Momente des Glücks 04

Ich stand auf der obersten Sprosse des Glücks, und mit den obersten Sprossen des Glücks hat es eine merkwürdige Bewandtnis. Sie lassen einem zu wenig Spielraum. Man verbeißt sich geradezu ins Glück und ist strengendstens darauf bedacht, es in seiner gesamten Fülle zu halten. Man weiß, dass es nicht höher hinaufgeht, aber man weiß sehr wohl, dass es einen Abstieg gibt. Außerdem weiß man, wenn man ein gewisses Alter erreicht hat, dass es keinen Dauerzustand gibt. Dieses Wissen macht unruhig, mitunter sogar ängstlich. Das Glück wird zu einem Trapezakt, und ein Trapezakt erfordert höchste Konzentration. Da sind ein Paar Hände, die einen im leeren Raum auffangen und halten, und auf die muss man sich konzentrieren. Alles andere ist auszuschalten – jeder unberechtigte Gedanke, jede von außen oder innen kommende Irritation, jede sich anschleichende Vorahnung, jedes Wort, das aus dem Zuschauerraum zu einem heraufdringt, jedes tanzende Licht, das den Blick abzulenken versucht. Kurzum, man muss sich verkapseln, auf sein Können verlassen und an den Erfolg glauben, hundertprozentig.

Aber ein Trapezakt dauert immerhin nur ein paar Minuten. Dann ist er überstanden, und man kann sich entspannen. Während ein Zustand höchsten Glücks ja gar nicht überstanden werden darf. An eine Entspannung ist demnach nicht zu denken. Man muss auf der Hut sein und darf nicht locker lassen, vom Moment des Erwachens an bis zum Moment des Einschlafens. Auf diese Weise wird das Glück zu einer tagesfüllenden, anstrengenden Beschäftigung.

(…) Glück ist ein ständiges Auf und Nieder und daher ein ebenso unvollkommener Zustand wie jeder andere. (…) Dass mein Glück dieser traumtänzerischen Auffassung nicht standhalten konnte, dass es mit mir zusammen auf der obersten Sprosse zu erstarren drohte, das merkte ich nicht.

Angelika Schrobsdorff – Der Geliebte – Seite 255 in der Taschenbuchausgabe des dtv



Diese Passage sprang mir entgegen, als ich vor ein paar Wochen das wunderbare Buch von Angelika Schrobsdorff gelesen habe. Ein Hoch auf die öffentlichen Bücherschränke und ihre verborgenen Schätze! Ja, manchmal muss ich ein bisschen wühlen, um fündig zu werden. So, wie ich manchmal nach dem Glück Ausschau halte, das sich dann aber nicht adhoc zeigt, so, wie es sich nicht festhalten lässt, wenn es erscheint. Das Glück ist noch nicht einmal das tragende Netz unter dem Trapez, es ist eine Erinnerung, ein kurzer Moment in all dem Auf und Ab des Seins. ‚Der Geliebte‘ war und ist ein Glücksfund und gehört nun zu den Büchern, die ich nicht, nun gelesen, wieder zurück in den öffentlichen Bücherschrank stellen werde.



Wenn auch du einen Moment des Glücks oder deine Gedanken zum Glück teilen möchtest, dann verlinke doch deins mit diesem Beitrag im Kommentarstrang. Am Ende des Monats veröffentliche ich alle bis dahin gesammelten Momente des Glücks.

Willkommen!



Die Zusammenfassung vom März kann ich erst jetzt mit euch teilen, da das Ende des Monats auf Ostern fiel.

Im März beteiligte sich Brigwords – herzlichen Dank dafür

Momente des Glücks/Abschied

Zwar hatte Myriade gar nicht im Sinn diesen Beitrag meinem Projekt zuzuordnen, aber wir haben uns darauf geeinigt, dass er wunderbar hierzu passt. Nochmals meinen herzlichen Dank dafür!

