Etüde 005 2019

Zwei Miniaturen*

-1-

Weißt du noch … Wie wir durch den Nieselregen wanderten? Es dämmerte schon. Hier und da stiegen Nebel aus den Wiesen, schwebten feengleich. Wir verirrten uns. Ein bisschen liefen wir im Kreis. Dann erinnerte ich mich. Du folgtest zögerlich.

-2-

Weißt du noch … wie wir auf Regen warteten? Das hätten wir uns nicht gedacht. Auf Regen warten die Menschen in Afrika, in Südeuropa, in … Wir haben an Vieles nicht gedacht. Nicht so. Nicht im Irrgarten der Jugend.

Und dann war er da. Endlich! Ein köstlich weicher Nieselregen, der leise und zart die trocken gewordene Erde durchweichte, Schicht für Schicht, von Würzelchen zu Wurzeln. Erst viel später war er zu einem Pladder geworden. Blasen tanzten auf der Straße.

zusammen 121 Wörter


Dies ein Beitrag zu dem Etüden-Projekt von Christiane, einst von Ludwig Zeidler ins Leben gerufen, dieses Mal mit einer Wortspende von Natalie/Fundevogelnest – Herzlichen Dank, dass es immer weitergeht!


*Miniatur 006 2019

35 Gedanken zu „Etüde 005 2019

  1. Mit gerade mal 121 Wörtern eine ganz tolle Geschichte, liebe Ulli! Ich denke an den deutschen Schlager, den ich vor über 50 Jahren im Radio gehört hatte. Am Tag, als der Regen kam … Kennst du den auch? Vielleicht nicht. Warst damals ein kleines Mädchen. Ja?

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    • O,dies Lied habe ich ja eine Ewigkeit nicht mehr gehört, danke, Peter! Dalida und der Regen – sehr populär, 1959, bei der Musik schwoften wir, mit Petticotes und High-Heels, die vorne gefährlich spitz waren, über die Tanzfläche in der Kurhalle unserer Kleinstadt. Wie ich nun bei Wiki lese, wird „Im Text die auf Regen wartende, ausgetrocknete Naturlandschaft in einer Allegorie mit einer Sehnsucht auf Liebe verglichen“ – das passte natürlich auf eine 17Jährige, wenngleichich es schon damals nicht wirklich ernst genommen habe. Erreichte übrigens, wie ich eben auch nachlas, „im Jahrhundertsommer 1959 ab 1. August für sieben Wochen Rang Eins der deutschen Hitparade“.

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    • Lieber Peter, nun hat ja Gerda schon recherchiert, ich habe nicht gewußt wann das Lied herausgekommen ist, aber ich kenne es. Wenn ich jetzt lese, dass es 1959 erschien, dann muss ich dir zustimmen, ja, da war ich erst 3 Jahre jung. Aber meine Mutter muss es wohl noch oft gehört haben, da ich sofort die Melodie dazu im Ohr hatte. Danke für die Erinnerung!
      Liebe Grüße
      Ulli

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      • ich lag zwischen Euch, noch einige Jahre keine 17, aber 3 war ich nicht mehr, ich trug einen einzigen Petticoat unter dem Sommerröckchen und Dalidas *Am Tag als der Regen kam* lag mir sofort im Ohr

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          • Den Twist lernten wir Mädchen von einer Lehrerin, die uns an Stühle stellte und sagte, festhalten an der Lehne und nun mal mit einem Bein, so wie ich es vormache *g*. Wir konnten es schnell, alle. Da war ich 14 Jährchen jung.
            Twist tanzen kann ich immer noch *lach*
            Liebe Sonntsgsgrüße von Bruni an Dich

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  2. Zwei sehr schöne Texte! Mit allen Sinnen wahrgenommen und sehr persönlich, zugleich seelentief, mit deinem liebenden Hinblick auf die ganze Erde, ihr Wohlergehen und unsere menschliche Dummheit. Von wegen, du kannst nicht mehr schreiben.

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  3. Pingback: Schreibeinladung für die Textwochen 12.13.19 | Wortspende von Geschichtszauberei | Irgendwas ist immer

    • 🙂 jeezt muss ich lächeln, liebe Anna-Lena, da ich gerade im Moment auch noch einmal die Kommentare gelesen habe, ja, sie sind das Salz in der Suppe 🙂
      Wie so oft und darüber freue ich mich immer und immer wieder – ihr werdet mir ein bisschen fehlen …
      allerherzlichste Grüße an dich und Danke,
      Ulli

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  4. Pingback: Etüdensommerpausenintermezzo 03 2019 |

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