Miniatur – 18 – 2017

Mit einem Stachelkleid wird niemand geboren. Ein Stachelkleid legt frau sich an. Sie schützt sich. Sie hat das gelernt. Sie hat sich das nicht ausgesucht. Die Welt ist wie sie ist und die Menschen auch. Und dann vergisst sie es auszuziehen und sticht. Er hat das nicht verdient und er schon gar nicht. Dann wird sie traurig. Nein, das ist nicht theatralisch. Es ist, was es ist. Er steht hilflos vor ihr, wendet sich ab.

Er sagt: Ich hab dich schon immer geliebt. Er hat Tränen in den Augen. Sie auch. Sie lächeln sich an. Das Stachelkleid fällt. Nackter geht es nicht.

29 Gedanken zu „Miniatur – 18 – 2017

  1. Diese Nacktheit, und ich meine hier nicht die körperliche, setzt Vertrauen voraus, großes Vertrauen. Alle unsere Schutzhüllen abzulegen, bedeutet Mut. Auch uns selbst gegenüber. Denn allzuoft verstecken wir uns vor uns selbst. Erst wenn wir uns in unserer Nacktheit annehmen können, können wir uns auch anderen zeigen.
    Liebe Grüße,
    Elvira

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      • Es impliziert, dass ein solches Kleid unverletzbar macht. Es hält den Abstand groß zu anderen Menschen.
        Mir fällt aber gerade etwas ein, ein Kinderlied: Wenn sich die Stachelschweine küssen, dann müssen, müssen, müssen, sie ganz, ganz fein, behutsam sein.
        Nähe ist also möglich, auf beiden Seiten. Stachelschweine können ihr Kleid nicht ablegen, aber ein Stachelkleid kann Frau ablegen, wenn auch manchmal nur Stachel für Stachel.
        Fühle dich umarmt!
        Elvira

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  2. sie vergisst, das Stachelkleid auszuziehen, weil sie die Welt für vertrauensunwürdig und gefährlich hält?
    oder weil sie in.der Kindheit von einer Spindel gestochen wurde und ihr Schloss in einen stacheligen Rosendschungel eingehüllt wurde, den nur ein Prinz durchbrechen kann? Er weint, weil er sich beim Eindringen arg verletzt hat? Aber nun ist er ja bei seiner Prinzessin und sagt: Ich habe dich schon immer geliebt. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann lieben sie sich auch heute.

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      • Ja Ulli, dass kann schon sein! Ich musste erstmal lernen mir selbst zu vertrauen! Ich denke vorher kann man sich auch schwer auf einen anderen Menschen einlassen! Fallen lassen, kann man sich erst, wenn man weiß, man kann alleine wieder aufstehen!

        LG Babsi

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  3. Wenn wir uns mit unseren Stacheln selbst verletzen, wird es gefährlich, denn dann zerstören wir uns selbst.
    Dann wird es auch immer schwieriger mit dem Lieben und vermutlich haben wir die Liebe zu diesem Zeitpunkt schon verlernt.
    Sind die Stacheln nur ein notwendiger Schutz in bestimmten Situationen und Lebenslagen, dann gelingt es auch, sich dem anderen vertrauensvoll nackt zu zeigen. Ein gutes Gefühl, das wir uns bewahren sollten.

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    • Liebe Bruni, ich habe vorhin schon bei Myriade kurz gedacht, dass die Stacheln, die sich nach Innen richten zwar Selbstverletzung bedeuten und dass es diese zu vermeiden gilt, aber auch wenn sie sich nur nach außen richten ist eine Selbstverltzung nicht auszuschließen, oder wie siehst du das?
      Und dann unterscheide ich eben noch in Stachelkleid und ganz natürlichen Schutzhüllen, die ich für absolut gesund halte.
      Ich danke dir und grüße dich herzlich,
      Ulli

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  4. ich sehe es wie Du. Natürliche Schutzhüllen sind immer gut und wichtig. Doch oft ist das äußere Stachelige der Grund, warum jemand ausgegrenzt wird, dadurch immer stachliger wird und der äußere Schutz letztendlich nur noch die eigene Seele verletzt

    Gutenachtgrüße an Dich, liebe Ulli

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    • Nun muss ich dich schon wieder mit einer Gegenfrage belämmern, liebe Bruni, grenzt man sich nicht selbst aus, wenn man immer nur stachelig ist und die eigene Zartheit nicht zulässt?
      Herzliche Grüße
      Ulli

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  5. oh ja, genau das meine ich doch *g*. Wir sind es selbst, die sich das Stachelige zulegen und nicht zulassen wollen, daß es unsere zarte Seele verletzt, aber es schadet uns am Ende nur selbst!

    Liebe Grüße zum Sonntag von mir

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    • Nun bist du hier, während ich an dich schrieb, dort findest du noch mehr zum Stachelkleid und ja, es wird einsam, wenn…
      Herzliches sende ich dir nun zum Dritten und lächel dir zu,
      Ulli

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