Mutig träumen # 1

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Der Schmerz über die Entwicklung in der menschlichen Welt ist nicht kleiner geworden, die Trauergesänge nicht weniger. Es gibt nicht weniger Kriege, nicht weniger Hass, nicht weniger Leichen im Meer.

Manche wurden leiser, manche resignierten, andere ignorierten, einige streifen sich Schmerz und Leid von ihren Häuten, wie den Schmutz nach getaner Arbeit, andere gehen jeden Samstagabend tanzen, manchen hat es die Sprache zerschlagen, einigen die Stimmen genommen, andere sind vor Angst erstarrt, einige werden wütend, manche radikalisieren sich, andere haben die Schuldigen schon längst ausgemacht … Gnade!

So viele, viele kleine Menschen, die nicht aufstehen und auch nicht zusammen- und zueinanderstehen, die nicht für sich und ihre Träume, ihre Ideale einstehen, die sich fesseln lassen, die blindlings glauben, weil man versäumte ihnen Mut und selbständiges Denken zu schenken, die hinnehmen, still und voller Angst, die alleine stehen, die ersticken und ersaufen in ihrer Individualität, die nichts mehr spüren, nicht sich und nichts anderes, die nur Hast und Eile kennen, Müssen und Sollen, Leere und bleierne Müdigkeit. Stopp!

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Es sagen die 13 indigenen Grossmütter in dem Film „For the next 7 generations“:

„Wir sind uns einig, wir haben einen gemeinsamen Feind … die Gier.“

Barbaren kamen, nahmen Land und Frauen, hackten in Böden und Männerköpfe ab, sie laugten Muttererden aus. Sie kamen und kommen, zähmten und zähmen, alles was wild ist. Was nicht zu zähmen ist, rotten sie aus: Kopf ab und aus, die Maus. Sie sagen, das sei ihr Recht. Stolz sind sie, die Barbaren, die Ritter der Erderoberung und -ausbeutung. Jetzt gehen sie zum Wasser. Groß, mächtig, furchteinflößend kommen sie daher, unter der Rüstung klemmen kleine Schwänze, aus dem geöffneten Visier glänzen speckig rote Fratzen, ihre Herzen aus Stein, ihre Seelen los.

Stopp!

  • Was, wenn man sie nicht mehr fürchtet?
  • Was, wenn an den wohlwollenden Träumen einer besseren Welt festgehalten wird?
  • Was, wenn an den Träumen von Wasser, Nahrung und Bildung für alle weitergesponnen wird?
  • Was, wenn wir „Wir“ wieder Wirklichkeit werden lassen?
  • Was, wenn wir unseren Dank für die Pracht und die Wunder des Lebens wieder täglich zum Ausdruck bringen?
  • Warum keine kleinen Opferschalen in den Garten tragen oder auf die Fensterbank stellen?
  • Warum nicht beten?
  • Warum nicht freundlich zu jedem lebendigen Wesen sein?
  • Warum nicht die Neugierde und den Wandel nähren?
  • Und wieso nicht mutig träumen?

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Sandra Ingermann schreibt:

„Viele Schamanen sagen, dass wir den falschen Traum träumen. Wir geben uns der Illusion hin, dass wir von der Natur und den spirituellen Reichen getrennt leben. Wir sehen uns als Opfer der Umwelt und des Lebens. Diese Illusionen bilden den Samen, aus denen dann die Keimlinge von Furcht, Wut, Hass, Verzweiflung und Dunkelheit entstehen. Nun ist es an der Zeit, dass wir das Unkraut jäten und unseren Garten mit neuen Samen bestücken. (…) lassen Sie uns diesen Traum träumen, einen Traum der Liebe und Harmonie, des Einsseins … und – was am allerwichtigsten ist – einen Traum der Freude.“

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Jeder Traum beginnt im Selbst, jeder Wunsch nach Veränderung wird von Schmerz und Leid getragen,  wieso soll gerade dies nicht wandelbar sein, wenn sich doch immerzu alles wandelt?

Das Wenigste in der Menschenwelt wandelt sich von allein und es wandelt sich auch nicht unbedingt schnell, aber es wandelt sich, wenn man es selbst will und wenn es viele wollen, wenn viele den selben Traum träumen, ihn nähren und pflegen.

