GedankenFäden 002 2020

Installation – Nural Moser


Mich an den zufällig auftauchenden Quellen laben, kühle Erfrischungen im Einerlei der Beliebigkeiten. Die Freude darüber, dass sie noch sprudeln, dass noch lange nicht alles Wüste geworden ist. Leuchttürme hier und da im Dunkel dieses Zeitalters, ohne je von hellen gehört zu haben – es gab einst nur weniger Müll, kein Plastik und keine zehntausendjährigen Halbwertzeiten. Etwas, das erschreckender ist als die Leiden des Menschseins. Vergleiche halten selten stand. Zeiten, Menschen, Werke, Dinge stehen nebeneinander auf Augenhöhe oder sie sollten es. Ich denke nicht an Verachtenswertes, das steht allein im tiefschwarzen Raum. Unwissenheit rechtfertigt keine Untaten, soviel Verstand fordere ich ein, was unhaltbar und vermessen ist. Die älteren Freundinnen und Freunde gehen nach und nach, ich sorge mich um M, ich will sie noch nicht vermissen müssen und auch nicht betrauern. Das Wissen um ist getrennt von wenn und macht nichts leichter.



 

 

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GedankenFäden 001 2020

Manches wird deutlicher im Licht der Dämmerung, in der alles Schatten und Zwilling wird. Ein Dazwischen von dem was gewesen ist, hätte gewesen sein können, dem was war und ist. Ein Scheitern, ohne es-könnte-noch-werden. Was war und ist und nicht, liegt verborgen in deiner und meiner Wahrheit. Verdammt dazu, dass eine Hälfte immer unwahr bleibt. Ich lasse den Wollmantel in der roten Lackschachtel, die, die kleine blaue Frau einst vergraben hat, ohne eine Marke des Wiederfindenkönnens gesetzt zu haben. Dort, wo die Träume von Liebe ohne Scheitern wachsen. Ich kenne diese Bäume nicht bei ihrem Namen, nicht ihre Erde in der sie wachsen, ich halte nur die Träume in mir warm. Nicht alle sind gescheitert, manche wärmen sich noch ins hohe Alter hinein. Eine hält Einem die Hand oder Einer der Einen oder Eine der Einen oder Einer dem Einen. Vereint im Getrennten bis über Tod hinaus. Irgendwo dort ist die Erde, wachsen die Traumbäume, deren Wurzeln in keinem noch so starkem Sturm wanken. Es gibt noch deine Stimme und meine in unseren Ohren – die Hände bewegen sich auf den eigenen Körpern hinauf und hinab. Die Abdrücke auf unseren Häuten haben Wind und Wellen mit sich genommen. Trost schenkt sich jeder selbst. Natürlich ist das traurig – das Leben hat einen schiefen Mund. Ich habe wieder keinen roten Nagellack gekauft, ich wässere die Bäume in diesen trockenen Zeiten.



Inspiriert zu diesem Text hat mich das Buch von Nancy Hünger „4 Uhr kommt der Hund“



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Pingpong 074

PING 074

GERDA AN ULLI → MÖGE DIE EISESKÄLTE DER NACHT …

074 PONG

ULLI AN GERDA → … DEN NÄCHTLICHEN SPAZIERGÄNGER NICHT AUSRUTSCHEN LASSEN.

075 PING

ULLI AN GERDA → BEGEGNUNGEN FINDEN …



Spontan habe ich auf Gerdas Ping ein ganz anderes Bild gestaltet. Als ich es abspeicherte, fiel mein Blick auf die obige Zeichnung aus den 1970er Jahren. Ich habe eine Nacht darüber geschlafen, welches ich denn nun nehmen soll. Ich habe mich für den nächtlichen Spaziergänger entschieden, weil mir nach einem kleinen Augenzwinkern gewesen ist. Trotzdem möchte ich euch das erste Bild nicht vorenthalten:

So lauten Gerdas Ping und mein anderes Pong als ein Satz zusammen → Möge die Eiseskälte der Nacht … Tod gnädig sein lassen.