Sind nicht Zufriedenheit und Entspannung Grundlagen für die Momente des Glücks? Mehr könnt ihr hier lesen -> https://laparoleaetedonneealhomme.wordpress.com/2024/03/30/freitag-29-marz-2024-richtig-blau/

Meinen dritten Beitrag findest du hier ->https://cafeweltenall.wordpress.com/2024/03/15/momente-des-gluecks-03/

Momente des Glücks im Februar

All dieses Sprießen – das Glück des Februars

Herzlichen Dank an alle, die ihren Glücksmoment im Februar mit diesem Projekt geteilt haben!

Karfunkelfee hat mir ihren Moment direkt in den Kommentarstrang geschrieben, sodass ich ihn hier für alle zugänglich machen möchte.

von  https://karfunkelfee.wordpress.com/

Liebe Ulli,
Meinen letzten unverdünnten Glücksmoment erlebte ich beim Winterwaldwandern am vergangenen Sonntag. Ich hörte ein leises Geräusch im Gebüsch und blieb lauschend stehen. Ein Hase äugte zu mir herüber. Er rannte nicht davon, so, wie der Wind stand, musste er mich auch gewittert haben. Doch er zeigte kein Fünkchen Angst, blickte mir geradeaus und neugierig in die Augen. Der magische Moment dauerte nur eine Minute, die sich wie eine andere, eine traumähnliche Dimension anfühlte, in der Zeit keine Rolle spielt.  Wir sind alle verbunden und Meister Lampe lehrte mich an diesem Tag etwas über Angst. Dann trottete er einfach davon, gemächlich wie ein zufriedener alter Krieger, der nach Hause geht.
Mein Beitrag und mein Dank an Deine schöne Idee.
Liebe Grüße
Amélie –

von https://rosasblog54.com

Für die Ewigkeit

von https://brigwords.com/2024/02/09/momente-des-glucks-noch/

und mein Beitrag -> https://cafeweltenall.wordpress.com/2024/02/02/momente-des-gluecks-02/



Im März geht es weiter. Ich freue mich über jede und jeden Moment, gerade und weil die Welt so ist wie sie ist! Uns allen zur Freude.

Wenn du dich beteiligen möchtest, dann verlinke doch bitte deinen Beitrag im Kommentarstrang mit diesem, damit ich dich finden kann. Merci.

Die Kraft der Mythen

Der graue Himmel dominiert auch dieses Wochenende, mal mit, mal ohne Regen und Nebel.

‚Forschen, lesen, sinnieren – die Spaziergänge eines Wintertags‘, so schrieb ich es gestern einem Freund.

Hinzu kam noch eine Hörpost einer Freundin dazu. Wir sprechen seit 2020 zueinander über das, was uns gerade bewegt, worüber wir forschen. Manchmal treffen sich die zu beackernden Flächen, mal folgt jede ihrem, aber immer ist es inspirierend! Zurzeit ist unser Thema ‚Mythologien‘ – wahrlich ein weites Feld!

‚Winterzeit ist auch Märchenzeit‘, schrieb ich vor vielen Jahren. Märchen und Mythologien, Geschichten, die einst und vielleicht auch noch heute hier und da am Feuer erzählt wurden und werden.

Cambra Skadé schrieb das Buch ‚Geschichtenklang‘ und plädiert – wie auch ich und andere – dafür, uns unsere Geschichten zu erzählen, neue Mythologien zu weben, um sie am Feuer zu teilen und die Jüngeren zu inspirieren. Und wie ich gestern erneut darüber sinniere, geht mir durch den Kopf, dass meine Novelle ‚Die kleine blaue Frau träumt Meer‘ solch eine neue, moderne Mythologie ist – eine Geschichte über eine Initiation, über einen Weg.

