M A N T E L H A U T
Gerade noch hatte sie ihm hinterher gewunken. Berlin, Bahnhof Zoo. Er, hinter der Scheibe des davon fahrenden Zuges. Ein kleines Stück war sie noch mit gelaufen, aber dann raste der ICE davon. Nahm ihn mit.
Sie kehrte um. Ging durch die Blicke hindurch, die ihr nichts anhaben konnten. Heute nicht. Einem dicken Wintermantel gleich, seine Liebe um ihre Haut. Die Welt war still. Kein Blick wagte sie heute auszuziehen. Keiner störte. Sie perlten ab. Auf ihrer Haut Abdrücke der Zärtlichkeit. Seiner Zärtlichkeit. Sie lauschte ihren Spuren. Flüchtige, leichte, schnell verwehte, Pulverschnee und Meeressand. Gerade noch da. Dann trugen Meer und Wind sie ins Vergessen.
Endstation, alles aussteigen bitte. Sie lief nicht mit den Anderen, hastete nicht ihrem Ziel entgegen. Der Moment des Eingehülltseins hielt an. Sie schlenderte dem Ausgang entgegen. Jeder Schritt ein Genuss, jeder Millimeter ihres Körpers präsent. Wiegende Hüfte, weicher Gang. Die Hände frei.
Daheim angekommen wickelte sie den Tag in zartes Seidenpapier und legte ihn in die rote Lackschachtel.
2010
To my English speaking readers: From now on you can read every article of me in English, too, if you’ll go to the end of my blog page, you’ll find the button „Google Translater“. Enjoy!
*seufz* Wunderschön.
Liebe Grüße
Christiane 😀🌦️☕🍪👍
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Lang ist’s her. Gut, gibt es die rote Lackschachtel.
Liebe Christiane, ich wünsche dir einen guten Start in die neue Woche, liebe Grüße
Ulli ❤️
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Gut geschrieben, liebe Ulli. Der Text wirkt aber nicht so persönlich und unmittelbar auf mich, wie die anderen, die ich bisher aus der Schaukelserie von dir gelesen habe. Er klingt für meine Ohren theoretischer, distanzierter, mehr gemacht als erlebt …
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Deine Wahrnehmung finde ich jetzt interessant! Kannst du sagen woran es liegt? Ist es wegen dem „sie“, statt „ich“?
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Daran liegt es sicher auch. „ich“ wirkt immer glaubwürdiger. Aber da ist noch etwas anderes, das ich nicht benennen kann. Außerdem erinnert mich die Szene ganz stark an einen Klassiker von Schreibkursaufgaben.
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Ich habe gestern viel gekürzt, ob es daran liegt? Tatsächlich habe ich manchmal etwas Scheu intime Texte zu veröffentlichen.
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Das ist sehr verständlich. Muss ja auch nicht sein.
Die Kürzungen können aber tatsächlich der Grund sein, warum mir hier der Stil befremdlich ist. Du formulierst normalerweise nicht so kurz.
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M … Es kommt auf die Texte an.
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Das sollte es. 😀
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😊
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Ob er jemals wieder kommt? Der Mann der Augenblick; die Erinnerung bleibt für immer.
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Dieser Augenblick kam nicht mehr wieder, nicht so und irgendwann war es mit dem Mann auch gaaanz anders. Leider.
Liebe Grüße
Ulli
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Ich mag deine Textfragmente, die so voller Inhalt sind, Ulli!
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Liebe Susanne, das freut mich sehr!
Liebe Grüße
Ulli
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Ich habe den Text als berührend und sinnlich empfunden. Und er hat mich an Zeiten erinnert… Danke
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So unterschiedlich sind mal wieder die Wahrnehmungen! Danke für deine, ich freue mich.
Liebe Grüße
Ulli
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sehr schön und zart, die Frau in der Sicherheit und Sinnlichkeit ihres Körpers unverletzlich.
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Dieses besondere Gefühl und diesen speziellen Tag habe ich nie vergessen. Er hat lange getragen!
Liebe Grüße
Ulli
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und ich meine, es ist wert, in einem kostbaren Schächtelchen aufbewahrt zu werden wie ein besonderer Duft von Freiheit – in einer Welt, die Sinnlichkeit anrüchig findet oder auch zur Rechtfertigung für Übergriffe nimmt.
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Absolut❣️
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Liebe Ulli, warum mich deine Worte an die Erzählung „Der Engelsbaum“ von Lucinda Riley erinnern, könnte ich noch nicht mal genau beantworten. Es ist ein Hörbuch mit ca.17 Stunden Spieldauer. Weil ich es so berührend fand, habe ich einen großen Teil der 2 MP3-CDs ein zweites Mal gehört.
Es ist schön und es ist traurig, was wir im Laufe unseres Daseins oder besser Hierseins erleben, was uns berührt.
Hier regnet es zur Zeit stark – und darüber bin ich sehr, sehr erfreut.
Liebe Grüße von Clara
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Liebe Clara, das Hoerbuch kenne ich nicht. Klingt gut! Ja, das Leben ist facettenreich und das ist wunderbar.
Auch hier regnet es und ich freue mich, die Amsel anscheinend auch.
Liebe Grüße
Ulli
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Dies ist eine der kürzesten und schönsten Liebesgeschichten, die ich je gelesen habe, liebe Ulli. Du hast den Kern der Liebe so wunderbar beschrieben!!! Hab noch eine wunderbare Woche und schreib bald wieder eine Geschichte in deiner blumenreichen Sprache. Einfach köstlich!
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Uijuijui … dankeschön, lieber Peter – nein, ich werde jetzt nicht rot 😉
Herzliche Grüße an dich ins ferne Kanada
Ulli
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Ein sehr schöner Text, der zeigt, was mit Worten möglich ist. Liebe Grüße, Joachim.
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Dankeschön, lieber Joachim!
Herzliche Grüße
Ulli
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und dann dieser wunderschöne allerletzte Satz, liebe Ulli. Ganz wundervoll, die besonderen Stunden in Seidenpapier eingehüllt in eine besondere Schachtel zu legen und sie aufzubewahren.
Diese schönen Momente haben es verdient aufgehoben zu werden. In den seltesten Fällen kehren sie wieder.
Liebe Grüße in die Nacht von Bruni
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Liebe Bruni, ein Moment kommt nie wieder, aber es kommen andere für die rote Lackschachtel 😉
Liebe Grüße
Ulli
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