Gegen acht im Park

Eine Rezension

Wer mir schon länger folgt, die/der weiß, dass mir Rezensionen nicht wirklich liegen, wenigstens nicht im klassischen Sinne. Darum kann es immer nur ein Versuch sein, wenn ich ein Buch oder einen Gedichtband besprechen möchte.

„Gegen acht im Park“ ist ein Lyrikband von Ursula Maria Wartmann. Sie hat mir freundlicher Weise ein Leseexemplar zugeschickt.

Ihre Gedichte lassen mich an Rock’n Roll, manchmal auch an Punk denken. Der Wortrhythmus ist meist schnell, die Themen sind die, die manche gerne auslassen; solche, die das Leben lieber verromantisieren, dem Leiden in der Welt rosa Tülltücher überhängen, die aussparen, was weh tut. Wartmann macht das nicht. Sie benennt das, was schmerzt, heute schmerzt. Sie geht nicht am menschlichen Leid vorbei, nicht an der Verwüstung der Natur, nicht an der Unbill unserer Zeit.

Sie klagt nicht, sie klagt nicht an, sie benennt. In ihrem schnellen Rhythmus schreibt sie über das, was nicht stimmt in unserer Welt. Ja, das tut manchmal weh; so, wie Nachrichten weh tun, so, wie mancher Gang durch große Städte weh tut, wie Kriege und deren Folgen, wie Ungerechtigkeiten, Egoismus, Verhärtungen Diejenigen schmerzen, die sich eine andere Welt wünschen. Wartmann weiß die Worte zu setzen. Hinter dem Schmerz steht die Freude, die Liebe, das Kleine, Leise, Zarte, all das finde ich auch und nicht nur zwischen den Zeilen.

Ein Gedichtband, den ich euch gerne ans Herz legen möchte. Ich hoffe auf mehr aus Wartmanns Feder.

Hier ein Lesebeispiel, eins vom Glück (vielleicht weil Adventzeit ist) –

Natürlich ist es Glück

Natürlich ist es Glück. Im Haar

der Kranz aus blauen Blumen den

heiterste Nachtträume webten

von Norden das Summen der

Kirchenglocken gegen Fensterglas.

Im Hof unten knospen die

Christrosen unterm Laub. Aus

dem Himmel fällt Winterwärme

fällt ins Haar auf die Schläfen erfüllt

das Erwachen mit Kosen

mit Kitzeln. Mit Licht.


„Ursula Maria Wartmann, geb. 1953 in Oberhausen, lebt nach langen Jahren in Aachen, Marburg und Hamburg in Dortmund. Die studierte Soziologin und gelernte Redakteurin wandert zwischen den Welten und Genres: zwischen Roman und Reportage, zwischen Essay, Erzählungen und Lyrik. Sie wurde für ihr Journalistisches Werk mehrfach ausgezeichnet. Zuletzt erschienen in der eof ihre gesammelten Erzählungen >Der Bourbon des Grafikers< (2019).“

(aus dem Buch)

Das Coverbild und die vier Illustrationen in SW im Buch aus: Willem Pietersz. Buytewech, „Verscheyden Landtschapjes“ (ca.1616/17)

BoD – Book on Demand, Norderstedt – ISBN 9783750459960  – © edition offenes feld, Dortmund 2020


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25 Gedanken zu „Gegen acht im Park

  1. Liebe Ulli

    Es ist kein Unglück
    auf dem Haupt
    gegen das Ende
    keinen Kranz zu tragen

    barhäuptig den Alp
    aus dem Traum
    in den Tag zu tragen

    die Glocken die den
    verschwiegenen
    Frevel den anderen
    unhörbar mahnen

    und trotzdem feiert
    das Leben am Sünder vorbei
    den Kindern im Spiel

    in ihren Augen
    der Wind von Bergen
    und Seen
    dem Traumgesicht
    noch das Glück
    in ihren Haaren

    Herzliche Grüße
    Hans

    Gefällt 1 Person

    • Sag mal, lieber Hans, dichtest du so aus dem Stehgreif als Antwort auf meinen Beitrag? Wenn, dann ziehe ich jetzt mal flugs meinen Hut und sage Chapeau.
      Herzliche Grüße
      Ulli

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  2. Die Welt ist voll von Büchern, die ständig nachwachsen. Wer sich nicht verirren will, müsste streng sortieren, wonach? Weiß ich nicht, ob ein Buch zu mir passt, weiß ich ja erst, wenn ich es gelesen habe, dann ist es zu spät zum Nichtkaufen.
    Ich muss wohl mal ne Pause einlegen beim Bücherkaufen.

    Gefällt 1 Person

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