8. März 2021

Zum Tag der Frau

erlaube ich mir einen Beitrag von 2016 noch einmal hier einzustellen. Aufgrund der damaligen Kommentare weiss ich, dass meine Sichtweisen nicht von allen geteilt wird. Ich aber stehe dazu und finde immer wieder „Beweise“, dass ich mit dieser Meinung weder falsch liege, noch alleine damit bin und dieser Beitrag noch immer nichts an seiner Aktualität verloren hat.

Ich habe den ursprünglichen Artikel geringfügig überarbeitet.

Wir sind noch nicht sehr weit gekommen

© Karin Kneffel – watercolours 2012 – entdeckt bei Mützenfalterin

Am Morgen lasse ich meinen Blick über die Buchrücken neben meinem Bett wandern, er bleibt an dem hellgrünen Band von Marguerite Duras hängen: „Das tägliche Leben“. Ich lese ihren Essay „Das Haus“.

„Verzeihen Sie uns, dass wir so oft davon reden.

Wir sind da, wo unsere Geschichte sich vollzieht. Nirgends sonst. Wir haben keine Liebhaber, außer im Traum. Wir haben keine menschlichen Sehnsüchte. Wir kennen nur das Gesicht der Tiere, die Gestalt und die Schönheit der Wälder. Wir fürchten uns vor uns selbst. Wir haben kalt. Wir bestehen aus Kälte, Angst, Sehnsucht. Man verbrannte uns. Man tötet uns noch heute in Kuwait und in den ländlichen Gebieten…“

© Marguerite Duras


Sie schrieb diesen Essay 1986. Wie sie, stelle ich dreißig Jahre später fest: wir sind noch nicht sehr weit gekommen, zwar weiter, aber nicht weit; nicht als Frau und Mann, nicht mit dem Wert der Frau an sich und nicht mit dem Wert ihrer Arbeit im Haus und mit den Kindern. Noch immer ist vieles Selbstverständlichkeit und somit kaum einer Würdigung wert. Es geht mir um die Gesellschaft, nicht um Einzelfälle und nicht um wenige Ausnahmen. Noch immer töten Männer Frauen (allein in Deutschland tötet jeden dritten Tag ein Mann seine Frau). Sie werden erwürgt, erstochen, erschossen, gesteinigt, ertränkt, ausgestoßen, verstümmelt an Leib und Seele. Und der Hass gegen Frauen nimmt in manchen Kreisen seit einiger Zeit zu.

Ja, es gibt auch gewalttätige Frauen, aber darum geht es jetzt und hier nicht. Dieses Argument ist aus meiner Sicht ein Totschlagargument, das jede konstruktive Diskussion im Keim erstickt und die Realitäten von Zigtausenden Frauen verleugnet.


Ein anderer Morgen, ein anderes Buch, Anne Sextons Gedichtband (s.u.):

Hausfrau

„Manche Frauen heiraten Häuser.

Es ist eine andere Art Haus, es hat ein Herz, einen Mund, eine Leber und Stuhlgang.

Die Wände sind rosa und dauerhaft.

Schau, wie sie den ganzen Tag auf Knien rutscht,

sich treu ergeben runterspült.

Männer dringen gewaltsam ein, es zieht sie wie Jonas zurück

in ihre fleischigen Mütter.

Eine Frau ist ihre Mutter.

Das ist die Hauptsache.“

© Anne Sexton


Miniatur – Treppe

Sie schreit: „Ich bin nicht deine Mutter!“ Das stille Dorf wirft keine Echos, er verlässt das Haus. In der Nacht kehrt er zurück; zum Haus, zur Frau, zur Mutter der gemeinsamen Kinder. Schwere Träume färben rosa Wände grau, die eng und enger stehen. Er findet die Treppe nicht.

Die Frau wurde Mensch aus Männers Gnaden. Wir waren die Schlampen, die Huren, machten wir den Mund auf, standen wir allein.

Die Kinder, das Haus, leise Sohlen, wenn er Nachhause kommt.

Die Kinder, das Haus, lauter Gesang und Gelächter ohne ihn.

Er sagt, was er seit Jahrhunderten sagt: „Alles nur für euch, nehmt, schweigt, seid zufrieden.“ Still soll sie sein, weich und gefügig. Er weint, wenn sie vor ihm stirbt. Schon am Grab schaut er sich um.

© Ulli Gau – Miniatur – Treppe


Als hätte Eine die Andere zuvor gelesen. Immer wieder denke ich in den letzten Wochen an das Bild von Karin Kneffel (s.o.), jetzt auch in Verbindung mit der Zeile aus Anne Sextons Gedicht : „Schau, wie sie auf Knien rutscht…“

Verzeiht auch mir, dass ich von Zeit zu Zeit von uns, den Frauen, rede und davon, dass wir nicht sehr weit gekommen sind, weiter, ja, aber nicht weit.


Ich spreche mit der Sekretärin des buddhistischen Zentrums hier in meiner Nähe. Ich frage sie, ob es viel Mühe macht „Liebe Freundinnen und Freunde“ zu schreiben, dass ich mich nicht angesprochen fühle, wenn auf den Rundbriefen „Liebe Freunde“ steht. Ich bin kein Freund, sowenig wie die Frau vor mir ein Sekretär ist oder die Lehrerin ein Lehrer. Die Sekretärin seufzt. Sie zuckt mit den Schultern, sie findet das nicht so wichtig.

Mir liegt nichts daran alle Wörter mit der Endung -er in -in zu verwandeln, für mich gibt es keine Weckerin, Wecker, bleibt Wecker, solange er bimmelt! Auch muss ich nicht die Sternzeichen verweiblichen, Wassermann darf Wassermann bleiben. Aber ich staune, dass wir immer noch darüber reden müssen, ob ich eine Freundin oder ein Freund bin, eine Diskussion mit uraltem Zopf, die sich für mich längst überholt hat, wie sich zeigt aber noch immer keine Selbstverständlichkeit ist, sondern eher in die Kategorie „lästig und kleinkariert“ gepresst wird.