In unserer aufgeklärten Welt kann ich natürlich mit so einem Buch keinen Blumenstrauß gewinnen und nur wenige hinter dem Ofen hervorlocken und schon gar nicht einen Verlag dafür gewinnen, was ich aber eh schon längst nicht mehr will. Wichtig ist, dass ich die Geschichte geschrieben habe.

Nachdem ich der Freundin gelauscht hatte, ihren Gedanken und Fragen noch nachhing, fiel mir ein Buch von Joseph Campbell – ‚Die Kraft der Mythen‘ ein, das schon sehr lange in meinem Bücherregal steht, ohne es je zuende gelesen zu haben. Gestern nahm ich es wieder einmal heraus, übersprang die lange Einleitung und las das erste Kapitel noch einmal.

Gerne hätte ich der Freundin ganze Passagen vorgelesen, da sie so passend zu unserem Austausch sind, stattdessen mag ich hier einige Passagen unkommentiert mit euch teilen. Die Freundin liest ja mit: huhu, ich winke dir zu!

Joseph Cambell im Austausch mit Bill Moyers (Journalist)

C: Eines unserer Probleme heutzutage ist, dass wir mit der Literatur des Geistes nicht vertraut sind. Wir interessieren uns für die Nachrichten des Tages und die Probleme der Stunde. Früher einmal war die Universität gewissermaßen ein hermetisch abgeriegelter Bereich, in dem die Tagesnachrichten einem nicht in die Quere kamen bei seiner Aufmerksamkeit auf das innere Leben und auf das herrliche Menschenerbe, das wir in unserer großen Überlieferung haben – Platon, Konfuzius, Buddha, Goethe und andere, die von den ewigen Werten sprechen, bei denen es um die Sammlung unseres Lebens in der Mitte geht. Wenn man älter wird und für die täglichen Dinge alle gesorgt ist und man sich dem inneren Leben zuwendet – tja, wenn man dann nicht weiß, wo es ist oder was es ist, wird es einem leid tun.

C: Griechisch und Latein und biblische Geschichten gehörten früher zur Allgemeinbildung. Als sie fallengelassen wurden, ging eine ganze Tradition abendländischen mythologischen Wissens verloren. Früher waren diese Geschichten den Menschen gegenwärtig. Wenn eine Geschichte einem gegenwärtig ist, dann erkennt man ihre Relevanz für etwas, was einem im eigenen Leben passiert. Man kann das, was einem widerfährt, in Perspektive sehen. Mit dem Verschwinden all dessen haben wir wirklich etwas verloren …

C: Lesen Sie Mythen. Sie lehren einen, dass man sich nach innen wenden kann, und man fängt an, die Botschaft der Symbole zu verstehen. Lesen Sie die Mythen anderer Völker, nicht die Ihrer eigenen Religion, weil man dazu neigt, die Aussagen der eigenen Religion als Tatsachen aufzufassen – aber wenn man die anderen liest, fängt man an die Botschaften zu verstehen …

Es fehlen in unserer modernen Welt aber nicht nur die Vermittlung der Mythologien in den Schulen, sondern auch die Rituale, ganz besonders die Initiation der jungen Menschen in eine Gemeinschaft, in den eigenen Platz in der Welt. Dazu sagt Cambell:

C: Der Mensch sollte nicht im Dienst der Gesellschaft stehen, die Gesellschaft sollte im Dienst des Menschen stehen. Wenn der Mensch im Dienst der Gesellschaft steht, bekommt man einen Monsterstaat, und das ist es, was die Welt just in diesem Augenblick bedroht.

M: Was bekommt man, wenn eine Gesellschaft keine wirkungsvolle Mythologie mehr besitzt?

C: Genau den Zustand, den wir haben. Wenn man herausfinden will, was es heißt eine Gesellschaft ohne Rituale zu haben, lese man die New York Times.

M: Und man findet?

C: Die Nachrichten des Tages, darunter von zerstörerischen und gewalttätigen Handlungen junger Menschen, die nicht wissen, wie man sich in einer zivilisierten Gesellschaft aufführt.

