(Wer nicht weiß, wer Moritz Neumeier ist, kann hier nachlesen -> https://www.moritzneumeier.de/)
Kein Schnee, kein Eis, keine Stille und Ende Januar sprießen die Schneeglöckchen, blühen Tulpen aus fernen Ländern in den Stuben, auch bei denen, die unbedingt alles für einen Klimawandel tun wollen.
Viele Menschen auf den Straßen, die ihren Unmut in Form von Riesendemos und Streiks Luft machen.
Links, rechts, Mitte.
Ich denke an das Spiel meiner Kindheit: eins und zwei und drei und vier und fünf und sechs und sieben und acht und neun und zehn, ein Hut, ein Stock, ein Regenschirm und vorwärts, rückwärts, seitwärts stehen.
Ja, es gibt viel Unmut und ich verstehe den einen und anderen auch, bin solidarisch, überlege wie genau mein Beitrag aussehen könnte.
Aber dann lese ich wieder und wieder Diskussionen im Netz, oder erlebe sie unter sogenannten Freunden und Freundinnen, die mir mittlerweile zuwider sind. Ein falsches Wort, eine nicht ganz genaue Formulierung, eine andere Meinung oder ein Hinterfragen dessen, was gerade üblich ist und Zack, geht das Angekeife, Mobbing und Bashing los. Bei diesem Spiel mischen Menschen kräftig mit, die sich für aufgeklärt, für menschlich halten und sowieso genau wissen, wie alles geht und zu sein hat.
Mich machen diese Menschen zunehmend müde. Ich kehre ihnen den Rücken zu, wenn es eben geht.
Dann mache ich mich eben unbeliebt!
Diskussions- oder Debattenkultur, eine Streitkultur, in Deutschland? Vergiss es! (Wie es woanders ist kann ich nicht beurteilen. Im Urlaub ist immer alles schön, sind die Menschen sooo nett.)
Hinterfragen wäre ja schonmal richtig gut, aber auch das passiert nur noch selten. So, wie sachlich bleiben, von sich selbst sprechen, statt der/dem anderen etwas zu unterstellen – von der/dem anderen mal etwas annehmen, selbst wenn sie/er Jahrzehnte jünger oder älter ist – und so weiter und so fort im zwischenmenschlichen Gerangel. Es ist ja nicht so, als gäbe es nicht genügend Wissen über verbalen Austausch, über Strategien bei Streitigkeiten, über Formen bei Debatten und Diskussionen.
Wenn all das nur nicht so traurig wäre! Wenn all das zu irgend etwas Nutze wäre! Wenn es der Lösung von Problemen nur ein kleines bisschen näher käme!
Wem dient das? Wen soll das nähren?
Noch mehr Streit und noch mehr Schubladen.
Ich mag Schubladen: Schrankschubladen, Küchentischschubladen, Nachtkästchenschubladen und Schubladenschränkchen, die auch! Sie beherbergen Nützliches und Kramiges und Schätze. Aber ich mag kein Schubladendenken, passte und passe auch in keine Schublade hinein – da kann ich immer noch dünner werden, als ich es eh schon in den letzten Monaten geworden bin oder kleiner, was altersbedingt mich nun auch schon 1cm hat schrumpfen lassen. In einer geschlossenen Schublade ist es eng und dunkel, Expansion ist nicht möglich, Wachstum auch nicht.
Gesprochen wird von den offenen Herzen füreinander – Miteinander, Füreinander ist ein Slogan, Toleranz und Respekt predigen Viele. Liebe, ja Liebe ist auch so ein Wort.
Herzchen, Blümchen, Trallalala, lass uns singen Schallalala.
Wer was und wie ist, ob zum Beispiel links, mittig oder rechts, ob richtig oder falsch entscheiden Andere, ob sie das Gegenüber kennen oder nicht; bestimmt ein falsches Wort, eine falsche Frage, eine nicht übliche Meinung.
Nochmal: wem oder was dient das?
Für mich gilt: Mensch sein.
Das reicht!
Vielleicht habe ich deswegen das Zitat von Neumeier auch immer falsch zitiert, ich schrieb: Es ist nicht links, es ist menschlich. Und vielleicht mag ich diesen Satz sogar noch ein kleines bisschen mehr als den von Neumeier, der trotzdem zu mir spricht und mich inspirierte.
Mensch sein, das ist mensch nicht einfach so, das kann mensch werden (auch bleiben bei entsprechender Sozialisation), wenn sie/er Tugenden nährt und pflegt, sich selbst und die eigene Meinung hinterfragt, die/der Fehler eingestehen kann, die sie/er gemacht hat, die/der aufrichtig ist, sich als Teil des Großen und Ganzen versteht – und so weiter und so fort.
Und bei all diesem Getöse vertrocknet der Süden, saufen im Norden die Wiesen und Felder ab, sind die Meere viel zu warm und alle jubeln: endlich Frühling! Anfang Februar.
Eine Welle geht durchs Land
… und sie ist nicht das als was sie erscheint.
Und danke; ja, es geht mir gut.
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