Es gab und gibt die Frauen, die mir zu radikal waren und sind. Ich war nie eine Freundin der „Schwanz-ab-Fraktion“ und ich wollte auch nie die Machtverhältnisse einfach nur umdrehen. Mich interessierten und interessieren die Eigenarten der Geschlechter, jenseits der üblichen Zuschreibungen. Mich interessiert das Verbindende, sowie die Momente zwischen Männern und Frauen, in denen Begegnung auf Augenhöhe, als Mensch zu Mensch möglich ist.


„Frauen verhalten sich wie kühle rationalistische Männer oder aufgeblasene Machos, und Männer mimen den emotionalen Vamp oder die launische Frau. Auch hier zeigt sich, dass man den mittleren Weg nicht auf Anhieb und über geduldiges Nachdenken findet, sondern nur durch das experimentelle Ausloten der Extreme. Geduld auf allen Seiten und eine gute Portion Humor sind sicherlich hilfreicher als die hämische Arroganz über ungeschicktes Verhalten und die einfallslose Beschwörung eingefahrener Geschlechterrollen.“

© Sylvia Wetzel


„Man sagt mir, ich übertreibe. Man sagt mir die ganze Zeit: Sie übertreiben. Glauben Sie, das ist der passende Ausdruck? Sie sagen: Idealisierung, ich idealisiere die Frau? Möglich. Wer sagt das? Der Frau schadet es nicht, wenn man sie idealisiert.

Sie können von dem, was ich da erzähle, halten, was Sie wollen. Ich spreche für Sie wohl eine unverständliche Sprache, da ich von der Arbeit der Frau rede. Das Wichtigste ist, von ihr und ihrem Haus zu reden, vom Wirkungskreis der Frau, von ihrem Umgang mit dem Hab und Gut.

Mann und Frau unterscheiden sich immerhin beträchtlich. Mutterschaft ist nicht Vaterschaft. Als Mutter überlässt die Frau ihren Körper dem Kind, den Kindern, diese tummeln sich auf ihr wie auf einem Hügel, wie in einem Garten, verschlingen sie, trampeln auf ihr herum, schlafen auf ihr und sie lässt sich verzehren und schläft manchmal, während die Kinder auf ihrem Körper sind. Nichts dergleichen geschieht in der Vaterschaft…“

© Marguerite Duras


„Frauen hingegen passen sich ihrer Umgebung gerne einfühlsam an und „haben“ einfach keine aggressiven Gefühle. Und wenn sie sie spüren, trauen sie sich oft nicht, sie auszudrücken. Aus Angst vor Liebesverlust und Zurückweisungen scheuen sie offene Auseinandersetzungen, bringen negative Gefühle nicht zum Ausdruck und weichen so letztlich dem Leben aus. Unerkannte Ablehnung führt zu Energieabfall; daher fühlen sich viele Frauen antriebsschwach, niedergeschlagen und müde. Angenehme und unangenehme Gefühle gehören zum Leben. Verdrängen wir sie, verlieren wir unsere Vitalität. Wenn wir mit ihnen arbeiten wollen, müssen wir sie erst einmal spüren…“

© Sylvia Wetzel


Noch immer sehe ich ein großes Ungleichgewicht, wenn es um die Entlohnung für die selbe Arbeit geht, wenn es um den Prozentsatz der erfolgreichen Künstlerinnen im Vergleich zu erfolgreichen Künstlern geht, lese, dass Schriftstellerinnen von männlichen Literaturkritikern oft ignoriert und diffamiert werden, etc., und natürlich geht es mir auch um die Wertschätzung für die Frau und ihrer Arbeit im Haus, mit den Kindern und hinter den Kulissen.

Mir ist ebenfalls sehr viel daran gelegen, dass sich in der Politik, auf den Arbeitsstellen, in der Gesellschaft weibliche Strukturen etablieren. Es ist kein Geheimnis, dass die Strukturen noch immer patriarchal sind, mir ist nach mapatriarchal. Es liegt noch viel Weg vor uns!


Zitate aus folgenden Büchern:

Marguerite Duras – Das tägliche Leben – Suhrkamp Verlag – ISBN 3-518-11508-1 (1200)

Anne Sexton – All meine Lieben – Lebe oder Stirb – Gedichte – S. Fischer – ISBN 3-10-072510-7

Sylvia Wetzel – Das Herz des Lotos – Frauen und Buddhismus – Spirit Fischer – ISBN 3-596-14254-7

Zum Thema Verstümmelung/Beschneidung das wohl eindrücklichste Buch, das ich je las:

El Saadawi Nawal – Ich spucke auf euch -Übersetzung aus dem Englischen von Anna Kamp – Frauenbuchverlag: München 1984 – Signatur: Lit Afr 169


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Weiterführende Gedanken zum Alphabet der mutigen Träume

Es geht ums Tun

Ich merke immer wieder, dass der Begriff „Träumen“ bei den Lesenden in die Irre führt und die meisten damit „Träumereien“ assoziieren. Mutig träumen aber ist aktiv und hat nichts mit Gefühlsduseleien zu tun. Es geht um die Kraft der Gedanken, der Visionen und den eigenen Haltungen, die man in die Welt sendet.

Jedes: „Das war schon immer so und wird sich auch nicht ändern“, jedes: „Ja-aber“ gegenüber ethischen Haltungen schwächt, nimmt die Kraft wirklich etwas zu verändern. Veränderungen finden zuerst bei sich selbst statt. Man muss Veränderungen wirklich wollen, bereit sein Begrifflichkeiten zu durchdringen und man sollte aufrichtig in sich hinein schauen und horchen, wo die Schatten sind, warum sie da sind und wie man sie verwandeln kann. Haltungen stehen auf dem Boden von Wissen und Erfahrungen. Veränderungen kommen nicht über Nacht und nicht von alleine, sie setzen etwas Aktives voraus.

