Erinnerungsschaukel 05

 

K I N D E R T A G E  Z W I S C H E N  P O T T  U N D  W E S T F A L E N

Sechs Kinderbeine mit herunter gerutschten Kniestrümpfen rennen aus der Siedlung hinaus den Bergen entgegen. Es rennen zwei Jungs und ein Mädchen. Abenteueralter. Sie sind Tom Sawyer und Huckleberry, sind Nscho-tschi und Old Shatterhand, sind was sie wollen, auf alle Fälle kleine Strolche.

Die Berge sind wild, zwischen ihnen gähnen wassergefüllte Abgründe. Frösche quaken. Jungs fangen Frösche, sie sieht sich um. Frösche werden nun einmal nicht zu Prinzen, wenn man sie aufbläst. Außerdem ist das eklig! Sie läuft weg von den Jungen und ihrem Ekelspiel, sie will das nie mehr sehen. Sie klettert auf die Höhen, rennt durch die Senken, nimmt die letzten Felsen, sie schaut von oben auf den Rhein-Herne-Kanal hinab. Schiffe ziehen Frieden, machen Wellen.

Die Familie ist umgezogen. Die Zechen sind jetzt weiter weg, der Garten kleiner, einen Innenhof gibt es nicht mehr. Auch keine zwei Schweine mehr im Stall, die an roten Kinderpantoffeln knabbern wollen, keine Hasen, keine Hühner mehr, nur die Tauben sind geblieben und Wellensittich Peterlieb. Noch. Er wird einen Hinausflug machen. Bald. Aber das weiß keiner. Keiner weiß, dass er für eine lange Weile aus dem Fenster hinaus, in die weite Welt hineinfliegen und mit dem knallgelben Kanari zurückkommen wird. Das ist Peterliebs Geheimnis. Er wird es auflösen, später …

Die Familie heißt …lewski, so, wie viele Familiennamen hier auf lewski, lawski, lowski enden. Viele sind Anfang der Neunzehnhunderterjahre von Polen in den wachsenden Pott gekommen, um das schwarze Gold aus der Erde zu puhlen. Das schwarze Gold, das seinen Wert verlor. Zechen schlossen, Kulturlandschaften wuchsen, Kohlepfennige wischten Augen. Die Law-lew-lowskis rauchten, husteten, fütterten gurrend ihre Tauben. Kinder schwammen in den Wellen der vorbeiziehenden Frachtschiffe, fuhren auf zu großen Fahrrädern und fielen sich schwarze Schlackesteinchen in die Knie. Rabe Jakob saß auf dem Dachfirst, schob seinen Kopf vor und zurück, ganz so, wie es Raben tun, wenn sie etwas mitzuteilen haben, sei es nun rrabrrab oder Jaa – kobb … Jaa – kobb. Raben, die raben, hacken nicht, eine polnische Weisheit, sagte die Tante.

Die Tante, klein, rundlich, Tag für Tag in einer geblümten Kittelschürze steckend, mit dem Namen der sich schöner und vielversprechender nicht auf Märchen reimen konnte, besonders in Gewitterstunden. Ach, Tante Klärchen …

Die Berge hatte es vor dem Umzug nicht gegeben. Nicht in Ickern. Da gab es Dötze und Mehler zu verhandeln, zu tauschen, zu verlieren und zu gewinnen, drinnen, wie draußen. Da gab es in der Nacht einen Pinkelpott für die ganze Familie und am Samstag war Badetag. Und einmal im Monat gab es eine Butterfahrt. Für die Tante. Butterfahrten von Ickern auf die zollfreien Gewässer zwischen Deutschland und Holland. Butterfahrten von Waltrop aus schlossen sich an. Kanäle gestalteten Landschaften, hier, wie dort. Der frische Wind wehte Riesenlollis in gierig aufgesperrte Kindermünder, und die gute Butter für die Pellkartoffeln, den Brathering und die sauren Gurken auf den Tisch. Nein, keine Sauregurkenzeit. Schlichtheit, Ruhrpottmentalität.

