Sonntagsbild #45

puppets in the streets #16

draufklick = großes Bild – please click to enlarge


Ich wünsche euch einen schönen Sonntag, möget ihr eure warmen Stuben genießen. Es ist jetzt die Zeit, in der ich immer wieder auch an die Menschen denke, die jetzt keine Stube haben und auch nie ein Haus bauten…



hier noch zwei Lesetipps, Belmonte hat sich von meinem Text >Winter ist anders< inspirieren lassen → https://vnicornis.wordpress.com/2017/11/11/anders-is-dera-winteru/

und Frau Rebis von den Maisfreuden

https://fraurebis.wordpress.com/2017/11/11/aussen-und-innen/

Wie schön es immer wieder ist, wenn Eine*r den Faden aufnimmt und auf eigene Weise weiterspinnt! Auch an dieser Stelle noch einmal meinen herzlichen Gruß und Dank an euch!

31 Gedanken zu „Sonntagsbild #45

  1. Seit ich in diesem Kaffeeladen, der viel mehr andere Dinge als Kaffee verkauft, vor meinem Urlaub eine Regenjacke online gekauft habe, bekomme ich andauernd Werbung. Letztens waren Spielzeuge für Kinder dabei. Eines fiel mir sofort ins Auge: ein Holzwagen mit allerlei Putzutensilien, geschoben von einem kleinen Mädchen. Das fiel mir als erstes ein beim Betrachten deiner Collage. Als nächstes die in High Heels putzende Frau im Vordergrund. Sexy! Und so ist ja auch die Werbung aufgebaut. Da sieht man keine Frauen mehr in Kittelschürze und Kopftuch, keine Frauen mit Schwielen an den Händen. Dank moderner Putzmittel steht Frau in der Küche, schwingt den Schrubber wie einen Zauberstab und sieht dabei immer gepflegt und anmutig aus. Oh, wie ich dieses Rollenbild verabscheue!
    Aber dann denke ich, dass ich es auch anders sehen kann. Es sind Frauen, die aufräumen. Sie räumen die Trümmer weg. Sie sind es in den meisten Fällen, die Struktur in das Chaos bringen, das von Männern (und leider auch von einigen Frauen) angerichtet wurde. Vielleicht zeigt mir dein Bild ja eine Frau, die sich nicht zu fein dafür ist, den Besen zu schwingen, um es anderen Menschen, denen es nicht so gut geht wie ihr, einen sauberen und sicheren Raum zu bieten.
    Ich habe gerade meinen Kleiderschrank durchgesehen und Winterkleidung für die Kältenothilfe rausgesucht. Es ist nicht viel, was wir tun können. Aber einen symbolischen Besen schwingen können alle. Frauen und Männer!
    Herzliche Sonntagsgrüße schickt dir Elvira

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    • Guten Morgen, liebe Elvira, deine erste Sichtweise war auch genau mein Impuls, als ich diese Grafittis in einer Kleinstadt fand und sie nervten mich, nicht genug, als dass ich sie nicht abgelichtet hätte, um sie irgendwann einmal zu verarbeiten, das habe ich nun getan. Es ist nicht so einfach diese „Figuren“ ironisch darzustellen und so ganz zufrieden bin ich auch noch nicht, aber es ist mal ein Anfang.
      Es sind immer noch oft die Frauen, die den Dreck, das Chaos und auch die Trümmer wegräumen, ich kenne noch immer sehr wenige Männer, die dies auch tun, die erst gar nicht so ein Chaos um sich herum verbreiten und sich dann auch noch verantwortlich fühlen, es wird noch Zeit brauchen! Dieses Bild korrespondiert auch mit diesem Artikel von mir: https://cafeweltenall.wordpress.com/2016/07/15/wir-sind-noch-nicht-sehr-weit-gekommen/ und ich dachte auch wieder an das Bild von Karin Kneffel, das dort auch zu sehen ist.
      Seltsam finde ich auch immer noch, wenn ich diese Themen anspreche, dass sich noch immer so viele Männer auf den Schlips getreten fühlen und mich als Emanze beschimpfen, tja, ich sagte es ja, wir sind noch nicht sehr weit gekommen, schade!
      herzliche Grüße
      Ulli

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  2. Eine tolle Arbeit, die zum Nachdenken anregt. Ich schaue es mir noch eine Weile. Ich liege, nach einem Waldspaziergang im Regen auch eingemummelt, mit Wärmflasche im Rücken in meinem Wintergarten und schaue den Vögeln im Futterhäuschen zu, froh darüber, dass es sie „noch“ gibt. Liebe Grüße, Marie

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    • Liebe Marie, …die es „noch“ gibt, wie traurig stelle ich mir eine Welt vor in denen sie es nicht mehr gibt, das darf nicht sein!

