U = Utopie

Alphabet der mutigen Träume

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Eine Utopie, dargestellt von Friedrich Eduard Bilz Das Volk im Zukunftsstaat 1904

(Wer mehr über Bilz erfahren will: https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Eduard_Bilz)

Ich habe mich für die Utopie statt Urteilsfreiheit, wie anfangs geplant, entschieden. Ich bin mir mittlerweile nicht mehr sicher, ob Urteilsfreiheit erstens funktioniert und zweitens überhaupt erstrebenswert ist. Indem ich etwas beurteile, durch welche Filter auch immer: Verstand, Herz, Gefühle, Emotionen, positioniere ich mich in mir und in der Welt. Deswegen muss ein Urteil nicht unumstößlich sein. Und deswegen muss ich ja auch nichts und niemanden ver-urteilen und/oder abwerten. Manchmal aber verurteile ich auch etwas, wie zum Beispiel Faschismus, Rassismus, Sexismus, Turbokapitalismus, menschenverachtendes Verhalten, Gewalt…

Utopie also. Per Definition klingt sie so:

Eine Utopie („der Nicht-Ort“; aus altgriechisch οὐ- ou- „nicht-“ und τόπος tópos „Ort“) ist der Entwurf einer fiktiven Gesellschaftsordnung, die nicht an zeitgenössische historisch-kulturelle Rahmenbedingungen gebunden ist. Im alltäglichen Sprachgebrauch wird Utopie auch als Synonym für einen von der jeweils vorherrschenden Gesellschaft vorwiegend als unausführbar betrachteten Plan, ein Konzept und eine Vision, benutzt.

Hinsichtlich ihrer Umsetzbarkeit wird zwischen deskriptiven (Tatsachen beschreibend), evasiven (ausweichend/Ausflüchte suchend) und konstruktiven Utopien unterschieden, die sich auf Staats- und Wirtschaftsformen, die Zukunft von Kultur, Kunst oder Religion, verschiedene Arten des Zusammenlebens, Innovationen des Bildungswesens oder der Geschlechterkonstellationen u. a. beziehen können.

Ein ähnlicher, in diesem Kontext oft verwendeter Begriff ist der Wunschtraum (Eutopie, altgriechisch eu: gut). Es handelt sich um eine Gesellschaftsordnung, die bisher keinen Ort hat und nur als Gedanke und Idee existiert.

Der Nichtort beginnt mich zu faszinieren, wie wohl Diejenige oder Denjenigen auch, die/der dieses Bild gemacht hat. Gefunden habe ich es in der Bildersuchmaschine © vincy.org mit dem Titel  Utopie 1– merci

vincy-utopie1

Wie wohl mein „Nicht-Ort“ aussehen würde? Hier sehe ich eine Stadt ohne Autos, mit einer Bahn, die durchs Wasser gleitet, sehe Bestehendes mit Neuem verbunden, die Menschen auf dem Bild hasten nicht. Eine Art modernes Venedig, da auch die Gondel nicht fehlt- eine grüne Stadt. Ich hätte Lust in die Gondel zu steigen und mich eine Weile durch diese Stadt gleiten zu lassen, neugierig auf alles, was sie noch zu bieten hat.

Vieles von dem, was man noch vor einigen Jahrzehnten dachte, dass es unmöglich sei, dass es sich „nur“ um eine Utopie handele, ist mittlerweile Wirklichkeit. Leider ist dabei vieles nicht zum Wohle der Menschheit und der Erde. Darum denke ich, dass man auch immer vorsichtig sein sollte mit den eigenen Utopien, die man in die Welt sendet. Was für Wünsche gilt, gilt für mich auch für Utopien.

Trotzdem … eine Utopie darf groß sein. Größe und Weite in den Gedanken und Vorstellungen lässt Raum zum abspecken. Was von vornherein klein gedacht wird, kann nur mickrig enden.

Meine große Utopie von einer Welt ohne Grenzen beschrieb ich unter O = Offenheit… Wie sieht deine größte Utopie aus?

71 Gedanken zu „U = Utopie

  1. Ich würde lieber den Begriff Wunschtraum verwenden, denn Utopie hat sich bereits in Orwells „1984“ als Schreckgespenst dargestellt, was ja auch bisher reale Züge angenommen hat.
    Mein Wunschtraum wäre Frieden für alle, das beinhaltet soziale Gerechtigkeit und ein paradisisches Leben für alle.

