GedankenFäden 001 2020

Manches wird deutlicher im Licht der Dämmerung, in der alles Schatten und Zwilling wird. Ein Dazwischen von dem was gewesen ist, hätte gewesen sein können, dem was war und ist. Ein Scheitern, ohne es-könnte-noch-werden. Was war und ist und nicht, liegt verborgen in deiner und meiner Wahrheit. Verdammt dazu, dass eine Hälfte immer unwahr bleibt. Ich lasse den Wollmantel in der roten Lackschachtel, die, die kleine blaue Frau einst vergraben hat, ohne eine Marke des Wiederfindenkönnens gesetzt zu haben. Dort, wo die Träume von Liebe ohne Scheitern wachsen. Ich kenne diese Bäume nicht bei ihrem Namen, nicht ihre Erde in der sie wachsen, ich halte nur die Träume in mir warm. Nicht alle sind gescheitert, manche wärmen sich noch ins hohe Alter hinein. Eine hält Einem die Hand oder Einer der Einen oder Eine der Einen oder Einer dem Einen. Vereint im Getrennten bis über Tod hinaus. Irgendwo dort ist die Erde, wachsen die Traumbäume, deren Wurzeln in keinem noch so starkem Sturm wanken. Es gibt noch deine Stimme und meine in unseren Ohren – die Hände bewegen sich auf den eigenen Körpern hinauf und hinab. Die Abdrücke auf unseren Häuten haben Wind und Wellen mit sich genommen. Trost schenkt sich jeder selbst. Natürlich ist das traurig – das Leben hat einen schiefen Mund. Ich habe wieder keinen roten Nagellack gekauft, ich wässere die Bäume in diesen trockenen Zeiten.



Inspiriert zu diesem Text hat mich das Buch von Nancy Hünger „4 Uhr kommt der Hund“



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Erinnerungsschaukel 08

M A N T E L H A U T

Gerade noch hatte sie ihm hinterher gewunken. Berlin, Bahnhof Zoo. Er, hinter der Scheibe des davon fahrenden Zuges. Ein kleines Stück war sie noch mit gelaufen, aber dann raste der ICE davon. Nahm ihn mit.

Sie kehrte um. Ging durch die Blicke hindurch, die ihr nichts anhaben konnten. Heute nicht. Einem dicken Wintermantel gleich, seine Liebe um ihre Haut. Die Welt war still. Kein Blick wagte sie heute auszuziehen. Keiner störte. Sie perlten ab. Auf ihrer Haut Abdrücke der Zärtlichkeit. Seiner Zärtlichkeit. Sie lauschte ihren Spuren. Flüchtige, leichte, schnell verwehte, Pulverschnee und Meeressand. Gerade  noch da. Dann trugen Meer und  Wind sie ins Vergessen.

Endstation, alles aussteigen bitte. Sie lief nicht mit den Anderen, hastete nicht ihrem Ziel entgegen. Der Moment des Eingehülltseins hielt an. Sie schlenderte dem Ausgang entgegen. Jeder Schritt ein Genuss, jeder Millimeter ihres Körpers präsent. Wiegende Hüfte, weicher Gang. Die Hände frei.

Daheim angekommen wickelte sie den Tag in zartes Seidenpapier und legte ihn in die rote Lackschachtel.

2010


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