Es gibt keine alte Rechnungen, nur ein Stück gemeinsamen Weg und das ist lange her. Grosse Lieben wurden klein bis nichts, junge, schlanke Männer alt und dick.
Ich, die einst junge Runde, ist noch immer rund, nicht mehr jung, nur ein kleines bisschen kleiner. Und all das Runde war nie dick, aber das habe ich erst sehr spät verstanden.
Wir haben darüber gelacht. I. und ich am Telefon. Dann erzählte sie mir vom alt und dick gewordenen Prinzen.
Der Prinz, der sich selbst Wrack nannte. Kein Prinz, kein Wrack, ein Geht-nicht, ein Stimmt-nicht und immer wieder Luft anhalten. Das Herz schlug dumpf hinter den Ketten von nein und klein und ja und viel zu gross. Damals.
Heute … ist der Prinz eine Erinnerung, eine dick gewordene. Wiedersehen ist nicht möglich. Kein Geplauder über die Zeiten von Bühnen und Musikern, von Bühnen und Tänzerinnen, von Festen mit Liebe in der Badewanne und dem, als ein Klavier im Garten brannte.
Meine Tür habe ich nie verschlossen. Er hat eine leise hinter sich zugezogen. Ein Morgen graute, eine allerletzte gemeinsame Tasse Kaffe, bevor die Kinder erwachten, Schwere und Traurigkeit zwischen den Küchenwänden.
Trotzdem … ich bin dankbar für ihn in meinem Leben und seine Hand, die er mir damals reichte, um mich einzuführen in die Welten von Kunst und Kultur. Das hätte ich ihm gerne einmal gesagt.
Kein Anschluss unter dieser Nummer …
Er hat es so gewollt. Ich habe nicht geweint und es gibt keine alte Rechnung, die es zu begleichen gilt. Nur Erinnerungen.
Ein großartiger Text über Wandlungen, ein leichtfüßiger Text mit Verzeihen zwischen den Zeilen – wenn es denn etwas zu verzeihen gab …
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Ja, es gab auch einmal etwas zu verzeihen, aber auch das ist schon lange her. Ich war verwundert, wie er doch wieder Raum in mir nahm, nachdem ich mit I. telefoniert hatte und dieser Text musste dann einfach noch sein. Es war der Schlussstrich … schön, dass er zu dir gesprochen hat! Danke.
herzlichst
Ulli
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Wie schön, wenn es keine Vorwürfe oder gar Hass gibt, wenn man sich nicht mehr liebt. – Gern gelesen.
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Hass, liebe Clara, ist mir ziemlich fremd, ich kenne ihn nur bei Neonazis und das hat mich schon erschrocken genug gemacht, als ich ihn das erste Mal spürte- ganz anders ist es mit Vorwürfen, die können lange in mir walten, aber auch nicht in diesem Fall, es gab nichts vorzuwerfen … es war eine spezielle Freundschaft! Und es war mehr Freundschaft, als Liebe, wenigstens bei mir-
es freut mich, dass du diesen text gerne gelesen hast- danke dafür und herzliche Grüsse Ulli
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Ein sehr, sehr guter Text ist da aus Dir herausgeflossen…Poesie im Regen, wie wunderbar, hab Dank!
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ich danke dir!
Komme gerade von deiner Seite, auf der ich Coleman lauschte, Pharao Sanders und er, das ist für mich eine Liga, da haben wir noch etwas Gemeinsames und das freut mich sehr-
herzliche Grüse vom Regenberg, vorhin sogar mit Donner und Blitz und das bei der Kälte … frau wundert sich-
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So schön formuliert.
Vielen Dank♥
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ich freue mich immer, wenn meine Texte berühren- danke fürs reinschauen und lesen und kommentieren! Wir lesen uns …
herzlichst
Ulli
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Vielleicht werden die Körper mitsamt dem eigenen irgendwann unzumutbar, die Seelen und Herzen bleiben aber wild?
Gruß von der mit dem abgehalfterten Klavier, das noch nie brannte 🙂
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Falten und Runzeln finde ich ja nicht unzumutbar und ja hoffentlich bleibt alles andere wild …
herzlichst Ulli
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wunderbar und tröstlich
sind aber zugegebenermassen eher schuldner
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schuldner … das ist so ein begriff, der mich in mehrere gegenden schwimmen lässt- und ich weiss eigentlich nie genau, ob man bei all den zwischenmenschlichen verflechtungen und inneren verwicklungen überhaupt von schuld und schuldnern sprechen kann-
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Wunderbare Musik!
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Pharaoh Sanders höre ich immer wieder einmal gerne- schön, dass sie auch dir gefällt, das freut mich jetzt sehr!
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Pingback: Rückblick – 6 – |
Das wird immer deutlicher, dass es immer Wandlungen sind. Meine kleinen Kinder gibt es so auch nicht mehr, manchmal träume ich von Ihnen und frage mich beim aufwachen verwirrt, wieso ich sie schon länger nicht gesehen habe, bevor mir einfällt, dass sie nun erwachsen sind. Die Zeit ist kein Kontinuum… ich habe Geschichten im Kopf, aber die sind nicht real. Liebe Grüße
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Oho, wo bist du denn gelandet! Da musste ich jetzt selbst erst einmal nachlesen … und schwupps, bin ich wieder in besonderen Geschichten. Nein, Zeit ist auch für mich kein Kontinuum und Erinnerungen verlaufen nicht linear …
Herzlichen Dank für deins und ebenso Willkommen in meinem Café –
herzlichst, Ulli
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