Es knatterte noch der Onkel mit dem Moped in den frühen Morgenstunden der entfernten Zeche entgegen, knatterte am frühen Nachmittag zurück. Am Abend stopfte er Zigaretten für das Morgen. Peterlieb saß auf der Schulter der Tante und zeterte: Peterlieb, Peterlieb … Lachen.

Die Tante verriet den Kindern Verstecke für sie und ihre mit geklauten Äpfeln prall gefüllten Säcke, der Bauer entdeckte sie trotzdem. Aufsitzen mussten sie. Sie und die Säcke auf dem Treckerhänger. Er kannte die Tante, kannte die Kinder, er machte ein böses Gesicht, lenkte den Trecker über die Höhen und Tiefe der Berge hin zur Siedlung. Als Peterlieb das sah, machte er sein Geheimnis wahr und flog geradewegs, für eine lange Weile, aus dem Fenster hinaus, den knallgelben Kanari zu finden.

Am Ende haben alle Äpfel gegessen.

2018/19

Erschienen in der Anthologie: All over Heimat


Nur noch einmal zur Erinnerung (huch schon wieder eine), alle diese Texte, die ich hier einstelle, schrieb ich vor einigen Jahren und stellte diese hier auch schon ein, so kann es sein, dass ältere Leser*innen diese schon kennen. Ich mache dies für mich und die neuen Leser*innen, vielleicht wird ja doch noch einmal ein Buch daraus. Diese Idee wabert auf alle Fälle im Hintergrund dabei herum.


To my English speaking readers: From now on you can read every article of me in English, too, if you’ll go to the end of my blog page, you’ll find the button „Google Translater“. Enjoy!

All over Heimat

Eine Rezension

all over Heimat ist eine Anthologie, herausgegeben von Matthias Engels, Thomas Kade und Thorsten Trelenberg.

Sie sammelten von 150 Autor*innen und Lyriker*innen auf internationaler Ebene Texte und Gedichte zum Thema Heimat. Ein Begriff, der in den letzten Jahren immer wieder besprochen wurde und wird, zu dem sich auf verschiedensten Ebenen Kunstschaffende, Schreibende, Filmemacher*innen Gedanken gemacht haben und machen.

Heimat ist ein großes Wort.

Meinen herzlichen Dank, nun auch noch einmal von dieser Stelle, an Matthias für das Rezensionsexemplar.

Heute ist Premiere. Die Anthologie wird von den drei Herausgebern im Rahmen der Reihe „Nacht der Bibliotheken“ in der Steinfurter Stadtbücherei vorgestellt.

Es wird ein sehr abwechslungsreicher Abend mit Gästen und internationalen Häppchen- literarischer und kulinarischer Art. Wer in der Nähe weilt oder gern ins nördliche Münsterland fährt- wir freuen uns über Besuch!

Mehr kannst du bei Interesse lesen, wenn du dem Link folgst.

Wie aber soll ich nun diese Anthologie rezensieren? Diese Frage stellte sich mir sehr bald, nachdem sie bei mir angekommen ist. Einhundertfünfzig Autor*innen gerecht zu werden ist schlichtweg unmöglich. Einhundertfünfzig Autor*innen heißt auch einhundertfünfzig unterschiedliche Sicht-, bzw. Herangehensweisen an das Thema in zigfachen Facetten. Und genau das macht diese Anthologie so besonders. Heimat ist, je nach Hintergrund der/des Schreibenden, anders, fühlt sich unterschiedlich an, füllt sich mit unterschiedlichen Inhalten.

Geflüchtete Menschen erleben, beschreiben und empfinden Heimat anders als ausgewanderte, als hiergeborene.

