Vor ein paar Tagen bin ich auf diesen Text von mir gestoßen, den ich im Juli 2015 geschrieben habe. Nun habe ich ihn leicht korrigiert. Wen es interessiert, so habe ich ihn damals illustriert → https://cafeweltenall.wordpress.com/2015/07/07/alt-und-neu-und-nichts-altes-mehr-neu-aufgelegt/
Manchmal staune ich, wie leicht ich schon schreiben konnte, es will mir so nicht mehr gelingen. Und ich hoffe sehr, dass dies nur eine Phase ist, die nun allerdings schon fast zwei Jahre anhält -m-
Eine Art Finale einer kurzen Serie von Altem, das ich neu auflegte und dadurch kein bisschen neuer wurde, nur Erinnerung mit der ich gerade zu tun habe.
Als ob es so muss, dass plötzlich nur noch Erinnerungen zählen, in der sie Gesicht und Worte einfordern und dabei jedes Jetzt überlagern, mich nicht wissen lassen, was ich gestern tat, dafür umso besser, was vor dreißig Jahren. Dass Erinnerungen ihre Türen und Fenster öffnen und Damalswinde Jetzträume durchwehen, mit Gerüchen, die alt erscheinen und gleichzeitig wohlbekannt. Nicht immer wohlig, nicht immer benannt in ihrem Duft, weil ein Erinnerungsduft sich zusammensetzt aus Kohlen im Keller, Kartoffeln, Feuersalamandern und meiner Angst.
Die Angst, die ich versuchte wegzupfeifen. Ein schiefes Lied gegen das laute Pochen in meiner Brust. Dort, allein im Keller mit seinen vielen Winkeln und Verschlägen, seinen Kohlen, Kartoffeln und Feuersalamandern, um etwas zu holen, das Mutter brauchte.
Die Gläser mit Eingemachten zählen nicht, geruchlos standen sie in Reih und Glied auf den Bretterregalen, die sich gefährlich bogen. Vielleicht roch noch das rote Gummi, das alles verschloss. Aber so wirklich interessierten sie nicht. Auch nicht heute, nicht in diesem Keller. Später, in einem anderen Keller ohne Winkel und Verschläge, ohne Kartoffeln, Kohlen und Salamandern lockten die Birnen. Da war ich nächtliche Mundräuberin, riss an den Gummis, aß ganze Gläser leer. Ich rieche die Birnen noch.
Aber jetzt will ich keine alten Orte aufsuchen, will nicht auf meinen Spuren wandern, will neue in den Sand vor mir setzen. Ich weiß vom Wind, der sie zerweht, ob früher oder später. Viele hat er schon mitgenommen. Meine Füße hinterlassen keine Abdrücke in Stein und das, was damals war, ist in mir. Die Häuser, ob sie noch stehen oder nicht, ob sie neue Farben bekamen oder nicht, bedeuten mir nichts. Sie stehen dort vierstöckig mit grauer Fassade, ich werfe rote Bälle an ihre Wände und will nicht mehr dorthin zurück. Keinen Weg von damals will ich noch einmal gehen.
Ich rieche an Maiglöckchen und habe wieder Geburtstag in Tantes Garten. Gärten und Häuser, die verschwanden, aber nicht in mir. Sie alle hatten einen Keller und alle ihre Wände erkannten mich an meinem Pfeifen, Kartoffeln und Kohlen überall. Feuersalamander nicht, Eingemachtes schon.
Wir lernten die Not aus den erzählten Geschichten, weit weg von uns und den immer voller werdenden Geschäften. Seelennot, die lernten auch wir, aber Hunger gab es nicht, wenn uns auch nicht alles schmeckte und das Brot, vor der Brust geschnitten, mit einem Segenskreuz verziert, täglich und selbstverständlich auf dem Esstisch lag. Unser Hunger hieß nicht Brot, er hieß Leben, Liebe, Lust und Leidenschaft, Abenteuer winkten überall, nur nicht in den Wohnzimmern voller Gummibäumen und anderem Gewächs. Kittelschürze war nicht unser Kleid, nackte Füße steckten in Sandalen, ob es sich geziemte oder nicht. Röcke verloren ihre langen Säume, Wind fuhr durch offen getragene Haare, Kreuze brannten.