Es geht ums Tun, statt auf Godot zu warten, auf bessere Umstände oder im passiven Hoffen stecken zu bleiben.

Gestern las ich bei Bernd von „Red Skies over Paradise“ kluge Gedanken von Kästner, der das ausspricht, wobei es auch bei den mutigen Träumen geht:

Jeder ist mitverantwortlich für das, was geschieht, und für das, was unterbleibt. Und jeder von uns und euch muss es spüren, wann die Mitverantwortung neben ihn tritt und schweigend wartet. Wartet, dass er handele, helfe, spreche, sich weigere oder empöre, je nachdem.“

Mehr kannst du hier lesen →

https://redskiesoverparadise.wordpress.com/2021/01/14/1952-1953-1954-1955-1956-1957-1958-1959-1960-1961-1962-1963-1964-1965-1966-1967-1968-1969-1970-1971-1972-1973-1974-1975-1976-1977-1978-1979-1980-1981-1982-1983-1984-19/

Nicht jede und jeder kann alles. Es geht auch um die Qualitäten jeder und jedes Einzelnen, um die eigenen Werkzeuge und um den eigenen Platz in der Welt, diesen zu entdecken, einzunehmen und von hieraus zu wirken.

Es geht um die Haltungen einer und eines jeden, die sie/er in die Welt trägt und damit in der Welt wirkt.

Ich stelle fest, dass der Gedanke zu handeln bei einigen in diesem Jahr in den Vordergrund tritt. Ich finde eben auch, dass gerade meine Generation lange genug Zeit hatte zu diskutieren, nachzudenken, Begrifflichkeiten zu durchdringen, Haltungen einzunehmen, nun gilt es sie auch umzusetzen. Natürlich machen das auch einige, aber viele andere verharren in der pubertären Haltung der ewigen Negierungen, ohne jemals dabei eine klare Haltung zu was auch immer noch entwickelt zu haben und somit tragen sie ihre Schwammigkeit in die Welt und tragen in keinster Weise zu einer Veränderung bei.

Bequemlichkeit ist eine der Fallen des Menschseins.

Die Kraft der Gedanken wird nicht von jeder und jedem anerkannt. Sie wird, wie so vieles andere auch, gerne in die „esoterische Ecke“ verbrämt. So vieles wird schlecht gemacht, was aus meiner Sicht Wandelkraft inne hat. Noch einmal: es geht ums Tun, um die Erfahrung was sich im eigenen Leben wandelt (oder schon gewandelt hat), wenn man den einen und anderen Gedanken nährt. Wie schon geschrieben, Veränderungen passieren nicht von alleine, sie brauchen den Willen, die aktive Handlung, die Disziplin dran zu bleiben und die Hingabe.

Mit diesem Text lade ich dich zu einer Debatte auf meinem Kommentarstrang ein:

  • Wie sind deine eigenen Erfahrungen mit Veränderungen, die du in dir selbst vollzogen hast?
  • Was hält dich davon ab zu handeln?
  • Was ist dein größter Wunsch in Bezug auf den Wandel in der Welt?
  • Und letztlich: wie sieht für dich eine bessere Welt aus? Sei mutig, stelle sie dir einfach mal vor, egal wie unrealistisch sie dir auch erscheinen mag und dann schaue genau, was davon du dir vorstellen kannst in die Welt zu „träumen“.

Maren, von dem Blog lachmitmaren, hat gestern vorgeschlagen, ob nicht die Eine oder der Andere Lust hat jeden Abend von 20h bis 20.30h gemeinsam und der Reihe nach zu den Begrifflichkeiten von A-Z zu meditieren. Heute also beginnen wir mit dem Buchstaben A = Allgemeinwohl. Schaue in der Meditation welche Assoziationen, welche Bilder in dir erscheinen, du kannst das für dich machen, du kannst aber auch deine Erfahrung, wenn du willst, im Kommentarstrang teilen oder einen eigenen Beitrag dazu schreiben – as you like it – kein Zwang. WILLKOMMEN!


Mein Alphabet der mutigen Träume von I bis P

I = Ideale → https://cafeweltenall.wordpress.com/2017/01/07/i-ideale/

J = Ja → https://cafeweltenall.wordpress.com/2017/01/09/j-ja/

K = Kommunikation → https://cafeweltenall.wordpress.com/2017/01/10/k-kommunikation/

L = Liebe → https://cafeweltenall.wordpress.com/2017/01/11/l-liebe/

M = Mitgefühl → https://cafeweltenall.wordpress.com/2017/01/12/m-mitgefuehl/

N = Natürlichkeit/Natur → https://cafeweltenall.wordpress.com/2017/01/13/n-natuerlichkeit/

O = Offenheit → https://cafeweltenall.wordpress.com/2017/01/17/o-offenheit/

P = Prudentia/Klugheit → https://cafeweltenall.wordpress.com/2017/01/18/p-prudentiaklugheit/


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Erinnerung an das Alphabet des mutigen Träumens

Durch einen Beitrag von TeggyTiggs in der letzten Woche erinnerte ich mich noch einmal an mein Alphabet des „Mutigen Träumens“. Seitdem sind ein paar Tage vergangen, aber interessanter Weise tauchte das mutige Träumen auch bei Bruni Wortbehagen auf und am Mittwoch bei meinem 11. Fragment. Hier schrieb ich am Ende: „Nairobi träumt den Frieden in die Welt“. Lachmitmaren schrieb im Kommentarstrang: „Oh ja, lasst uns mit Nairobi den Frieden in die Welt träumen … :-)!“ Auch Pit ist dieser Meinung!