    Mit einem lieben Gruß
    Anna-Lena

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    • Schon interessant, nicht wahr, liebe Anna-Lena, wie es ein Buch schafft einen an sich neutralen Begriff negativ zu belegen… Deinen Wunschtraum kommt meinem sehr nahe- nur weiß ich nicht so genau was alles ein paradisisches Leben beinhaltet-
      herzlichen Dank und liebe Grüße
      Ulli

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            • Dys- ist Griechisch und bedeutet miß- wie in Misstrauen, Missgeschick etc. Dys-topia heißt wörtlich unglücklicher, schlechter Ort. Der Begriff kam im 19. Jahrhundert auf, als sich die ersten KRitiker an der aufkommenden materialistisch-naturwissenschaftlichen Weltsicht meldeten. Wenn man sich unsere heutige Welt mit den Augen der Romantiker des 19. Jahrhunderts betrachten würde, dann hätte man eine Dystopia vor Augen einen schrecklichen Ort, ohne Postkutschen, Windmühlen und heimliche Vis-a-vis mit der Geliebten, mit Chemtrails, Motorenlärm und einer ständig schrumpfenden Zahl von Nachtigallen. Aber im Ernst: die deutsche Romantik war selbst schon eine Reaktion auf die forcierte Modernisierung, und tatsächlich wäre unsere Zeit für sie ein Alptraum.

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            • So „richtig in Gebrauch“ scheint es ab 1868, nach einer Rede von John Stuart Mill in britischen Parlament, gekommen zu sein [Quelle: Wikipedia, http://tinyurl.com/heaxmpv%5D. Nach einer anderen Quelle [http://tinyurl.com/jphxtch] ist es als „dustopia“ schon 1747 belegt. Der vorgenannte, relativ ausfuehrliche Artikel ist m.E. lesenswert.

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                • Gerne! Hat mich insofern sehr interessiert, als ich frueher mit meinen Schuelern im Unterricht 1984 immer als Dystopie diskutiert habe, ohne gross darueber nachzudenken. In der Reihe „Utopische Literatur“ uebrigens.

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                • „Auch einmal“: diese Worte erinnern mich daran, wie lange das her ist, und wie alt ich mittlerweile bin. *grins* Eigentlich sollte ich daran, dass ich einmal Lehrer war, angesichts meiner vielen unkorrigierten Tippfehler in meinen Kommentaren und Postings, lieber nicht erinnern. 😉
                  Hab’s fein,
                  Pit

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                • Und ich hatte Utopien (u.a.) Orwells 1984 als Prüfungsthema in meinem ersten Staatsexamen.
                  Allerdings haben wir das nie in den Rahmenplänen der Sek. II gehabt.
                  Deutsche Schüler mit Abitur haben definitiv keine Ahnung mehr von engl. oder amerik. Literatur. Das ist schon skandalös, finde ich.

                  Übrigens las ich gestern , dass sich z.Zt. „1984“ in den USA bestens verkauft.
                  Ein Schelm, der Böses dabei denkt!!!

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                • Wie es heutzutage mit den Lehrplaenen ist, weiss ich nicht. Dafuer bin ich zu lange aus dem Geschaeft. Aber bis zu meiner Pensionierung [2003] war „Utopische Literatur“ dabei. Wie das zu fuellen war, blieb im Grossen und Ganzen mir ueberlassen. Bei mir war uebrigens auch die Bibel [das Paradies als Sehnsucht des Menschen nach einer besseren/vollkommenen Welt] dabei, und die Frage meiner Schueler war dann natuerlich, „Halten sie die Bibel fuer utopische Literatur?“.
                  Nicht nur 1984, sondern auch Animal Farm stuermt zur Zeit (hier) die Bestsellerlisten. Analogieschluesse willkommen! 😉

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                • nun hat sich meine Frage erledigt, 14 Jahre nun bist du also kein Lehrer mehr, das ist eine lange Zeit!
                  Gut, dass du dir noch deinen Humor bewahren kannst, freut mich wirklich Pit!

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                • Eine lange Zeit [bedingt durch die vorzeitige Pensionierung aus Gesundheitsgruenden], die ich aber vom ertsen Tag an genossen habe.
                  Ja, meinen Humor habe ich mir noch bewahrt, obwohl das in den vergangenen Monaten hierzulande gar nicht so einfach war. Da halte ich mich an das Motto, „Humor ist, wenn man trotzdem lacht!“ Das hat, so glaube ich, selten so gut gepasst wie im Augenblick.

