Der Blick aus meinem Dachfenster

Am Mittwochnachmittag – in der Schweiz scheint die Sonne

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Nach so viel bewegter Diskussion hier in dieser Woche, dachte ich, dass uns allen die stille und weite Landschaft im Winterlicht gut tut. Ich mag Inversionswetterlagen sehr!

Himmelsweite

Himmel ist Weite – Weite ist Himmel

Wenn ich jetzt nur noch wüsste, wie diese Phänomene entstehen, wie man sie nennt und sie sich dann auch noch über ein, zwei Stunden über den späten Nachmittag halten? Ich freue mich, wenn die Damen und Herren der Physik sich aufgerufen fühlen …

Abendstimmung im Februar  auf dem altem und dem neuem Berg

Stilles Frohlocken.

Ich denke an den Schneeglöckchentanz (siehe Galerie I).

Alle Bilder werden groß, die Galerien öffnen sich, wenn du ein Bild anklickst.

Ich wünsche euch eine beschwingte Woche.

Weit

Diana veröffentlichte gestern auf ihrem Blog „Verssprünge“  eine „mallorquinische skizze“, es war das Ende, das sich in mir festsetzte:

fasziniert stehen wir außen vor und ahnen nicht mal, wie weit weite wirklich ist.

Kein Fluss, kein Stau, nur aufsteigen und absteigen, nur atmen … ein und aus und ein und auf und aus und ab. Ein Herz wird Liebe, weit und licht – ein und aus und ein und auf und aus und ab … der Blick in die Weite erinnert uns wie weit wir einst gewesen, wie wir es noch immer sind, in der Tiefe verborgen, beschützt, gehütet … Sehnsucht wandert vom Bauch ins Herz zum Geist, ein und aus und ein und auf und aus und ab … ein weiter Geist schützt sich nicht unnütz, ein weites Herz verströmt sich ohne Schaden.


Liebe Diana, ich danke dir für diese Inspiration!

Einmal hin, einmal her, rundherum das ist nicht schwer

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Als ich vor eineinhalb Wochen in den Norden aufbrach, fuhr ich durch Winterland. Hier oben lagen gute 10cm Schnee, in den Tälern zeichnete der Frost auf Blätter und Wasserflächen seine zarten Linien. Ein Intermezzo, schon am Anfang der neuen Woche wehten mildere Winde.

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Viel Zeit fürs geliebte Herumstromern war nicht. Da gab es den Arbeitsauftrag, der die meiste Zeit in Anspruch nahm. Noch einige Besuche bei den Freundinnen und Freunden und ehe ich mich versah war es Zeit umzudrehen.

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Ich komme mit etwas beschwertem Gepäck zurück. Das Leben ist Wandel: was davon haben wir in der Hand, was können wir wirklich lenken und was gilt es einfach nur anzunehmen und damit weiterzugehen? Das sind immer mal wieder so Fragen …

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Ich atme das Erlebte in die Weite des Landes und des Himmels. Jetzt muss viel Wasser zum Meer fließen, Herbstland zu Winterland, zu Frühlingsland werden, in der Weite und mit der Zeit werde ich die richtigen Antworten finden.

Rückblick – April, Mai, Juni 2014

cb rückblick april IIa

draufklick = gross

Neue Räume nehmen sie auf, sie nimmt sie nicht ein, nicht wie geplant. Fremdheit neigt sich. Heimat ist in vielen Köpfen ein Wort mit Fragezeichen dahinter. Was ist einer Zugvogelseele Heimat? Es zieht die kleine blaue Frau mit den Kranichen von Süd nach Nord. Zaghaft ist ihr Flug und Tanz. Die Weite ist ihr treue Freundin, Frau Miesmach ist emsig, da braucht es starke Antidote. Erste Schmetterlinge fliegen, Blaufeder tanzt im Wind, blaue Blumen blühen, neben Pfirsichbaum in rosé. Familien hier wie da, Freude wohnt in den Nestern, Vertrautheit, wärmende Feuer. Es findet sich das Sowohl-als-auch.

cc rückblick mai 2

Ein Geburtstag mit Kochlöffel, Küchentango und der Nordfamilie, der Postdampfer kam aus dem Süden. Die kleine blaue Frau war vor Anker gegangen, kein Stranden im Weit. Wale und Vögel sangen, Nachtigall sie in den Schlaf. Pirol verschenkte Flaumfedern. Milde Winde, weite Wege und Schönwetterwolken. Rote Kleider wurden gebügelt, Wollsocken kamen in den Schrank. Seltsam allein. Am Ende des Monats hat sie den Dampfer bestiegen, grüne Gerstengrannen wogten über das Land, Kornblume war die Würze.

cd rückblick Juni Ia

Rot sind jetzt die Tage und Blumen, die Kirschen und Erdbeeren- Fussnägel auch. Bahnen werden in Bädern und Seen gezogen, Ballspiele auf den Wiesen. Jeder Sommertag ein Fest, dazwischen viele Regentage.