Gedacht dabei habe ich an die vielen Obdachlosen und die Menschen auf dem Meer.

draufklick = große Bilder

Den Tod habe ich aus dem Bild von Victor Mikhailovich Vasnetsov „Apokalypse“ ausgeschnitten. Vasnetsov lebte von 1848 bis 1926, mehr kann man hier über ihn nachlesen → https://de.wikipedia.org/wiki/Wiktor_Michailowitsch_Wasnezow


Hier geht es zu allen bisherigen PingPongs → https://cafeweltenall.wordpress.com/galerien/ping-pong/.

DIE IDEE→ https://cafeweltenall.wordpress.com/2019/02/05/ping-pong-001-2019/

Dead can dance

0223 26.10.15 dead can dance

Butoh

Butoh-Tanz ist ein zeitgenössischer Ausdruckstanz. Er wurde 1959 von den japanischen Künstlern Tatsumi Hijikata und Kazuo Ohno ins Leben gerufen. Ein Tanztheater im radikalsten Sinn, das den Körper ins Zentrum der Gefühle stellt und vom Verstand nicht begriffen werden möchte.

Tatsumi Hijikata schuf zunächst den „Tanz der Finsternis“ und sagte:

„Heutzutage wird nur das Licht geschätzt. Aber wem verdankt das Licht sein Dasein? Dem Rücken der Finsternis, denn er trägt das Licht. Es gibt keinen Weg, die Natur des Lichtes zu verstehen, wenn man die Dunkelheit nie durchdrungen hat.“

Kazuo Ohno sagte zu Butoh:

So wie der Marionettenspieler die Schnüre zieht, so sollte die Seele den Tänzer führen.

Pina Bausch sagte:

Mit Kazuo Ohno hat der Ausdruckstanz lieben gelernt.

Heute Nacht ist Samhain, der Beginn der Dunkelzeit. Totengedenken. Was immer Tod ist, er kann auch tanzen.

Eine erneute Hommage an Pina Bausch und ihr Schaffen, hier komme ich her, hier bin ich Zuhause. Es ist diese unglaubliche Intensität, die mich immer wieder fesselt und begeistert, vielleicht teile ich dies ja mit der einen oder dem anderen hier?!

Im nächsten Leben werde ich Tänzerin. Ich tanze, tanze ohne Tänzerin.

 

Dreiviertel

kleene abcdefgh

Es ist ein heisser Junitag, ich sitze im Schatten, der Sommer ist da, und doch war der Sommer auch schon vorher da. So frage ich mich, wann für mich der Sommer beginnt, was seine Attribute sind, jenseits von allen Festlegungen und Kalendern …

002a sommer

Sommer ist vor allen Dingen Fülle für mich. Kraft und Energie, Lust und Leidenschaft, Leichtigkeit und Eiscreme, Badesee und kühlende Bäche, ist Tanzschritt, der Drang die Stube zu verlassen, ist Verbundenheit mit dem Mädchen in mir, ist Kräuter für den Winter sammeln, Farben auch und …

001 sommer

Fülle beginnt für mich im Mai, wenn Wiesen satt und grün, bunt und leuchtend erscheinen, wenn die Obstbäume blühen, wenn ich am Mittag den Schatten aufsuche, am Abend am Feuer sitze, wenn Lerchen- und Amselgesang mich betören, wenn ich barfuss übers Land streife und meine nackten Beine vom Wind umspielen lasse …

 

002 sommer
Und so, wie im Mai für mich der Sommer beginnt, werden um den ersten Februar herum die ersten Frühlingsgefühle in mir wach. Immer dann, wenn das Licht spür- und fühlbar zugenommen hat, das Spriessen beginnt, Christrosen und Schneeglöckchen, Märzenbecher, wilde Krokusse und Narzissen die Bergwiesen schmücken, die Pulsatilla sich aus ihrem Flaumkleid dreht, oft noch inmitten von schmelzendem Schnee. Dann lassen mich die Erinnerungen an erste Frühlingskräuter durch Wiesen und Wälder streifen, und Worte, wie knackig und frisch, kehren zu mir zurück.

031 Tanz des Erwachens

Erste Gedanken an den Herbst hege ich im August, wenn ich die ersten gelben Blätter an den Bäumen hängen sehe, Getreidefelder abgeerntet werden, Klaräpfel, Pflaumen und Mirabellen im Obstkorb liegen, wenn die Blaubeeren nur noch welkendes Grün tragen, wenn ich am Morgen die Wiesen nass vom Morgentau unter den Füssen spüre und die ersten Morgennebel mich frösteln lassen.