Nein, ich will jetzt keine Neuauflage starten. Wie es Ende 2016 zu dem Alphabet kam und wie es weiterging stelle ich via Links heute hier ein. Den Startschuss hierfür gab mir TeggyTiggs. Sie ist der Meinung, dass es gerade in diesen Zeiten umso wichtiger ist der Angst vor der Zukunft und dem Bild der jetzigen Welt etwas dagegen zu stellen. Hierin sind wir uns einig. Auch darin, dass es für meine neuen Leserinnen und Leser interessant sein kann, mein Alphabet kennenzulernen und sich damit auseinander zu setzen.

Für mich kommt noch ein weiterer Gedanke dazu: viele von uns spüren und denken schon länger, dass es so mit der Welt nicht weitergehen kann, dass es gilt dem etwas entgegen zu setzen, es braucht aus meiner Sicht mehr Aktivität. Mir geht es ums Tun. Gedacht und gegrübelt haben die meisten von uns lange genug!

Um Missverständnissen vorzubeugen: es geht nicht um Tagträume, es geht nicht um Nachtträume, nicht um luzides Träumen. Den Begriff „Mutig träumen“ habe ich von Alberto Villoldo* übernommen, doch lest selbst:

https://cafeweltenall.wordpress.com/2016/10/17/mutig-traeumen-1/

https://cafeweltenall.wordpress.com/2016/10/19/mutig-traeumen-2/

Es gab vor einiger Zeit ein Experiment in einer US amerikanischen Kleinstadt mit 100.000 Einwohner.innen (es können auch 300.000 gewesen sein, daran erinnere ich mich nicht mehr ganz genau):

1000 Einwohner.innen dieser Stadt verbanden sich jeden Tag per Meditation mit dem Frieden und der Vorstellung einer friedlichen Welt, bzw. in ihrer Stadt. Sie träumten also den Frieden in ihre Stadt. Dies machten sie einen Monat lang. Während diesen Monats nahm die Kriminalität spürbar ab und insgesamt wurden die Einwohner.innen friedlicher, es gab weniger Anrufe wegen Ruhestörung oder häuslicher Gewalt. Als dann der Monat rum war und somit das Experiment zuende, nahm die Kriminalität und alles andere wieder zu.

Für mich ein Beweis, dass mutiges Träumen funktionieren kann, wenn sich genügend Menschen finden, die aktiv eine bessere, friedlichere, gerechtere Welt träumen. Zudem beweist dieses Experiment, dass nicht alle Menschen den selben Traum in die Welt setzen müssen, 1.000 zu 100.00 sind 1,111%! Übersetzt heißt das, es würden, auf die Welt gesehen, 2-10% der Menschheit reichen, um einen spürbaren Wandel zu erreichen. Wie ich aber schon bei meinen Beiträgen „Mutig träumen 1 und 2 (Links s.o.) schrieb: es braucht Disziplin, Ausdauer und Aufrichtigkeit im Träumen. Schon das kleinste „Ja, aber“ macht alles zunichte!

In meinem Alphabet tauchen viele ethische Begriffe auf, ohne Ethik, bzw. ethischem Verhalten, finde ich, kann die Welt nicht zu einem besseren Ort werden.

Hier nun die Links zum mutigen Alphabet von A – H

A-B → https://cafeweltenall.wordpress.com/2016/12/11/alphabet-2/

C → https://cafeweltenall.wordpress.com/2016/12/12/alphabet-3-c/

D → https://cafeweltenall.wordpress.com/2016/12/14/alphabet-mutig-getraeumt-d/

E → https://cafeweltenall.wordpress.com/2017/01/02/alphabet-mutig-getraeumt-eeinigung/

F → https://cafeweltenall.wordpress.com/2017/01/03/alphabet-mutig-getraeumt-f-frieden/

G→ https://cafeweltenall.wordpress.com/2017/01/04/g-guete/

H→ https://cafeweltenall.wordpress.com/2017/01/06/h-hilfe/

Erwähnen möchte ich noch, dass Gerda Kazakou parallel zu meinem Alphabet der mutigen Träume an einem Alphabet des freien Denkens gearbeitet hat. Wie wir beide heute feststellten, war das eine wunderbare Zusammenarbeit. Und eigentlich finde ich immer noch, dass daraus ein Buch werden sollte. Nun, schauen wir einmal.

Wer nun Interesse hat, das ganze ABC kennenzulernen, die/der kann sich an der obigen Tafel orientieren und in die Suchmaschine z.B. L = Liebe eingeben oder K = Kommunikation oder Q = Querdenken* und gelangt dann zu dem jeweiligen Beitrag, den dazu gehörigen Bildern und den Kommentaren. Da ich nun selbst noch einmal das eine und andere nachgelesen habe, fand ich in dem Fall den Kommentarstrang bereichernd und spannend, weil ich Gedankenanstöße fand.

*Herrjeh, schon wieder ein Wort, das über die Zeit negativ kontuniert ist! Das ist auch so ein Thema, das mich beschäftigt, gestern schrieb ich: „Ich nehme die Worte bei ihren Wurzeln.“

So, jetzt aber viel Spaß mit meinem ABC der mutigen Träume.


*Alberto Villoldo – einen kurzen Lebenslauf fand ich bei „LovelyBooks“: Alberto Villoldo lebt in Los Angeles und ist klassisch ausgebildeter medizinischer Anthropologe. 25 Jahre lang bereiste er die Hochländer der Anden und des Amazonas’ und studierte die schamanischen Heilpraktiken. In seinen Seminaren führt er alljährlich Tausende von Medizinern und Laien in die energiemedizinischen Techniken ein. Er ist Autor zahlreicher Bücher.