Rückblick – März 2014

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(draufklick = gross)

Kindlein werden geboren, Prinzessinnen schlafen auf Erbsen, ein Hahn kräht immer. Stille Starre regt sich, spriesst, keimt dem Neu entgegen. Erste Tanzschritte durch weite Räume, über Treppen, durch lange Gänge, vorbei an siebenunddreissig Fenstern, ein Quittenbaum säumt den Weg. Geschichten brauchen Distanz, um sich ihnen anzunähern, ganz so, wie mein Gesicht auf dem Fotopapier, das erst nach einer vergangenen Weile zu mir spricht. Es braucht Weite für den freien Atem. Du bist wie die Geschichte, wie mein Gesicht auf Fotopapier, wie der freie Atem- es braucht Weite, um dir nahe zu sein.

Rückblick – Januar 2014

b rückblick jan. 2014

Auch ohne Schnee ist das Leben auf dem Berg ruhig geworden, es ist wieder Stille in der Nacht, keine Kuhglocken läuten, der Dorfbrunnen ruht, die Bauern lassen ihre Trecker in den Scheunen stehen, nur die Wiesen schmatzen beim darüberwandern, Bäche rauschen. Fensterlichter am frühen Abend gewähren Einblicke, für Rückblicke ist es spät geworden. Es tanzt die kleine blaue Frau den roten Weg, Laternenlichter leuchten, rote Röcke wehen.

kleine blaue frau tanzt ihren roten Weg

Sie ist jetzt allein, die Weite bietet ihre Freundschaft an. Alte Häuser zerfallen, Blumen wachsen über Mauern, leise Lieder tönen, Rabenkrähen auf Wiesen und Bäumen, Schnee fällt, Schnee schmilzt, keine Eisblumen am Morgenfenster. Grossmutter sah sie an jedem frostigen Wintermorgen. Nur langsam kommt das Neu in Schwung.

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Im Januar war es, als ich begann das Projekt: Memorandum für unsere Grossmütter umzusetzen, die Bilder und Texte aufzufädeln, meine Notizen zu sichten. Es sollte Ende Februar werden, bis es hier seinen Raum einnahm. Im Rückblick denke ich, dass es eine gute Arbeit für die stillen Wintermonate war, sie haben dem Projekt die Tiefe geschenkt.

Frühlingsgruß

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neben der ganzen Renoviererei erlaube ich mir den einen und anderen Austag, um meinen neuen Wohnort und seine Umgebung zu erkunden, so auch letzten Sonntag. Ich finde her weniger Wildnatur, dafür viel Weite, viel Himmel … und das tut gut.

verzeiht bitte, dass ich mich Zurzeit weniger auf euren Seiten tummel, aber es gibt sooo viel zu tun, manchmal möchte ich „HILFE“ rufen … und dann bin ich wieder stolz, wenn gerade wieder eine Ecke fertig geworden ist. Also ab, nach drüben mit mir …

die Nähe der Liebe

DSC05728 Seite für Seite zog mich Hanns-Josef Ortheil in seinen Bann. Er stieß Seelesein und Schreibeseele zart, aber unüberhörbar an. Es ist das Feine und Genaue bei ihm, dass ich schon in seinem Buch „Die Erfindung eines Lebens“ empfand und dann in „Liebesnähe“. Er ist mir Heimat und Verortung in einem. Verortung … ein Wort, das ich bei ihm fand und er bei Gary Snyder, so lernt man voneinander und lässt sich inspirien. Dieser Schriftsteller, ein großartiger Erzähler, berührt mich, schenkt mir Heimat in den Worten. Ortheil der Bildersammler und Bilderhüter, der Spaziergänger, der Sinnliche. Seine Stille kann ich atmen. Seine Berge und Täler bin ich schon gewandert. Seine „Liebesnähe“ lässt mich eine Tuschezeichnung denken: ein Berg, ein Fluss, ein Baum – eine Kiefer vielleicht, eine knorrig gewachsene – an seinem Ufer. Kiefer schneidet den Fluss in zwei Teile. Wohlwissend, dass es ein Fluss ist, der aus den Höhen herunterströmt, um, im Tal angekommen, den Fuß des Berges zu umschmeicheln.

Und immer ist ein Mond, ein Vogel, ein Baum ein Flüstern von Lebendigkeit.