Viele, die in Deutschland geboren wurden, hadern mit ihrem Heimatland, auch dieses findet Raum in der Anthologie und ließ mich streckenweise an das Projekt am Ende des letzten Jahres von Graugans aka Margarete Helminger denken: die Mutmaßungen über das Deutschsein, – ein literarisch/philosophischer Adventskalender …

Doch zurück zu all over Heimat

Seit gut zwei Wochen schlage ich die Anthologie immer wieder auf, um einen Text, ein Gedicht zu lesen, manchmal auch mehrere hintereinander, ich wurde noch nicht einmal enttäuscht. Das Niveau ist hoch.

Einhundertfünfzig Autor*innen, aber weitaus mehr Beiträge haben die drei Herausgeber hier versammelt, manche sind nur mit einem Beitrag vertreten, andere mit mehreren.

Sehr gefallen hat mir die Zusammenarbeit von Klára Hůrková mit Monika Littau und Maria Topali, sie haben drei Sicht- oder Erlebnisweisen in einem Gedicht vereint – ungewöhnlich und erfrischend zugleich.

So, wie mich die vielen Gedanken über und um die Heimat herum bewegen und berühren, mich zum Nachspüren und Weiterdenken inspirieren, so gefällt mir auch die Gestaltung des Buches und die Idee nach den Beiträgen die Autorin/den Autor kurz vorzustellen. Es ist anders, ob ich erst nach hinten blättern und die Schreibenden dort aufspüren muss oder gleich etwas über sie lesen kann –

Mein Fazit lautet: sehr gelungen und sehr empfehlenswert. Für mich ist all over Heimat eine Anthologie aus einem Guss.

Sehr gefreut hat mich auch, dass Pega Mund und Diana, zwei Lyrikerinnen von einhundertfünfzig sind. Meinen herzlichen Glückwunsch ihr Zwei, auch von dieser Stelle!

Um euch nun einen Geschmack zu geben, erlaube ich mir zwei Beiträge zu zitieren*. Ja, ich will euch neugierig auf diese gelungene Anthologie machen, das hat sie verdient.

diss heimatdingl

dörfl mir abhanden fein gefältelt im

erinnern laden schübe ballast viel zu viel

von allem drückt mich schweigend

schimmernd scheint erscheint es lampe

lichtmess auf dem tisch die schüssel

weit geschwungen heller dampf und

duftet nach dem beten hör ich löffel

schaben aus den tellern erdäpfel butter

schmales salz

Pega Mund

Mein Garten im Osten

Es gibt dort eine Feuerstätte

nah an den beiden Lindenbäumen

Am Zaun sind tibetische

Gebetsfahnen gespannt

Flieder blüht dort

Pfingstrosen und Jasmin

Im Kreis geordnet stehen

astrologische Zeichen

 

Im Blumenbeet liegt

ein Hund begraben

daneben eine Katze

Am Abend kommen

viele Insekten

und Bachstelzen und Schwalben

Der Kuckuck fragt

aus dem Wald:

Wo ist mein Heim?

Klára Hůrková

Für mich ist übrigens Heimat ein Apfelbaum im Garten … und eine äußerst fragile Angelegenheit



*sollte ich hiermit gegen das Urheberrecht verstoßen oder solltest du, Pega, und Sie, Frau Hůrková, nicht mit der Veröffentlichung deines, Ihres Gedichtes einverstanden sein, so bitte ich mir dies mitzuteilen, dann nehme ich sie wieder raus. Danke.

Sonntagsbilder 28 2018

Heimat ist eine äußerst fragile Angelegenheit

-1-

-2-

draufklick = große Bilder – please click to enlarge


Wenn ich alles zusammen nehme, was ich in den letzten Jahren zu dem Begriff „Heimat“ gelesen, gesehen und selbst gedacht und empfunden habe, dann komme ich zu dem Schluss, dass Heimat eine äußerst fragile Angelegenheit ist.