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Ein Pingpong zwischen Ulli und Rosa

Letzte Woche plauderte ich aus dem Nähkästchen – ich wurde von Rosa nominiert … später stellte ich Fragen, aber leider fing niemand den Ball auf, den ich geworfen hatte.

Rosa aber fand Gefallen an meinen Fragen, nahm sie zu sich und hat sie gestern beantwortet. So entstand ein Ping Pong zwischen ihr und mir, das ich euch, mit Rosas Erlaubnis, nicht vorenthalten möchte.

Vielleicht hat ja nun doch noch jemand Lust sich meinen Fragen zu widmen, das würde mich sehr freuen, Blogger Award hin oder her. Ich bin auf jeden Fall sehr angetan von Rosas Antworten. Meinen Herzensdank an dich, Rosa, auch noch einmal hier, dass du den Ball angenommen hast.

So, nun aber zu einem ganz anderen Ping Pong als sonst, dem zwischen Rosa und mir.

Voilà


To my English speaking readers:

If you are interested, you can read every article of me in English. You have to go to the end of my blog page, there you’ll find the buttom „Google Translater“. Enjoy!


 

Mein Universum

Zu meiner Freude hat Ulli, die ich unter anderen für den Awesome Blogger Award nominierte, sich der Herausforderung gestellt und aus demNähkästchen geplaudert.😊
Leider traute sich keiner, das von ihr weitergereichte „Stöckchen“ anzunehmen. Das finde ich schade, zumal ihre neu gestellten Fragen sehr spannend sind, und so habe ich Ulli versprochen, sie selbst zu beantworten.
Ein Pingpong also zwischen Ulli und Rosa.😃


Ursprünglichen Post anzeigen 971 weitere Wörter

Natur – Freude – Schutz

Dies ist ein Beitrag zu Petra Pawlofskys Projekt

„Die Natur und Erde schützen – ein Gewinn“

Weißdornblüte – fotografiert am Mi. 18.03.2020

Ich bin nicht getrennt von der Natur, ich bin Teil von ihr.

Wenn dies die Menschen wieder verstehen würden, dann gäbe es nichts zu schützen.

Je mehr die Wissenschaft messen kann, umso Erstaunlicheres tritt (wieder) in das Bewusstsein von mehr und mehr Menschen. Letztlich sind viele der Erkenntnisse nicht neu, man konnte sie nur nicht messen.

Über Jahrhunderte wurde die Fähigkeit von Menschen mit Tieren und/oder Pflanzen zu kommunizieren und/oder die Erde und ihre Geschehen „lesen“ zu können zunächst negiert, dann verfolgt. Es war der grausame Versuch altes Wissen, alte Bräuche zu eliminieren. Die Hexenverfolgung und das Auslöschen von Tausenden von Stämmen indigener Völker wurde mit der Arroganz der weißen Herrenrasse Zivilisation und Christianisierung genannt und hat nur eins bewirkt: die Menschen haben sich immer mehr von der Natur und ihrer Zugehörigkeit entfernt. Sie lernten, dass die Natur ihr Feind ist und stellten sich über sie, nach dem Kirchenmotto: Mache dir die Welt untertan.

Ja, man hat viel dafür getan altes Wissen zu zerstören. So wurde es „geheim“. Zum Schutz.

Doch einmal eingesammeltes Wissen lässt sich nicht in Gänze tilgen. Nichts geht verloren. Einige Wissende haben das alte Wissen bewahrt und weitergegeben, neues ist hinzugekommen. Es kursiert zum Wohle aller, wenn es denn wohl verstanden wird.

Wenn man in Kontakt mit der Natur geht, sich mit ihr verbindet und somit die Trennung aufhebt fängt sie an zu „sprechen“, man muss nur hinhören und hinschauen. Sie zeigt uns ihre Bedürfnisse, ihre Wunden und gleichzeitig ihre Kraft.

Wenn es also darum gehen soll, die Natur zu schützen, womit nichts anderes gemeint ist, als das zu erhalten was noch da ist, was noch einigermaßen gesund ist und wieder gesünder werden kann, dann ist es aus meiner Sicht notwendig der Natur nicht unsere Ideen und Konzepte überzustülpen, sondern sie zu beobachten, sie lesen zu lernen und mit ihr zu gehen. Sie wird es uns danken.

Was sich hier nun ein bisschen pathetisch anhören mag, wird letztlich schon seit zig Jahrzehnten in der biologischen Landwirtschaft, in Permakulturgärten und in einigen Projekten und Wäldchen weltweit umgesetzt. Ihre Ergebnisse zeigen: es geht! Es sind nur immer noch viel zu wenige.

Als ich vorgestern los ging, um bei der Nachbarin ihren prächtigen Magnolienbaum zu fotografieren, kam ich mit ihr ins Gespräch. Sie sprach von ihrem Naturgarten, ihrem Gemüse- und Kräuteranbau hinter dem Haus. Die Freude strahlte von ihr zu mir, ihre Freude und ihre Gesundheit. Ihr Garten schenkt mir jeden Tag Freude, wenn ich an ihm vorbeigehe.

Die Natur selbst verschenkt und verströmt sich Jahr für Jahr, absichtlos. Ich bin dankbar für jedes Kräutlein, das in meine Dosen wandert, um meine Gesundheit und mein Immunsystem zu stärken. Es ist ein Nehmen und Geben, nur haben dies leider die meisten vergessen. Du fragst was ich der Natur gebe? Meine Dankbarkeit, kleine Opfergaben hier und da und meine Lieder. Meine Haltung, nicht mehr zu nehmen als ich brauche, kommt hinzu. Mein eingesammeltes Wissen teile ich gerne mit denen, die wollen. Die Abbilder der Schönheiten hier und dort.

Und jeden Abend singt nun die Amsel vor meinem Fenster. Auch das ist Freude.

Freude ist ein wunderbares Antidot für jegliche Angst und stärkt gleichzeitig unser Immunsystem.

