its only Rock ’n’ Roll and I like it …

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Der Rhythmus, in den ich hinein geboren wurde, der die Welt damals bewegte, hieß schon Ende der neunzehnhundertfünfziger Jahre Rock `n` Roll. Er lag in der Luft, bewegte die Atmosphäre, veränderte die Blickwinkel. Männer und Frauen sangen vom wilden Leben und freier Liebe. Frauen zeigten Bein, Männer und Jungs posierten mit Schmalzlocke, Blue Jeans und Lederjacke, auch wenn bei mir Zuhause noch Heimatlieder und katholischer Kirchgang angesagt waren und Röcke gleich über dem Knie zu enden hatten.

The rhythm in which I was born, which moved the world in these time, was named Rock `n`Roll, still at the end of the fifties. It was in the air, it moved the atmosphere, changed the angeles of view. Men and women were singing about wild life and free love. Women were showing legs, men were posing with slimeball, bluejeans and leather jackets, even if at my home still home land songs and katholics churchwalks were in and my skirts had to end over the knees.

Wurde auch noch versucht Respekt und Gehorsam in uns hinein zu prügeln, waren noch psychologische und religiöse Drohungen und Erpressungen an der Tagesordnung, so war im Hintergrund dieses Stampfen und Hämmern, Swingen und Twisten und machte krause Gedanken. Die Musik erzählte von ungeahnten Freiheiten, außerhalb der wohligen Wohnzimmerpolstereckkombinationen mit Gummibaum. Sie sang von unendlichen Straßen, weiten Ebenen, hohen Bergen und dem unendlichen Ozean. Es war ein Ziehen in uns.
Die Eltern ratlos- der Rhythmus hatte sie nicht erreicht, sie konnten uns nicht halten und wir waren auf der Straße der Sehnsucht angekommen …

They still tried to beat respect and obedience into us, during the daily order they threatend us with religion and tried to extort us with this, but in the background was all this stamping and hammering, swinging and twisting and let frizzy thoughts grow. The music was talking about undreamed freedom, outside of cosy living rooms with gum trees. It was talking about never ending streets, wide plains, high mountains and the never ending ocean. Something pulled us.
Parents get lost- the rhythm didn`t reach them, they couldn`t hold us and we arrived the street of longing …

Und wie komme ich jetzt darauf?
Ich las in den letzten Tagen die Biographie von Keith Richards: „LIFE“ – ich will jetzt gar nicht weiter auf die Person eingehen, es gibt so viele miese Berichterstattungen, da hat sich längst Jede und Jeder eine eigene Meinung gebildet, allerdings möchte ich schon sagen: glaubt den Medien nicht und schon gar nicht, wenn es um Jungs wie Keith Richards geht … er selbst macht ja gar kein Geheimnis aus seiner Sucht, die er aber (ohne Blutaustausch) überstanden hat, sagt er, glaube ich ihm …
Das, was für mich wirklich zählt und mich wirklich fasziniert hat, ist seine Liebe zur Musik, seiner intensiven Beschäftigung mit dem Blues schon ab Kindesbeinen an. Daran hatte seine Mutter eine gewissen Anteil. Und so kam es, dass er von seinen Vorbildern lernte und lernte, bis er seinen ganz eigenen Sound kreierte, den wir unter dem Namen „Rolling Stones“ kennen.

What`s the matter about all this?
Well, I´ve read the biography of Keith Richards „Life“ during the last days. I don`t want to talk about the person, there exist so many bad media coverages, that each of you got his and hers opinions about Keith, but I want to say: don`t believe medias, especially if they write about men, like Keith Richards is one of them … He by himself doesn`t deny about his addiction, which he overcame (without changing his blood), he said, I believe …
What is really important for me, is his love to the music, his intense occupation with the blues, since he was a child. His mother supported him in a way. He learned and learned from his idols, until he was able to create his own sound, which we are knowing as „Rolling Stones“.

