… und ein Wiedersehen
Gedankenfäden 006
Stelle dir die chinesische Mauer vor. Sie ist 21.196,18 km lang. Am östlichen Ende steht eine Frau, Marina Abramović, am westlichen Ende steht ein Mann, Ulay (Uwe Laysiepen). Neunzig Tage gehen sie aufeinander zu, um sich nach je 2.500 km und 12 Jahren intensiver Liebesbeziehung und gemeinsamer Arbeit voneinander für immer zu verabschieden. Das war 1988. Wiederum 12 Jahre später sehen sie sich während einer Performance von Marina Abramović im MoMa in New York wieder. Marina Abramović wusste nicht, dass sich Ulay ihr als Einer von Vielen gegenüber setzen würde.
Ich kann dieses Video nicht anschauen, ohne zu weinen. Tiefe Seelenberührung. Ich weiß nicht, ob ich sie Trauer nennen kann.
Viele Kilometer sind auch wir gegangen, voneinander weg. Abschied ist schmerzhaft. Immer. Wann wir uns wiedersehen? Wer weiß das schon. Noch gehe ich der Mündung entgegen. Wohin dein Weg dich führt liegt für mich im Dunkeln. Keine Worte. Jetzt. Ein Gefühl. Viele Gefühle. Kein Stachel mehr. Die neue Haut wächst langsam. Lebewohl sagen heißt dem anderen Wohl in seinem Leben wünschen. Das ist wieder keine unserer Fragen.
In ihrem Neu steht das alte Schatzkästchen. Das, mit dem roten Band darin. Erst wenn sich die Erinnerungen abgenutzt haben, wird sie es öffnen. Erst dann wird sie noch einmal dem roten Band folgen, vom Rot des Inkarnatklees bis zu dem Haus mit dem Garten. Bis dahin wird sie das Kästchen von Zeit zu Zeit abstauben, es von hier nach da rücken, in ihrem Neu. Manchmal wird sie in Versuchung geraten. Sie wird warten, bis es nicht mehr schmerzt.
„Es geht nichts verloren.“ Die kleine blaue Frau steht auf, sie lacht. Sie lacht und lacht. Rot und blau tanzt sie durch den Wald, aus seinen Wurzeln steigt das Lied vom Leben und Sterben. Die kleine blaue Frau vergräbt die Schachtel mit dem roten Band unter den Wurzeln der uralten Buche, sie lauscht dem Gesang des Himmels. Jetzt ist ihr Mädchen zu neuem Leben erwacht. Es tanzt rot mit ihr durch die Sommerbäche.
Ausschnitte aus: Die kleine blaue Frau träumt Meer © Ulli Gau
Auf dem Weg haben sich Schemen gezeigt, sie sind Figur geworden. Ich singe mein Lied.
MenschSein -eine ART wie man sich selbst begegnet
Mir geht es auch so, Ulli. Ich habe während dieses Films oft geweint. Einen schönen Arbeitswochenbeginn, Susanne
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Liebe Susanne, es ist vielleicht das zutiefst Menschliche, was uns hier berührt?! Schön, dass wir dies miteinander teilen. Herzlichen Dank und auch dir eine gute Woche mit allem was du tust und nicht 😉
herzliche Grüße
Ulli
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Ich mag diese Verbundenheit, Ulli und sehe dich gerade vor mir.
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Das freut mich sehr, liebe Susanne!
Ganz liebe Grüße und Gutes dir,
Ulli
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Es geht nichts verloren. Der rote Faden ….
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Es ist erstaunlich was wir alles in den Zellen und sonstwo abgespeichert haben, gerade in den letzten Wochen tauchen ganz neue Erinnerungen auf, Erlebnisse, Begebenheiten, an die ich nie mehr gedacht habe.
liebe Grüße
Ulli
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❤️
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Es geht voran!
liebe Grüße
Ulli
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Marina Abramovic lässt Versteinerungen schmelzen, darum vielleicht die Tränen. Danke, liebe Ulli, für diese Erfahrung.
Eine neue Woche voll von Neuem, von Leben liegt vor uns, wenn wir ihr offen entgegengehen.
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Wenn man dieser Performance von ihr länger zuschaut, dann sieht man ja immer wieder Menschen weinen, deine Sicht, dass sie Versteinerungen schmelzen lässt, finde ich dafür ein sehr treffendes Bild. Danke dafür. Wie ich gerade schon an Susanne geschrieben habe, gestern Nacht dachte ich noch, dass es vielleicht auch das zutiefst Menschliche ist, was sie in uns und vielen anderen Menschen berührt, Trauer und Traurigkeit gehören eben auch dazu und werden ja nur zu oft verdrängt. Und es hat auch etwas mit Liebe zu tun …
Jeder Tag, jede Woche, jeder Moment birgt das Neue in sich, ja, wenn wir dafür offen sind und bleiben. Geben wir unser Bestes.