Daher kommen wir. Zeiten, die jetzt von dem einen und der anderen aufs Papier gebannt werden, die ich lese, die meine Erinnerungsräume öffnen, die Spiegel der Zeit sind und vielleicht die eine und andere Spur zu sich selbst, warum man wurde, was man ist und vielleicht noch werden kann …
Ich verschließe Türen und Fenster, fege Spinnweben von altersschwachen Erinnerungswänden, streiche weiße Farbe über alte Bilder, die am Ende nichts verbirgt.
Als ob es müsste, weil man es so sagt, als hätte Alter kein Jetzt und als bliebe kein anderer Weg. Als müsste ich schon satt sein und mich nur noch an den alten Wegen laben, ihren Brotkrumen darauf. Ein Krückstock sagt noch nichts über die Augen! Das Neu hat immer auch das Alte im Gepäck, sowieso.
Nun, liebe Ulli, da habe ich aber doch gestaunt über dein Schreibtalent und deine bilderreiche Sprache, nachdem ich deinen einleitenden Satz gelesen hatte. ‚Manchmal staune ich, wie leicht ich schon schreiben konnte, es will mir so nicht mehr gelingen.‘ Man soll sein Licht nicht unter den Scheffel stellen heißt es ja schon in der Bibel. Lass es weiterhin leuchten bis herüber nach Kanada!
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Lieber Peter, gestern habe ich lange über Unzufriedenheit nachgedacht, sie ist es doch, die das Maß zu hoch hängt, sie und die Vergleiche, die Bewertungen, bei all dem gilt es doch auch im Hier und jetzt zu sein und zu bleiben und das wertzuschätzen was eben jetzt ist, statt es klein zu reden. Nein, das sind jetzt keine neuen Erkenntnisse, aber eine wichtige Erinnerung an mich selbst.
Hab herzlichen Dank für deins,
liebe Grüße
Ulli
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…was man ist und was man vielleicht noch werden kann…schön…danke dafür…
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herzlichen Dank und Gruß an dich
Ulli
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Hej Ulli!
Ich kriege jetzt den Spruch zu Erinnerungen nur so ungefähr zusammen: Erinnerungen seien die Goldkante des Lebens! schrieb da ein bedeutender Mann. Newton oder so……. Lange lag der Spruch obenauf bei mir. Bis ich davon hörte, dass es ohne das Vergangenen kein Jetzt und schon gar nicht Demnächst gibt. Das Jetzt ist das Vergangene und das Kommende zugleich in diesem Moment. Das finde ich sehr schön. Nicht ausschliessen und alles sein. Ich in mir. Wunderbar. Selbst meine Freude und meine Ängste. Einen regnerischen Montagsmorgengruss aus der zivilisierten Tundra Ruth
ps Gestern beim auswärtigen Mittagsmahl sprachen wir auch über die Keller, die Keller unserer Kindheit. Wie mein Vater um diese Zeit täglich seinen Schinken beäugte und auf den Kuckucksruf lauschte um sich zu erlauben ihn anzuschneiden. Kein leichtes Unterfangen, weil auch andere scharf auf den Schinken waren und sich nicht, wie die Mäuse um den Kuckuck scherten. Die Gläser und Dosen in Reih und Glied neben der hängenden Mettwurst warteten auf uns. Den Kohlenkeller und seine starken Auffüller, der Kohlenmann- der Mann beim Nachtisch: „Die waren stark!“; ich erinnerte: „Wir brauchten Eierkohlen und Briketts.“ Was war die Nährung spannend und unterhaltsam………….; nicht nur für uns Kinder. Gläser explodierten, Dosendeckel hoben sich – Kartoffeln stanken und Äpfel wurden schrumpelig. Was war im Keller für ein Leben. Wann wurde der Waschkeller eingestellt?
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Liebe Ruth, danke für deine lebendigen Erinnerungen, die mir beim Lesen feine Bilder gezeigt haben! Ach … der Kuckuckuk, den ich hier so selten höre, dabei gehörte er doch immer zum Frühling und Sommer dazu.