At first there was the blues, then jazz, then rock `n`roll, without rock `n`roll no punk (in the background I am listening to „The Clash“ … YEAH 🙂 )

Zuerst war der Blues, dann der Jazz und dann der Rock `n` Roll und ohne Rock `n`Roll kein Punk (im Hintergund läuft gerade The Clash … YEAH 🙂 )

Zurück zu Keith Richards, der nicht nur mit den Rolling Stones spielte, zumal es zwischendurch auch zu großem Knatsch mit Mick Jagger kam und sie einige Jahre jeder für sich mit und in anderen Bands spielten, wie zum Beispiel hier, Keiths Band X-Pensive- Winos:

But back to Keith Richards, who didn`t play only with the Rolling Stones, even there was a time, when he had trouble with Mick Jagger and they started to play with their own bands, like here … The band of Keith Richards: X-Pensive-Winos:

gerne hätte ich euch noch „Union Sqare“ oder „Blind Love“ von Tom Waits, zusammen mit Keith Richards vorgestellt, aber da macht mal wieder die Gema nicht mit 😦 da bleibt mir nichts weiter übrig als Tom Waits zu zitieren:

I would have like to play „Union Square“ or „Blind Love“ – arrangements of Tom Waits and Keith Richards together, but the German „Gema“ is forbidding this 😦 – so I want to quote Tom Waits about Keith:

„Jeder liebt Musik. Die Frage ist, ob die Musik dich liebt- das ist das Entscheidende. Und dieses Gefühl hatte ich bei Keith sofort. Man muss Respekt haben vor dem Prozess des Musizierens. Nicht du schreibst die Musik, sie schreibt dich. Du bist ihre Flöte, ihre Trompete, ihre Saite. Bei Keith ist das nicht zu übersehen. Er ist wie eine gußeiserne Bratpfanne, aus einem Stück. Egal, wie heiß sie wird, sie springt nicht. Sie verändert nur die Farbe.“

Everybody is loving music. But the question is, if the music is loving you, this is decisively. And this was my feeling about Keith, immediately. One has to have respect to the process of making music. Not you are writing the music, the music is writing you. You are the flute, the trumpet, the string. You can´t over look this, if you are looking to Keith. He is like a cust iron pan, out of one piece. It doesn`t matter how hot it will become, it will not burst. Its only changing the color.

Interessant hierbei finde ich, dass dies meiner Erfahrung beim schreiben und dem Kreieren von Bildern entspricht, nicht ich kreiere und schreibe, sondern ich werde geschrieben, die Bilder kreieren sich durch mich … im besten Fall! Eine Erfahrung, die auch andere teilen … ganz nach dem Motto: es ist schon alles da, wir müssen es nur pflücken-

Interesting enough, that I made the same experiences, when I am writing or I am creating a picture, not I am writing or creating, I get written and created … if everything is working well! An experience, which is shared by others, like the motto: everything is still there, you only have to pick it up.

Doch noch einmal zurück zu Keith Richards und seinem Buch- ich durfte einen Keith Richards kennenlernen, der bis heute seinen Respekt nicht vor denen verlor, die einstmals seine Lehrmeister waren, wie z.B. Muddy Waters. Keiths Freude, dass Muddy mit ihnen gemeinsam spielen wollte, ist echt.
Echt und frech, ja das ist er, fast schon gnadenlos.
Und nun frage ich mich seit gestern, wo ist eigentlich meine Frechheit geblieben? Ja wirklich, ich war schon mal mutiger. Aber gerade eben passiert etwas … So, und nun wisst ihr woher ich komme – lach …

But back to Keith Richards and his book – I come to know a Keith Richards, who didn`t lost his respect, until now to his old idols and teachers, like Muddy Waters. Keiths`joy, when Muddy Water wanted to play with the Rolling Stones together was real.
Real and barefaced, this is what he is, nearly pitiless.
Since yesterday I am asking myself, where did I left my own insolence. Really I had been more couraged in the past. But something is happening, just now … So, and now you know where I`m coming from 🙂

Zum Schluss noch eine Session mit Muddy Waters und den Stones, viel Spaß!

