Fragment 07

Das Rad dreht die Spirale wieder nach Innen, an den Ort, wo Etwas die Worte des trägen Sommers gesammelt hat. Leichte Herbstbrisen treiben sie langsam an die Oberfläche. Ihre Ohren neigen sich ihnen zu. Weiter wandert sie auf der hauchdünnen Linie zwischen Sein und nicht, schon lange nicht mehr Anna, Nairobi ein Versuch für Kommendes. Der große, kühle Fluss, nicht mehr nur Bruder. Er werden, in all seiner Gelassenheit an seiner weitesten Stelle, wo er See scheint und Fluss ist. Dort, wo die Schneeberge im Westen stehen und Bärin ihre Höhle hat. Die Linie verbreitern für den sicheren Schritt zwischen Sein und nicht und Allem, was möglich scheint, wenigstens für einen Atemzug.

Er hat alle Namen verloren, seine und ihre.

Sie hat Keinen vergessen. Punkt Null. Jede Bewegung ist möglich, absteigend, aufsteigend, geradeaus, diagonal, wellenförmig, im Kreis, in der Spirale. Sie geht das Labyrinth. Sie verbeugt sich. Form ist leer. Leerheit ist Form. Vom Herz in den Kopf und zurück.

Ein ganzes Leben eine Zentrierung, die drehende Scheibe, die formenden Hände, ein Tanz. Sie macht eine Bewegung. Vollendete Kreise, die sich nicht schließen, noch nicht. Sie folgt ihrem Schritt. Anna ruht wohl geborgen, Nairobi tanzt Japan. Choreographie und Kalligraphie.

Sie wird wieder Steine sammeln. Sie wird ihnen Namen geben, Gesichter werden erscheinen. Ahnengesichter, Freundinnengesichter, Freundegesichter, dazwischen Liebhaber- und Gefährtengesichter, Enkel- und Kindergesichter. In solch einem Kreis lässt es sich gut sitzen! Lauschen, leise Sätze sagen, Dankbarkeitssätze, Verzeihungssätze, Liebesworte, Wertschätzungssätze – kein böses Wort, keine Schuld und keine Angst. Etwas wird überleben. Das hat es immer getan, darin liegen alle Samen.


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17 Gedanken zu „Fragment 07

  1. Guten Tag,

    Herzlichen Dank für Dein Poem.

    Schon vor der Geburt
    eines Kindes
    eingebettet
    angelegt

    sind seine
    in ihm
    keimenden Worte

    sie werden
    aus dem Universum
    des Innern
    aufsteigen
    zum Antlitz
    seiner über
    das Kind
    sich beugende
    Mutter

    geht es seinen
    eigenen Weg

    so soll es
    den Fluss des Lebens
    vom ersten
    bis zum letzten Atemzug
    im Herzen tragen

    mit ganz eigenem
    in Demut
    allem im Dienste
    zu sein

    und wird es allein sein
    auch unter anderen
    unter dem Dach
    des hellen Tages
    der Nacht
    unter den Sternen

    so soll es versuchen
    die Angst
    die Furcht
    das Scheitern
    die eigene
    Schuld
    in seine Arme nehmen
    und tragen

    denn, das Leben in allem
    ist Geschenk

    lg Hans

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  2. Ja, ein sehr schönes Fragment, Ulli. Diese „Linie verbreitern für den sicheren Schritt zwischen Sein und nicht und Allem, was möglich scheint, wenigstens für einen Atemzug“ – so nötig immer wieder und so schwierig im ängstlichen Rumgedenke und Rumgehetze der Tage. Fluss sein und See – in der Zeit strömen und in der Dauer.sein – wir sind es ja, aber auch ich vergesse es immer wieder, und wenn ich auch nur einen Moment lang dieses doppelte in-der-Zeit-Sein fühlen kann wie du es hier beschreibst, kommt eine große Ruhe und Freude und Gelassenheit über mich, und ich verstehe gar nicht die Aufgeregtheit der Tage. .

    Gefällt 4 Personen

    • Ich danke dir für diesen schönen Kommentar, liebe Gerda, ja auch ich muss mich immer erinnern, dass das Leben auch diese Seite hat, jenseits von Aufgeregtheit und Gerenne!
      Herzliche Grüße
      Ulli

      Gefällt 2 Personen

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