Danke auch für die „Goldkante“ – gefällt mir sehr!
Herzliche Grüße
Ulli
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Liebe Ulli,
Ich kann Deine Orte schnuppern. Vor mir waren eingeweckte ‚Glaskirschen‘ oder Renekloden mit Zimt nicht sicher. Verlorene Rezepte, irgendwo zwischen Nachkriegsnachhaltigkeit und Früchten in Dosen. Glaskirschen und Renekloden gibt es nirgendwo in Dosen. Manches aus der Vergangenheit ist unwiederbringlich. Nur das Pfeifen und Herzklopfen in dunklen Kellern, das bleibt. Und abends beim Aufschütteln und Auskämmen des Zopfes eine lose Erinnerung an offene Haare, irgendwann.
Lieben Dank für die feine Erzählung und einen guten Wochenstart, wünscht die Fee
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Liebe Stefanie, es gibt heute kaum noch Leute, die überhaupt noch Renecloden kennen, ob in Gläsern oder auf dem Baum, dabei sind sie sooo lecker (hier steht ein Reneclodenbaum auf dem Gelände – sehr zur meiner Freude). Aber ich muss gestehen, dass ich keine „Glaskirschen“ kenne, sind das Sauerkirschen?
Ja, manches ist verloren gegangen, anderes geblieben und vielleicht ist das alles auch in Ordnung so?!
Herzliche Grüße
Ulli
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Liebe Ulli,
Glaskirschen nannten meine schlesischen Großeltern die hellen Kirschen mit den roten Bäckchen. Am Niederrhein heißen sie Speckkirschen. Oh, waren die immer gut, mhmm…und dann die Renecloden, mit Zitrone und Zimtstange. Die hob mir Oma auf, weil sie die selbst geschenkt bekam von einer, die einen Baum hatte.
Erinnere noch genau den zartvollen Kirschengeschmack oder die zitronigzimtigen gelben Pflaumen. Das vermisse ich und finde das gar nicht in Ordnung. Doch da ich vernunftbegabt und obendrein „erwachsen“ bin, muss ich es wohl…😉
Liebe Feengrüße
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Halte mal im frühem Herbst Ausschau, manche Obst- und Gemüsehändler*innen führen sie noch – im Berliner Bioladen hatten wir die auch immer – aber gut, dann sind sie nicht wie von Oma, aber annähernd und die Glaskirschen gibt es ja schon auch noch, nur nicht eingeweckt.
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Danke für den Tipp, ich halte mal Ausschau…:-)
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gerne ❤
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Was sind denn Glaskirschen, liebe Fee?
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Nun hab ichs schon entdeckt, die hellen Kirschen mit den roten Bäckchen, die mag ich auch heute noch sehr!
Die Renekloden kommen eigentlich aus Frankreich, deshalb waren sie den Saarländern sehr bekannt.
Meine schlesischen Großeltern kannten sie scheinbar nicht, von dieser Oma, die mein Vater und mein Onkel Muttel nannten, kenne ich nur die Mohnbabe, die zu Weihnachten im geheimnisvollen Päckchen kam und seitdem liebe ich Mohnkuchen in jeder Variation, aber so gut wie ihrer ist er hier nie *g*
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Mmm M o h nkuchen und überhaupt M o h n … sooo lecker! Aber können die Süddeutschen irgendwie gar nicht, wenigstens nicht die hier 😉
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‚Mobabe’ sagte meine Großmutter zum Mohnkuchen. Mohn mhm….gleich gehe ich hier noch auf Kompott- und Kuchenpirsch…🙃😋
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Liebe Brunifreundin, Das sind die gelben Kirschen, hier nennen wir sie Glaskirschen. Knirschen auch garantiert nicht zwischen den Zähnen beim Kauen. Großes Feenehrenwort…😇
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*g*, ich weiß, die kenne ich auch und esse sie schrecklich gerne. Hier nennen wir sie Knackkirschen 🙂
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s. Link unten …
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Alles Neue ist, so sagte ich vor ein paar Tagen, alles Neue gibt es nur, weil es das Alte gab. Weil das Alte so und nicht anders war.
