Unbehagen

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Gestern war es, als ich durch die Strassen der kleinen Stadt ging, Besorgungen machen.

Ich spüre ein Unbehagen, fühle mich gehetzt, was passiert hier mit mir, ich schaue mich um. Ich sehe hastende Menschen mit bitterernsten Mienen, manche würden rempeln, wenn ich nicht ausweichen würde, Hochnebel verhängt das Tal. Dann erst öffnen sich die Augen ganz, ich sehe bunte Kugeln in Schaufenstern baumeln, weiss besprühte Äste, Glitzersterne, Lichterketten über Nadelbäume gespannt und leuchtend gelbes Laub. Es ist der Gingkobaum am Wegesrand. Ich atme aus und gehe meiner Wege.
Das Ende des Jahres ist mild gestimmt, noch immer trägt die Linde vor dem Haus ihr gelbgrünes Blätterkleid, das erkaltete Blau spannt sich über das Hochtal, nur die andere Linde, die, die vorgestern Morgen gefällt wurde, hinterlässt ein Loch vor dem Fenster. Löcher gibt es viele, es reicht scheint’s nicht das Garn, um sie alle zu stopfen, ich höre das Wimmern hungriger Kinder. Ich schaue in Fenster, sehe überfüllte Kinderzimmer, höre ratlose Eltern fragen, was sollen wir nur den Kindern schenken? Ich sehe in leere Augen von Menschen, die flüchteten, die frieren, die sich ducken vor all den feindlichen Blicken.

Ich spüre meinen Zorn, wenn ich die Schlagzeilen lese, die Nachrichten höre, durch die Strassen gehe. Er ist aus der Ohnmacht geboren. Zu viel, zu wenig, zu viel, zu wenig, zu viel, zu wenig, bimm, bamm, es werden wieder die heiligen Nächte verkauft.