Seitdem es einen Heimatminister in D gibt, wollte ich nie wieder etwas zu Heimat schreiben oder ein Bild dazu kreieren, mit solch einem Ministerium wird das Thema abgeschmackt – aber nun ist es eben doch passiert. Heimat ist nicht nur eine äußerst fragile Angelegenheit, Heimat ist ein Forschungsfeld, das ich mir von keinem Ministerium nehmen lassen kann.


Älteres zu Heimat und heimatlos → https://cafeweltenall.wordpress.com/2015/11/06/heimat-und-flucht/

https://pixartix.wordpress.com/2013/05/18/heimatlos-3-heimweg/

https://pixartix.wordpress.com/2013/08/01/heimatlos-81-illusion-nur/


Ich wünsche euch allen einen friedlichen Sonntag

Miniatur #8 – 2017

Es sind die Räume, die zu mir sprechen, sodass ich ja zu ihnen sage; es sind die vertrauten Dinge, die ich in einen neuen Rahmen stelle, es sind die Spatzen vor dem Fenster, die mich Zuhause fühlen lassen. Zuhause ist nicht Heimat, Zuhause kann heimatlich sein.

Der Wonnemonat

DSC_0544

Hermann Hesse schreibt in „Demian“

„Heim kommt man nie. Aber wo befreundete Wege zusammenlaufen, da sieht die ganze Welt für eine Stunde wie Heimat aus.“

Ich sage: die Welt ist für einen Monat und vier Tage Heimat, wenn befreundete Wege zusammenlaufen!

Bald mehr, noch lande ich … und freue mich auf euch!

Heimat und Flucht

apfelbaum

Heimat

Heimat, das ist ein Apfelbaum im Garten. Immer. Heimat ist die Großmutter, die Apfelschalenschlangen schält. Heimat sind Punkte im Weit der Landschaften. Menschen auch. Manche haben ein verknittertes Gesicht, andere bleiben so ungefähr. Es gibt keinen Ort an den ich zurückkehren wollte. Ich besuche die Straßen der Kindheit nicht. Ich bewahre Erinnerungen.

0232a 05.11.15 heimat

(die Karte habe ich aus dem Netz gefischt © zeno. org – ich danke)

Flucht

In jedem von uns wohnt ein Stück Flucht*. Es gibt die Flucht nach innen, die andere muss fort. Verbrannte Erden und Ruinen sind in mir lebendig. Ich kann sie riechen und sehen. Ich spüre die Leere. So viele Verluste. Als dunkelstes Grau hockt es in meinen Erinnerungen, die Kapuze über dem Gesicht. Es öffnen sich Türen, meine Türen. Andere bauen schon wieder Zäune und halten Hunde an Leinen kurz.

0180 30.09.15 Ruinenstadt


 

Dieser Text korresponidert mit diesem →

Diese Themen sind immer da, jeden Tag mit einer anderen Facette. Das meinte ich, als ich im vorherigen Artikel am Ende schrieb: die Schatten sind immer da →


*Das habe ich gelesen und weiß nicht mehr wer es schrieb.

ein Koffer voller Bilder

066a 01.05.14 heimat

Einen Koffer voller Bilder, das hat sich Hobokollektiv von mir gewünscht, als Mitte März meine Wanderschaft begann. Und wirklich, ich habe meinen Koffer wohl gefüllt mitgebracht. Erst gestern kam ich  dazu die Bilder von der externen Festplatte, dem neuen Laptop und dem alten PC zu synchronisieren- wahrlich, das braucht Zeit!

Und immer wieder stelle ich fest, wie gut es ist Abstand zwischen mir und den Aufnahmen zu lassen. Erst dieser Zwischenraum zeigt mir, was ein gutes Bild (für mich) ist und was nicht. Schaue ich unmittelbar, bin ich oft enttäuscht, weil sich meine Vorstellung nicht mit dem Resultat treffen mag.