      Du schreibst, dass mein Bild zum Nachdenken anregt, mehr kann ich nicht erwarten und darum freue ich mich sehr! Hab Dank und genieße den Wintergarten, ich sitze am Schreibtisch und schreibe für eine Anthologie mit dem Titel „Heimat“, was für ein großes Wort!
      Herzliche Grüße
      Ulli

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  3. Über Heimat muss ich auch viel nachdenken, was oder wo ist für mich Heimat? Gerade im Herbst rückt das Thema so nah. Und unweigerlich wandern die Gedanken an die vielen Heimatlosen. (Innerlich und äußerlich). Vielleicht lässt du uns aus Bloghausen ja an deinen Texten teilnehmen. Ich bin gespannt darauf. Marie

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    • Liebe Marie, ja, Heimat ist ein großes Wort, nun ist zwar der erste Text dazu fertig und auch schon abgeschickt, aber teilen kann ich ihn erst, wenn die Anthologie erschienen ist, falls er überhaupt angenommen wird. Aber ich stelle auch fest, dass es noch weiter in mir arbeitet und ich vielleicht noch einen zweiten Versuch unternehmen werde. Gerade eben überschlagen sich hier ein paar Ereignisse, ich muss mich sortieren und deswegen mache ich jetzt gleich den PC aus!
      Liebe Grüße
      Ulli

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  4. Hallo Ulli,
    bei diesem Bild mit den irgendwie geisterhaften Figuren der Putzfrauen kam mir sofort das Wort „Putzfeen“ in den Sinn.
    Hab‘ einen feinen Restsonntag, und liebe Gruesse aus einem nun auch hier richtig herbstlichen Fredericksburg,
    Pit

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      • Oh je!
        Hier ist es herbstlich trueb, bedeckt, und es nieselt leicht, bei ca. 20 Grad. also nicht unbedingt unangenehm. Nur: das Grillen bzw. Raeuchern heute Nachmittag draussen wird dann wohl ausfallen. Aber Morgen soll es tocken sein. So lange kamm der Bauchspeck [selbstgepoekelt] warten. In der Salzlake haelt er sich ja.
        Eine Putzfee muessen wir uns wohl neu engagieren. Unsere fruehere hat eine Festanstellung gefunden, mit „Benefits“, wie es hier heisst, also mit Krankenkasse und Sozialversicherung. Sie wollte zwar trotzdem weiterhin kommen, aber dann haben wir bisher nichts mehr von ihr gehoert. Mal schauen. Es ist natuerlich nicht einfach, einen vollen Beruf [auch wenn sie um 3:30 nachmittags dort fertig ist] mit zusaetzlichen Arbeitsstellen zu kombinieren. In der Zwischenzeit machen wir natuerlich das Haus, aber das ist fuer uns – faul wie wir sind – keine Dauerloesung. Mal sehen, wann wir eine gute Nachfolgerin finden. Mit weit ueber 600 Bed-and-Breakfasts sowie vielen Motels hier, die alle Putzpersonal benoetigen, ist es nicht so einfach, Ersatz zu finden.
        Liebe Ulli,
        halt‘ Dich gut fest draussen, dass Du nicht wegfliegst, und bleib‘ trocken und warm,
        Pit

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  5. Mein Vater war ein Pascha und von einer Hausdame erzogen (mehr oder weniger), aber meine Mutter wollte uns fünf (vier Jungs und ein Mädchen) nicht zu Snobs erziehen, die sich alles machen lassen und sie hätte im Traum nicht daran gedacht uns den Hausbüttel zu geben. Müll runter bringen, Einkäufe hoch tragen (wir hatten ein Haus auf dem Berg), Wäsche aufhängen, putzen usw. waren alles normale Tätigkeiten, die jedes der Kinder verrichten musste, natürlich nicht ohne gerummel, aber mit Erfolg. Heute nervt mich Werbung die grundsätzlich auf Klischees aufbaut. In der heutigen Zeit finde ich das langweilig und dumm, trotzdem gefällt mir deine Provokation sehr gut liebe Ulli! Jetzt kuschel ich mich wieder aufs Sofa und ich hoffe du ebenfalls 🙂

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    • Lieber Arno, ich mache mal flugs eine Sofakuschelpause 😉 um dir zuzustimmen, ich habe meine Kinder (einen Jungen und ein Mädchen) diesbezüglich absolut gleichrangig erzogen. Ja, es gab Gegrummel, aber später war mir insbesondere mein Sohn dankbar, er konnte eine Waschmaschine bedienen, wusste Spülberge und Dreckhaufen zu vermeiden (Flegeljahre haben ja alle mal gehabt – ich auch).
      Und dass so vieles wieder, ob nun in der Werbung und in anderen Bereichen rückwärts zu laufen scheint, das behagt mir natürlich gar nicht! Schön, dass es dir genauso geht!
      Herzliche Grüße
      Ulli