003 herbst

007 herbst

Und ist es dann erst einmal November und fällt das letzte Bunt auf braune Erde, sind die Gärten abgeerntet und die Vögel gen Süden geflogen, dann gedenke ich der Seelen, die vor Jetzt waren, zünde Kerzen an, trinke Sommerblütentee und begrüsse den Winter, der mich den Ahnen näher kommen lässt und versinke in weiß-grau-schwarzen Tönen.

004 winter

Mittsommer heisst für mich in der Mitte des Sommers angekommen zu sein,

20 27.06.

ganz so, wie ich mich mitten im Winter wähne, wenn die Sonne ihren tiefsten Stand erreicht hat.

004a winter

Und was ist nun mit meinem eigenen Leben? Stehe und laufe ich noch mitten drin oder ist nun der Anfang vom allmählichen Ende? Auch wenn mich Tod in jedem Moment erwischen kann, ist es doch eine Frage. Eine Frage ans eigene Gespür, wieder jenseits aller Festlegungen und Allgemeinplätzen.

Schaue ich in den Spiegel, dann muss ich die Vertiefungen und Neugeburten meiner Falten akzeptieren (lernen), auch die neue/alte Haut, die sich an manchen Stellen nicht mehr prall und satt um meine Knochen schließt. Und gleichzeitig freue ich mich an meiner genaueren Wahrnehmung, wenn ich die Berge nicht mehr im Stechschritt, sondern im Schlendergang erklimme, über den Raum von Sehen und Spüren, der mir in jungen Jahren versperrt war. Wenn ich während bevorstehender Arbeitsphasen früher ins Bett gehe, um den Aufgaben und Herausforderungen gewachsen zu sein, dann lacht mir aus der Ferne schon die Alte, die ich noch werde, zu. Noch sind wir nicht miteinander verschmolzen, noch gehen wir uns entgegen. Neugierig betrachte ich ihr braunes Runzelgesicht.

089a 20.06.14 kleene und alte

Und plötzlich lache ich laut. Weil es Platz in mir gibt und weiten Raum, weil ich Fragen, die mich einst quälten, nicht mehr in mir bewegen muss. Ich muss mich nicht mehr fragen wer ich bin, was ich werden will und wofür ich auf diesen blauen Planeten gekommen bin: ich bin die, die ich immer schon war und sein werde, ich tue das, was ich kann und freue mich an dem, was andere können und ich nicht. Ich will keine Andere mehr werden und nicht anders. Ich weiß, was ich noch lernen möchte, was ich noch sehen und erleben will, und ja, ich habe noch viele Pläne. Und … ich habe Frieden mit mir geschlossen, bin dankbar für das, was war und ist.

Wenn ich nun nach diesen Zeilen in mich hinein horche und gleichzeitig die gelebten Jahre zähle, dann bin ich im Dreiviertel angekommen. Noch habe ich viele Träume, noch hat sich mein Säckchen nicht geleert. Ob ich nun gesund bleibe ist eine Verantwortung, die es zunehmend zu tragen und zu leben gilt, sollte es mich dann doch erwischen, dann habe ich eine neue Lernaufgabe. So einfach ist das!

Heute Morgen dachte ich, dass im Moment der Geburt das Sterben beginnt. Aber das ist eine falsche Formulierung, die dem Drang nach Wachstum und Reife, die jedem Lebewesen innewohnt, widerspricht. Leben und Tod sind Geschwister, sie gehen solange nebeneinander her, wie es eben dauert. Bei manchen kurz, bei manchen lang. Die Frage nach dem warum findet keine Antwort und darum bleiben Leben und Tod Mysterien, um die es sich wunderbar kreiseln lässt

zusammenfassung 1ab

der Vergänglichkeit Farbe schenken

024 13.01.14

Wann haben wir aufgehört weh zu klagen,

wann den Tod aus unseren Häusern verbannt?

Wann haben wir Tod die Farbe genommen,

seine Lebendigkeit?

Erstarrt in Graublauschwarz,

im Weiß der Spitzenhandschuhe,

ein Tüchlein haltend, für die

Tränen aus Granit.

Wann haben wir Tod seine Gesichter genommen,

gaben wir ihm ein Geschlecht?

Wann haben wir aufgehört mit den Ahnen zu speisen?

024 14.01.14 Tod hat viele Gesichter