Abstand brauche ich auch bei Porträts von mir, oft reagiere ich mit einem: Huch, wer ist denn das? Aber mit einer Lücke dazwischen kann ich mich dann nehmen/sehen, wie ich bin.

Abstand, Lücken lassen … das brauche ich für vieles. Auch für Entscheidungen. Vieles muss ich erst einmal spüren, kann es vorher nicht denken. Dieses Spüren ist es dann auch, was meine Entscheidungen untermauert oder verändert. Ulli, die Wanderin, das ist das Neu in meinem Leben und wird es nun eine Weile bleiben. Wanderschaft wurde in den letzten zwei Jahren zu einer Metapher meines Lebens. Wanderschaft von Innen nach Aussen und nach Innen zurück, das ist der Weg, mein Weg.

Ich denke oft an den Sommer von vor zwei Jahre in Oesterreich, als ich singend einen Spaziergang machte, einen Mann traf, der mich anstrahlte und fragte: Sind Sie auf Wanderschaft? Ja, war meine schlichte Antwort. Dieses Ja nimmt sich  mehr und mehr Raum, und ich geniesse es. So kommt Bewegung in mein Leben, so kann ich gerne auch wieder zurück auf den Berg kommen, um von der Welt und ihrem Getriebe auszuruhen und trägt mich zu „sowohl-als-auch“, anstelle von „entweder-oder“.

Dazwischen geht es um den Begriff „Heimat“, dem ich mich versuche anzunähern, u.a. auch erneut deswegen, weil Mützenfalterin es als Thema eröffnet hat und dazu Beiträge sammelt, seien es Worte oder Bilder. Die obige Montage ist diesem Projekt gewidmet …

Auch Ramblingbrother beschäftigte sich in seinem Beitrag: Heimat – vermissen  mit dem Thema, hier begriff ich einen Unterschied: wenn Heimat der Ort der Geburt und der Kindheit ist, mich aber im Heute nichts mehr mit diesem Geburtstort verbindet, dann geht es jetzt um den Ort, den ich Zuhause nenne. Und dies wiederum hat mit den Menschen zu tun, die mir dieses Gefühl vermitteln.

„Es geht nicht um die Landschaft“, sagte letztens eine Teilnehmerin in meinem monatlichen Trommelkreis. Ich nickte still. Und worum geht es? Um den Ort, ausserhalb von mir selbst, wo ich mich geborgen fühle, wo ich schnörkellos die sein kann, die ich bin. Eine Familie zu haben, Freundinnen und Freunde, das ist für mich Zuhause.

Und doch ist es auch, wie ich schon schrieb: Heimat hat einen Geruch, sind rote Backsteinhäuser in weiter Landschaft, aber ob ich deswegen dort Zuhause bin?

 

034

 

offene Frage

057 28.03.14 weiss

Ob Heimat ein Ort ist, bleibt eine offene Frage.
Mutter wollte am Ende zurück. Dorthin, wo sie geboren wurde, dorthin, wo sie aufgewachsen war. Es gab niemanden mehr dort, der sie kannte, nur ihre Erinnerungen. Kreise wollen sich schliessen. Kreise, die weder Anfang, noch Ende kennen. Wir setzen Punkte. Anfang … Ende … willkürlich, dort wo wir beginnen den Kreis zu zeichnen.
Heimat hat einen Geruch und eine Gestalt, aber ob es ein Ort ist, bleibt eine offene Frage. Für mich-

 

es ist ein weites Land – it is a wide land

Es ist ein weites Land, ein flaches und etwas hügeliges, dort, wo die Moränen ihr Ende fanden. Ich erzähle vom Wendland.

It is a wide land, a plain and somewhere an undulating, there where the moraines did find their end. I am talking about Wendland.

Wendland

Das Land ist so weit, dass die Sterne während der Nacht die Erde küssen.

The land is so wide, that the stars are kissing the earth during the night.