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Für Gerda oder über die Anfänge der Kunst

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Gerda machte sich in mehreren Beiträgen Gedanken über die Kunst, ihre Anfänge in Beziehung zum Jetzt, wie eins ins andere greift und aufeinander fußt und bis ins Heute wirkt, sowie weiter über die Gleichzeitigkeit allen Seins. Am besten ist du liest es bei ihr selbst nach.

Gestern schlug sie einen Bogen von der Höhlenmalerei zur digitalen Kunst. Nachlesen und die Bilder zum Thema anschauen kannst du hier → https://gerdakazakou.com/2020/03/11/anfang-und-vorlaeufiges-ende-der-kunst-von-der-hoehlenmalerei-zum-elektronisch-erzeugten-bild-collage/

Im Vorfeld hatten wir uns darüber unterhalten wo wir denn den jeweiligen Anfangspunkt für die Kunst setzen würden. Ich schlug sofort die Höhlenmalereien vor, wie auch Myriade. Gerda nahm diesen Faden auf und fragte mich in ihrem gestrigen Beitrag dazu, ob ich nicht auch ein Bild gestalten wollte. Ich wollte. In ihrem Beitrag folgte ich einem Link zu einem Artikel, der sich mit den ältesten Funden der Archäolog*innen in Bezug auf Höhlenmalereien und Handabdrücke beschäftigt.

https://www.welt.de/wissenschaft/article133442959/Das-Geheimnis-der-weissen-Haende.html

Mir fiel dabei auf, dass diese Funde 40-50.000 Jahre alt sind, genau so alt wie die ältesten schamanischen Kulturen, die bis heute bekannt sind.

Schamaninnen und Schamanen in der ganzen Welt benutzen die Trommel, die Rassel und oder monotone Gesänge, um sich in eine Trance zu setzen. So gilt die Trommel als das Pferd zur Anderswelt. Dies ist der Grund warum ich mich für das Pferd in dieser Montage entschieden habe. Das Pferd als Träger der Kunst seit nahezu 50.000 Jahren, über alle Zeiten und Stile hinweg. Und da ich nicht an ein Ende glaube, sondern nur an einen stetigen Wandel wird das Pferd auch die Kunst des Jetzts ins Morgen tragen, wie immer es aussehen wird!

Mir geht es auch um die Wurzeln, ohne diese Wurzeln kann es ein Jetzt nicht geben. Jede Generation lernt von den vorhergegangenen und alles was je geschah und geschehen wird hinterließ und hinterlässt genetische Abdrücke. So schaut das Pferd neugierig auf das Jetzt, nimmt auf und wird weiterziehen.

Künstlerin sein

It’s me, my life, my way

Selbstporträt 2016 – Self-Portrait 2016

draufklick = großes Bild – please click to enlarge

Louise Bourgeois*

Der Masoschismus artikulierte sich zur Zeit der Femme Maison in dem Gefühl, dass ich nicht das Recht hatte Künstlerin zu sein. Das war ein Privileg. Versteht man aber die Kunst als Privileg, so denkt man per definitionem, dass man es nicht verdient. Man verweigert sich andauernd etwas – man verleugnet sein Geschlecht, man versagt sich die Werkzeuge, die ein Künstler benötigt -, weil es einen Geld kostet Bildhauer zu sein. Betrachtet man die Kunst als Privileg statt als etwas, das der Gesellschaft nützt, so muss man sparen und für seine Kunst leiden …

In diesem Masoschismus finde ich mich immer mal wieder. Leider.

Ich bin es, die sich die Felsbrocken auf den Weg rollt. Die Umkehrung ist die eigene Wertschätzung für meine Ideen und Werke und sie der Welt zur Freude und zum Nutzen zu zeigen und zu präsentieren.

Es geht um die Schöpfungen, weniger um meine Person, die im weitesten Sinne Schöpfkelle und Schöpfende zugleich ist, um das zu schöpfen, das schon im Raum ist. Unsichtbares sichtbar zu machen. Liebende, wertschätzende AugenBlicke zu zeigen (Fotografie). Unterbewusstes aufsteigen und sich in einem Bild manifestieren zu lassen (Fotomontagen).

Es geht nicht um Traumlandschaften. Sondern? Es geht um innere Landschaften, die sich im Außen zeigen. Wie entstehen sie? Äußeres dringt nach Innen, verquickt sich dort mit Gefühlen, inneren Haltungen und Bildern, zusammen kehren sie als ein neues Ganzes ans Licht zurück.

Ich nenne das Verdauungsprozess, Transformation, Schichtenerforschungen, Wurzel- und Sedimenterkundungen.

Es geht auch um die gegenseitige Befruchtung/Inspiration. Das eine Wort, das das andere gibt, das eine Bild, die eine Formulierung, die eine Redeweise, die eine Melodie, die eine Form, die in mich hinein schwingt, neue Worte, neue Sätze, neue Bilder wachsen. Ein freudiges, ein nachdenkliches, auch ein zorniges Hin und Her, ein Ping Pong der Außen- und Innenkräfte.

Bremsen sind die Scham, die zeitweilige Minderwertigkeit. Letztere schürt Ängste, stachelt sinnlose Vergleiche an, lässt Sockel und Siegertreppchen auf- und abbauen.

Erkenntnisse fördern Zuversicht und beflügeln Schritte.

Eine alles im Gleichgewicht haltende Waage gibt es nicht, nur die täglichen Bemühungen sich selbst Waage und Ausrichtung zu sein.

Und dann wieder liege ich auf der Erde und lausche ihrem Lied.


To my English readers: unfortunalety I am not able to translate my textes into English, it would take too much time. I am very sorry about this.


