nah und weit

Als ich träumte, dass du mit deinen weit geöffneten Armen mich meintest, verschwand mein Zorn.

2

Als ich durch den spätherbstlichen Novemberwald spazierte, verwandelten sich meine Gedanken in Vögel und spielten mit den Winden …

1

Als ich letztens durch die Nacht fuhr und Georgette Dees Liedern lauschte, hörte ich dies:

„Ich liess meinen Engel lange nicht los,

er verarmte in meinen Armen, und wurde klein, ich wurde gross

und plötzlich war er eine zitterne Bitte bloss und ich das Erbarmen.

Da habe ich ihm seine Weite gegeben, er liess mir das Nah,

daraus er entschwand,

lernte das Schweben, ich lernte das Leben und so

haben wir beide einander langsam erkannt.“

(von dem Album Georgette Dee und Band „just Lovesongs“)

3ab

Wanderschaft

Der wollte dem Narr nicht mehr passen. Die … hieß das Sehnen, bunt und große Schuh. Eine kam, zwinkerte links verschmitzt und knipste sein Bild.

Endlich!

23 04.01.13 närrin

Blau wurde sein Blick, Mund rot. Grinste breit. Hütchen und Eulenfeder kamen wie gerufen.

Der hieß Die willkommen.

24 04.01.13 närrin

Rot, blau, grün ward das Kleid, türkis der Reisesack.

Geraumtes Zögern.

25 04.01.13 närrin

Ein Sprung- in herrlich große Schuh. Buntstreifen kringeln, Kreise punkten, Bommel baumeln glänzend.

Närrin auf Wanderschaft.

26a 04.01.13 die Närrin geht ihren Weg

Ins Weit und weiter …

26a 04.01.13 die närrin und das weit

Die Zeit der niederliegenden Zäune

Es ist die Zeit der niederliegenden Zäune, das Land ein einziger Garten- weit und frei.
Noch spricht das Land vom Viel und Bunt des gerade Vergangenen. Erzählt von dem, was war. Leise flüstert es in den Knospen von dem, was kommt. Auf der Erde liegen die letzten Früchte, Eckerchen und Eicheln sind es hier. Die Immergrünen strecken sich dem Himmel entgegen. Bald werden sie die Stuben schmücken, mit ihrem harzigen Duft betören.
Aber noch ist das Gras grün, noch hängen vereinzelte Blätter an den Bäumen, noch erzählen die Rinnsale, Bächlein und Bäche vom Fließen. Noch ist die Erde unter meinen Füßen weich.

Kein Bedauern, keine Trauer beim Anblick der kahl gewordenen Äste, nun nicht mehr. Es ist die Zeit der Wurzelkraft, das Bewegte darf ruhen, darf sich sammeln im Tief, für das Neu im nächsten Jahr. Das … ist das Leben!

Gemeinsam tanzen Wind und heilige Närrin das Weit.

eine Hommage an die Augsburger Puppenkiste vom 30.03.2009

blaue Stunde 9. Teil, die kleine Stadt

Vor zwei Jahren zog sie in die kleine Stadt, in ein Häuschen. Am Fluss hat es auf sie gewartet. Seine Leerheit füllte sie, seine Wände tünchte sie, die Türrahmen blau. Darüber freute sich der Maler und mischte neue Farben. Mehr und mehr kamen hinzu. Farben und Kleckse, Linien auch, Gesichter und so, Stromschnellen und Stolpersteine. Aber darüber regt sich hier niemand auf. Kein Geschrei, kein Mordrio.
Reges Treiben während der Allwochentage, Stille am Abend … pssst … es wird geschrieben, gemalt, kreiert, sinniert und komponiert in der kleinen Stadt. Einen gibts, der trifft stets den richtigen Ton. Das freut die Tänzerin.
Weite Herzen, große Schritte, Denkwellen und Gedankenkarussels, Kinder plündern ihre Spardosen: Einmal Schiffschaukel, bitteschön.
Es trifft sich. Es geht vorüber. Freundliches winken und der Kaffee ist vorzüglich. Hinein, verweilen, hinaus in die Welt. Die Bewegung bestimmt die Mitte, nicht das Stillesitzen. In der Stille sitzen schon. Philosophierstündchen mit und ohne Kamin, aber mit Tanten, dann und wann. Große Mütter und Väter sitzen neben zornig jungen Erwachsenen. Das geht!
Und Kinder spielen am Ufer. Sie spielen Schiff oder Kieselstein, spielen Worte und singen dazu. Die Akkordeonspielerin trägt ihre Vogelmaske am Kai spazieren. Rabe keckert frech, der Schelm! Und fliegt zum Fest mit Huhn in Tüll, unter rot samtigen Hut. Vorsicht bei der Anfahrt! Verirrte Eisberge … Wie gut, dass es die Igel gibt! Das findet auch die Märchenerzählerin, nimmt den Hasen bei den Ohren, das Gewehr schüttelt sich von selbst heraus. Plumps, keine Falle, kein Fall, weg. Kein Kommissar, kein Kaplan, kein Polizist. Sowas soll es geben! Aber viel Mond, viel Sonne, viele Blumen und Falterchen, Krabblerchen, Vögel, Vögelchen und vögeln, dass das Weit eine Freude hat, der Rost erblüht. In der kleinen Stadt.

Mondfalterbach … aber ja, er fließt mit dem Strom zum Groß und Wildgänse rauschen durch die Nacht, Sätze finden. Sterne in Türen geschnitzt, gemalt, gesprüht, an den Himmel geblinkt, flinke Nadeln stechen bunte Bilder fürs Schön, Papierschiffchen legt am Ufer an. Wie gut, dass es die Möwenstege gibt! August hat die Wegweiser aufgestellt. Seine Schuhe wissen wann sie sich kreuzen müssen. Das hat ihnen die Wortemalerin in die Sohlen gewebt und die Fotografin auf Digital gebrannt.
Meer rauscht, leise trommelt das Fern. Weite Reisen, große Seen, schwarzweiße Bäume in Grün, Straßenbahnklingeln, so vertraut. Dampfer tuten das tiefe A in Moll.

Auf Wiedersehen, kleine Stadt …