Sehr feiner Text!
(Wir gehts zuweilen ähnlich beim Lesen altee Texte.)
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Liebe Soso, ja, das habe ich bei dir gelesen und habe genickt, und alles zählt, das Leichte, wie das Schwere.
Herzliche Grüße
Ulli
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Dein Text berührt mich sehr, ganz ähnliche Kindheitserinnerungen habe ich… und ja, wir tragen das Gewesene in uns und nehmen es mit, sichtbar oder nicht, auf dem Weg, den es mitgeformt hat.
Herzensgrüsse!
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Liebe Silke, solche Keller sind heute eine Rarität. Manchmal komme ich bei Freundinnen/Freunden in Keller, die nach nahezu nichts riechen und in deren Holzverschlägen nichts anderes als altes Gerümpel steht. Kohlen braucht heute niemand mehr (oder fast niemand), Kartoffeln werden nicht mehr eingelagert und wer kocht schon noch ein? Okay, es werden noch Marmeladen gekocht, aber ansonsten?
Und ja, es ist alles in uns, es macht uns aus, das Leben formt weiter und wir es …
herzliche Grüße
Ulli
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Guten Morgen liebe Ulli, genau so einen Keller hatten meine Großeltern, nei denen ich jahrelang lebte. Mit Gläsern voller Obst, alten Möbeln, einer Singer Nähmaschine mit Fußantrieb und dem Geruch der Vergänglichkeit. Mir graute es dort hinab zu steigen, selbst, als ich dort ein eigenes Spielzimmer bekam. Schreiben ist für mich Ausdruck meines inneren Zustandes und je nach Seelenverfassung sind auch die Texte mal lyrisch heiter oder eben nicht. Alles ist in dir, und so wird es immer bleiben ❤
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Danke, lieber Arno, für deins, ich empfinde es als Balsam und Mutmacher, auch als Erinnerung an das, was ich eigentlich weiß und doch immer wieder vergesse.
Hab herzlichen Dank,
liebe Grüße
Ulli
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Ein zauberhafter Text, auch ich fühle mich gleich um Jahrzehnte zurückversetzt, wie in einer anderen Welt.
Danke fürs Teilen und einen lieben Gruß,
Anna-Lena
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Liebe Anna-Lena, ich glaube, dass es gut war den Text aus meinem Blogkeller hervorzuholen, u.a. auch, weil viele, die jetzt hier kommentieren, damals noch gar nicht bei mir gelesen haben, für mich selbst auch, um den Schreibrythmus in mir zu reaktivieren.
Herzliche Grüße
Ulli
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Ich hole gelegntlich auch Beiträge aus dem ‚Keller‘, überarbeite sie mehr oder weniger und stelle sie ein. Die Fluktuation in der Bloggerwelt ist groß und neue Blogs lernt man ja auch immer wieder kennen.
Liebe Grüße auch dir 🙂 .
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Ja genau, außerdem haben dann diese hervorgeholten Texte oder Bilder auch immer einen Bezug zum Jetzt. Wir gehen in Spiralen und hoffentlich in Schönheit 🙂
liebe Grüße am Abend
Ulli
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‚Wir gehen in Spiralen ‚ … das hast du sehr schön formuliert.
Hab eine gute Nacht, liebe Ulli und herzliche Grüße!
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🐻
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Was für eine Welle von Erinnerungen mit Aromen und Bildern – ganz wundervoll.
p.s.: selbstverständlich haben die Gummis gerochen.
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Jetzt wo du es sagst, rieche ich sie auch 🙂 Danke dafür und überhaupt,
liebe Grüße
Ulli
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Gern 🙂
Liebe Grüsse aus dem heute südwindstürmischen und regenübergossenen Wendland,
Heide
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Hier stürmt es auch heftigst, Regenschauer kommen und gehen, wie geborgen ich mich bei so einem Wetter sofort in meiner Stube fühle!