* Donald Kuspit – Ein Gespräch mit Louise Bourgeois – Piet Meyer Verlag – ISBN 9 783905 799132

Wenn Kinder malen – When children paint

Mein Enkelsohn, der am Sonntag sechs Jahre alt wird, hat gemalt.

My grandson painted, he will become next sunday six years old.

Das Silvesterfeuerwerk

The fireworks during the New Year’s Eve

draufklick = großes Bild – please click to enlarge

Ihr seht die Feuerwerkskörper und meinen Enkelsohn, ihr seht auch viel M’s, das sind die Vögel, die Angst haben und sich verstecken …

You can see the firecrackers and my grandson, you also can see a lot of M’s, this are the birds, which are afraid and looking for a place to hide themselves …

Nachträgliche Gedanken

zu meiner ersten Etüde 2020

Zurzeit lese ich einen Doppelband von  Elena Ferrante „Meine geniale Freundin“ (Band 1), „Die Geschichte eines neuen Namens (Band 2)*. Der Ort der Geschichte ist Neapel der 1950/60er Jahre. In einem „Armenviertel“, heute würde wir wohl „Ghetto“ sagen, wachsen zwei Mädchen auf, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Sie werden Freundinnen und ergänzen sich auf wunderbare Weise. Und wovon träumen diese zwei Mädchen – vom reich werden. Ausbrechen zu können aus ihrem maroden Viertel voller Männergewalt, Männer gegen Männer, Männer gegen ihre Frauen und Kinder. Die Mädchen wachsen heran, ihre Wege gehen auseinander, kreuzen sich wieder. Ihr Miteinander folgt einer Dynamik von Anziehung und Abstoßung.

Noch bin ich am Anfang des zweiten Bandes. So viel sei noch erzählt: während die eine der zwei jungen Frauen noch immer aufs Gymnasium geht, heiratet die andere mit gerade mal sechzehn Jahren einen Geschäftsmann des Viertels. Jetzt ist sie reich, aber gleichzeitig stirbt sie, ihre Seele wird stumpf. Die Schülerin ist und bleibt ihre Freundin. Sie beginnt aber das Verhalten der Freundin zu hinterfragen und sinniert über den Preis einer reichen Heirat.

Wieso schreibe ich das alles? Meine erste Etüde in diesem Jahr führte zu einer Diskussion zwischen Gerda, anderen und mir. Gerda hat „meine“ tagträumende Frau abgelehnt, vor allen Dingen ihre Träume und schlug einen Bogen dazu, dass genau diese Art der Träume von ärmeren Menschen und/oder schlichteren Gemütern zu der problematischen Weltsituation geführt hat, in der wir heute leben.

Das kann ich so nicht stehen lassen. Nicht alle Menschen können alles, auch wenn dies gerne suggeriert wird. Ich glaube allerdings, dass Viele viel mehr können, dazu aber nicht ermutigt werden. Bildung und Erziehung können dazu führen, dass Menschen von kleinauf an sich selbst, ihr Können und Nichtkönnen erspüren, begreifen können. Hierdurch wächst Selbstvertrauen. Selbstbewusste Menschen werden nicht so schnell zu Opfern oder Spielbällen von Religionen und Politik und ihren Machenschaften.

Nun ist aber nicht allen Menschen Bildung vergönnt. So darf die eine der Freundinnen, obwohl hochbegabt und hoch intelligent, nicht weiter die Schule besuchen, sondern muss der Mutter im Haushalt helfen und dem Vater und ihrem Bruder in der Schusterwerkstatt. Sie lernt mit der Freundin heimlich weiter … nutzen tut ihr das alles nichts. Wie geschrieben, noch kenne ich den Fortgang der Geschichte nicht, ich hoffe sehr, dass sie zu ihrer alten Wehrhaftigkeit zurückfindet.

Um auf die Diskussion in meinem Kommentarstrang zurück zu kommen, frage ich euch wem es zu grollen gilt – einer Frau, die wir ja im Prinzip gar nicht kennen, nichts von ihrer Geschichte, ihrer Sozialisation wissen oder aber der Politik, den gesellschaftlichen Mechanismen, den Gaukelnbildern von Hollywood und dem alles beherrschenden Konsumterror? Ich grolle letzteren.

Arme Menschen träumen nun einmal davon auch etwas vom großen Kuchen abzubekommen, den die Reichen und Schönen aber nicht mit ihnen teilen wollen. Unterdrückte Frauen träumen von rettenden Prinzen usw.! Einige wenige schaffen es auszubrechen und ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Doch seien wir einmal ehrlich, das sind die Ausnahmen.

Ich schrieb an Gerda (leicht korrigiert): „Erst waren es die Reichen, die nur weißes Brot aßen, also wollten die Armen weißes Brot, sie bekamen es in Massen und leben nun ungesünder als je, während sich die Reichen das „gesunde Vollkornbrot“ reinschieben … Wir leben in einer Folge von Jahrhunderten, Gier treibt die Reichen, Neid die Armen, Hass viele dieser beiden Fraktionen. Medien kamen dazu, da denke ich besonders an zigtausende von Hollywoodproduktionen, die dieses Streben nach einer bequemen Welt mit viel Hightech und Hifi nach vorne getrieben haben, ebenso all das was wir Tourismus nennen. Und sind die Menschen nur einen Deut glücklicher geworden? Nein! Stehen wir nicht vor einer großen Schwelle, an der viele Menschen erkennen, dass es so nicht weitergehen kann, dass es ein Umdenken in vielen Bereichen des Lebens und Miteinanders geben MUSS, wenn es Ziel ist, dass dieser Planet auch noch in Jahrhunderten bewohnbar sein soll?! Bildung ist dabei schon seit Jahrzehnten eins meiner Zauberwörter, aber die wird nicht gegeben, wie sie gegeben werden könnte und warum, weil die Reichen und Mächtigen keinerlei Interesse an selbst denkenden und handelnden Menschen haben. Und ist das neu? In keinster Weise. Bleibt die alles bestimmende Frage: WIE KRIEGEN WIR DIE KUH VOM EIS?“

