Im Juni war ich beschäftigt. Der Urlaub war vorbei, die Arbeit rief. Ich fühlte mich wie die verpuppte Raupe, die erst noch ein Schmetterling werden will. So, wie der Sommer, der erst noch ein Sommer werden wollte.
Rituale unterstützten und nährten. Der Kreis hielt, die Trommel trug jenseits und diesseits des Zauns.
Am Ende des Monats entdeckte ich die Künstlerin Marlene Dumas. Ihre Bilder hinterließen Abdrücke.
Abdrücke hinterließ auch Irgendlink mit seiner Reise zum Kap. Im Juni radelte er los, ich folgte seinen Rad-, Bilder- und Gedankenspuren fast täglich in eins meiner Lieblingsländer: Lappland, nun aus Irgendlinks Sicht.
Zusammengefasste Junitexte:
Der eine radelt nach vorne, die andere wirft Blicke rückwärts über die Schulter. Mutig haben mich die Freundinnen und Freunden genannt und über meine Schüchternheit hinweggelacht. Sie sahen nicht hinein, sahen nur mein junges Rund und in die immer so blauen Augen, den roten Mund.
Was waren wir noch so jung und wie schnell ging auch das vorbei! Mittendrin die zähen Ewigkeiten, ungeduldiges Scharren und die gute alte Melancholie. Sie war nicht Freundin, sie war einfach da. Und wenn gerade einmal nicht, dann tanzten die Füße über die bergischen Landhügel und über Bühnenbretter, die dann doch nicht die Welt bedeuteten.
Und dann all dieses Begehren! Wieso gerade mich? Das verstand ich damals nicht. Darin war ich nicht Zuhause. Ich sehnte mich, hilflos. Erkannte die Prinzen im Spiegel nicht, sah nicht meine Kaiserinnenkrone, hatte das Spiel noch nicht gelernt.
Melancholie saß im grünen Zimmer. Leise sehnte sich die junge Frau und verschwand hinter den Spiegeln. Sie schlitterte über biergetränkte Altstadtböden und schwamm mit den Freundinnen und Freunden nackt im Mondenschein. Kein Prinz in diesen Zeiten. Kein Prinz, kein Wrack, es geht nicht, es stimmt nicht und immer wieder Luft anhalten. Das Herz schlug dumpf hinter den Ketten von nein und klein und ja und viel zu groß.
Manchmal ist der kleinen blauen Frau die Welt zu groß, dann bleibt ihr nur ihr Staunen. Manchmal ist ihr die Welt zu laut, dann geht sie in die Stille. Sie träumt das Blau der Berge, des Himmels, des Wassers und des Nichts.
Die kleine blauen Frau – ein Ausschnitt © Ulli Gau
Juni 2015 … und plötzlich hatte ich noch einmal Geburtstag. Eine Freundin kam und brachte Geschenke, von sich und zwei anderen. Wie habe ich mich gefreut! Drei Frauen, die an mich dachten, als wir uns treffen wollten und ich wieder einmal in diesem Jahr absagen musste. Noch immer überwog die Schwäche. Die verpuppte Frau wartete auf ihre Stunde.
Liebe Ulli,
das Staunen ist eine wichtige Eigenschaft!
Bei Jutta Reichelt habe ich gelesen, dass es viele Menschen gibt, die diese Eigenschaft entweder verloren haben oder sie nie besaßen.
Es ist ein Glück, dass wir staunen können.
Einen schönen Tag wünscht dir Susanne
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Es scheint so vieles bei vielen Menschen verloren zu gehen oder schon verloren gegangen zu sein, liebe Susanne, das stimmt mich doch oft sehr nachdenklich. Da staune ich- lach … und gehe weiter und staune über die Schönheit und Grösse des Lebens und tue mein Bestest, damit andere das eine und andere wieder lernen können.
Danke für deinen schönen Kommentar und hab einen guten Tag
ich grüsse dich herzlich vom rauhreifigen Sonnenberg
Ulli
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Liebe Ulli!
Ich lese mit Freude und Staunen Deine „Rückblicke“, denn da offenbart sich in der offenen Art Deiner Berichte eine Ulli, die meine bisherigen Wahrnehmungen so schön ergänzt. Wunderbar.
LG Juergen
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Lieber Jürgen, gestern arbeitete ich an meinem 7. Rückblick, der Juli, der Monat in dem dein Besuch bei uns war, du brachtest, neben einigem anderen das passierte und sich in mir bewegte, frischen Wind herein, dafür danke ich dir jetzt einmal hier und auch für deinen lieben Kommentar. Freut mich!
liebe Grüsse vom rauhreifigen Sonnenberg
Ulli
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Oh – wir bescherten dir einen zweiten Geburtstag, wie schön.
Ein feiner Text ist dir da aus dem Herz geflossen.
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hab ich das etwas nicht gesagt! Herrjeh, da denke ich immer, dass ich doch alles sage … lach und weiterhin gute Besserung dir-
liebgrüss Ulli
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Dochdoch, hast du, aber dass es sooo nachhaltig war, um in den Rückblick zu schwappen …
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Das Bedauern hält ja auch noch an 😉
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„Und dann all dieses Begehren!“ Was daraus geworden sein mag? Manchmal springen einen einfach so Worte an… Ganz herzliche Grüße!
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🙂 DU wieder 🙂 – nach all den Abenteuern der jungen und mittleren Jahre, hat sich dann doch so einiges beruhigt und wenn frau dann erst einmal auf die 60 zugeht ist es mit den begehrlichen Blicken nicht mehr allzu häufig, da fällt man durch die Maschen 😉
liebe Maren, hab ein schönes Wochenende, herzliche Grüsse vom Morgenberg
Ulli
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Du schreibst so schön! Kat.
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Herzlichen Dank, liebe Kat. Ich freue mich-
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