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Ich war draussen und habe erst die Gewalt des Wetters genossen und dann das Heimkommen – perfekt 🙂
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schaust Du hier, was eine Glaskirsche ist -:))) In Goslar meiner Kinderstadt waren es meine liebsten, ich nannte sie Knupperkirschen und konnte die Zeit nicht abwarten, bis sie reif waren. Bitte hadere nie mit Deinen Schreibkünsten, liebe Ulli, sie sind so vielseitig, abwechslungsreich, ich wünschte, ich könnte nur in etwa so schreiben…
https://kuechenlatein.com/kleine-kirschenkunde/
Lieber Gruß vom Dach, Karin
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Liebe Karin, Doppeldank von mir an dich! Zum einen für den Link, nun muss ich sagen, dass ich doch die Glaskirschen kenne, nur nicht unter diesem Namen. Und ja, für deins zu meinen „Schreibkünsten“ – ich stehe mir manchmal selbst im Wege, meine Vergleiche, meine Bewertungen sind es, die dann zu Unzufriedenheiten führen, die dann wiederum nix Gutes im Gepäck haben. Ich habe gestern mal wieder lange über all das nachgedacht …
herzliche Grüße
Ulli
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geht mir genau so, liebe Ulli! Sind wir die ewigen Zweifler?
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Ich glaube, dass dies alle „Schaffenden“ kennen – ich finde die Zweifel nicht persé schlecht, sie haben ja auch etwas zu erzählen und es gibt ja auch den Wunsch weiterzukommen und sich nicht ewig zu wiederholen – doof ist es nur, wenn sie sich lähmend auswirken, da gilt es dann mit ihnen zu plaudern.
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Liebe Ulli, ich bewundere immer wieder dein Schreibtalent, weiter so, wünsche dir eine sorgenfreie Woche
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Danke Klaus, ich freue mich.
Auch dir eine gute Woche.
Herzliche Grüße
Ulli
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ich muss mir meinen Kommentar erst noch überlegen…
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oookay!
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Hab nun noch mal gelesen, auch die Kommentare, habe nachgedacht. Schon der Eingangssatz hat so viel Sprengkraft: „Als ob es so muss, dass plötzlich nur noch Erinnerungen zählen, in der sie Gesicht und Worte einfordern und dabei jedes Jetzt überlagern, mich nicht wissen lassen, was ich gestern tat, dafür umso besser, was vor dreißig Jahren.“ Und dann versuchst du dich freizukämpfen von den Erinnerungsbildern, die du weiß übertünchen möchtest, was aber nichts bringt. du willst die Wege, die du schon einmal gegangen bist, nicht wieder und wieder gehen. Sondern du möchtest vorwärts schreiten, neue Spuren im Sand hinterlassen. Das ist, wenn ich es richtig sehe, dein Thema?
Man sagt ja, bei alten Leuten sei das so: die Erinnerungen überlagern das Jetzt, die Erinnerungen werden lebhafter und gegenwärtiger als sie es je zuvor gewesen waren. Ich erinnere mich an meine Oma, die wurde 98, und als sie versonnen erzählte, wie sie mit der XY an einer sonnigen Hauswand saß, mit der Puppe, und wusste das Gefühl auf der Haut, … eigentlich erzählte sie nicht, sondern monologisierte, und ich hörte ihr zu und sah sie dort sitzen, ein zwei- bis dreijähriges Kind… Da dachte ich: jetzt wird sie wohl bald gehen. Sie ist auf dem Rückweg, schon sehr weit von hier und sehr nah am Tor, durch das sie einst kam.
Nun bist du aber nicht alt. Und wenn dich die Erinnerungen „aus dem Keller“ überfluten, so sehr, dass das Jetzt verblasst, dann bist du verstört, und ich sehe dich im Kampf: Im Jetzt bleiben, vorwärts denken, fühlen, leben. Erinnerungen aber sind wichtig, sie schaffen die Kontinuität des Ich. sie sind ein Reichtum, wie das Eingemachte im Keller, und heute kannst du hinabsteigen, ohne zu erschrecken, und dich bedienen. Das ist wunderbar und hat überhaupt nichts Bedrohliches an sich. Dein Jetzt soll es aber nicht zudecken. Auch das ist gut. „wir leben in Spiralen“, schreibst du im Kommentar. Ja. Und wenn wir in einer Spiraldrehung in Kontakt mit Altem kommen, dann kann es auch manchmal überwältigend sein. Dann aber macht sich erneut auf den Weg, schreitet voran und integriert neue Erfahrungen, die dann ihrerseits im Keller der Erinnerungen eingelagert werden dürfen- zwecks späterem Genuss.
