Miniatur 010 2019
„An den Zähnen wirst du sie erkennen“, sagten sie und die Freundinnen damals, als eine der ersten Krankenkassenreformen eintrat. Sie war sich so sicher gewesen, dass sie nicht dazu gehören würde. In ihrem Mund hatte vorwitzig ein Goldzahn geblitzt. Lang ist’s her. Gleitend gingen die Jahre vorbei und sie hatte so vieles verloren. Ihren sicher geglaubten Job, ihre Gesundheit, ihren Goldzahn und nicht nur den. Heute lacht sie lieber mit der Hand vor dem Mund. Das Leben hatte sie torpediert, sie war getroffen worden und nun rang sie um ihre Würde. Ihr blieben die Pinsel und der Malkasten, manchmal verkaufte sie ein Bild, viel zu wenige, um sich davon mehr als ein Kassengebiss leisten zu können.
„Weitergehen“, murmelte sie sich zu, ich will und es muss ja weitergehen, irgendwie …
132 Wörter
Heute also eher wieder eine Miniatur zu dem Etüdenprojekt, das Christiane nun schon so lange und so liebevoll begleitet. Die Wortspende stammt dieses Mal von dergl und ihrem Team.
Herzlichen Dank an euch beide.
Obwohl die Begriffe so gar nicht zueinander passen, ist dir die Geschichte gelungen wie aus einem Guss. Klasse Arbeit, liebe Ulli!
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Die Wortwahl war mehr wie interessant, aber es geht, ich musste nur ein kleines bisschen jonglieren 🙂
liebe Grüße
Ulli
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Ich gebe den Dank an die Herren weiter, ich habe mit der Spende nichts zu tun.
Sehr realistische Etüde. Ließe sich fortführen: Brillen, Orthesen, Rollstühle und Rollatoren (ich kenne Leute, die mit vor 20 bis 25 Jahren angepassten rumgurken und keine neuen bekommen, weil sie „ja noch rein passen“ beziehungsweise einen Mann mit Tretraplegie, die eigentlich einen Spezialrolli erforderlich machen würde, den er nicht bekommt, weil er „sowieso nicht aus dem Haus geht“. Weißt du, in was der sitzt? 80er Jahre Orthopedia-Krankenhaus-Rolli, keine feste Sitzfläche und nichts. Er hat ja 24h-Assistenz, er braucht ja nicht raus… Laut Kasse.
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Ich bin jetzt zudem zweieinhalb Wochen in der Freiburger Uniklinik ein und aus gegangen, da schreit auch das eine und andere zum Himmel, an den Pflegekräften liegt es meistens nicht … es ist eine Strafe hier und jetzt alt oder behindert oder krank zu sein, da muss man schon gut für sich selbst schauen solange es noch geht.
Liebe Grüße
Ulli
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Meine Gastgeberin vom Winter arbeitet an der Freiburger Uniklinik (Krankenschwester), sie hat viel erzählt, aber auch, dass es woanders noch schlimmer ist. Damals lief auch so eine höhnische Plakatkampagne, die aussah wie für einen Actionfilm. Jedes Mal wenn wir eins dieser Plakate gesehen haben, ist sie stehen geblieben und hat sich aufgeregt.
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Aber echt jetzt, wozu braucht der Künstler einen Goldzahn? Brotlos ist die Kunst – und darf daher auch zahnlos sein.Wer kein Brot hat, braucht auch keine Zähne, ….
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beißender Zynismus …..
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Kleine Miniatur deinerseits 🙂
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Scherzkeks 🙂
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breit grins 🙂
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🙂 🙂 🙂 zurück 🙂 🙂
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Wieder ein kleines Kunstwerk …..
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Danke, Myriade 🙂
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ah, da bist du ja…..
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nur kurz – bin gerade auf dem alten Berg ohne PC und gerade nur hier, um mal Blumen zu gießen, nach der Post zu schauen und frische Klamotten zu holen, mehr ein anders Mal!
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Ein wahrlich bitteres Fazit und schriftstellerisch ein Prachtstück, liebe Ulli.
Ich hoffe, es geht dir selbst gut!?
Lieben Gruß
Anna-Lena
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Danke, liebe Anna-Lena, für alles! Doch, doch mir geht es einigermaßen gut, bin aber noch nicht ganz über den Berg hinüber.
Herzliche Grüße
Ulli
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Ich denke an dich! ❤
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das tut sooo guuut 🙂 ❤
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Gleitend gingen die Jahre vorbei…ja, wohin gehen sie denn? Manchmal fragt man sich, was denn so alles drin war. Aber vielleicht ist man nur schlicht vergesslich – und undankbar. 🙂
Kurz und knackig, deine Etüde.
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Einerseits gehen die Jahre wahrlich flugs vorbei, wie ich an diesem hier wieder sehe, aber wenn ich dann genau hinschaue, sind es auch immer wieder so reiche Jahre und ich persönlich bin sehr dankbar und aber auch vergesslich 😉
Liebe Grüße und danke,
Ulli
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Ja, du hast recht. Zähne. Augen. Hilfsmittel. Was dergl sagt, aber das Problem haben ja auch die Nicht-Behinderten. Alles, was ein bisschen mehr kostet. Schuhe. Jacken.
Beklemmend, deine Etüde, und leider viel zu realistisch.
Liebe Grüße
Christiane
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Ja, sehr realistisch, sie drängte sich mir einfach auf!
Liebe Grüße
Ulli, ich mache gerade auch eine Pause, mehr am Samstag!
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Wie hiess es doch im Grundgesetz? Die Würde des Menschen ist unantastbar.
Trifft wohl eher auf die Unternehmergewinne und Institutionen zu.
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Da sagst du was, Werner …!
Liebe Grüße
Ulli
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Eine berührende, kleine Geschichte. Sehr gelungen, liebe Ulli.
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Danke, Mitzi 🙂
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Das ist wirklich wunderbar geschrieben. (Und nein, ich könnte das nicht, diese ABC-Etüden.)
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Dankeschön!
Die Etüden sind für mich „Fingerübungen“.
Liebe Grüße
Ulli
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Eine treffende Etüde, liebe Ulli. Kurz und gut dargestellt.
Hier kann man wirklich sagen, daß in der Kürze die Würze liegt.
Ganz herzlich, Bruni, spät am Abend
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Dankeschön, liebe Bruni.
Aus meiner Pause heraus, liebe Grüße an dich,
Ulli
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Liebe Ulli, In der Schlichtheit der Erzählung kommt die Härte des Lebens besonders beeindruckend hervor.
Liebe Grüße. Priska
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Je älter ich werde, umso schnörkelloser werde ich in den Worten und vielleicht auch umso ehrlicher?!
Liebe Grüße
Ulli
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Pingback: Schreibeinladung für die Textwochen 23.24.19 | Wortspende von Werner Kastens | Irgendwas ist immer
Sehr traurige Geschichte, aber leider auch tatsächlich realitätsnah! Wie es Herr Klopp sagt, es ist Dir sehr gut gelungen!
LG Babsi
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freu 🙂
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