zornige Zeiten

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Zornige Zeiten wollen ein Bild oder einen Schrei oder einen Tritt (ohne Arsch). Zorn braucht Raum, wie Liebe und Schönheit, keine Schwerter, kein Blut, nur Raum. Er will Gehör und Ansehen, kein mitgefühlduselndes Verständnis, keine schalldichten Wände, keine Sandsäcke.

Zorn ist eine Stimme im Chorgesang, die nicht schönfärbt im gefälligen Sopran, eine, die in den Ohren schrillt, verzerrtes Gesicht. Zorn hat den Narren zum Bruder, mit Lachen bis zum Ersticken, wahr sprechen beide.

Du darfst lachen, aber du sollst nicht zornig sein, beherrsch dich! Beherrsch dich heisst: lass dich von anderer Das-tut-man-das-tut-man-nicht beherrschen, lenken, schlucken. Am Ende gibt es nichts zu erzählen, nichts bleibt, Schatten des Selbsts im Leben, spurlos im Tod. Eisenherz oder Hasenfuss, Goldherz und Adlers Schwingen?

Feuer lodert, Meer wellt, Wolken ziehen, Nebel steigen und fallen, Wind weht, mal ist es Liebe, mal ist es Zorn. Wer will meins ermessen, wie ich deins? Schichten und Ringe, Zwischenstation und Ersatzverkehr, Ausnahmeregel, Chaostheorie und dann doch wieder nur du, wieder nur ich. August dreht an seiner runden Rotnase, x-oig steht er da in seinen zu grossen Augustschuhen und verdreht Blick und Auge.

Vieles wird in den Vergleich gestellt, der Zorn, wie ein Orkan, Zärtlichkeiten wie Moosbetten, du und ich wie Urgesteine. So-wie ist die Abzweigung vor dem Ziel. Es ist was es ist, zornige Zeiten, freudige Stunden, alberne Minuten, stille Momente, du, ich.

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48 Gedanken zu „zornige Zeiten

  1. Liebe Ulli,
    Zorn und Hass sind genauso leidenschaftliche Gefühle wie Liebe und Zuneigung. Leider wirken sie zerstörerisch, während Liebe und Zuneigung aufbauend wirkt ….. einen schönen Tag sendet dir Susanne

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    • liebe Susanne, grundsätzlich sehe ich das nicht anders, aber was ist, wenn ein Mensch zornig ist? Braucht er nicht auch gerade dann ein Ohr, oder eben einen Raum, eine Methode, ein Bild …?
      Wenn Zorn keinen Raum bekommt, dann wendet er sich nach Innen und kann zu Hass werden und wird zerstörerisch. Allerdings kommt es schon darauf an, wie Zorn ausagiert wird, das liegt in der Verantwortung des Zornigen …

      ich danke dir für deins und grüsse dich herzlich
      Ulli

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      • Ich denke, wenn der Zorn noch nicht gegen Menschen gerichtet ist, ja. Dann hilft es sicher, wenn andere zuhören und Lösungen suchen. Aber oft ist der Zorn schon tief in das Sein vorgedrungen und dann wird es für nicht psychologisch geschulte Menschen schon schwer, eine Lösung zu finden.

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      • manchmal reicht es ja schon, wenn man sich selbst zugesteht, dass man jetzt zornig ist, dass es kein verbotenes Gefühlist und dann mit ihm in den Dialog zu gehen, kein Gefühl entsteht einfach so, es hat immer einen Grund und den gilt es zu erkennen. Das meine ich, wenn ich schreibe, dass Zorn Raum braucht, aber eben kein Blut, kein Schwert …

        danke dir 🙂

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  2. Zu einem gut ausgeschlafenen Morgen, eiskalt mit traumhaft blauem Himmel passt Ihr neuer Beitrag hervorragend. Wenn Zorn gerichtete Kraft mit konstruktiver Zielrichtung ist, dann ist es ein herrliches Gefühl ~~~~
    Novembrigeinmaligblauhimmlischfitte Grüsse aus dem magischen Bembelland