M: Die Gesellschaft gibt ihnen keine Rituale an die Hand, durch die sie Mitglieder des Stammes, der Gemeinschaft werden. Alle Kinder müssen zweimal geboren werden, damit sie lernen, sich in der heutigen Welt vernünftig zu bewegen und die Kindheit hinter sich zu lassen …

M: Mythen sind Geschichten unserer ewigen Suche nach Wahrheit, Sinn, nach Bedeutung. Wir alle müssen unsere Geschichten erzählen und unsere Geschichte verstehen. Wir alle müssen den Tod verstehen und mit dem Tod fertig werden, und wir alle brauchen bei unseren Übergängen von der Geburt ins Leben und dann in den Tod Hilfe. Damit das Leben etwas bedeutet, müssen wir das Ewige berühren, das Geheimnisvolle verstehen, herausfinden, wer wir sind.

C: Die Leute sagen, dass wir alle nach einem Sinn des Lebens suchen. Ich glaube nicht, dass es das ist, was wir wirklich suchen. Ich glaube, was wir suchen, ist eine Erfahrung des Lebendigseins … Wir sind so sehr damit beschäftigt, alles mögliche zu tun, um äußere Werte zu erreichen, dass wir darüber den inneren Wert vergessen, die Lust, lebendig zu sein, um die es eigentlich allein geht.

C: Mythen sind Schlüssel zu den geistigen Entwicklungsmöglichkeiten des menschlichen Lebens.


Und wieder einmal freue ich mich über und auf meine ‚Arbeit‘ mit den Jugendlichen und jungen Erwachsenen, auf unsere Geschichten am Feuer und die Rituale. Manche ‚meiner‘ Jugendlichen sind jetzt schon junge Erwachsene und kommen doch immer wieder. Weil sie sich genährt fühlen, weil sie sich besser kennen lernen durften und weil die Eine und der Andere dadurch einen Platz in unsere Gemeinschaft einnehmen konnte. Das nächste Mal treffen wir uns in der Woche vor Ostern.

Und wie herrlich es ist, nun Rentnerin zu sein! Die Kinder groß und selbständig zu wissen, die Enkelkinder nun auch schon auf dem Weg zu ihrem ersten großen Übergang sind, habe ich nun endlich die Zeit mich den vielen Büchern intensiv zu widmen, die ich einst gekauft, angelesen habe, aber nie wirklich den Raum hatte in sie tief einzutauchen.


Joseph Campbell -> https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Campbell

Bill Moyers -> https://de.wikipedia.org/wiki/Bill_Moyers

Gier, Hass und Verblendung

copyright: https://de.wikipedia.org/wiki/Lebensrad#/media/Datei:Trongsa-Dzong-232-Rad_des_Lebens-Kreise_1_und_2-2015-gje.jpg 

Gier, Hass und Verblendung (im Sinne von Unwissenheit) sind aus buddhistischer Sicht die drei Geistesgifte, die es zu überwinden gilt.

Je länger ich in meinem Leben forsche und meine Erfahrungen mache, umso besser begreife ich den Zusammenhang: eins bedingt das andere. Deswegen werden die drei Geistesgifte oft so dargestellt, dass eins an dem Schwanz des anderen hängt, drei Tiere, die einen Kreis bilden (auf der hier gezeigten Abbildung ist es etwas anders).