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                • eine wahrlich sehr schwierige Situation ist das, für euch bestimmt mehr, als für den Rest der Welt, letztlich aber ist alles miteinander verbunden und global playing ist nicht mehr zurückzudrehen, nun gilt es wachsam zu sein und zu bleiben und notfalls widerständig-
                  herzlichst
                  Ulli

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                • Und es vergeht kein Tag, wo hier Nachricht ankommen, die nicht nur mich die Stirne runzeln lassen. Gosh, hoffentlich geht das gut!
                  liebe Grüsse sende ich dir
                  Ulli

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                • Es ist mehr als nur Stirnrunzeln, liebe Ulli, die das bei uns verursacht. Als ich gestern von dem neuen Dekret hoerte, dass Muslime/Fluechtlinge aus bestimmten Laendern nicht mehr einreisen duerfen, ist mir das richtig auf den Magen geschlagen. Auch Mary ist seit Wochen niedergeschlagen und deprimiert und hat deutlich weniger Energie. Wenn die Begruendung fuer das Einreiseverbot wirklich ist, dass es in diesen Laendern Terroristen gibt, dann frage ich mich, wann ich nicht mehr einreisen darf, denn ohne jeden Zweifel gibt es auch in Deutschland Terroristen, oder weil man mich einfach fuer zu liberal haelt. Lezteres wird von republikanischer Seite ja mittlerweile (fast) als Schimpfwort bezeichnet. Und wenn hier – wie es vor den Wahlen war – demokratische Waehler eingeschuechtert werden, als uns z.B. die Wahlplakate fuer Clinton vom Grundstueck gestohlen wurden [siehe mein Posting hier: http://tinyurl.com/hqtj64m%5D, dann fragt Mary sich berechtigterweise, wie sie es in einem Leserbrief an unsere hiesige Zeitung zum Ausdruck gebracht hat, wann z.B. unserer St. Francis Statue aus dem Garten gestohlen wird, weil irgendwem die damit zum Ausdruck gebrachte christliche Gesinnung nicht passt. Und was die Haltung Trumps und sehr vieler Republikaner gegenueber Moslems angeht, so frage ich mich, wann man da ein Aequivalent zum Judenstern einfuehren wird. Sorry, wenn ich soviel Negatives loslasse, aber es musste mal raus!
                  Hab‘ trotz Allem einen feinen Sonntag, und lass‘ uns die Hoffnung nicht aufgeben,
                  Pit

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                • Lieber Pit, ich finde das alles auch mehr als denkwürdig was dieser Herr und seine Riege und Schergen veranstalten. Mir wäre da auch sehr unwohl, was heisst wäre, mir ist sehr unwohl! gerade habe ich eine satirische Sendung im Radio gehört- Thema war aber nicht nur der neue US-Präsident, auch hier stinkt ja so einiges gen Himmel, ebenso in Frankreich, Holland und… nein, das kann einfach keine guten Gefühle machen, da gilt es sehr wachsam zu sein und zu bleiben und Stellung zu beziehen, was zwar gemacht wird, aber was auf uns zukommt weiss kein Mensch.
                  Was nun gegen die Muslime läuft ist wirklich unsäglich und der Vergleich mit der Judenverfolgung und der Verfolgung von Minderheiten liegt auf der Hand.
                  Ich danke dir für deins und da gibt es auch nicht zu entschuldigen!
                  Ich grüsse dich und Mary herzlich und wünsche euch, dass es euch nicht noch mehr trifft.
                  Ulli

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                • Ich bin seit dem Sommer im Vorruhestand und weiß, dass in den letzten zehn Jahren Literatur nur ansatzweise in den Lehrplänen war. Mal eine short story oder die Lektüre von Holes, das was es aber schon.

                  Die Bibel als utopische Literatur, eine interessante Frage, die ich mir mal durch den Kopf gehen lasse.
                  Das AT sicher nicht und das NT auch nur bedingt, denn die Verweise auf das Himmelreich sind ja nur ein kleiner Teil der Evangelien.

