Rückblick # 7 – Mai

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2011-15  –  draufklick = groß

Wenn ich die Bilder in der obigen Collage betrachte, dann merke ich einmal mehr, dass der Wonnemonat Mai hier oben auf dem Berg oft noch sehr kühl ist. Erst ab Mitte des Monats blühen die Apfelbäume. Wie anders es doch da im Wendland ist, besonders in diesem Jahr, das ganze Land war eine Blütenpracht, nicht nur die Apfelbäume lockten die Bienen. Die Nachtigallen sangen jede Nacht. Und ich kann nicht die Menschen verstehen, die sich darüber beschweren. Kann man denn lieblicher in den Schlaf gesungen werden?

Ach, es war eine Wonne, ein Frühlingsfest vom Feinsten und ich wurde sechzig, auch das feierten wir. Ganz besonders aber hat mir ein spontanes Fest gefallen, als eine noch sehr junge syrische Familie mit Baby ihre neue Wohnung feierte, zu der ihnen meine Freundin Vorort verholfen hatte. Zuerst waren es noch ernste Gespräche, ich fragte die Frau (ihr Mann war sehr schüchtern und konnte auch nicht so gut Englisch) nach ihren Erlebnissen auf der Flucht. Man stelle sich eine Flucht übers Meer mit einem 6 wochenalten Säugling vor, man stelle sich weiterhin vor, dass ihre und seine Familie in Aleppo geblieben sind. Tränen flossen. Später haben wir unter freiem Himmel getanzt. Der Mann hielt das Baby, die Frau hatte alles Sorgen hintenan gestellt und tanzte voller Freude und Wildheit! Ihr Lachen ist unvergessen, ihr Tanz auch.

Und natürlich war auch noch die KLP (Kulturelle LandPartie), ein Landkreis im Ausnahmezustand. Zehn Tage lang zeigen Künstlerinnen und Künstler, Handwerkerinnen und Handwerker auf ihren Höfen, in den Scheunen und in ihren Gärten ihre Erzeugnisse, Konzerte, Zirkus, Theater und Lesungen runden das Ganze ab, nicht zu vergessen alles Kulinarische. Man stelle es sich vor: über 600 Angebote und zigtausende von BesucherInnen, die per Radel oder Auto durch den Landkreis stromern. An manchen Tagen war mit dem Auto über die Feldstrassen kaum ein Vorwärtskommen möglich. Ich sah nur einen Bruchteil, vieles war banal, einiges blieb haften, wie z.B. die Lichtkästen von Polimeno (s.u.)

Zu 60 gibt es nur eins zu sagen: gegrübelt habe ich davor und dann war es doch, wie in jedem Jahr: die Zahl ändert sich, ich mich langsam.

2016

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Anmerkung

Den Lichtbildleiterkasten als Grundgerüst, ohne die bunten Bilder darin © Pino Polimeno → mehr über ihn hier →

19 Gedanken zu „Rückblick # 7 – Mai

  1. Sechzig….Pffffff…da bist du doch noch ein junges 🐣. Ich werde im Januar Fünfundsechzig. Na und. Wäre doch schade, wenns nicht so wäre. Es gibt noch viel zu entdecken und erleben. Schön, deine Schilderungen. Danke fürs Mitnehmen. Marie

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  2. Ich finde, solche Rückblicke zeigen uns, wie bunt und reichhaltig das Leben ist. Es tut gut, am Ende des Jahres auf das Gewesene zu blicken, so erlebe ich es auch.
    Bei der berührenden Geschichte mit der syrischen Frau tauchten Bilder auf und ich sah sie und euch tanzen.

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    • Liebe Marion,
      dafür sind meine Rückblicke ja, dass ich mich zum einen an Gegebenheiten erinnere, die vielleicht sonst auch in die Dachkammer kämen, wo alle Dinge liegen, die ich vergessen habe, sie stauben munter vor sich hin … und ich bin jedes Jahr erstaunt, wie meine persönlichen Rückblicke, mit ein paar allgemeinen Jahresstreuseln verziert, die Erinnerungen auch bei meinen LeserInnen wecken.
      Heute freue ich mich, dass du die Reichhaltigkeit und die Farbigkeit siehst, das Leben ist reich und bunt, auch wenn wir uns oft in den Grautönen bewegen.
      Die Geschichte vom Tanz mit der Syrierin hätte ich wohl vergessen, unglaublich, erst als ich mich mit den Bildern beschäftigte fiel es mir wieder ein, puh!
      liebe Grüsse an dich
      Ulli

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  3. Wenn ich meine Foto-Journale durchsehe merke ich immer mit wieviel Müll ich mich jeden Tag beschäftige und auseinandersetze. Meine Foto-Abfolge hat immer gute und schlechte Seiten im Einklang. Bei Dir sieht das zumindest künstlerisch alles sehr schön aus. Grüsse in die Nacht.

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    • Vielleicht hätte ich ja auch viele andere Bilder, wenn ich in einer grossen Stadt leben würde, hier ist es einfach, so viel Idylle- was mich ja auch manchmal nervt. Naja und manches zeige ich eben erst gar nicht-
      Nachteule grüsst den schwarzen Vogel von Herzen
      Ulli

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    • Aber wirklich, liebe Bruni, es war die pure Freude!!! Als ich dann hierher zurückkam und die ersten Artikel wieder erschienen sind haben mich zwei, drei Leute gefragt, ob ich frisch verliebt sei 😉 nein, es war nur dieser wunderbare Mai und das ganze Drumrum-
      liebe Grüsse
      Ulli

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