Noch einmal …

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Und dann doch noch einmal stiller Glanz, leises Lied, leise Trommel, ein Feuer in der Schale im Schnee. Alle Wünsche habe ich in die Weite des Tals und des Himmels, in die Tiefe der Erde gesprochen. Sie, die stillen Zeugen, haben gelauscht und winzige Schneeflöckchen geschickt. Ein paar habe ich mit der Zunge aufgefangen. Wie damals …

Heute am frühen Morgen sah ich als erstes weiße Zauberbäume. Während des Tages tropfte es von Dächern und Ästen. Am frühen Abend nahm ich mein Zuhause ein, Feierabend. Ich zünde Kerzen an, räuchere Salbei, verdampfe Wacholder, Rosmarin und Bergamotte.

Möge alles, was losgelassen wurde, zerstieben, wie Nebelschleier im Aufwind. Mögen sich meine Wünsche in meinem Tun und Wirken, in meinem Sein und Handeln spiegeln. Möge sich der Frieden ausbreiten, von hier bis unendlich, Herausforderungen und Stolpersteine gibt es auch ohne Krieg und Hass genug!

„You gotta have to serve somebody, if maybe the devil, or maybe the Lord“ (Bob Dylan) Du entscheidest, ob du den weißen oder den schwarzen Wolf in deiner Brust fütterst. Wer will nicht den Weißen  füttern? „Ha“, grinst da frech Coyote. „Bist du dir sicher?“ Ganz subtil sorgt der Schwarze für sich, sein Futter liegt in den Prägekisten, da muss er nur auf den Knopf drücken und schwupps springt so eine Kiste auf. Hastig schlingt der Schwarze die Brocken hinunter, hämisch trollt er sich und knurrt: „So schnell wirst du mich nicht los!“ Die Hand streichelt weißes Fell.

Noch einmal stiller Glanz, stille Nacht, kein Wind, nur Tropfen fallen von Dächern und Ästen, jetzt auch am Abend. An Liebe, Lust und Leidenschaft denke ich, übermütig strubbelt die Hand durchs weiße Fell. Die Alte verschwindet endgültig im Nebel: „Denk dran: Atmen, statt hecheln!“ Sie kichert und ruft noch:“Es ist gut, geh einfach weiter!“ Dann ist sie endgültig weg.

0010 06.01.16 Nordkraft

Und die Welt? Von der höre ich wenig Gutes. Im Winter überleben die Gehörnten, die Zähen, die erwachsen Handelnden. Auf der Weltenbühne sehe ich wenig Erwachsene, aber viele böse Buben und manchmal auch ein böses Mädchen, die viele böse Spiele spielen, da schnürt es mir immer wieder und immer noch den Hals zu!

26 Gedanken zu „Noch einmal …

  1. welch eine schöne Art, von Außen nach Innen und wieder nach Außen zu gehen, und wieder nach Innen. Und Musik einzuflechten, und Poesie. Ich fühle mich mitgenommen.

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    • Ja, das glaube ich auch, dass es um die Akzeptanz geht, dass jede und jeder diese hellen und dunklen Seiten in sich hat; mit dem Unterschied, dass ich die dunkle Seite nicht füttern will und achtsam bleiben will, wenn sie sich Raum nimmt, lieber schaue ich, was mich (zum Beispiel) wütend macht, statt meine Wut in die Welt zu tragen, das dient niemanden, mir nicht und den anderen schon gar nicht!
      ich grüsse dich herzlich
      Ulli

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  2. Am Bild mit dem weißen und schwarzen Wolf stört mich, dass klassischerweise böse = schwarz ist. Dabei wissen wir doch, dass a.) nicht das Dunkle, die Dunkelheit böse ist (außer in der Bibel maybe) und dass b.) in einer Herde schwarzer Schafe das weiße das sogenannt schwarze Schaf ist. Dies nur als Gedanke zu den Farben.

    Ansonsten: Ein sehr feiner, weiser, schöner Text ist das!
    Danke.

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    • Guten Morgen, liebe Soso, die hier zitierte Geschichte, ist eine alte Geschichte der Lakotas, die ich auch schon einmal einstellte, da kommt ein kleiner Junge zu seinem Grossvater und sagt, dass er eben diese zwei Wölfe in seiner Brust hat und dass diese miteinander kämpfen, er fragt den Grossvater, wer gewinnen wird, dieser antwortet: der, den du nährst … es ist eine Allegorie und ganz ehrlich, ich habe nichts gegen sie! Es gibt vieler solcher Allegorien, Metaphern, Märchen und Bilder, die für mich HelferInnen sind, um die Welt und sich selbst besser zu verstehen, ich muss nicht alles umdeuten …
      Für mich ist auch nicht grundsätzlich schwarz böse und doch sprechen wir von den dunklen Mächten und die sind nie gut-
      danke dir für deins
      liebe Grüsse
      Ulli

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        • Ich dachte mir schon, dass du diese Geschichte auch kennst, sie macht ja schon seit Jahren immer wieder die Runde. Schon interessant, dass man dann plötzlich doch ins stutzen kommt!
          Ich habe mich auch nicht kritisiert gefühlt, nahm deins als Input, danke nochmals dafür!