                  Eigentlich fehlt jetzt als Verkaufsschlager noch BRAVE NEW WORLD :mrgreen:

                  Herzliche Grüße
                  Anna-Lena

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                • Es war ja auch nur eine kurze Passage, ueber das Paradies. Das passte prima zum Thema, da es ja auch in Utopien [ich denke da mal die Bedeutung/Wortspielerie „Eutopia“] um den Wunschtraum nach einer besseren Welt geht. Ich wuerde die Bibel nicht zur utopischen Literatur rechnen.
                  Brave New World als Verkaufsschlager, das kommt vielleicht noch.
                  Liebe Gruesse,
                  Pit

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      • Ich habe diesen Roman auch unter dieser Bezeichnung kennengelernt, damals war 1984 noch ein Stück weit weg, ebenso Huxley Roman „Schöne, neue Welt“ und „Die Magd“ von Margret Atwood-

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  2. Frieden, das vor allem, Achtsamkeit gegenüber allen und allem. Bunt. Offen. Leicht. Stetiger, konstruktiver Wandel. Inspirierende Bilder. Geschichten. Ganz viel Musik. Kinderlachen. Kein Kampf ums Geld. Arbeit, die Freude macht und nützlich ist. Und, und und …
    Weiter gute mutige Träume und einen schönen Tag!

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  3. Wir mussten im Kunstunterricht der DDR eine Stadt der Zukunft malen. Erwartet wurde eine utopische Stadt mit Hochhäusern, fliegenden Straßen…ich habe ein Haus mittend im Wald gemalt. Das Bild wurde als am Thema vorbei mit 5 benotet…
    Guten Morgen

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    • An solche Noten mit gleichnamiger Begründung erinnere ich mich auch, einmal, als wir einen Aufsatz über eine Gabel und ein Messer schreiben sollten, die nebeneinander in einer Schublade lagen, ich machte daraus eine Art Wettkampf, beide meinten erst einmal ihre eigenen Vorzüge darstellen zu müssen, und jeder war erst einmal viel besser als der andere, dann aber schließlich einigten sie sich, dass sie beide ihre Qualitäten hatten und zusammen viel erreichen konnten: Gabel hält, Messer schneidet, Gabel spießt auf und führt zum Mund … aber eben, Thema verfehlt- ich habs überhaupt nicht kapiert-
      herzlichst
      Ulli

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  4. Liebe Ulli,
    ich schließe mich Anna-Lena an und würde auch lieber das Wort Wunschvorstellungen für das verwenden, wonach du fragst. Das Wort Utopie ist für mich auch negativ besetzt (Orwell) und setze ich sofort gleich mit Unerreichbarkeit. Ich bin froh, dass in diesen Tagen bei uns im Wendland die überschmierten Straßenschilder (Utopie, Autonomie, Gerechtigkeit, u.a.) endlich wieder durch welche ersetzt wurden, die den nächsten Ort anzeigen. Die Verwirrung hat ein Ende und man erkennt wieder die nächsten Schritte, das Naheliegende und wird geerdet.
    Liebe Grüsse aus dem Wendland!
    Uta

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  5. Liebe Ulli, als Erstes möchte ich dir gratulieren zu deinem Gesinnungswandel – weg von der Urteilsfreiheit, hin zur Utopie. In deiner utopischen Welt ist das Urteilen also weiterhin erlaubt – ich mache gleich mal ausgiebig davon Gebrauch.
    Erlaubt ist auch, sich einfach durch die Welt, die andere gebaut haben, treiben zu lassen – großartig. Das kann man freilich auch heute schon; nimm eine Kutsche, einen Rikschafahrer, einen Gondoliere, einen Ballon, ein offenes Taxi, ein Kleinflugzeug, wünsch dir gutes Wetter und auf gehts.
    Ba, du hast das Geld nicht dafür? Musst vielleicht selbst arbeiten, die Skigondel oder die Gäste bedienen, die sich hinaufziehen lassen auf den Berg, um in Sausefahrt das Tal zu erreichen, glücklich und mit roten Backen? Also ist wohl deine persnliche Utopie, zu diesen Glücklichen zu gehören – es sei denn, alles sei vollkommen automatisiert, was allerdings der Freude ein bisschen abträglich wäre. Wer will sich sein von automatisch geschlachteten Kühen automatisch zubereitetes Essen schon gern von einem Automaten servieren lassen? – Abgesehen davon, dass damit die im Hintergrund Arbeitenden nur unsichtbarer gemacht würden.

