Nischenliteratur II

Zwei Frauen, zwei Bücher, die ich empfehlen möchte.

Wie das Cover von Annette van den Bergh schon sagt: acht Menschen und acht Leben. Kurze Geschichten mit großen Sätzen – oder wie auf dem Klappentext zu lesen ist: „8 Menschen, 8 Leben, 8 Fiktionen! Fiktive Lebens-Protokolle, das Ich zwischen Freiheit und Determination tappend und immer suchend.“

„Für ein Glück, das mich selbst meint, muss ich nicht büßen!“

Am Tag bin ich, je nach Stimmung, ein Mann oder eine Frau und nur dann allein, wenn ich es will. Einsam bin ich immer, jedoch ohne ein Leid an diesem Zustand zu empfinden. Einsamkeit kann auch Raum bedeuten, für die Freuden einer Erfüllung anderer Art.

Ich weiß nur um unterschiedliche Existenzformen. Wenn es die Freiheit gibt, gibt es keine eine Form, es gibt nur Findungen und Erfindungen in die Form hinein, in denen wir leben. Nur wenn wir zu lange in einer Form stecken bleiben, glauben wir an diese Form, als das unsrig Vorgegebene. Das aber ist eine Illusion.

Sabine Schildgen schöpft Wortbilder, zart, kraftvoll und melodiös. Gerne stelle ich hier eins ihrer Gedichte ein. Ein schönes Geschenk für sich selbst und/oder für einen geliebten Menschen.

In Leuchtturms Armen

Einsam streift dein Licht durch dunkle Nacht –

gib acht, gib acht,

der Seemann beißt ins kalte Nass,

das Schiff, die Welt verlass,

ins kalte Wasser gleitet er,

sieht’s Licht nun nimmer mehr.

 

Einsam streift dein Licht durch dunkle Nacht –

sieht Sonnenhauch und Wolkenwacht,

lauscht Meeresrauschen, Wellenpfad,

weckt Gefühle, rosig-zart.

Einzigartig Wind und Duft,

einzigartig ist die Luft.

 

Einsam streift dein Licht durch dunkle Nacht –

zu End‘ ist nun die Sonnenschlacht,

Lyriden blitzen auf am Firmament,

blitzen auf nur den Moment.

Und wenn am Himmel Sterne schweifen,

lernst du Unendlichkeit begreifen.

Nischenliteratur

Und Nischenkunst

Es gibt den Literaturmarkt und den Kunstmarkt. Beide grenzen aus. Beide orientieren sich am sogenannten Mainstream und suchen nach Kriterien, die Verkäufe garantieren. Beide suchen die Literatur und die Kunst aus, die sie anbieten und bewerben.

Mainstream wird gemacht. Mainstream bildet sich aus den Angeboten und so schließt sich ein Kreis, der viele Kunstschaffende und Schreibende außen vor lässt.

Hinzu kommen Schreibwerkstätten und Malkurse, die dir zeigen wollen/sollen, wie du am besten einen Text schreibst, ein Bild gestaltest. So wird alles glatt gebürstet. Persönliche Handschriften sind selten zu finden. Es sei denn, man tummelt sich, wie ich, gerne in Nischen.

Das Problem ist nicht neu. Unter anderem war Dada eine Kunstbewegung, die dies schon damals thematisierte.

Liest man Briefwechsel von Schriftsteller*innen, die heute berühmt sind, sei es Rainer Maria Rilke, Ingeborg Bachmann oder Paul Celan und viele andere mehr, so wird schnell klar, dass auch diese um Anerkennung, um Lohn und Brot gerungen haben. Oder man denke an van Gogh, der nur dadurch, dass sein Bruder Theo ihn finanziell unterstützt hat, malen konnte.

Dies sind nur einige wenige Beispiele, sie ließen sich noch viele Zeilen lang fortsetzen.

Ich bin Nischenfan, mein Bücherregal zeugt davon, meine Wände mit kleinen Kunstwerken von befreundeten Künstler*innen auch. Bilder möchte ich euch heute keine zeigen, aber euch folgende Bücher ans Herz legen:

Pega Mund – Reste von Landschaft

Elke Engelhardt – Sansibar oder andere gebrochene Versprechen

Elke Engelhardt – Bis der Schnee Gewicht hat – Märchenmotive

Peter Walther – Herrgott zwo null – ein haidnisches Symposium

Glumm – Geplant war Ewigkeit – Geschichten vom räudigen Leben

Jürgen Rinck aka Irgendlink (Ebooks) – #Ans Kap – Zwei Fahrradreisen ans Nordkap 1995 und 2015 – weitere Ebooks und Buchtipps findest du auf seiner Seite

Über weitere Tipps zur Nischenliteratur freue ich mich!

Nachtrag: bei Ulrike Sokul fand ich einen Lesetipp, der für mich noch unbedingt hier hinein gehört, das Buch von Nathalie Berghahn aka Fundevogelnest „Zwischenzeit“ https://leselebenszeichen.wordpress.com/2021/05/16/zwischenzeit/


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