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    • aaah, auch Sie, Herr Ärmel, plädieren also für einen Platz des Zorns im menschlichen Treiben, das freut mich zu lesen- danke und herzliche Grüsse
      Ulli

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  3. Ein genialer Text, liebe Ulli, nicht nur vom Inhalt auch toll geschrieben. Bei Fuerhilde habe ich eben einen Text gelesen und kommentiert, der mit deinem verwandt ist – wenn auch auf einer tieferen Ebene.
    Es geht um echt sein, Mut zu echten Gefühlen haben, sie sich zugestehen, sie zeigen.
    Danke für diesen echten, wahren Text!

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    • dann werde ich nachher mal zur Fürhilde gehen, danke für den Tipp-
      mein Text meint ja letztlich nichts anderes, auch die sogenannten negativen Gefühle brauchen einen Raum, aber natürlich geht es auch immer wieder darum wie ich meinen Zorn zeige, um Gehör zu finden, manchmal reicht es ja schon sich selbst zu lauschen und schon kann sich auch solch ein Zorn verwandeln …
      ich danke dir für deinen feinen Kommentar, tut gut 🙂
      herzlichst Ulli

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      • naja so ist es halt. wenn ich wut habe, dann kann ich viel besser und schneller putzen! 😀

        und mit dem spruch meine ich den auf dem foto oben. habe ihn in meine sammlung unter ‚alles sonst so‘ aufgenommen. der ist klasse!

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        • dieser Spruch soll ja angeblich Freud von sich gegeben haben, ich gestehe, dass ich es noch nicht nachrecherchiert habe … ich finde ihn auch genial- und ja, mit Wut im Bauch putzen geht wirklich gut 😉

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  4. Zorn und Wut, eingekapselt und weggesperrt, zerfrisst uns wie ein schlimmes Geschwür. Sei ein liebes Mädchen, gib brav die rechte Hand, mache einen Knicks und darunter der leise wachsende Zorn, der keine Worte findet, bis er eines Tages das Menschlein ausgefüllt hat und es auffressen wird. Wohl dem, der das Ventil finden kann, um dem Zorn Raum zu geben sich zu artikulieren, sichtbar zu werden, und sich dann zu wandeln. Dampf ablassen aus dem Kessel, der vor Überdruck zu besten droht, gilt nicht nur für Maschinen, auch für Menschen ist es lebensnotwendig.

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    • ja genau, liebe Elvira, wenn er keinen Raum findet, kein Ohr, kein Mitgehen, dann wirkt er zerstörerisch für einen selbst … ich glaube, dass Depression mit eine Folge davon ist, dass wir schon früh gelernt haben, dass manche Gefühle erlaubt sind und andere eben nicht und dann haben wir sie eben für uns behalten, geschluckt und gekaut und viele wurden krank …

      nein, kein einfaches Thema, aber ein wichtiges
      ich danke dir herzlich

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      • Mir scheint auch wichtig zu sein, den Zorn oder die Wut überhaupt als Gefühl zuzulassen, als etwas , das zutiefst menschlich ist. Wenn wir das wissen, dann können wir auch lernen, damit umzugehen. Das ist wie mit so vielen Dingen, die uns unangemessen erscheinen. Ich denke da an die Wut nach dem Tod eines geliebten Menschen, an die wütende Frage, warum er uns das antun konnte. Wenn wir diese Wut verstehen, dann können wir auch trauern. Wut und Zorn sind so vielschichtig. Denn wie oft sind wir nicht wütend auf andere Menschen, sondern auf uns selber?
        Du hast Recht, liebe Ulli, kein einfaches Thema!

