Erst einmal ein Letztes

Ab morgen ist hier wieder Pause. Das war seit Anfang Januar für mich hier eine sehr intensive Zeit und nun fahre ich für 12 Tage in Ferien. Noch einmal meinen herzlichen Dank an euch für die rege Beteiligung an meinem und Gerdas Alphabet und für eure sehr berührenden und bestärkenden Kommentare vorgestern und überhaupt, aber eben besonders vorgestern.

Trotz Pause führe ich die Sonntagsbilder weiter und ich freue mich auf eure Kommentare (so ihr wollt), wenn ich wieder zurück bin.

Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern eine gute Zeit.

Ich verabschiede mich mit einem Text und einer Fotomontage einer neuen Serie:

„Puppenspiele – puppets in the streets“

Heute:

Sie und Er

0016-17-01-2017

SPEZIELL

– Du bist mir zu speziell. Lange schaute sie ihn an, er hielt den Blick, ihrer wanderte ins Niemandsland.

– Vielleicht … bin ich a u c h speziell. Jetzt war es an ihm seinen Blick wandern zu lassen, ins Erinnerungsland. Er sah die junge Lebenslustige, Tatkräftige, in die er sich einst verliebt hatte. Er lächelte.

Erinnerung löste Erinnerung ab, dann sah er sie unter sich erstarren. Ratlos wurde sein Blick, wie eh und je. Ihre erklärenden Worte erreichten ihn nie, brachten ihn nicht zurück zu ihr. Die Fallstricke des sich Falschfühlens hielten sein Hinspüren und Zuhören gefangen.

Heinrich, Heinrich der Wagen bricht. Aber nichts ist je gebrochen, gesprengt, getaut. Unter der Hitze seiner Haut schwamm ein Eismeer. Seine Oberfläche war eine frostig geschlossene Decke, man könnte Zufuß um sein Grönland gehen, ohne je anzukommen. Unter seinem Eis hielt er manches verborgen.

Er suchte und fand, wie jeder findet, der sucht, es sei denn es ist für immer verloren- er fand sein Kleinsein, sein Nichtgenügen, er konnte nicht anders.

Wie schwer das war! Sie dachte an die Erzberge in schwedisch Lappland. Dunkel, schwarz, verdichtete Masse, schwere Steine- zu schwer, zu groß, um einen in die Jackentasche zu stecken; zu dunkel auch. Von ihnen ging keine Verlockung aus, eher eine ungute Verheißung. Woher sie kam und was es wirklich gewesen war entschlüsselte sich erst Jahre später. Sie hatte stattdessen einen hohlen Knochen mitgenommen, der lag jetzt in ihrem Regal.

– Natürlich bin ich speziell. Aber was sagt das über mich? Was das z u ? Sie hatte ihn mit ihren Fragen zurück an den Tisch gebracht, der ihnen ein Gegenüber bot, kein Nebeneinander, höchstens noch ein Aufeinander, aber diesen Raum hatten sie verlassen. Wann war das? Oder hatte dieser Raum sie verlassen?

– Naja, speziell ist wohl jede und jeder; halb fragend, halb sagend stand der Satz für einen Moment zwischen ihnen, bis er im Nebel des Nichtssagendem verschwand. Beschwichtigungen, Verallgemeinerungen, tausend Schwämme in vielen Jahren und keine Essenz.

Sie übertrieb jetzt wieder, das wusste sie. Er hörte es nicht, sie schwieg. Sie schaute auf ihre Hände. Er folgte ihr, sah die immer noch so schönen Hände, die zupackend, wie zärtlich waren, die tasteten, schmeichelten, strubbelten, neckten, kitzelten, die Seligkeit waren. Alles w a r , was ist aus dem  i s t geworden? Wie traurig das alles war! Er stand auf.

– Ich muss alleine sein. Ich habe mich verloren, ob in dir oder mit mir oder irgendwo auf dem Weg, das muss ich herausfinden. Sie nickte. Er ging. Sie schaute vis-à-vis, sein Bild hing noch dort, es war ihm nicht gefolgt.