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  6. Sehr eindrucksvoll, mit Widerhaken, diese Collage. Ich schaue mir die drei Elemente gesondert an, um mich zurechtzufinden: der U-Bahn-Tunnel mit spiegelnden Lichtern, anscheinend endlos. Die kleine Putzfrau: solide-stämmig mit Eimer und Besen. Die den Wischer schwingende elegante Dame im Vordergrund: „Dreck verteilen“ nannte das unser Segellehrer, der beim Saubermachen auf Feudel und Eimer bestand. Ihre anmutige Erscheinung ist so fehl am Platz wie die von Melanie Trump bei der Überschwemmungskatastrophe. Ich finde, sie drückt recht gut das Dilemma der modernen Frau aus: alles schaffen, aber nicht danach aussehen.
    Und so komme ich zu dem Schluss: es geht nicht. Der Tunnel wird nicht enden für Frauen, die sich diesen Spagat zumuten. Sie machen nichts richtig: nicht mal das Putzen. Ich selbst habe meinen Putzeimer einer dafür bezahlten Fachkraft übergeben (vorher war mein Mann der Hausputzer). High Heels trage ich schon ein Leben lang nicht mehr. Und die Tunnelröhre? Die durchfahre ich am liebsten lesend oder träumend, in der Hoffnung, dass die Zuständigen ihre Arbeit korrekt verrichten und ich nicht stecken bleibe. 😉

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    • Liebe Gerda, gerade eben kam mir ein sehr unerfreulicher Anruf zwischen deine Zeilen, ich antworte später oder morgen, auf alle Fälle noch meinen ganz großen Dank dafür!!!
      herzlichst
      Ulli

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      • Hier bin ich noch einmal … also eins nach dem anderen, das, was du als U-Bahntunnel siehst ist einer der Elbtunnel, der für Füßgänger geöffnet ist, aber das ist letztlich sekundär, das, was viel mehr zählt ist dein Blick auf die moderne Frau, genau, das geht eben nicht! Nicht ohne große Federn zu lassen! Macht eine Frau Karierre, dann kann sie sich eine Putzfrau oder/und ein Kindermädchen leisten, alles zusammen zu wuppen erschien und erscheint mir unmöglich. Es ist nur für mich absolut unverständlich, dass ich noch immer angefeindet werde, wenn ich diese Themen anschneide, nein nicht hier, aber in anderen Bereichen, dann bin ich entweder Opfer oder Emanze und das käst mich ziemlich an!
        Naja, lassen wir das, ich bin noch immer sehr aufgewühlt (aus anderen Gründen, die aber nicht hierher gehören)
        nochmals danke ich dir, liebe Gerda, ich fühle mich verstanden,
        herzliche Grüße
        Ulli

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  7. Für mich war es ein ironisches Bild, das Du sehr gekonnt darstellst, liebe Ulli.
    Ein Tunnel, in dem ich keine Putzkräfte vermute und das es sie ja wohl gibt, sind sie für mich unsichtbar
    und so zeigst Du sie – nur als Schemen und Du nutzt gleich die Gelegenheit, um darauf hinzuweisen, wie groß die Unterschiede zwischen Menschen, in diesem Falle putzenden weiblichen Menschen, doch sein können.
    Eine tolle Collage, die die Gedanken sprießen läßt
    Ich habe im Büro einige Jahre eine Putzfrau erlebt, eine Inderin, die sehr gepflegt und liebevoll reinigte und die mir im Laufe der Zeit die indische Küche und ihre Familie sehr nahebrachte und jedes Gespräch mit ihr war für mich ein großer Gewinn. Und dann erlebte ich auch den anderen Typ, liebe Ulli, die im Hingtergrund *lächel*

    Liebe Sonntagabendgrüße von Bruni

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    • Liebe Bruni, leider weiß ich jetzt nicht was du mit dem anderen Typ meinst, wen schon, aber deine Assoziation erschließt sich mir nicht. Ob dieser Tunnel wirklich von Putzfeen gereinigt wird, weiß ich nicht, aber eins weiß ich, dass mein Bild wirklich ironisch ist und das hast du ganz wunderbar gespürt. Danke dafür und herzliche Grüße
      Ulli

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  8. Hat die sexy Putzfee (um Kommentare aufzugreifen) Scannerstreifen auf dem Leib? Würde ja irgendwie passen. Ich sage das, obwohl ich mich nicht als Feministin verstehe, sondern einfach als Mensch und zufällig weiblich. Auf jeden Fall gefällt mir die Collage gut,,, auch weil sie zu Widerspruch und Nachdenken anregt..

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    • Diese „Putzfeen“ waren auf eine Glasscheibe gesprüht, sodass sich die Außenwelt ein bisschen spiegelt, was du als Scannerstreifen siehst ist das Wort Metzgerei von gegenüber 😉 , passt aber auch… lach –
      Ich danke dir für deins,
      liebe Grüße
      Ulli

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