0266

Dieses Gebiet, westlich der Elbe, zwischen Hamburg und Berlin, hieß nicht immer schon Wendland. Dazu kam es, als sich die Sorben, ein slawisches Volk, während der großen Völkerwanderung hier niederließen. Wendisch nannten dann später die Römer die Menschen, die keinen eigenen Staat hatten.

This area, west of the Elbe, between Hamburg and Berlin, was not named Wendland all the time. It starts, when the Sorbs came, a Slavic population, during the mass migration. The name Wendland is connected to the term of „wendisch“, what means a population without own state, named by the Romans. 

Typisch sind die roten Backstein-Fachwerkhäuser, sowie die sogenannten Rundlinge, dies sind Dörfer, in denen die Häuser in einem Halbrund gebaut wurden. Es besteht ein Antrag diese Dörfer zum Weltkulturerbe hinzuzufügen.

Characteristic are the redbrick-half-timber-houses, as well the „Rundlinge“, this are villages, which were built in a halfcircle. It exist a request to add this villages into the World Cultural Heritage.

Rundling_Köhlen_1830

0219

Die Sorben waren es, die einst das sumpfige Land per Wassergräben trocken legten, um Ackerfläche zu erhalten. So kommt es, dass die Landwirtschaft regiert und heute besonders auch die Biolandwirtschaft.

The sorbs started to dry the swampy land, to get farmland. Therefor farming is ruling, especially organic farming, today.

05613

05481

Das Wendland, ein Einwanderungsland … ein Land, dessen Bewohner keinen eigenen Staat haben … richtig?

The Wendland, a migrationland … a land, whose inhabitants get no own state … right?

0195

Seitdem 1981 die Ratsherren von Gorleben der Einrichtung eines Zwischenlagers von Atommüll zustimmten, begann eine Zuwanderungs- und Protestwelle, die bis heute anhält. Viele Menschen fanden im einst sogenannten Zonenrandgebiet eine neue Heimat: NaturschützerInnen, BiolandwirtInnen, politsch aktive Menschen, KünstlerInnen, sogenannte Alternative … Einige von ihnen gründeten die Republik Freies Wendland.

Auch wenn im Herbst 2012 erstmals, seit vielen Jahren, kein Castor kam, so ist das Problem Gorleben nicht erledigt. Denn wie heißt es so schön:

man sieht es nicht, man spürt es nicht, man hört es nicht, man scheckt es nicht und Gorleben ist nicht dicht …

Gorleben_in_DAN.svg

Since 1981 the councilmen of Gorleben agreed to a entrepot of atomic waste, a wave of immigration and protest started, which is still going on. A lot of people found a new homeland, in this area, once called „Zonenrandgebiet“ (area adjacent to the Soviet Zone): environmentalists, organic farmers, artists, poltical activ people, so-called: alternatives … Some of them established the Republic Free Wendland.

Even if in  autumn 2012 no Castor was landing, the problem around Gorleben isn´t over. Isn´t it like:

we can´t see, we can´t hear, we can´t feel, we don´t check, and Gorleben isn´t solid.

wendland 04

wendland 02

wendland 03

Gelbe Kreuze, Plakate, Transparente, Strohpuppen gegen das Zwischenlager prägen das Bild des Wendlandes, wie die roten Backsteinhäuser, Rundlinge, Felder, Wälder, Wassergräben und die Elbe.

Yellow crosses, poster, banners, straw dolls against the entrepot, characterizing the Wendland, like the redbrick-houses, the Rundlings, fields, forrests, water ditches and the river, named Elbe.

0303

In diesem Land fand ich, die freie Frau auf Wanderschaft, Heimat. Hier wurde ich mit offenen Armen und Herzen Willkommen geheißen. Hier werde ich mich ab Mitte nächstem Jahres neu verorten und mich verwurzeln …

In this land I, the free woman on tramp, found homeland. Here I´ve got welcome with open arms and hearts. Here I will start new, in the middle of next year …