    Utopien, die nicht den Produktions- und Dienstleistungsbereich, die Erde und deren Ressourcen, die Machtverhältnisse und die ungleiche Verteilung des erwirtschateften Wohlstands, das Klima und natürlich die Eigenschaften der Menschen mit einbeziehen, sind wertlos. Es sind tatsächlich nur persönliche Wunschträume. Es sind Wunschträume, die vom Show-Business und der Werbung fleißig genährt werden, mit denen sich viele Arme ihr Leben versüßen und einen Teil ihres mageren Lohns im Lottospiel verpulvern. Es sind Wunschträume, die eigentlich unglücklich machen, da sie nie erreicht werden können.
    Zu 1984: Das war eigentlich kein utopischer Roman im Sinne des Nicht-Orts, sondern die Fortschreibung von Tendenzen, die Orwell erlebte und die er sehr konkret verortete. Als ich aufwuchs, war er mir so eine Art Leitfaden, um zu sehen, wie nah oder fern wir diesem Zustand bereits waren. Im Grunde messe ich immer noch daran, gerade jetzt wieder, wo manche die Formierung der drei Orwellschen Blöcke heraufziehen sehen: Im Westen die Atlantiker – USA und GB nach dem Brexit -, in der Mitte Euroasien mit EU und Russland – und im Osten China plus Teile Asiens – auch dies ist nach der Kündigung von TTP durch Trump nähergerückt . Der Rest der Welt – insbesondere Afrika – ist bei Orwell Manövriermasse.
    Der andere große Roman war Aldous Huxleys „Schöne neue Welt“, der sich von der Gen-Forschung seines Bruders Julian inspirieren ließ. Auch dies eine hoch aktuelle Fortschreibung bestehender Tendenzen. Solche Romane haben den Sinn nachzuvollziehen, auf welche Alpträume sich unsere Welt zubewegt, wenn sie in einer Richtung ungebrochen fortschreitet. Sie sind keine freien Entwürfe, sondern sehr konkret und fordern genaues Nachdenken, Urteilen und vor allem Umdenken und Umlenken heraus.

    Mit den besten Wünschen, dass du deinen Tag von Herzen genießt! Gerda

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    • Liebe Gerda, so ist auch mein Blick auf diese zwei Romane- danke für deine ausführliche Darstellung, das spart mir Worte, die grad eh nicht so wirklich fließen wollen-
      ich stimme dir auch darin zu, dass alles bedacht werden muss, dass wir wirtschaftliche Fragen und die Rollen der Menschen darin ncht außen vor lassen dürfen, ansonsten geraten die mutigen Träume und auch die eine und andere Utopie doch nur zu Schäumen, was ich ja so gar nicht will-
      Selbstredend können wir auch heute schon alle Städte dieser Welt anschauen, ob nun per pedes oder mit einer Gondel, einem Bus oder einer Rikscha oder, aber hier ging es mir doch darum das Neue ergründen zu wollen, das sich ja nur in diesem einen Bild dargstellt hat und viele Fragen offen läßt-
      herzliche Grüße zu dir hin
      Ulli

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  6. An dieser Stelle einmal meinen herzlichen Dank für Dein wunderbares, träumerisches Alphabet (und schade: schon beim U). Zum Thema Utopie: Da finde ich am spannendsten, weil halt Schriftsteller, wie schwierig so etwas zu schreiben ist: Dystopien sind einfach: ein bisschen Diktatur, Sadismus, Machtgier und Gewalt, zack, fertig. Aber eine Utopie? Erstens wäre eine harmonische Welt ja langweilig, weil der treibende Konflikt in der Story fehlt, zweitens scheint uns da unsere Phantasie einfach im Stich zu lassen. Außer Thomas Morus und Ernst Bloch fällt mir tatsächlich nur noch Callenbachs „Ökotopia“ aus den 70er Jahren ein. Wirklich merkwürdig. Liebe Grüße!

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    • ich glaube nicht, dass es langweilig wäre, ein Buch über eine funktionierende Gesellschaft zu schreiben. Es ist leider sehr schwierig. Eine gute Übersicht zum Thema Utopie – anlässlich der UTOPIA von Thomas More – findet sich bei Spiegel online Wissenschaft – utopia-thomas-more-entwarf-eine-ideale-gemeinschaft-.

