Jetzt, angekommen im späten Sommer, wird es Zeit hier den Faden wieder aufzunehmen.
Ich schreibe euch von meinen Sommertagen, meinen Gedanken, meinen Gefühlen. Ich schreibe, weil ich euch endlich wieder einmal schreiben will und weil ich auch endlich wieder schreiben kann.
In diesem Jahr habe ich und das mich umgebende Land Glück gehabt, nur im Juni und Anfang Juli legten sich wieder die Sorgenfalten über meine Stirn: würde der Wald eine weitere Hitzeperiode überstehen, werden das Getreide und das Gemüse auf den Feldern und in den Gärten genügend Wasser abbekommen? Lernen die Menschen? Lernen die Landwirt=innen? Leider nicht oder sage ich lieber, leider nur die wenigsten. Es wird weiter geflogen was das Zeug hält und mit Campern durch die Lande gedüst. Es muss eine Tortur für diese Menschen gewesen sein, als der Lockdown uns alle zwang die Freuden in der nahen Umgebung zu finden … was finden sie jetzt?
Hier im Norden hat es also genug geregnet, die Bauern konnten ihre Ernten einfahren, Feldbewässerungen sehe ich keine mehr, aber das ist an anderen Orten natürlich ganz anders und die vielen Brände in der Welt erzählen ebenfalls eine ganz andere Geschichte und die treiben mir – bei allem persönlichen Glücklichsein – doch wieder Sorgenfalten auf die Stirn. Solidarität ist leider ziemlich aus der Mode gekommen, Solidarität mit Menschen, die nicht das Glück des Regens kennen, Solidarität mit Menschen, die nur noch von dort weglaufen können, wo sie geboren wurden und doch im heiß ersehnten Europa ihr Glück kaum finden werden.
Ich verbiete mir mein persönliches Glücklichsein nicht mehr, ich darf glücklich sein, auch wenn viele andere Menschen unglücklich sind. Vielleicht kann ich sie ja mit meinem kleinen Licht ein bisschen erwärmen.
Vielleicht ist das überhaupt meine – und vielleicht auch deine – Aufgabe, meine Liebe und mein Licht in diese Welt zu tragen.
Die Liebe ist mein roter Faden, von der Quelle bis zur Mündung, ganz im Sinne davon, dass Liebe mehr als ein Du ist.
Das ist meine spätsommerliche Ernte und mein Glücklichsein: Zufriedenheit mit der, die ich geworden bin; Zufriedenheit mit dem, was mein kleines Leben unmittelbar betrifft; die Gewissheit, dass die Entscheidung wieder alleine unterwegs zu sein goldrichtig war. Vorbei sind Hader, Verzweiflung und Klagen, es war gut so lange zu schweigen.
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