At the end another session, this one is together with Muddy Waters, Keith Richards and Mick Jagger. Please enjoy …

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27 Gedanken zu „its only Rock ’n’ Roll and I like it …

  1. spannend, wie sich die welt im jahrzehnt, das meinen und deinen geburstag trennt, verändert hat. musikalisch und überhaupt … die 68er waren in meiner pubertät schon am ausfransen – nicht aber ohne spuren hinterlassen zu haben. doch auch meine eltern haben den zug nicht genommen. meine und fast keine bei uns im dorf.
    und doch: was heute ist, ist eine stetige fortsetzung (fort- oder rückschritt? beides je nachdem).
    herzlich soso

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    • ich empfinde das Heute eher wieder als sehr angepasst – als ich das Buch las, dachte ich, dass es ruhig mal wieder so einen richtig lauten Aufschrei und Protest geben könnte, es gibt ja genug, was stinkt! ganz in dem Sinne von : Empört euch, dem Essay des ehemaligen französischen Widerstandskämpfers und UN-Diplomaten Stéphane Hesse- klar, gibt es auch Bewegungen, aber mir sind sie weder laut, noch frech genug –

      liebe Grüße
      Ulli

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  2. Ja, die 50er-Jahre – eine Zeit zwischen Spießigkeit und Aufbruch, der aber noch nicht alle erreichte und vielen Menschen Angst machte, wollten sie sich doch in ihrer Wirtschaftswunderstimmung nicht durcheinanderbringen lassen von fremden Einflüssen. Aber es begann etwas. Danke für deine Eindrücke, Ulli, und für Keith Richards, den ich nun etwas näher kennenlernen durfte. Ich habe ein Stones-Konzert live erlebt, erst spät, 1999, ein Open-air-Konzert, eine richtige Massenveranstaltung, wie ich sie eigentlich hasse, aber es war toll!

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    • interessant war auch, was Keith selbst zu diesen Riesenauftritten schrieb, wie schwierig er es fand und sich nach den kleinen Clubs zurücksehnte, die noch wirklichen Kontakt zum Publikum zuließen, wo er noch die anderen Musiker hören konnte, etc. – das war auch eine Seite an ihm, die mir gut gefiel, dass er auf seine Art bescheiden geblieben ist, ganz im Gegensatz zu Mick Jagger, der sich ja sogar zum Ritter hat schlagen lassen, was Keith nur ablehnen konnte, er wäre sich sonst nicht treu geblieben … er hat seine Wurzeln nicht vergessen und sein Herz blieb bei den Jungs und Mädels der Vororte und der Straßen und das widerum hat viel mit mir selbst zu tun …

      auch wenn ich manches Stück von ihnen wirklich gut fand und finde, aber so ein richtiger StonesFan war ich nie. Das Buch hatte mein Liebster geliehen bekommen und weil ich gerade keine Lust auf „Literatur“ hatte, kam es mir gelegen, ich habe es nicht bereut, eben auch, weil es mich an Seiten von mir erinnert hat, die ich irgendwie zugebuddelt habe, warum auch immer noch-

      ich grüße dich herzlich
      Ulli
      bei uns kam letzte Nacht auch der Sturm an, meine Güte hat er gerappelt und getöst, nun regnet es- ich mein, besser als Schnee, aber eben immer noch grau 😦

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  3. Weißt du was? Jetzt hast du mich richtig neugierig auf das Buch gemacht, Ulli, und ich möchte es auch gern lesen. Wie lautet der Titel (oder habe ich ihn irgendwo überlesen)? Sehr sympathisch scheint er zu sein, dieser Keith, der ja doch immer im Schatten von Mick Jagger stand – ein Narzisst, wie er leibt und lebt. Ein richtiger Stones-Fan war ich auch nie, auch kein richtiger Beatles-Fan, von beiden Bands mochte ich bestimmte Stücke, doch nie alle. Stürmische Grüße aus dem Tal mit Sonne ab und zu.

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    • es heißt LIFE … ja, Mick ist der Poser und ehrlich, ich mochte ihn nie sonderlich –
      falls du es dir wirklich besorgen willst, dann erwarte aber bitte keine wirkliche Literatur, er schreibt, wie er denkt und das ist manchmal auch rau und roh –
      hier scheint gerade die Sonne, wow … mal schauen wie lange …

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  4. I believe that, in the times we are living now, the lyrics of the song by The Clash are more relevant than ever. Their righteousness and a leftist political ideology coincide in many points with the spirit of the manifest by Stéphane Hessel “Time for Outrage”.

    You said: „Really I had been more couraged in the past“, unfortunately, I fear that all of us are on the same boat.
    Why? I don’t know, but perhaps it has to do with the generalised disenchantment with the political class.


    Are you taking over
    or are you taking orders?
    Are you going backwards
    Or are you going forwards?