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  3. Ich habe letzten Mittwoch mit Sohn 2 Star Wars im Kino gesehen (ich habe auch die ersten drei Teile gesehen, also die Episoden vier, fünf und sechs). Und ich dachte, dort im Kinosessel sitzend, genau an diesen Wolfsvergleich, als es um das Erwachen der Macht ging. Um die dunkle Seite. Ja, in uns allen gibt es diese dunkle Seite – und ja, manchmal füttere ich sie ganz bewusst. Dann wabert und brodelt es in mir, bis ich alles, was nicht verdaut werden, wieder auskotze. Ich muss das so ganz unprosaisch ausdrücken, denn es fühlt sich genauso an. Manchmal erbreche ich Worte, meistens durch die Finger, festgehalten auf digitalem Papier. Dann kehrt Ruhe ein und die dunkle Seite der Macht, der Schwarze Wolf, zieht sich zurück und überlässt dem Licht den Platz. Aber er lauert immer im Hintergrund. Und es gut, darum zu wissen. Denn das macht uns aus. Die Art, wie wir mit diesen beiden Seiten unseres Ichs umgehen. Es ist sinnlos, gegen den schwarzen Wolf zu kämpfen. Ihn zu akzeptieren, schwächt ihn anhaltender.
    Ich schicke Dir viele helle Grüße aus der durch Schnee in eine (vorübergehend) verzaubert wirkende Stadt.

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    • Liebe Elvira,

      stimmt, kämpfen ist sinnlos, akzeptieren ist nachhaltiger- und gleichzeitig nähre ich die helle Seite, höre was die dunkle mir zu erzählen hat, denn man kann ja auch von ihr lernen. Alle Facetten des Lebens haben mir etwas zu erzählen. Ich bin nicht für totschweigen oder positiv thinking um jeden Preis oder einfach so zu tun, als gäbe es die dunklen Seiten nicht, geht auch für mich nicht.
      Gerade frage ich mich, ob dieses Auskotzen des Unmuts, der Wut etc. wirklich eine Fütterung der dunklen Seite ist oder ob es nicht eher ist, ihr ein Gesicht zu geben?

      Herzliche Grüsse, vom grau-weissen Schneeberg in die weisse Stadt
      Ulli

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  4. Besondere Worte, poetische leise und fühlende Worte finde ich bei Dir, liebe Ulli und ich verschlinge sie.

    Herzliche Grüße zum neuen Jahr
    von Bruni

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  5. Liebe Ulli, willkommen wieder zuhause. In der neuesten Ausgabe des Spiegels ist eine Übersicht über die Weltentwicklung. Was in den Nachrichten kommt, ist ja immer nur ein winziger Ausschnitt aus dem grossen Ganzen und immer (das sollte man nicht vergessen) dadurch verzerrt zu einer grossen Blase. In Wirklichkeit leben wir in einer der friedlichsten Zeiten der Weltgeschichte, in einer Zeit mit den wenigsten Kriegstoten, und die Armut ist zurückgegangen. Wenn auch das Gefühl hin und wieder etwas anderes sagt, mag ich es doch, ab zu auch mal die Fakten zu bemühen. Und: dass im letzten Jahr weniger Kinder an Malaria gestorben sind und ein Dorf weit hinter den Bergen endlich eine Gesundheitsstation hat, die funktioniert, dass Herr Z sich mit Herren P versöhnt hat und Frau C ihren Brustkrebs dank heute so viel besserer Therapie gut überlebt hat, kommt eben nicht in den Nachrichten.

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    • Liebe Sabine,
      Herzlichen Dank für dein Willkommen! Du hast natürlich Recht, dass wir sehr einseitig informiert werden, wenn wir nicht auch für die anderen Nachrichten sorgen. Ich finde auch, dass es viele gute Projekte und viel Bemühen in der Welt gibt, um sie zu einem besseren Ort zu machen. Danke fürs Erinnern!
      Liebe Grüsse Ulli

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    • Ja, liebe Maren, mir auch … erinnerst du dich an mein Pausenbild, es scheint, als ob dieses Knäuel darauf weitergerollt ist, herrlich ist das! Wenn es zurückkommt, dann ist es so, aber ohne lebt es sich doch leichter-
      herzliche Abendgrüsse an dich
      Ulli

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