trägt uns zu veränderten Erfahrungen und weiter zu einem veränderten Geist. Dem wird die Form folgen, die Systemveränderung. Geschichten sind die großen Wandlerinnen.

Cambra Skadé ist nicht nur eine Geschichtenerzählerin, sondern auch eine gestaltende Künstlerin. So ist ihr neues Buch wieder ein Buch voller Geschichten und Bilder, sozusagen ein Bilderbuch für Erwachsene; eine Quelle, eine Inspiration dafür, den eigenen Geschichten zu lauschen, sie aufzuschreiben und sie in die Welt zu tragen. Für die Heilkraft und eine Zukunft für die nächsten sieben Generationen – mindestens.

Lasst uns neue Geschichten finden. Sie sind alle schon da, wir müssen sie nur pflücken.

Wenn du noch ein Weihnachtsgeschenk suchst oder dir selbst eine Freude machen möchtest, dann kann ich dir dieses Buch ans Herz legen. Wie alle Künstlerinnen und Künstler knabbert auch Cambra an einem immer härter werdendem Brot, Unterstützung kann auch sie gut gebrauchen. Für die Freude, die Solidarität und die gegenseitige Unterstützung!

Ich konnte dies nur machen, weil ich durch euch und eure zahlreichen Bestellungen meiner Bilder, Poster und Postkarten einen wunderbaren Segen bekommen habe, für den ich aus tiefstem Herzen dankbar bin. Unterstützung sollte immer gegenseitig sein, nicht wahr!


Wer Cambra Skadé noch nicht kennt, die/ der schaue doch bitte einmal hier → https://cambraskade.blog/


Im Laufe der nächsten Woche werde ich euch ein weiteres Buch ans Herz legen, lange schon geplant und doch nie Raum dafür gehabt, nun wird es bald soweit sein.


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