      Vorläufer und großes Vorbild utopischer Staatsentwürfe war Platos Politeia, die wie alle nachfolgenden Utopieentwürfe zu scharfer Kritik herausforderte, denn Plato hatte eine sehr schlechte Meinung von der Demokratie und dem Mehrheitsprinzip. Für ihn handelt es sich um die Herrschaft des Pöbels – der vielen Dummen, Ungebildeten und von wüsten Begierden Beherrschten über die wenigen Gebildeten und Tugendhaften. Er spricht damit ein Thema an, das heute unter dem Stichwort Populismus rangierte, während es in der kommunistischen Ideologie als Volksherrschaft verherrlicht wurde. Damit es klappt, erdachte sich bereits Plato geeignete Erziehungsmaßnahmen…. .
      Die Idee, den Staat zum Regulierer aller Lebensäußerungen und zum Erzieher des Menschen zu machen, halte ich persönlich für katastrophal. Liebe Grüße! Gerda

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      • Danke für den Hinweis auf spiegel online und den Hintergrund. Aber langweilig wäre ein Roman um „die“ utopische Gesellschaft schon, weil sie harmonisch und glücklich zu schildern wäre. Und ohne jeglichen Konflikt ist Literatur halt fad (einschließlich Morus Inselbeschreibung). Sowas ist leider mehr philosophisch als literarisch. Aber wenn Du eine Idee hast, wie ein utopischer Roman spannend gestaltet werden kann – bitte gib mir Ideen. Denn sowas würde ich für mein Leben gern schreiben 🙂 Liebe Grüße zurück!

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        • O, das fände ich großartig! Eben habe ich ein paar Elemente meiner positiven Utopie aufgeschrieben, kannst du im Kommentarstrang finden. Im Roman ginge es dann darum, die Entwicklung der konkreten Utopie durch die Romanhelden und die Konflikte zu beschreiben, die bei der Umsetzung zwangsläufig auftreten. Das könnte schon sehr spannend sein! LG

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          • Hm, spannend. Mal sehen ob und wie das funktionieren könnte. Wenn der Romankonflikt die Umsetzung einer Utopie durch die Protagonisten sein soll, wird das aber zwangsläufig eine Familiensaga werden – denn so schnell geht’s bestimmt nicht. Jedenfalls: Herzlichen Dank. Ich komme drauf zurück!

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            • ich bin gespannt, ob da was draus wird! Die Idee gefällt mir selbst sehr. Vielleicht könnte man ein Gemeinschafts-Werk dadurch schaffen, dass man zuerst die wichtigsten Protagonisten festlegt, und dann setzen sich verschiedene Autoren daran und jeder schreibt aus der Perspektiven eines Protagonisten. Wie im richtigen Leben setzen sich die Autoren nach einer Zeit zusammen, schauen, wie es für jeden gegangen ist, und machen mit dem feed-back der anderen, aber wieder jeder aus seiner besonderen Perspektive weiter…..
              Diese Produktionsform fürs Schreiben eines Romans DURCH VIELE wäre selbst schon Teil der Utopie, die sich Schritt für Schritt realisiert – oder auch scheitert.

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    • Ich glaube die Krux daran ist, dass viele sich eine „glückliche“ Welt vorstellen wollen, und seitenweise über Glück zu schreiben ist dann eben doch a) eine Herausforderung, damit es nicht langweilig wird und b) unrealistisch- ich denke auch bei meiner Utopie nicht unbedingt und unweigerlich an eine Welt im Paradies, aber ich denke durchaus an eine Welt mit größerer sozialer Gerechtigkeit, in der das Verbindende gepflegt wird, statt immer wieder auf das ´zu zeigen, was verschieden ist, es ist ja gerade das Verschiedene, was man auch als das Fremde bezeichnen kann, was die Menschen spaltet, statt neugierig zu machen-
      heijei, ja, große Themen, ein paar davon haben wir ja schon in den veraus gegangen Buchstaben diskutiert…
      bis hierher erst einmal meinen herzlichen Dank an dich
      schöne Grüße
      Ulli

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      • so eine Utopie light – ein bisschen mehr gegenseitiges Verständnis, ein bisschen mehr Freundlichkeit und Wärme, mehr Offenheit und Bewegungsfreiheit, mehr gemeinsames Handeln, natürlich auch mehr Wohlstand für alle und eine heile Natur – das ist auch das, was mir am meisten zusagt. ….🙂

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        • jein, liebe Gerda- light ist nur auf den ersten Blick, wenn wir aber von dem ausgehen was wir bis hierhin von und über die Entwicklung der Menschheit wissen, auch den verschiedenen Staats- und Wirtschaftsformen, dann funktioniert eben light nicht- wie oben geschrieben finde ich deine Idee der mehreren AutorInnen wirklich spannend- hier beginnt es in mir lebendig zu werden, zumal es neben allem Realismus auch die Phantasie anregt-
          hach, das wäre ein wirklich auch ein feiner Begriff für P gewesen…

