Auch schon im Februar 2013 ist das Thema „Alter“ für mich aktuell gewesen. Ist mensch erst einmal jenseits der fünfzig Lebensjahre angelangt, stellt sich das Altwerden in den Weg und es kommen neue Fragen auf. Wenigstens war es so bei mir und ich weiß, dass ich damit nicht alleine bin.
Alter und Zeit haben eine Gemeinsamkeit, die Überlappungen. Ich kann mich in einem Moment wie eine Fünfzehnjährige fühlen oder durchaus auch als Achtjährige und dann wie eine Achtzigjährige, die ich aber noch nicht bin. Die Psycholgie kennt das natürlich auch und spricht vom inneren Kind, der inneren Jugendlichen, der inneren jungen Erwachsenen etc.
Weitere Überlappungen finde ich in den Erinnerungen und Visionen: ich kann eine in der tiefen Vergangenheit verortete Geschichte erinnern, die so lebhaft vor mir steht, das ich selbst die Gerüche von damals wahrnehme; mir Zukunft so lebhaft ausmalen, dass sie spürbar im Jetzt ist.
Unser logischer Verstand kommt da nicht hinterher, da er linear ausgerichtet ist. So bleibt der philosophische Gedanke, dass es Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in dem Sinne gar nicht gibt, eine Mutmaßung.
(Hier schrieb ich schon einmal kurz darüber -> https://cafeweltenall.wordpress.com/2014/06/30/der-klang-der-zeit-von-richard-powers/)
Auch der Spiegel erzählt in Linien, solche die sich quer und längst in die Haut graben, manche fein, manche schon tiefer. Jede Falte erzählt eine Geschichte. Ich will sie nicht missen, auch wenn es immer wieder ein erneuter Gewöhnungsprozess ist und lange nicht alle Falten Lachfalten sind.
Letzte Woche schaute ich in eine Doku in der ARD Mediathek hinein: Bin ich schön? Gezeigt wurden unterschiedliche Frauen und ein Mann, die sich aus diversen Gründen zu einer Schönheits-OP entschieden hatten. Manches konnte ich sogar nachvollziehen. Aber diese eine junge, hübsche Frau mit ihren sechsunddreißig Jahren geht mir nicht aus dem Kopf. Sie ließ ihre Augenringe bearbeiten und ihre Augenbrauenpartie mit Botox unterspritzen, weil sie sich noch wie eine Achtundzwanzigjährige fühle und so auch wieder aussehen möchte, war ihr Argument. Da sitze ich Alte kopfschüttelnd. Denn selbst die Sechsunddreißigjährige hätte ich nicht als eine solche geschätzt.
Eine immer mächtiger werdende Industrie ist gewachsen, die Schönheitsindustrie. Leider ist nicht jede Operateurin/jeder Operateur gewissenhaft, klärt auf oder schickt sogar die eine oder den anderen weg, weil die Wünsche schlichtweg nicht erfüllbar sind und lange nicht alles geht gut!
Instagram scheint an dem Boom der Schönheits-Operationen einen großen Anteil zu haben. Ursache scheinen u.a. die weich gefilterten Porträts zu sein, die Vergleiche untereinander und natürlich das alte Lied: Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land …
Maskeraden sind nicht neu, Puppengesichter auch nicht, nur helfen tun sie gegen den Lauf der Zeit letztendlich nicht. Das Alter kommt, Tod auch und ich lebe in meine Fragen hinein (frei nach Rilke).
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