Trotzdem erscheint es mir Zurzeit, dass die Gier der Anfang allen Übels ist. Dazu fand ich im Buch: ‚Die Ratsfeuer der sieben Welten“, geschrieben von Jamie Sams und Twylah Nitsch (Enkelin und Großmutter des nordamerikanischen indigenen Stamms der Seneca), folgendes:

Das Leben der Klans hatte sich langsam verändert. Sorglosigkeit und der Wunsch, das Schicksal des Klans zu kontrollieren, hatten die gute Medizin verwüstet. (…) die Sprache enthielt jetzt Verachtung und hässliche, kritische Worte. Der Feind Gier war wieder an die Oberfläche getreten, und durch diesen Geist der Vergangenheit hat die Wichtigtuerei die Herzen einiger aus dem Volk gestohlen. Der Wunsch nach Gemeinsamkeit und Gleichheit war untergepflügt worden, und die neuen Samen der Begierde nach Kontrolle wuchsen zu Disteln stolzer Feindschaft und des Unmuts heran.

Kontrolle anstelle von Vertrauen, die Macht Einzelner über die Gruppe anstelle von Gemeinschaft und Gleichheit sind bis heute Hürden im menschlichen Miteinander, das sich oft nur noch als Gegeneinander zeigt. Konkurrenzgedanken, Machtgelüste, Vergleiche und Bewertungen in gutes und in schlechtes Leben lassen Gemeinschaften zerbrechen und verdorren.

Die gute Medizin sind Liebe und Mitgefühl, die Erkenntnis, dass alles mit allem verbunden ist und dass Dankbarkeit und Demut, liebende Güte, Aufrichtigkeit und ein offenes Herz allen Lebewesen gegenüber, erst den Mensch zum Menschen macht.

Schlichte Wahrheiten, die aber durchdrungen werden wollen, bevor sie sich wirklich manifestieren können. Ein kurzes Nicken und dann ein Weitergehen reichen hierfür lange nicht aus. Es geht immer noch tiefer.

In unserer Zeit zeigt sich die Gier in reinster Form: Haben (-wollen) statt Sein, andere beherrschen, auf Kosten von Anderen leben, nicht teilen (wollen), betrifft nicht nur die Menschheit, sondern den ganzen Planeten mit all seinen Erscheinungsformen.

Die Unwissenheit, zu der auch die Ignoranz gehört, führen zu der Haltung von: Weiter-so und dem Glauben an ein ewiges Wachstum. Zerstörung von Natur und deren Ausbeutung sind die Folgen. Angst regiert die Welt, nicht die Liebe. Und das kann nicht gut gehen!

Wir leben in einer Zeit des Umbruchs, ob er am Ende Untergang oder Übergang genannt wird, liegt an jeder und jedem Einzelnen.

Ob mir das keine Angst macht, fragst du. Mir machen die Menschen Angst, die Gewalt und Hass in ihrer Verblendung und ihre Gier säen. Mein Glauben und mein Vertrauen aber, dass die Natur am Ende stärker als die Menschheit ist, tragen mich, lassen Liebe und Mitgefühl wachsen – ein Ende ist nicht in Sicht.

Ob mich das nicht wütend macht, fragst du? Doch, manchmal schon, aber meistens macht mich die Menschenwelt und ihre Auswüchse traurig. Ich weiß vielleicht mittlerweile zu viel, als dass die Wut mich noch permanent regieren könnte.

Horoskope und Orakel

Am Ende des alten oder am Anfang des neuen Jahres besuche ich gerne die Seite von Luisa Francia, um ihr Horoskop zu lesen: http://www.salamandra.de/mondo-cane/

Ich mag ihre Haltung:

Astrologie gibt nicht vor wie man das Leben zu leben hat, schreibt nichts fest, behauptet keine unumstößlichen Tatsachen oder Wahrheiten. Für mich ist Astrologie eine wunderbare Möglichkeit mit den Einflüssen aus dem Universum zu spielen und sie zu nutzen (oder zu erfinden, denn erfinden heißt ja etwas finden, das irgendwo schon da ist).

Es ist unsere Aufgabe, die Kräfte zum Besten zu nutzen. Persönliche Annehmlichkeiten und Krisen zurückzufahren und wohltuende Energie in den großen gesellschaftlichen Raum zu verströmen.