„Alle Dinge entstehen im Geist, sind unseres mächtigen Geistes Schöpfung.“ – Buddha

„Jeder von uns träumt die Welt ins Dasein, ob wir das wissen oder nicht. Dabei haben wir es nicht mit dem vertrauten Akt des Schlafens zu tun. Wir träumen vielmehr mit offenen Augen.“ – Alberto Villoldo

„Dadurch, dass wir die Welt betrachten, träumen wir sie ins Dasein.“ – Schamanen des amerikanischen Doppelkontinents

 

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„Unsere Kultur hat sich in einem Dickicht rationaler, mechanistischer und blind wissenschaftsgläubiger Glaubenssätze verirrt. Da wir so großen Wert auf materiellen Reichtum legen, sind uns die Prioritäten gewissermaßen verrutscht (…) Bereits Pythagoras mahnte die Menschheit, sie solle die Schätze des Geistes der Ansammlung weltlicher Güter vorziehen …“ – Sandra Ingermann

Es geht nicht um Wünsch-dir-was, nicht um Hokuspokusfidibus-hexhex-blitz-zack-und-fertig. Es geht nicht darum in Tagträumen dahinzudämmern und es geht auch nicht um die mehr oder weniger passiven Träume in der Nacht. Mutige Träume sind aktiv.

Es geht um die Beobachtung dessen was ist, was war, was wirkt und wie. Es geht darum von hieraus Ideen/Visionen zu entwickeln, um das Gegenwärtige ein kleines bisschen freundlicher und freudiger zu machen und von dortaus wieder ein kleines bisschen freundlicher und freudiger und so fort. Es ist der Weg der kleinen Schritte, der Hingabe und des Vertrauens, dass sich die schöpferischen Ideen = Visionen = Träume materialisieren werden.

Wenn dann noch der Wandel nicht nur zum Wohle des eigenen Selbsts, sonders zum Wohle aller lebendigen Wesen geträumt wird, bekommt das Rad Schwung.

Warum also nicht mutig träumen?

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Fortsetzung folgt …


Anmerkungen

  • die Zitate sind folgenden Büchern entliehen:

Sandra Ingermann – Heilung für Mutter Erde – wie wir uns und unsere Umwelt verwandeln können – ISBN 978 – 3 – 442 – 21911 – 7 WG2475

Alberto Villoldo – Mutiges Träumen – Wie Schamanen Realitäten erträumen

ISBN 978 – 442 – 2185 – 8 WG 24 75

  • Das Foto der 13 indigenen Großmütter stammt von folgender Webseite:

http://www.earth-oasis.de/events/13-grandmothers/die-vision-des-spirituellen-rates-der-13-grosmuetter/

herzlichen Dank

35 Gedanken zu „Mutig träumen # 1

  1. Guten Morgen liebe Ulli, du hast so Recht. Jeder von uns ist nur ein unbedeutendes Rädchen und austauschbar, aber auch kleine Rädchen sind für die Gierigen wichtig und wenn genug davon den Dienst versagen, sind die Kleinen das Maß der Dinge. Was, wenn die winzigen Rädchen nicht mehr jedem Konsum hinterher laufen? Denn nur zum Arbeiten und Konsumieren werden wir Rädchen benötigt. Die Winzigen haben die eigentliche Macht, durch ihre Masse, aber sie ziehen es meistens vor unmächtig zu bleiben und zu fühlen.

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    • Ja, lieber Arno, das ist die Krux, es wird Zeit sich wieder zu erinnern, dass wir letztendlich der Welt einen anderen Schwung geben können, wenn wir es nur wollen- jede und jeder auf eigene Weise!
      liebe Grüße
      Ulli

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  2. Liebe Uli, was für ein starker Blog, ich werde ihn noch mehrmals lesen. Manchmal kann man sich aber auch einfach nur wegducken, wenn die Verzweiflung zu groß wird und einfach nur arglos einen Sonntag genießen. Liebe Grüße Marie

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  3. Liebe Uli, Danke für diesen wichtigen Beitrag. „Mutig träumen“ – wie wahr! „Hoffnungslos hoffnungsvoll“ habe ich kürzlich geschrieben, das geht in dieselbe Richtung: Hoffnung und Träumen nicht versponnen abgeschottet in einsamer esoterischer Verkapselung, sondern gemeinsam, aktiv, verändernd. „Wir sind, was wir denken“ habe ich in Abwandlug deines Buddha-Zitats gelesen. Ich hoffe auf viele gute Gedanken und aktive Träume.
    Liebe Grüße und eine gute Woche,
    Silke

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    • Liebe Silke, das Zauberwort ist wohl „gemeinsam“- das ging irgendwie mal einfacher und doch, auch ich lese immer wieder von neuen gemeinschaftlichen Projekten, das gibt mir Mut und nährt meine eigenen Träume- lass uns also weiterhin mutig träumen und handeln …
      herzliche Grüße
      Ulli

