Fünf Schiffe

0238 13.11.15 Flucht und Boote

Es wäscht die kleine blaue Frau ihr Kleid am Fluss, als ein leeres Boot an ihr vorübergleitet. Sie sieht keine Ruder, keine Frau und keinen Mann. Zarte Schleier umwabern das Boot. Die kleine blaue Frau hört einen leisen Gesang, schwimmt zum Boot und nimmt es an die Leine, sie zieht es bis zum Strand. Dort setzt sie sich hinein.

Die Sonne geht unter, die Sonne geht auf, die Sonne geht wieder unter. Es sitzt die kleine blaue Frau in einem ruderlosen Boot und lauscht einem leisen Gesang. Sie lernt die Totenlieder.

Die Sonne geht auf. Es trägt die kleine blaue Frau die Lieder zur Alten mit dem erdigen Gesicht. Die nimmt die Lieder in ihr Herz, dann lässt sie sie wieder frei. Da wird es still. Zarte Schleier wehen ins Blau des Morgenhimmels.

Text und Bild copyright by Ulli

Vor einer Weile schrieb Jürgen Küster alias Buchalov in seinem Blog (sinngemäss): „Und immer diese Boote …“

Mich lassen sie in diesem Jahr auch nicht los und das aus verschiedenen Gründen. Der eine Grund ist das Drama auf dem Mittelmeer, das andere die Aktion von Jörg Möller. Mittlerweile fand die erste Ausstellung oder nenne ich es Benefizveranstaltung in Geldern bei Jörg Möller und Nanni statt, viele Boote schwammen zu anderen Orten. Pi mal Daumen wurden bei der ersten Aktion 1800 € für das Projekt „Seawatching – Deutschland hilft“ eingenommen. Jörg und Nanni haben einen zweiten Ausstellungstag geplant. Nun habe ich noch einmal fünf Schiffe gefalten, ihr seht sie auf obiger Fotomontage.

Wenn sich noch jemand aufgerufen fühlt: bis 28.11. müssten alle Schiffe eingetrudelt sein, schrieb mir heute Jörg. Näheres siehe hier →

Heute Nacht träumte ich, ich hörte eine Stimme, die sagte: Wenn die Boote zu klein sind, dann findet man sie nicht mehr.“

Ich stimme Jürgen zu: Immer diese Boote …

Dieser Beitrag wurde getaggt mit . Setze ein Lesezeichen auf den Permanentlink.

20 Gedanken zu „Fünf Schiffe

    • Danke dir, liebe mb 🙂 – es ist November und ich schreibe Zurzeit die Geschichten der kleinen blauen Frau, da tut mir dein Lob besonders gut. Erst gestern hockte mir Frau Zweifel im Nacken … aber das war eben gestern.

      herzliche Grüsse
      Ulli

      Gefällt 1 Person

  1. Ich stimme mb zu, die Papierschiffchen wirken – zunächst – wie ein Kontrast, so leicht, so schwebend, so harmlos-heiter, dabei… Ja, liebe Ulli, man kann nicht oft genug darauf hinweisen, danke für deine Gedanken und die Collage mit den fünf Schiffen, die mir ausnehmend gut gefällt.

    Gefällt 2 Personen

    • Ja, liebe Ute, man kann es nicht oft genug sagen und beschreien und betrauern, das Ist. Die Totenlieder werden mehr und mehr, es ist manchmal schwierig zu glauben, dass es wieder besser wird, ich fürchte, dass es noch schlimmer wird. So viel Lieden ist in der Welt …

      ich grüsse dich herzlich

      Like

    • Lieber Jürgen!

      Ich lese gerade von Scott Eberle: Das Lied der dunklen Göttin, es geht u.a. um Sterbebegleitung. Sterben lernen, heisst leben lernen, ist der Untertitel, auf dem Cover ist ein leeres Boot, Sonnenuntergangsstimmung drumherum. Verrückt ist noch, dass ich erst diesen Text schrieb und dann das Buch hier ankam …
      Eberle schreibt auch über die Symbolik des Bootes, das Totenschiff, das laut ihm und Joseph Campbell in vielen Kulturen auftaucht, sie finden sich schon auf Felsenzeichnungen. Ich bin schon lange mit ihm verbunden, aber in diesem Jahr bekam es doch noch einmal eine neue Bedeutung.

      Ich grüsse dich herzlich
      Ulli

      Gefällt 1 Person

  2. Pingback: Boote und Schiffe 004 |

Ich freue mich über Kommentare

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..