Dezember 2013
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Der Blick wandert ein Jahr zurück, gleitet durch die Bilddateien, heftet sich an die Buchstaben in den Gedankenauffangbüchern. Die Bilder erzählen von den Gängen, den Ereignissen, dem Du, dem Wir und dem Ich mit mir allein. Einmal schiessen Tränen hoch, das ist der Moment in dem die Engel ihren Platz auf der Collage finden. Sie müssen mit uns gewesen sein. Mehr mit dir, als mit mir, denn du warst es, der überlebte, dessen seidenes Fädchen nicht riss, das dich hielt, im Leben und auch bei mir. Seitdem sind unsere gemeinsamen Gänge langsamer geworden. Konnte ich früher kaum mit deinen langen Schritten mithalten, bist du es jetzt, der zurückfällt, bin ich es, die anhält und wartet.
Der letzte Dezember war schneearm, kleine Intermezzi, die sich nicht hielten, ein zerschmetterter Kürbis lag am Strassenrand und später einer im Bach. Krähenschwärme in den Bäumen, lautes Gekecker beim Aufstieg, das Taubenpärchen gurrte leise ins graue Federkleid, warmes Licht und die obligatorischen Weihnachtssterne in den Fenstern. Lange Fahrten von hier nach da, Kurbesuche, Weinbergspaziergänge, Sonnenuntergänge über dem Rhein, Weihnachtsmärkte im Tal.
Ich gebe mich dem Nachspüren hin, finde leise Stunden, grosse Feste, die Enkelin folgte den ersten Schritten in ihr Leben. Schnell und schneller ziehen die Jahre vorbei und stellen neue Fragen. Kurz vor sechzig gibt es in diesem Dezember wieder Pläne, viele Träume, wohnt die Weite neben der Nähe und ich bin geblieben.
Zwölf Collagen, zwölf Texte, für jeden Monat eine, keine vierundzwanzig Türchen, das habe ich für diesen Monat geplant, dazwischen aktuelles und weitere Bilder zum Herbstzyklus der kleinen Stadt, der am 21.12. beendet wird, das ist die Idee. Rückschau halten bringt mich der eigenen Ernte näher, dem, was sich verändert hat, was gewachsen ist, aber auch dem was noch weitere Runden braucht.
Und gestern war es, als ich wieder einmal entschied, dass es an mir liegt, wie ich diese Zeit gestalte. Vieles wurde zu meinem Artikel Unbehagen geschrieben, von hier ging es weiter in andere Blogs, in manchen finde ich Wege dem Still entgegen, dem tiefsten Sonnenstand im Jahreskreis, in anderen kritischere Töne, bei anderen öffen sich 24 Türchen, wieder andere lassen diese Zeit Zeit sein. Ich habe entschieden, dass ich es mag, alles was sich in diesem Jahr in den Ecken angesammelt hat zu verräumen und dabei gleich die Ecken zu wischeln, ein bisschen Glanz in die Stube zu zaubern. Und heute war es, als ich die Küchenfenster putzte und ein bisschen Tand hineinhing, meiner Mädchenseele zur Freude.
Im Rückblick darf der Blick aufs Jetzt nicht fehlen, hier liegt die Messlatte, die sagt, dass mein Schritt leichter ist in diesem Dezember, auch wenn die Welt da draussen sich weiterhin aus den Fugen dreht.
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