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        • das ist ein weiterer wichtiger Aspekt, liebe Elvira, psychologisch gesehen sagt man immer, dass unter der Wut die Trauer liegt, ich war oft wütend als Kleine, denn ich durfte eben nicht wirklich um die Toten trauern, ich war zu klein, hiess es, aber ich war doch traurig! Ja, und dann bin ich eben wütend geworden und das war schon so gar nicht erwünscht … und leider ist noch heute meine erste Reaktion Zorn oder wütend werden, wenn ich eigentlich traurig bin …

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      • „… und leider ist noch heute meine erste Reaktion Zorn oder wütend werden, wenn ich eigentlich traurig bin“ – Interessant, diese Aussage. Ich werde sofort traurig, wenn etwas nicht stimmt. Es ist ungewöhnlich, dass in meiner momentanen Situation gerade viel Wut aufkommt und ich kann damit leichter umgehen. Ich kann was an die Wand schmeißen. Wenn ich traurig bin, kann ich gar nichts machen.

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        • ich kann auch mit Trauer nicht wirklich umgehen, etwas erstarrt in mir und ich kann für Tage, manchmal Wochen in einer Blase stecken, nix geht raus, nix kommt an … wütend sein und es am rechten Ort ausagieren, ohne andere zu verletzen, halte ich für gesund! Ich sehe als Schutz vor Depresiionen und anderer Unbill … aber irgendwann will eben auch mal die Trauer Trauer sein dürfen …

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        • da fällt mir eine Liedzeile ein:
          wenn ich mir was wünschen dürfte,
          käm ich in Verlegenheit,
          wünscht ich mir ne gute oder eine schlechte Zeit-
          wenn ich mir was wüschen dürfte,
          möcht ich gern ein bisschen glücklich sein,
          denn wenn ich gar zu glücklich wär,
          hätt ich Heimweh nach dem Traurigsein …

          ich fürchte fast, dass es mir auch so gehen würde …

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      • Was für ein schönes Lied, ich hab mir eben die Version von Marlene Dietrich angehört. Und es stimmt ja: Das Eine ohne das Andere wäre wahrscheinlich nicht auszuhalten. Also sehen wir die momentane Phase wieder einmal als Kontrastprogramm zu der schönen Zeit, die auch wieder kommen wird und die wir sonst gar nicht erkennen würden. 🙂

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        • ja, so machen wir das- ich bin auch nicht durchgängig zorig, aber es geht Zurzeit schnell und das gefällt mir an sich nicht und so ganz wirklich kann ich es auch noch nicht einordnen, war schon gelassener, auch bei den schlechten Nachrichten-
          ich kenne das Lied von Georgette Dee, dachte mir aber schon, dass die Dietrich die erste war …

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  5. Ja, manchmal haben wir schlicht Grund, zornig zu sein und wir haben das Recht, unsere Wut rauszulassen, da stimme ich dir zu, Ulli, denn sonst richtet sie sich gegen uns selbst und zerfrisst uns von innen. Zugegebenermaßen ist es manchmal ein Balanceakt, den Zorn richtig anzubringen, ohne zerstörerisch zu sein. Danke für deine schönen poetischen Worte und bildhaften Vergleiche vom Zorn bis zur Zärtlichkeit, hat mir sehr gefallen!

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    • liebe Rotewelt, genau, esgeht darum herauszufinden wohin Zorn gehört und wo man ihn ausagieren kann und wie man ihn kommunizieren kann, ohne zu verletzen. wie ich gerade schon an anderer Stelle schrieb, es ist kein einfaches Thema, aber ein wichtiges, wenigstens Zurzeit für mich, die ich wahrlich zornige Zeiten erlebe und noch kein wirkliches Mittel gefunden habe, dieser Artikel war ein Anfang und ich freue mich, dass so viele mit mir schwingen- auch du- danke, ich grüsse dich herzlich

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    • liebe Anhora, ich erlebe gerade auch Zeiten des Zorns, die sind es, die mich veranlasst haben diesen Artikel zu schreiben, er stand ein wenig in der Warteschleife, habe mich fast nicht getraut ihn zu posten, umso freue ich mich über deinen und viele andere Kommentare 😉
      danke und herzliche Grüße Ulli

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    • klasse, dass du auch diese Aspekte mit hierher trägst! DANKE – ob Bilder folgen werden, noloso, aber danke für die Vorlorbeeren 😉
      und herzliche Grüsse

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