Liebe Grüße
Ulli
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Vielleicht fühlen wir auch Trauer über den Verlust von Vertrauen? Abramovic liefert sich in ihren Performances ja total aus, das allein raubt mir oft die Fassung.
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Ja, sie ist absolut nackt, wenigstens denke ich das immer wieder und dann sagt sie gleichzeitig, dass es um Vertrauen (total trust) in ihrer Kunst geht – sie ist eine so erstaunliche Frau!
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Man kann es nur sehr schwer in Worte fassen.
LG Jürgen
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Sorry, lieber Jürgen, ich habe dich gerade aus dem Spam-Odner gefischt, wo dein Kommentar nun fast 8 Tage lag, ich schau da nur selten nach.
Manchmal denke ich, dass alles sind nur Annäherungen, Umkreisungen, Versuche – und oft steht mehr zwischen den Zeilen.
Liebe Grüße
Ulli
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Ich kannte die beiden Videos sehr gut (das zweite ist sogar griechisch untertitelt), aber es ist immer wieder ein tiefes Erlebnis, dieser Frau zuzuschauen und ihre starke Stimme zu hören. Dieses Mal konzentrierte ich mich besonders auf Ulay und wie er in die Szene des Wiedersehens geht. Und wie er dort sitzt, wie er dann wieder geht. Seine Körpersprache. Ich versuchte mich mit ihm zu identifizieren, auf seine Gefühlen zu lauschen, ihn als Mann zu verstehen. Marina zu verstehen ist leicht für mich. Ulay ist ein Unbekannter.
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Ich schrieb in meinen Gedankenfäden (erscheinen am Freitag), dass ich vielleicht auch deswegen immer weinen muss, weil Ulay mich in manchen Gesten und in seinem Aussehen an H. erinnert … der Mann, der unbekannte Kontinent, füge ich jetzt mal an dich hinzu …
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ich dachte es mir. drum schrieb ich es so. Alles Liebe dir!
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Danke, Gerda ❤
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wenn man die Geschichte kennt, geht es einem so, heute schalten wir wieder auf „normal“ um
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Ich weiß nicht was du meinst und auch nicht was „normal“ ist.
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die Gefühle wurden da sehr angesprochen und mit „normal“ meinte ich, Ostern ist vorbei und es geht wieder seinen alten Gang weiter
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Danke, Klaus, nun verstehe ich 🙂
liebe Grüße
Ulli
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alles klar
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Puh Ulli, das Video kannte ich nicht, aber die Situation sehr wohl. Auch ich habe Ähnliches erlebt. Und nun muss ich weinen. Danke meine Seelenschwester.
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Ach du Liebe, an sich will ich hier ja niemanden zum Weinen bringen!
Ich danke dir, auch für die Seelenschwester,
fühl dich mal gedrückt,
Ulli
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Es geht mir genauso wie dir, liebe Ulli. Das Video hat mich tief bewegt. Hab noch einen wunderschönen Tag!
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Es ist sehr schön für mich dieses von einem Mann zu lesen. Herzensdank, lieber Peter, dafür!
liebe Grüße
Ulli
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Warum denn nicht? Wir Männer sind doch auch Menschen! Alles Liebe und Gute für den Rest der Woche, liebe Ulli!
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Ja klar, sind Männer auch Menschen, aber nicht jeder Mann lässt sich von Tränen anrühren und wenn, sagt er es nicht unbedingt …
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Da hast du so recht, liebe Ulli.
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Sehr schön dieser nochmals-Abschied in Frieden. Ich kenne diese „Übung“ des Einander in die Augen Schauens und habe erlebt, wie bewegend es ist, sich einem anderen Menschen völlig zu öffnen. Auch bei völlig Fremden sind die Emotionen stark und wie sehr dann erst in so einem Fall ….
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Solch eine „Übung“ machten wir einmal während einer meiner Ausbildungen, ich fand das damals sehr schwierig, weil ich mir mein Gegenüber nicht hatte aussuchen können, dann wurde es aber doch sehr spannend. Im wirklichen Leben lasse ich dies nur bei sehr nahen Menschen zu.
Mit ein Grund warum ich diese Performance von Marina Abramović so unglaublich stark finde, sie macht das stundenlang und alle paar Minuten wechseln die Gegenüber und es weinen ja wirkliche viele!
