
Einen Koffer voller Bilder, das hat sich Hobokollektiv von mir gewünscht, als Mitte März meine Wanderschaft begann. Und wirklich, ich habe meinen Koffer wohl gefüllt mitgebracht. Erst gestern kam ich dazu die Bilder von der externen Festplatte, dem neuen Laptop und dem alten PC zu synchronisieren- wahrlich, das braucht Zeit!
Und immer wieder stelle ich fest, wie gut es ist Abstand zwischen mir und den Aufnahmen zu lassen. Erst dieser Zwischenraum zeigt mir, was ein gutes Bild (für mich) ist und was nicht. Schaue ich unmittelbar, bin ich oft enttäuscht, weil sich meine Vorstellung nicht mit dem Resultat treffen mag.
Abstand brauche ich auch bei Porträts von mir, oft reagiere ich mit einem: Huch, wer ist denn das? Aber mit einer Lücke dazwischen kann ich mich dann nehmen/sehen, wie ich bin.
Abstand, Lücken lassen … das brauche ich für vieles. Auch für Entscheidungen. Vieles muss ich erst einmal spüren, kann es vorher nicht denken. Dieses Spüren ist es dann auch, was meine Entscheidungen untermauert oder verändert. Ulli, die Wanderin, das ist das Neu in meinem Leben und wird es nun eine Weile bleiben. Wanderschaft wurde in den letzten zwei Jahren zu einer Metapher meines Lebens. Wanderschaft von Innen nach Aussen und nach Innen zurück, das ist der Weg, mein Weg.
Ich denke oft an den Sommer von vor zwei Jahre in Oesterreich, als ich singend einen Spaziergang machte, einen Mann traf, der mich anstrahlte und fragte: Sind Sie auf Wanderschaft? Ja, war meine schlichte Antwort. Dieses Ja nimmt sich mehr und mehr Raum, und ich geniesse es. So kommt Bewegung in mein Leben, so kann ich gerne auch wieder zurück auf den Berg kommen, um von der Welt und ihrem Getriebe auszuruhen und trägt mich zu „sowohl-als-auch“, anstelle von „entweder-oder“.
Dazwischen geht es um den Begriff „Heimat“, dem ich mich versuche anzunähern, u.a. auch erneut deswegen, weil Mützenfalterin es als Thema eröffnet hat und dazu Beiträge sammelt, seien es Worte oder Bilder. Die obige Montage ist diesem Projekt gewidmet …
Auch Ramblingbrother beschäftigte sich in seinem Beitrag: Heimat – vermissen mit dem Thema, hier begriff ich einen Unterschied: wenn Heimat der Ort der Geburt und der Kindheit ist, mich aber im Heute nichts mehr mit diesem Geburtstort verbindet, dann geht es jetzt um den Ort, den ich Zuhause nenne. Und dies wiederum hat mit den Menschen zu tun, die mir dieses Gefühl vermitteln.
„Es geht nicht um die Landschaft“, sagte letztens eine Teilnehmerin in meinem monatlichen Trommelkreis. Ich nickte still. Und worum geht es? Um den Ort, ausserhalb von mir selbst, wo ich mich geborgen fühle, wo ich schnörkellos die sein kann, die ich bin. Eine Familie zu haben, Freundinnen und Freunde, das ist für mich Zuhause.
Und doch ist es auch, wie ich schon schrieb: Heimat hat einen Geruch, sind rote Backsteinhäuser in weiter Landschaft, aber ob ich deswegen dort Zuhause bin?

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