Für dich schlachte ich eine Ziege.
Der Frieden vom Berg ist ein trügerischer. Einer, der seltsam erstarrt und unlebendig ist, der sich an sie hängt und mit klebrigen Fäden umwickelt. Wie oft sie von woanders kam, belebt, lebendig, manche Falte wieder geglättet, munter und voller Tatendrang! Es währte nie lang. Was war, was ist, was zieht, zusammen und runter?
Sie hört sich noch sagen, sie hört ihn noch fragen, all die Jahre hindurch.
Nairobi musste durchs Dunkeltal, musste der Schneeeule folgen. Bärin trug sie durch altes Land. Sie lauschte den Liedern der singenden Schwäne und saß am breiten Ufer ihres Bruders. Zwei Fische, aus Weidenzweigen geflochten, nahm er auf, einen kleinen und einen großen, die trug er zum Meer.
Ist ein Meer nicht alle Meere, ist ein Fluss nicht alle Flüsse und ist sie nicht alle Menschen?
War sie nicht einst die Goldmarie? Und das Findelkind im Mooskörbchen? War sie nicht auch das hässliche Entlein und das Mädchen, dem die Mutter starb, das gequält und verhöhnt von Stiefmutter und deren hässlichen Töchtern zu Baba Jaga gehen musste, zu Frau Holle in den Brunnen? Und war sie nicht auch das Mädchen mit der roten Kappe gewesen und das Mädchen, das am Weihnachtsabend die Schwefelhölzer entzündete, mit Blick in den Sternenhimmel? Und war es nicht der Himmel und seine Weite, die ihr Verheißung auf ein Wiedersehen gewesen sind?
„Für dich schlachte ich eine Ziege. Mit dir fahre ich um die ganze Welt. Mit dir kenne ich die Angst nicht mehr.“ Sätze zu Staub, Asche im Wind.
Wenn Nairobi alle Menschen ist, dann ist sie auch alle Engel und Dämonen, alle Feen, Hexen, Elfen, Elben, Zauberinnen und eine kleine Frau. Dann ist sie Königin im Schwanenkleid. Eine, die auszieht, um Kaiserin in ihrem Reich zu werden, dem Reich Überall-im-Irgendwo. Dem Land, in dem sie das weiße Rentier auf seinen Rücken nimmt, sie über alle Mauern und Abgründe trägt, während sie das Lied Ohne-Anfang-und-ohne-Ende singt. Begleitet von dem tiefen A in Moll – so, wie alle Schiffe tuten, das nur Johnny so auf dem Tenorsax blasen kann.
Knotenpunkte, Knoten aller Art und Seemannsgarn, Nairobi hat es geliebt das Akkordeon zu spielen, den Wind in den Haaren, das Meer im Blick.
Wenn das eine Leben alle Leben ist, dann ist es ein nackter Dada, ein Diddeldaddeldumm.
Diesen Text habe ich vor einiger Zeit schon einmal geblogt, nun habe ich ihn überarbeitet. Ich habe einige Passagen gestrichen, Neues hinzugefügt und ihn den Fragmenten zugeordnet.
Ein Text so voller Bilder und Fragen, voller Zweifel und Möglichkeiten, farbig und optimistisch.
Wahrscheinlich ist es, wie du schreibst: jedes Leben ist alle Leben. Der Gedanke birgt die größte Freiheit und wirkt daher vielleicht etwas einschüchternd, zugleich zeigt er dorthin, wo wir das größte Glück finden können.
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Wenn du wüsstest wie dankbar ich dir für deinen Kommentar bin …
Verbundene Grüße durch die Nach an dich, liebe Ule ❤
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Alles mit allem verbunden, im Kleinen wie im Großen, Universellen, alle Wasser, alle Menschen, alle Energien, denen wir nachspüren, die wir abgeben, durch uns hindurchleiten, auf anderes Leben, auf Gedanken, Situationen, zurück zur alten Mutter Erde. Merkwürdige und wichtige Zeit, Zeit der Transformation, der Umkehr, des Besinnens auf das Wichtige, auf die Frage, ob die alte Mutter Erde uns Menschen noch lange toleriert, also erträgt, erleidet. Sie, die Alte Erdenmutter wehrt sich, spuckt Feuer, Asche, giftigen Odem, wehrt sich gegen uns Menschen, die wir mit ihr umgehen als gäbe es kein Morgen. Laßt uns alle Kraft mobilisieren, entstandenes Unheil zu heilen, drohendes Unheil zu verhindern, auf daß es ein Morgen, auch noch ein Übermorgen gibt. Nairobi begleitet uns dabei, die Elfe, Hexe, Akkordeonistin, Königin im SchwanenKleid, Reiterin auf dem Weißen Rentier, sie lehrt uns, die Ziege nur zu melken, nicht zu schlachten in dieser dunklen Zeit der baldigen Sonnenwende.
Lieben Gruß vom alten, grauen Wolf aus dem Land am Meer.
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Besser könnte man es nicht ausdrücken, liber oller Wolf vom Land am Meer. Herzensdank für deinen wunderbaren Kommentar.
Herzliche Grüße
Ulli
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