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          • Phantasie – ja, das ist ein feines Wort. Und ebenfalls griechisch. Ich hingegen habe wieder ein sehr komplexes Wort am Wickel, nämlich T für taxi, was Ordnung und Klasse – gesellschaftliche wie schulische und militärische und überhaupt – bedeutet, uff! Und das mir!
            Vorhin las ich die Lebensgeschichte von Tommaso Campanella nach, der eine der bekanntesten Utopien geschrieben hat: Der Sonnenstaat, Beginn 17. Jahrhundert, also lange nach Morus, aber ebenfalls inspiriertz von Plato. Da sah ich mal wieder, dass Ordnung und Freiheit Gegenbegriffe sind, die aber irgendwie beide notwendig sind. Die große Frage ist das WIE ihres Zusammenwirkens! Das Leben von Campanella zu lesen war mir eine wichtige Ergänzung. So wie vorher auch das von Morus, der geköpft wurde. Campanella blieb am Leben, musste nur einige seiner Lebensjahre im Gefängnis verbringen, ich glaube 20, mit Einzelhaft, Ankettung, Foltern und allem Drum und Dran. Ein bisschen wie Gramsci, der ein Utopist des 20.Jahrhunderts war. Beide wurden zeitweilig verrückt. So sehr ich ihr Denken und ihre Tapferkeit bewunde, weiß ich doch nicht, ob die Verwirklichung ihrer Träume die Grausamkeiten ihrer Zeit an Schrecken nicht doch noch übertroffen hätte….

            So ein gemeinsames Romanprojekt – das wäre was!!! Liebe Grüße!

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  7. Liebe Ulli, du fragst nach meiner eigenen Gesellschafts-Utopie? Sie enthielte die drei großen Ideale der französischen Revolution als Leitideen, aufgeteilt auf die drei großen Sektoren des gesellschaftlichen Lebens. Erstens: Gleichheit aller Menschen vor dem Gesetz. Dafür sorgt der demokratisch kontrollierte Staat mit seinen Gesetzen und seiner Verwaltung. Zweitens: Brüderlichkeit im Wirtschaftshandeln. Brüderlichkeit heißt nicht Gleichheit, sondern bedeutet, dass jeder sich nach seinem Vermögen und in Abstimmung mit den anderen selbstverantwortlich einbringt. Für die Abläufe sorgen die Wirtschaftssubjekte, zB Genossenschaften, die Mitarbeiterversammlung oder andere Unternehmensformen. Vererbt werden nur persönliche Dinge, und Unternehmenswerte nur, wenn und solange der natürliche Erbe das Werk weiterführt. Der Klassen-Unterschied zwischen Erben großer Vermögen und Armen verschwindet allmählich. Drittens: Freiheit herrscht in allen Dingen des Geistes, also in der Erziehung und Bildung, den Medien, der Kunst. Da Kinder noch nicht selbst entscheiden können, handeln Eltern und bestallte Erzieher im Einvernehmen und mit der Beteiligung der Kinder entsprechend ihren Möglichkeiten.
    Wie diese drei großen, gleichberechtigten aber verschiedenartigen Bereiche gesellschaftlichen Handelns untereinander verbunden sind? Über die mündigen Bürger, die ja an allen dreien beteiligt sind und das harmonische Zusammenwirken schon aus Eigeninteresse anstreben werden.

    Utopisch? Nun ja, danach wurde ja gefragt. Immerhin wäre es ein Raster, an dem man konkrete Verhältnisse prüfen kann. Liebe Grüße! Gerda

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  8. Dear Ulli
    I look forward to have free time to try to translate this amazing series about alphabet.
    Usually I make comments of the picture without reading the text accompanying them but, in this case, I think that text and images are inextricably linked.
    Unfortunately, I’ll have to use again “Google Translator” and, therefore, most of the time I’ll only get foolish translations.