Ein so großes Thema, Ulli, und du hast es wunderbar in deinem Text umkreist und hin und her gewendet.
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Liebe Gerda, ich manchmal erschrocken, mehr über andere, als über mich, wenn diese, sogar noch ein paar Jährchen jünger, nur noch eins zum Thema haben: weißt du noch … die dann immer die Musik von damals hören und weder wirklich im Jetzt sind, noch wirklich dem Morgen etwas abgewinnen zu vermögen, erstarren vor Ängsten …
Und dann gibt es all das, was du nun so treffend in Worte gefasst hast und da nicke ich dir zu, lächeln dich an und sag: weiter geht´s.
Vielen Dank und Herzensgrüße an dich,
Ulli
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O ja, vorwärts gehts, woanders ist kein Weg. Ich schrieb grad beim Glumm, dass ich mich auf mein 12. Lebensjahrsiebt vorbereite….Manche mögen sich wundern, dass eine 77jährige nach vorne lebt, aber ich meine das sehr ernst. Denn für mich ist der Tod kein Ende, sondern ein Tor, durch das ich gehen werde…. vorwärts. Aber natürlich wird es eine Rückschau geben, wenns so weit ist. Denn man muss ja auch zu dem Leben, das man gelebt hat, stehen, ihm ins Auge blicken, Sonst wärs eine Flucht. .
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ja, Gerda, so sehe ich das Ganze auch. Hast du eigentlich das Buch von Terzani gelesen: Das Ende ist mein Anfang oder den Film gesehen (mit Bruno Ganz als Terzani)?
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Nein.
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Ich mag beides sehr, Buch und Film …
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das glaub ich dir sofort. Nun muss ich mal sehen, wie ich drankomme.
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Ich bringe das Buch mit, leihe ich dir gerne, und vielleicht habe ich bis dahin auch die DVD …
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Also, DAAAS ist eine vortreffliche Idee. Und wenn du die DVD findest, sehen wir uns den Film gemeinsam an und freuen uns an Bruno Ganz, als wäre er noch am Leben.
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So machen wir das , freu 🙂
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Ein wirklich schöner Text.
Aber am meisten beeindrucken mich die Feuersalamander im Keller.
Ich glaube, ich habe noch nie einen gesehen und hielt sie immer für Tiere die fern den Menschen leben …
Natalie
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Liebe Natalie, sie überwinterten unter den Briketts und sorgten für manchen kleinen Schreck, wenn ich ein Brikett nahm und er sich dann genau so erschreckte, wie ich mich und flugs davonkroch. Das war damals im Rheingau in einem Fachwerkhaus mit Felsenkeller, der nur von außen zugänglich gewesen ist.
Herzlichen Dank und Gruß
Ulli
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ich hatte mich sehr über die Feuersalamander gewundert, aber nun verstehe ich es
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Liebe Ulli, feine Worte, die Düfte, Farben, Gegenstände hervorrufen, die den Spuren der Vergangenheit folgen und selber zu Spuren werden. Du legst Spuren, immer wieder aufs Neue, mit deinen Worten und wunderbaren Bildern.
Liebe Grüße. Priska
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Danke, liebe Priska, für dieses schöne Kompliment, ich freue mich sehr 🙂 🐻 🙂 Es ist einfach schön durch das Eigene andere auf ihrs abzuholen –
allerherzlichste Grüße
Ulli
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Wer kocht heute noch ein fragst Du und ich glaube, das macht keiner mehr und eigentlich ist es so schade, denn diese Art von Vorratshaltung gefiel uns doch so gut. Aber sie machte auch viel Arbeit.
