Katrin fährt sinnierend die Landstraße entlang, im Rückspiegel sieht sie die Katzenaugen rot aufleuchten, wenn sie vor den Kurven kurz abbremst. Sie mag das und schaut dann gerne zurück. Ein bisschen kurios ist das schon, denkt sie. Sie, die lieber vorwärts als rückwärts blickt. Ja schon, sie liebt Rot, gerade in den letzten Wochen wieder. Rot schenkt ihr Kraft, stärkt ihren Willen und die Lebensfreude, aber das hier ist mehr. Die roten Katzenaugen im Spiegel sind auch die Versicherung, dass ihre Rücklichter funktionieren, dass wenigstens ein Minimum in ihrem Leben rundläuft.
Manchmal fühlt sie sich wie Hagazussa, die alte Zaunreiterin, die zwischen den Welten balanciert, ohne je die Bodenhaftung zu verlieren.
-Bodenhaftung?
-Ich?
-Nee, ich bin keine Hagazussa, ich bin eher ein Segelschiffchen im Wind, immer froh, wenn mal für einen Moment Flaute ist, dann kann ich durchatmen, ansonsten muss ich schauen nicht zu kentern.
Da ist sie wieder, diese hauchdünne Linie, die alles voneinander trennt, den Wahnsinn vom gesundem Geist, die reale Welt von der Anderswelt, das Leben vom Tod und alles greift ineinander und ist miteinander verbunden.
Manchmal ist ihr alles zu groß, zu viel, dann wünscht sie sich einen stillen See mit sanften Gestaden und Seerosen.
Tuuut, Katrin schreckt aus ihren Grübeleien auf. Herrjeh, das ist noch einmal gut gegangen! Ein Riesenelli rauscht an ihr vorbei. Ohne sein Gehupe …
223 Wörter
Wieder bin ich gerne der Einladung von Christiane gefolgt, habe die drei Wörter, die Katha gespendet hat, genommen, sie in den hohlen Händen geschüttelt und dann vor mir auf den Tisch purzeln lassen und schwupps fügte sich eins zum anderen. Manchmal staune ich selbst 😉
Herzensdank, Christiane, für die Einladung und die Einladungskarte, die ich sehr mag und auch an dich, Katha, für die drei inspirierenden Wörter!
So geht es mir manchmal, wenn ich mich in Gedanken und Träumereien verliere. Ganz tolle Geschichte, Ulli!
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… aber lieber nicht hinter dem Steuer 😉
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Sich zu verlieren kennt wohl (hoffentlich) jede*r, aber beim Fahren die Bodenhaftung zu verlieren, auch die geistige, kann sehr gefährlich sein. Gut, dass ihr nichts passiert ist!
Magst du mir bitte einen Kommentar mit dem Link schreiben, der Ping ist wieder mal nicht da. 😭
Liebe Grüße
Christiane
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Schon erledigt, liebe Christiane – es hörtnicht auf mit dieser Unbill, seufz …
Ja, das ist gefährlich, wenn man ins Träumen und Sinnieren gerät, das denke ich auch. Vor vielen, vielen Jahren, ist mir einmal etwas ähnliches passiert, danach hatte ich dann weiche Knie und musste ersteinmal eine Pause machen.
Liebe Grüße
Ulli
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Ich bin auch so ein Gedankenreiser, aber zum Glück nicht beim Autofahren. Das Motiv der Zaunreiterin finde ich spannend in dem Zusammenhang. Vllt darf man ja als Hagazussa auch mal den Boden verlieren.
Grüße, Katharina
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Hallo Katharina,
als Hagazussa reist man ja schon auch in die Anderswelt, aber selbst da, gilt es aufmerksam und achtsam zu sein und zu bleiben, so ist wenigstens meine Erfahrung und so wurde ich es auch gelehrt. Allerdings kann das von Außen ganz anders wirken 😉
herzliche Grüße
Ulli
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eine träumerisch-versponnene Geschichte, die auf mich einen merkwürdigen Sog ausübte, aus dem mich das Tuuut des Riesenelli (nie gehörtes Wort!) aufschreckte. Liebe Grüße!
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Das Klingt, als wäre Katharinas Denkereien auf dich über gegangen, gut, hast du auf dem Stuhl gesessen, liebe Gerda 🙂
Herzensgrüße an dich, Ulli
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Wahr. Im Auto besser nicht.
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stimmt – heute hatte ich, als ich aus Freiburg hinaus fuhr, ein entsprechendes Erlebnis, obwohl ich nicht „geträumt habe“, ein LKW (Elli) fuhr vor mir Absperrpöller um, direkt auf meine Fahrbahn, ich habe gebremst und alle anderen hatten es mitgekriegt und ich konnte auf die linke Spur ausweichen – was wissen wir und was nicht?!
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So ja….
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Klasse wieder!
(Pssst, Riesenelli ist was?)
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Ein Riesenelli ein ein riesiger LKW – manche nennen LKWs auch Elli, ich glaub das stammt noch aus meiner Berliner Zeit, wo ja alles irgendiwe so abgekürzt wurde, Kottbusser Tor, war der Kotti, Görlitzer Bahnhof der Görli, etc. –
liebe Grüße
Ulli
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Ah, die nenn ich Brummi. Ich kann auch abkürzen 😉
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🙂
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Die hauchdünne Linie fasziniert auch mich immer wieder, manchmal macht sie mir Angst, manchmak zieht sie mich magisch an.
Sehr schöner Text.
Natalie
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So geht es mir auch, herzliche Grüße
Ulli
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Tja, das Versinken in Gedanken, welcher Art auch immer, ist beim Fahren nicht ungefährlich. Mir geht es ja auch immer so und wie oft hat mich schon Hupen hochgeschreckt, weil ich nicht schnell genug weitergefahren bin. 🙂
Wo ich in meinen Gedanken lande, das kann ich gar nicht sagen, aber in Zwischen- oder Anderswelten eher nicht. Die finde ich eher in meinen Büchern und kein Hupen erschreckt mich da. Aber es kommt auch sehr auf die Umgebung an, in der wir fahren, zu welcher Uhrzeit wir unterwegs sind und wie sich das Wetter gebärdet… Es gibt genügend verwunschene Zeiten oder eine spiegelnde nasse Straße und alles Wirkliche wird auf den Kopf gestellt.habe
Eine fast schon mystische Stimmung beschwörst Du herauf, liebe Ulli, und ich bin Dir total gerne gefolgt.
Ganz herzliche späte Nachmittagsgrüße von Bruni an Dich
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Ja, manchmal gibt es diese Momente, liebe Bruni, so gut, dass du sie auch kennst!
Herzensgrüße an dich
Ulli
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oh ja und dann bin ich eine Trantüte beim Fahren 🙂 und nerve all die Eiligen
Liebste Morgengrüße von Bruni an Dich
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tolle Geschichte, liebe Ulli, genieße das Wochenende bei schönem Wetter mit vielen schönen Momenten
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