Nun könnte man argumentieren, dass Menschen in dieser Zeit und besonders in Deutschland jede Chance haben sich selbst zu verwirklichen. Ich sage nein, haben sie nicht und erinnere an die sogenannte neue Armut und unser marodes Bildungssystem, einmal ganz abgesehen von Lehrmethoden, die vollkommen überaltert sind, plus LehrerInnenmangel. Aus meiner Sicht gilt es genau hier anzusetzen und sich weiterhin dafür stark zu machen, dass gleiche Bildung für alle zu gelten hat, dass Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen in denen Lehrerinnen und Lehrer angemessen entlohnt werden, Schulen renoviert werden und kleine Menschen sich selbst und ihr Können und Nichtkönnen behutsam begreifen können. Ich sage: weg mit Eliteschulen und mit Elitedenken sowieso!

Wir alle leben in gespaltenen Gesellschaften, aber aus meiner Sicht kommen wir nicht weiter, wenn wir diejenigen abwerten, verurteilen, schlecht machen, die Opfer der bestehenden Verhältnisse geworden sind. Bleiben wir wehrhaft und setzen wir uns, auch wenn es schwer erscheint, ungebrochen für eine menschenwürdige Welt ein, in der jedes Lebewesen seinen ihm anstehenden Raum innehaben darf.

Nun bin ich auf eure Meinung gespannt.



*ISBN: 978-3-518-42553-4 und 978-3-518-42574-9

Prinzip Hoffnung

weisse Tara

Zitat aus dem Buch von Andreas Altmann „Triffst du Buddha, töte ihn! Ein Selbstversuch“

(ISBN 9 783832 1611507)

Wie wahr, wie schauerlich wahr: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Keine Droge blendet erfolgreicher und hinterlistiger. Max Frisch hat es in seinem Tagebuch notiert, hat schön radikal im Diesseits und Jenseits aufgeräumt: >Es genügte, wenn man den Mut hätte, jene Art von Hoffnung abzuwerfen, die nur Aufschub bedeutet, Ausrede gegenüber jeder Gegenwart, die verfängliche Hoffnung auf den Feierabend und das Wochenende, die lebenslängliche Hoffnung auf das nächste Mal, auf das Jenseits – es genügte, den hunderttausend versklavten Seelen, die jetzt an ihren Pültchen hocken, die Hoffnung auszublasen: groß wäre das Entsetzen, groß und wirklich die Verwandlung.<

Am radikalsten aber hat es Albert Camus formuliert: >Alles Unglück des Menschen kommt von der Hoffnung.< Wie erfreulich hoffnungslos da der Buddhismus klingt. Wie lässig er den Himmel übersieht, auch den Teufelsschlund, ja, sich nicht um Gott schert, somit dem Menschen seine Würde und Eigenverantwortung zurückgibt. Indem er ihn nicht vertröstet, auf gar nichts, nur ungerührt und kompromisslos auf die Gegenwart verweist, in der er sich bewähren muss. Schon schwer. Aber immerhin werden wir nicht infantilisiert, sind wir nicht angewiesen auf die Launen eines Allmächtigen, eines – so plappern die Glaubensbrüder und Betschwestern – >Allgütigen<.

Ja, Frisch gibt es zu: Die Religion verfügt über einen enormen Trumpf, die Illusion. Denn solange sie durchhält, solange werden sich die Halluzinationen vom Jenseits und der höllischen Feuersbrunst halten. Ohne Risse, ohne Bedenken. Viele sterben mit diesem Phantom, werden wohl nie erfahren, dass sie lebenslänglich per Hokuspokus anästhesiert wurden. Dass sie weder post mortem hemmungslos vögeln dürfen noch beim Teufel ankommen noch >auferstehen<. Und die Ahnungslosigkeit hat vielleicht ihre Vorteile. Denn die Reue über all die vertrauensseligen Narreteien wäre maßlos, über all die Schindluder, die man im Namen der einen oder der anderen Gottheit erdulden muss.



Bleibe ich noch ganz kurz beim Buch, an einigen Stellen habe ich geschmunzelt, an anderen genickt, insgesamt war es inspirierend wieder mehr Zeit in Stille auf meinem Kissen zu verbringen (was mir noch nie geschadet hat), aber ich muss auch gestehen, dass ich nicht alle Ansichten von Herrn Altmann unterschreiben kann. Muss ich ja auch nicht. So z.B. was er über den Buddhismus im Zusammenhang von Himmel und Hölle geschrieben hat: Der tibetische Buddhismus weiß in Gleichnissen einige schauerliche Geschichten über die Vajra-Höllen zu erzählen und malt im Kontrast dazu himmelselige Bilder. Schon lange denke und glaube ich, dass beide nicht irgendwo im Jenseits zu finden sind, sondern genau jetzt und hier. Manche gehen genau in diesem Augenblick durch eine der vielen Höllen hier auf Erden (Krieg, Hunger, Verfolgung …), andere schweben in himmlischen Sphären.

Auch wenn ich den Buddhismus mehr als Philosophie, denn als Religion begreife, hat er in seinen religiösen Ausrichtungen, genau wie alle anderen Religionen auch, Dogmen ausgebildet. Dogmen haben aus meiner Sicht immer nur einen Sinn und Zweck: den Menschen klein zu halten und mit Schuld und schlechtem Gewissen zu beladen, um Macht über sie auszuüben.


P.S. Buddha war auch nur ein Mensch.



Gerne wüsste ich von euch wie ihr zum Prinzip Hoffnung steht, wie zu den Frohlockungen des Himmels, wie zu den Drohungen der Hölle(n). Willkommen in meinem Kommentarstrang!