    White Riots – The Clash

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    • Es muss ja nicht immer „richtige“ Literatur sein!
      Ein Konzert in natura findet live statt bzw. ist ein Live-Konzert, aber es wirkt tatsächlich unlogisch, wird es doch hier wie life ausgesprochen.

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    • dear marcelo,

      in the 70th we thought: everything is possible – in the 80th we lived wild and nearly without borders, in the 90th the disenchantment started, now we can see, that everything, what we thought about moneygames, politicians were and are right, it is time to go forward and to become loud again, each of us in our own language and way, how we are able to express ourselves.

      Clash was a group I really liked – thanks for the text!
      good day, good way
      fondly Ulli

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  5. Schön, dass Du uns mit auf Deine Reise in diese Zeit und ihre Musik genommen hast!
    Dein schöner Text und auch einige der Kommentare lösen gerade etliche Erinnerungen in uns beiden aus … und schon sind wir mitten in einem Gespräch darüber …
    Herzliche Grüße, liebe Ulli, Dieter und mb

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  6. Sieh mal an, das ist ja ein Beitrag von 2013, und ich dachte, von jetzt. Dass du dich fragst, wo deine Frechheit, dein Mut geblieben sind. ich komme aus einer vollkommen anderen Ecke, musikalisch und also auch lifestile-mäßig, Das merke ich immer wieder. Sicher, getanzt habe ich auch rockn roll, aber weder gut noch besonders begeistert. Diese ganze amerikanisch inspirierte Aufbruchstimmung, die nach Deutschland rüberschwappte, war mir fremd. Ich erfand meine eigenen Widerstandsformen gegen die Gesellschaft, in der ich aufwuchs. Aber interessant war es, deins zu lesen.

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    • Nun bist auch du hier gelandet, liebe Gerda, wie schon zuvor wholelottarosie, ich staune 🙂
      Ich hatte gerade meine Freude an diesem alten Beitrag und erinnerte mich an die Stimmung, in der ich dies schrieb. Es ist ja mehr wie gewagt, dass ich schrieb: so, nun wisst ihr woher ich komme, da fehlt so vieles. Es sind eben immer nur alles Facetten.
      Blues hat für mich übrigens wenig mit dem modernen Amerika zu tun und auch nicht der Jazz, es waren die farbigen Sklaven, die diese Stile entwickelt haben und erst sehr viel später sind sie salonfähig geworden. Die Stones, wie die Beatles kamen ja auch nicht aus den USA, sondern aus GB …
      Ich stand und stehe dem meisten, was aus Amerika zu uns herüber schwappt mehr als skeptisch gegenüber, vieles lehne ich rundum ab und nicht erst seit Mr. T., das war in meiner Jugend auch nicht anders. Trotzdem liebte ich den Blues, den Jazz, die Musik, die aus New Orleans und den Kellern von New York kamen – es gibt richtig gute Filme, wie z.B. die von Jim Jarmusch, ansonsten schaue auch ich meistens lieber Filme aus Frankreich, D, GB, etc., wenn es bloß nicht Hollywood ist …

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      • da treffen sich unsere Geschmäcker wieder. Jarmusch (natürlich kein Amerikaner, sondern Ungar) ist ein Genie, der Amerika mit den Augen eines alten Kindes betrachtet. Und Blues und Jazz liebe ich auch. Ich will auch gar nichts gegen die anderen genannten Musiker einwenden, nur war es eben nicht das, was mich als Jugendliche und junge Frau prägte – im Gegensatz zu vielen anderen meiner Generation. Die meisten kenne ich gerade mal dem Namen nach.

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        • Ich habe gestern im Radio gehört, dass Jarmusch einen neuen Film gemacht hat, wurde in Cannes vorgestellt und erhielt wohl richtig gute Kritiken – er hat lange geschwiegen.
          Schön, wie du seins beschreibst! 🙂
          Ich war musikalisch schon immer sehr breit aufgestellt, ich habe in meiner Jugend auch sehr viel Klassik gehört, ich lieb(t)e Tschaikovsky, Rachmaninov, Beethoven, Debussy, ach … und so viele mehr, nur mit Bach wurde ich nicht warm … auch nicht wirklich mit Mozart, dann lieber Brahms … aber all das hat sich gedreht und gedreht und dreht sich noch …

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