Nichts ist in Stein gemeißelt, wenn es um die Sterne und ihre Deutungen geht. Dennoch weiß ich gerne, wie die Planeten zueinander stehen und was es für mich heißen KÖNNTE.

So geht es mir auch mit meinen Karten, die ich während der Rauhnächte ziehe, jeden Abend für einen Monat, eine für das Jahr. Sie sind zu meinen beständigen Begleiterinnen geworden, zeigen wo die Kraft für mich liegt, wo die Herausforderungen und Lernfelder liegen.

Erstaunlich finde ich in diesem Jahr, dass die Freundlichkeit und das Mitgefühl sehr weit oben rangieren. Vielleicht und gerade, weil manchmal der Eindruck entsteht, dass es außer Hass und Hetze nichts anderes mehr gibt.

Luisa schreibt:

Auf jeden Fall sollten wir ganz individuell und im privaten Bereich alle Möglichkeiten nützen, um friedliche freundliche Energie zu verbreiten. Das Einzige was wirklich wichtig ist:

Freundlichkeit und Mitgefühl.

Freundlichkeit und Mitgefühl passen wunderbar zu meinen Gedanken zur Zuversicht.

Außerdem fallen mir immer wieder die Briefe von Rosa Luxemburg ein, die sie aus dem Gefängnis heraus an ihre Freunde und Freundinnen geschrieben hat. Als Gruß unter ihre Berichte schrieb sie häufig: Bleib(t) heiter.

Vielleicht seufzt jetzt jemand und fragt sich, bitte, wie soll ich in dieser Welt noch heiter bleiben? Vielleicht hilft es sich zu erinnern in welcher Zeit Rosa Luxemburg lebte und wirkte oder die Erinnerung an den Film: Das Leben ist schön

Solange ich mich erinnern kann, sind Menschen und ihre behaltene Heiterkeit – trotz größter Unbill in der Welt – meine Vorbilder. Ich helfe nichts und niemanden, wenn ich griesgrämig bin und/oder mich von meinen Ängsten bestimmen lasse!

Ja, es braucht Mut und Entschlossenheit in diesen Zeiten, es geht um nicht weniger als um den Erhalt der Demokratie – und es geht darum endlich über echte Demokratie nachzudenken. Es reichen die Lippenbekenntnisse im Netz nicht mehr aus. Kante zeigen, Rückgrat behalten, sich und seinen Idealen treu bleiben und dazu stehen, das sind meine Herausforderungen und Ziele, vielleicht sind es ja auch deine.

Auf den Punkt gebracht heißt es für mich: bleib(t) menschlich!

Ein letztes Zitat von Luisa Francias Seite:

WHEN ALL IS LOST – DREAM

Ich möchte das Zitat gerne etwas ummodeln:

Wenn alles verloren zu sein scheint – träume mutig!

Wenn ich an meinem Ende angekommen bin, möchte ich in den Spiegel schauen können.

Hinterherhinken

Etwas spät

Seit Tagen will ich euch darauf aufmerksam machen, dass bei der lieben Graugans, wie in jedem Jahr, die 24T begonnen haben, heuer sind es ‚Die Mutmaßungen über die Freiheit des Scheiterns‘. Ich habe mich sehr gefreut, dass mich auch in diesem Jahr Margarete hierzu eingeladen hat.

Und heute sind meine Gedanken dazu erschienen – Willkommen, viel Spaß und hoffentlich auch Inspirationen zum Thema beim Lesen. Ich habe schon einige davon eingesammelt, als ich die bisher schon erschienen Beiträge gelesen habe.

24 T. – Mutmaßungen über die Freiheit des Scheiterns, Tag 4: Ulli Gau

Reifen

Manche Bilder müssen reifen – nachreifen – für das Bewusstsein vergessen – irgendwo schlummernd in einem der unteren Gewölbe – bis ein Licht darauf fällt, eins der seltenen – so eins wie alle 108 Monde einmal – ein neues, ein anderes Licht als zuerst – und dann ist es mir egal, ob ich das Bild schon einmal gezeigt habe oder nicht – es hat einen neuen Wert – ein anderes Gesicht – es ist der Blick darauf.