Ich sehe noch heute meine Oma am Küchentisch sitzen, entkernen, vorsichtig auseinanderziehen und in jede Hälfte einen einzigen kleinen senkrechten Schnitt mit ihrem winzigen Messerchen, aber ich glaube, sie machte es nur bei Zwetschen und Pflaumen, weil die so oft auch auf den Kuchen landeten. Doch das Eingemachte gab es auch als Dessert, für jeden ein Schälchen voll… Wer mag das heute noch? Meine Familie nie und dann vergaß ich es schnell und kochte nur noch Marmelade *g*
Ich mochte die zwei Keller sehr. Sie waren immer eine Entdeckung wert und wie gerne stöberte ich da herum, aber die Treppe aus Stein, die mochte ich nicht, denn da lauerte die Hexe mit dem roten Kopftuch und den weißen Tupfen… Das Schlimme war, im oberen Teil der Treppe gab es auch noch zwei geheimnisvolle diunke Räumchen, in denen sich allerhand Krimskrams verbarg, wie ich viel später erkannte. Mehr war da nicht, aber ich las Märchen- und Sagenbücher *schmunzel* und mit Fantasie damals sehr gesegnet…
Warum solltest DU denn an Deiner Schreibkunst zweifeln, liebe Ulli, Du weißt eigentlich, daß sie da ist und Dich nie verläßt, nur manchmal fließen die Worte an einem Tag weniger als am nächsten und das dürfen sie auch!
Schließlich muß jeder mal ausruhen, also auch die Worte, die Dir sonst so fleißig zur Verfügung stehen.
Unserer Kindheit sind wir längst entwachsen, aber sind wir wirklich dort angekommen, wo wir mal hinwollten? Zweifler, die wir sind, stellen wir es immer wieder infrage und es hilft nicht, es macht unzufrieden mit den Tagen, die zu wortstill waren. (Und nun bin ich aber endlich wieder still 🙂 )
http://wortbehagen.de/index.php/gedichte/2015/februar/sahnige_erinnerung
Herzliche Grüße von Bruni
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Tausend Dank für deine zauberhaften Kindererinnerungen! Wie unterschiedlich doch Keller sein können – so nette, kleine Hexen wohnten bei mir nicht – man sprach vom Buhmann, der da wohne und der war mir gar nicht geheuer, deswegen pfiff ich ihm immer eins –
Zum Schreiben habe ich ja nun schon etwas geschrieben – ich freue mich sehr über deine und die Wertschätzung von anderen hier, dann ist es schon wiederein bisschen besser … ausruhen, das ist ein für mich ein g r o ß e s Thema!
Deinem Link folge ich noch …
Herzliche Grüße am Dienstagabend,
Ulli
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Lebenshunger lese ich.
„Das Neu hat immer auch das Alte im Gepäck, sowieso.“
Das ist ehernes Gesetz und wer das leugnet (zb. in neueren Therapieansätzen), der will das Fundamentale darin nicht anerkennen.
Manchmal gehen Möglichkeiten und Talente plötzlich verloren. Zumindest für eine gewisse Zeit.
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Ich glaube mittlerweile eher, dass sie auf der Suche nach einem neuem Ausdruck sind – die Talente … sie ruhen ja nicht wirklich und geben auch keine Ruhe.
Es gibt so Schwellen im Leben …
herzlichst, Ulli
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Das kann natürlich auch sein .
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ein so wunderbarer intensiver text, er duftet bis hierhin!
danke fürs entführen 🙂
liebe grüße von diana
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Sehr gern geschehen 🙂
liebe Grüße
Ulli
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Danke! Wieso hab ich deinen Beitrag übersehen? Das mit dem Erinnern ,wenn man dann so abtaucht, ich hab bei mir manchmal das Gefühl, es musste noch mal raus, damit ich es in eine andere Schublade legen. Wo es nicht mehr so dunkel ist. Es ist anstrengend, siehe auch bei meinen einen Beitrag, wo ich auf den Spuren der Ahnen war im Januar, (kann den jetzt nicht verlinken) , da bin ich auch so abgetaucht, aber jetzt ist es gut ,es ist oben an der Oberfläche ohne weh zu tun. Liebe Grüße! Katrin
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Geschätzt liegen wir ein paar Jahre auseiander, ich musste auch manches an die Oberfläche bringen, anshauen, beheulen, behüten, damit es nicht mehr weh tut – das andere ist, dass es nie aufhört.
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