Gestenreiche Nähe spinnt Sehnsucht im Wortlosen nach Geschmeidigkeit

Ortheil fand seine Inspiration in dem Kopfkissenbuch der Hofdame Sei Shogun, in Matsou Bashos: Auf schmalen Pfaden durchs Hinterland und bei Issa: Die letzten Tage meines Vaters. Nicht zu vergessen in der Performance von Marina Abramovic: The Artist Is Present. Hier betrat ich, während des Lesens. ein gemeinsames Feld. Noch bis Anfang des Jahres wusste ich fast nichts von und über Marina Abramovic, dank Mützenfalterin erfuhr ich vieles und teilte sofort ihre Faszination. Neugierig begann ich selbst zu forschen und konnte nun Ortheils Metaphern verstehen. Gleichzeitig erinnerte ich mich an meine Collage:

Entmaskierung

Selbstporträt - Entmaskierung

Liebe blüht nicht in zu engen Korsetts, nicht unter Masken und nicht, wenn  Angst regiert …Liebe braucht Weite und Mut. So las ich und dachte an die Närrin, die einst ein Narr gewesen ist, die vom Sockel stieg, um ins Weit zu schreiten. Nichtswissend. Nichtsahnend. Ortheil holt mich bei mir im Jetzt ab, er schrieb:

… Die Lektüre sollte einfach passen, das ist es. Nicht jede Lektüre passt, auch wenn das Buch, für sich genommen, noch so gut ist. Man braucht gar nicht einmal viel Zeit, um jeweils herauszufinden, was passt. Man beginnt einfach zu lesen, und schon nach kurzer Zeit zieht einen das Buch in sich hinein oder eben nicht. Und die Folgen dieses Kontakts bestehen dann darin, dass man von sich selbst zu sprechen beginnt und sich über dies und das klarer wird. Die Lektüre dringt in einen ein, sie verleiht einem Worte, ja, sie lässt einen über Sachen und Dinge sprechen, über die man sonst niemals gesprochen hätte. Das ist das ganze Geheimnis. …

Es ist die Geschichte von einer Frau und einem Mann, die zur selben Zeit in einem Hotel in den bayrischen Bergen ankommen. Sie, um zu arbeiten. Er, um zu verweilen und seine Freundin, die Buchhändlerin im Hotel, zu besuchen. Die erste Begegnung zwischen ihr und ihm findet im Aufzug statt und so spinnt sich ein leiser Faden von Seele zu Seele. Die Buchhändlerin, auch ihre Freundin, ist Zuschauerin und schmunzelt …

Ich fand  Weite und offenen Raum, weitere japanische Tuschezeichnungen bebilderten die Buchstaben. Selbst mein schon lang erträumtes Gartenhaus fehlte nicht:

… Das Zimmer (im Gartenhaus) hat sich stark verändert, es wirkt jetzt nicht mehr wie ein kleiner Wohnraum, sondern wie ein weiter,offener Raum …

Der Raum, den es braucht, um sich in Liebe zu begegnen, um dem Sehnen Gesten folgen zu lassen.

„Liebesnähe“ ist feinste, erotische Literatur, wie ich sie schätze:

… Nichts mehr denken, nur noch blicken und schauen …, wie die Schutzschicht der Haut sich in feines, poröses Gewebe verwandelt und die Adern plötzlich wieder zu spüren sind. Das Strömen des Bluts, der tiefer werdende Atem, als würden alle Lasten endlich verschwinden. …

… Die Leere eines altjapanischen Raumes, die ausschließliche Fixierung der Liebenden auf die Bewegung ihrer Körper … – wie sie die Bewegungen langsam und allmählich vorantreiben, wie sie ihre Bewegungen studieren und auf jeden Reflex eingehen. …

… Die Liebe der Körper hat mit Sex wenig zu tun, sie spielt mit diesem Satz und mit dem lästigen, aufdringlichen Wort, sie möchte es verscheuchen oder wegkicken, und sie möchte neue Worte und Metaphern erfinden, um dieses Spiel zu beschreiben. Einverständnis! Einklang! – wären das solche Worte? Nein, sie sind zu passiv, zu matt und vor allem zu blass. Die Liebe der Körper ist nichts Harmonisches, nein, diese Liebe entwickelt sich langsam und entsteht aus dem Spiel all der kleinen Feuer, die sich während der letzten Tage entzündeten. In den Momenten des höchsten Glücks hat die Sprache sowieso nichts mehr zu suchen, nein, in solchen Momenten sind nur noch die Ur-Laute da, ein Lallen, ein Rufen, ein Bitten, ein Stammeln. Gegenüber solchen Lauten hat jeder Satz oder jedes Wort keine Kraft, sie kommen zu spät, sie stimmen mit der Empfindung nicht mehr überein, nein, sie haben etwas falsch Beschönigendes, Glattes.

Die Sprache der Glücksmomente ist aber in diesem Sinne nicht „schön“, sondern rau und abgründig, sie ist ein schallendes Echo des Körpers, sie ist seine Jägerin, die ihn belauert, verfolgt und schließlich stellt: orgiastisches Laufen, Verausgabung, ein lang anhaltender Taumel entlang der Grenzen zum Schmerz, der sich in pures Glück verwandelt, in reine Ekstase. …

… Keine Unterscheidungen mehr, keine Suche nach Abweichungen! Das Ende der ewigen Sucht nach einer Benennung der Differenz!

Wer spricht? Die Sprache der Liebe. …

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