Währenddessen … das Waldkäuzchen ruft – es ist das Männchen – manchmal antwortet das Weibchen – wie schön es ist immer weiter zu lernen!

Wie interessant, schön, ja sogar aufregend ist es im Körper einer reifen Frau zu stecken! Der gemäßigte Gang, der Wiegeschritt – ihr wisst schon. Kleines wissendes Lächeln – manchmal – das Leben ist eine Narretei!

Ob ich jetzt schon nachreife?

Einen Rhythmus finden

#Montagsblogeintrag I

Mir gefällt, was derzeit Frau Graugans und auch Frau Kraulquappe bei sich machen: jeden Montag einen Eintrag schreiben und das erzählen/schreiben, was gerade ist. Mir gefällt auch und besonders, dass es ein Montag ist, der Anfang einer neuen Woche – vielleicht als Symbol, jetzt, wo ich am Anfang eines neuen Blogrhythmus stehe und sich so vieles geändert hat.

Vieles ist noch ungefähr und doch, wenn ich genau hinschaue, dann erahne ich, sehe ich schon so Manches –

draufklick = großes Bild

wie diese Blüte …

Wie Innen, so Außen, wie neu und klar, wie klar und ungefähr, wie ungefähr und festen Schritts, wie fester Schritt im Morgennebel, wie sich lichtende Morgennebel und klarer blauer Himmel, wie klarer blauer Himmel und leuchtende Herbstblumen – im Garten.

Manchmal, wenn ich im Garten werkel, denke ich an Hannah Höch. Sie hat das Dritte Reich in ihrem Haus in Berlin Heiligensee überlebt – in ihrem Haus und ihrem Garten. Noch heute kann man diesen prachtvollen Garten besuchen, wenn mensch sich vorher anmeldet.

Die meisten ihrer Künstlerfreundinnen und -freunde waren geflohen, im Krieg oder Schlimmeres oder tot. Manchmal fühlte sie sich einsam. Der Garten spendete Trost, Freude und die Pflanzen wurden zu Freundinnen.

– Die Gallerie öffnet sich, wenn du eins der Bilder anklickst –

Ich fühle mich gerade jetzt und hier nicht einsam, auch sind meine Freundinnen und Freunde weder geflohen, noch im Krieg, noch tot und trotzdem habe ich heute darüber sinniert, ob mir mein Garten auf Dauer Trost und Freude spenden würde – ja, würde er!

Jede Blüte feier ich. Jedes Kraut ehre ich, schneide es auch, trockne es für die Teedosen und Gewürzgläser.

Und doch … wie wäre es, wenn ich wüsste, dass um mich herum der Mob tobt und vielleicht schon morgen auch vor meiner Türe stehen könnte? Wie wäre es, wenn ich wüsste, dass alle meine Freundinnen und Freunde weit weg wären oder im Krieg oder in Gefangenschaft oder tot? Wie würden dann meine Bilder aussehen?

Die Zeiten sind unsicher und was kommt, weiß niemand von uns wirklich voraus zu sehen. Manchmal beschleichen mich Ahnungen. Ungute. Die Stimmung in Deutschland ist keine gute und der Mob formiert sich, hetzt, stachelt auf, verteilt Fehlinformationen und die Schafe blöken.

Einen sicheren Ort in einer verunsicherten Welt zu haben ist ein Geschenk. Doch wie sicher ist sicher, wenn es letztendlich keine Sicherheit gibt? Nur mich. Und einen Garten, der jetzt „mein Garten“ heißt. Und meine Liebe. Und meine Kunst.

Das muss erst einmal reichen!

Blaue Stunde – goldene Stunde