Als ich vor fast 20 Jahren jeden Morgen die Tara-Puja mitmachte, ging es mir jeden Morgen so, ich weinte … so viel Liebe!
herzliche Grüße
Ulli
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Ja, so viel Liebe und so viel Offenheit. Ich verstehe auch nicht, wie sie das schafft
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Sie erscheint einerseits angstfrei, andererseits so verletzbar, ja, sie muss schon eine besondere Haut haben! Außer in dem Video im Moma mit Ulay, habe ich schon oft gedacht, dass sie, wenn sie weint, ihre Tränen der Welt und ihren Grausamkeiten gelten …
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Wer weiß, vielleicht ist es auch jedesmal anders …. Ich weine bei dieser Übung immer, egal wer mir gegenüber sitzt, aus blanker Emotion
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Ja, wer weiß?!
Ich grübel gerade, ob es eine blanke Emotion gibt, hat nicht jede auch einen Namen?
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Ich glaube da hast du recht, nur kann man selbst nicht immer gut definieren und auseinander halten. Ich habe aber mit „blank“ eigentlich „intensiv“ gemeint, „nicht verwässert“
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verstehe, ich habe blank eher als „neutral“ verstanden … so ist das mit der Sprache, manchmal gut nachzufragen!
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Das ist so unfassbar aber so berührend schön, ich danke dir von Herzen, dass du das geteilt hast. Schade, dass wir uns grad nicht für zwei Minuten einfach in die Augen schauen können. Fühl‘ dich umarmt, liebe Ulli. Silvia
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Liebe Silvia, wir spüren uns und das ist auch oft sehr berührend ❤
Ganz liebe Grüße an dich,
Ulli
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Jeder geht verschieden mit Abschied um.
Ich kann einen guten Abschied benennen, aber auch zwei sehr, sehr schlechte.
Was Martina und ihr Ex-Mann fühlten, kann man nicht wissen, nur bestenfalls erahnen.
12 Jahre sollten eine ordentliche Wegstrecke sein und trotz der Verschiedenheit der Menschen einiges bedeuten !!
Wichtig finfe ich, positiv zum Erklebten und zu der gemeinsamen Zeit stehen zu können, irgendwann.
Mann SOLLTE bei sich nicht zulassen, daß Denken die erlebte wertvolle Zeit im Nachhinein verändert !!
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Lieber Gerhard,
obwohl es ja ein ernstes Thema ist, muss ich gerade lachen, du hast so einen herrlichen Tippfehler eingebaut, statt poistiv zum Erlebten, steht dort zum Erklebten 🙂 feiner freudscher Versprecher 🙂
Ja, ich stimme dir zu, das Gute war das Gute und es gibt keinen Grund es schlecht zu reden. Warum es irgendwann nicht weitergeht hat Gründe, die man letztlich nur in sich selbst verorten kann, die/der andere ist die/der andere.
Wenn aber wirklich Böses/Gewaltsames mit im Spiel ist, dann sollte man das auch widerum nicht beschönigen. Es war/ist was es war oder ist.
Liebe Grüße
Ulli
Danke
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Ich lese sehr berührende Worte, liebe Ulli, und weh wird mir ums Herz.
Herzliche Grüsse von Bruni aus einem sonnigen Tag, der noch einwirken muss *lächel*
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Liebe Bruni,
wenn ich wieder Worte für die Traurigkeit (u.ä.) finde, dann ist der größte Schmerz vorbei …
Danke für dein mitfühlen.
Liebe Grüße am Mittwochabend,
Ulli
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Mich berühren beide Videos sehr, liebe Ulli, nicht zum ersten Mal. Diese Klarheit und Kompromisslosigkeit, auf das Schönste verbunden mit Aufmerksamkeit und Zugewandtheit (Liebe) und… ja, Hingabe! Schön auch, wie du deine Gedanken dazwischen positionierst. Ich mag besonders das Bild des Schatzkästchens sehr, das immer mal wieder abgestaubt, aber erst zu einem späteren, geeigneten Zeitpunkt wieder geöffnet werden wird. Sehr herzliche Grüße!
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Von ihrer Haltung kann ich viel lernen, den geraden Rücken, ja, auch die Klarheit und Kompromisslosigkeit … dies vor allen Dingen.
Ich freue mich sehr, dass das Schatzkästchen zu dir gesprochen hat, liebe Maren.
Liebe Grüße
Ulli
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Ich mag die Gedanken der kleinen blauen Frau, deine Zeilen und dieses berührende Video. Da wohnt so vieles, Tiefe, Dankbarkeit, Schönheit, Sehnsucht, Entwicklung, Zartheit und Verbundenheit.
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Das hast du schön gesagt, herzlichen Dank dafür und ganz liebe Grüße
Ulli
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