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  4. Dein Text, Ulli, ist kein bisschen träumerisch, sondern eine große Schüttelfaust, die am Nacken packt und schreit: wacht endlich auf! O Ulli, immer wieder überkommt mich die große Müdigkeit, dies Zurücksinken ins träumerische Dahindämmern, wenn die Anstrengung des Denkens und Fühlens überhand nimmt, und ich sage: ich bin ja auch schon alt. Dein Text ruft mir zu: zusammen, gemeinsam geht es doch! Die indigenen Großmütter rufen mir zu: gemeinsam! Wenn sich dies Gemeinsame nur stärken ließe! Gut, dass du von den kleinen Schritten sprichst, da ist es dann leichter, Kraft aufzubringen für ein wenig gemeinsames Vorangehen.
    Ich freu mich sehr sehr, dass ich dich hier im Blog kennenlernen durfte, freue mich über deine klare energische Sprache, die sich nicht hinter Lyrismen versteckt und doch tief poetisch ist.
    Poesie kommt vom griechiscben ποιειν – erschaffen, bauen. Du sagst: Lass uns die Welt als Poesie erschaffen. Mit einer glitzernden Träne der Rührung im Auge: Liebe Grüße zum Wochenbeginn! Gerda

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    • Bin ich so froh, liebe Gerda, dass du es verstehst meins zu lesen und zu benennen, da kann ich gar nicht oft genug Danke sagen. Poesie … erschaffen, erbauen, das gefällt mir natürlich sehr!
      Ich kenne auch diese Müdigkeit, aber das ist doch auch okay, sich einfach manchmal zurückzulehnen und nur leise zu träumen und dann rüttelt es doch wieder an einem, erinnert und schwupps steht man wieder auf und macht dort weiter, wo man aufgehört hat.
      Ja, gemeinsam, so wie wir hier miteinander schwingen, so, wie es uns die 13 indigenen Großmütter vorleben und viele andere mehr. Du und ich wissen, dass alles immer eine Frage des Blickwinkels ist.
      Herzliche Grüße vom grauen Schmuddeltal in die traumhafte Mani
      Ulli

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  5. Ein intensiver Text, liebe Ulli, mit Mut zu den Träumen mit offen Armen, um gemeinsame Freude zu empfinden und dabei Kraft zum Mutigsein zu finden, denn diese Kraft ist leider nicht selbstverständlich, sondern kommt uns so oft abhanden, daß wir sie stets wieder aufs Neue tanken müssen.
    Er gefällt mir, der Traum von der Freude und Dein Bildnis der Freude lächelt verschmitzt und leise und winkt mit mir allen Händen lebensfroh zu. Und ich, liebe Ulli, ich lächle zurück, merke es selbst und lächle über mich selbst 🙂
    Das Gemeinsame ist es, was uns stärkt, wir dürfen es nicht vergessen und den mutigen Traum gegen die zerstörerische Gier

    Liebe Grüße von mir

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    • Liebe Bruni, ich war auf deinen Kommentar ein bisschen neugierig und freue mich wie gut meins bei dir ankommt, es gibt ja noch eine Fortsetzung, um das Ganze noch ein kleines bisschen zu vertiefen, wobei ich mich nun frage, ob es die denn wirklich noch braucht. Ich fühle mich von allen, die heute hier kommentiert haben verstanden, wundere mich, dass es keine Missverständnisse gibt und ich auf keine Vorurteile stosse, schön ist das. Vielleicht konnte ich ja deutlich machen, wie wichtig das WIR ist und wie wichtig es ist uns gegenseitig Mut zu machen und zu „halten“, gerade in dieser Welt, die (scheinbar) immer kälter wird. Nun, es ist eine Sichtweise, gerade eben spüre ich nur eine wohlige Wärme und damit habt ihr zu tun.
      Ich danke dir sehr und sende dir viele rote Herzluftballons durch den Mondundsternenhimmel
      Ulli

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  6. *lach*, ja, ich weiß, aber ich wußte ja einfach nicht genug und nichts Genaues.
    Jetzt sieht das anders aus und ich kann Deine Gedanken aufnehmen und gut verstehen, liebe Ulli

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  7. Die Aufgaben sind bzw. erscheinen gelegentlich so riesengroß, dass man den Mut verlieren und gar nichts tun möchte. Da tut es gut, daran erinnert zu werden, dass auch kleine Schritte zählen, die ja immer machbar sind. Danke, Ulli!

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