    For me, your creative work continues to be that breath of fresh air that the world of image sorely needs.
    All the best
    m

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    • Dear Marcelo, this is really a pitty, even for me, because I really would like to read your Comments and your view about my Thoughts how the world could be become a better place for everyone- I know your way a bit, because of other comments to my or your pic- could see, that there exist a lot of connections betwenn us – but unfortunalety this textes are still a challenge in German for me, because I am trying to be exact and clear as possible and I am a little bit out of formulating this art of textes-
      I want to say thank you for „the fresh air“ and your company
      all the best for you
      Ulli

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  9. Jetzt habe ich so vieles gelesen, Deinen Utopie-Text und alle guten und informativen Kommis, die hier in großer Zahl geflossen sind.
    So ähnlich wie Venedig und doch wieder anders. Wäre das die Utopie, an die wir denken, wenn wir uns eine paradiesische Zukunft vorstellen? Ich glaube es nicht, weil sie sich zerpflücken ließe, um am Ende auch noch in den Fluten des Meeres zu ertrinken, das schlecht gelaunt über die Ufer treten und alles Schöne mit sich reißen würde… Ich weiß, es war nur ein Beispiel, liebe Ulli, über das man gleich wieder neu nachdenkt und es verwirft…

    Was ist überhaupt der Unterschied zwischen Utopie und Sience fiction? Die Utopie sollte perfekt sein, doch die SF? Nur eine Fiktion? Ja, vermutlich. Zum Nachsehen bin ich jetzt zu müde *g*. Orwells Schreckgespenst, wie Anna-Lena so schön sagt, war für die Machthaber, an die er dachte, mit Sicherheit perfekt, aber für die Bürger, die damit hätten leben müssen, mit Sicherheit nicht.

    Aber ein Paradies kann auch nicht perfekt sein für uns, weil uns alles Nachdenken fehlen würde, es wäre ja nicht mehr erforderlich, alles wäre allzu perfekt schon lange geregelt…

    An eine Utopie glauben wir im Grunde unseres Herzens gar nicht, sonst würden wir von einer voraussehbaren Zukunft reden. Oder irre ich mich jetzt?
    Deshalb sage ich wie Anna-Lena, eine Utopie ist ein Wunschtraum, den wir hegen und pflegen und dem unsere Hoffnung gilt.

    Und deshalb hoffen wir auf Frieden zwischen den Menschen und wollen, daß es keinerlei Gewalt mehr geben wird, Und daß die Würde des Menschen unser höchstes Gut sein wird.

    Liebe Grüße in die Nacht von Bruni

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    • Liebe Bruni, nun … neben meiner grossen Freude über deine Worte, muss ich aber doch noch einmal sagen, dass ich nicht von paradiesisischen Zuständen träume, das ist mir viel zu unrealistisch! Egal in welche Zeit ich schaue und in welche Länder, es hat immer Auseinandersetzungen gegeben und ebenfalls Licht und Schatten, gut und böse und das wird wohl auch immer so sein und bleiben- es geht mir um die Herstellung von einem grösserem Gleichgewicht, weil das aber aus dem Ruder gelaufen ist bange ich eben sowohl um die Erde, wie um die Menschheit und habe von hieraus Haltungen entwickelt, die ich im Alphabet versuche darzustellen. Ich mag deine Formulierung über das Meer etc. sehr, danke dir!
      Für mich geht eine Utopie über einen Wunschtraum hinaus und hat auch nichts mit einer voraussehbaren Zukunft zu tun- ich finde, dass Gerda dies weiter oben gut erklärt hat, dazu kommt die Defintion von Utopie in meinem Artikel- ScieneFiction jedoch ist für mich ein reines Phantasiegebilde = Starwars u.ä.- so gar nicht mein Metier!
      Ja, ich wünsche mir eine friedliche Welt und auch eine gewaltfreie, das schliesst aber für mich Konflikte nicht aus, denn ich glaube nicht daran, dass es je gänzlich konfliktfrei sein kann, es kommt nur darauf an mit welchen Mitteln wir Konflikten begegnen und wie wir sie versuchen zu lösen- siehe Kommunikation …
      soweit erst einmal, ich bin sehr müde, zwei kurze Nächte hintereinander verkrafte ich kaum noch, also gilt es jetzt mal einen Mittagsschlaf zu machen.
      Ich grüsse dich ganz herzlich
      Ulli

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  10. ich glaube, die Herstellung von grösserem Gleichgewicht ist keine Utopie, sondern machbar, liebe Ulli.
    Aber ich glaube es nur… und weiß, daß schon das schwierig ist.
    Klar, denkst Du nicht an paradiesische Zustände, das meinte ich auch nicht. Ich dachte nur über alle Begriffe
    an sich nach. Nicht mal an Starwars u.ä. dachte ich, nur an eine Fiktion, als ich beim Begriff SF war… *g*

    Liebe Grüße und ein gutes Mittagsschläfchen wünsche ich Dir

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  11. Pingback: Die letzte Erinnerungsrunde an mein Alphabet der mutigen Träume |

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