Licht – 17 – am 03. Oktober 2018

Verschiedene Lichtbilder, aufgenommen im September

Lichtundschattenspiele auf meiner Wäschewanne

Lichtundschattenspiele auf einer Zimmerwand

Lichtspiele auf Glas

 

Lichtspiele auf Glas mit junger Hornisse

Ich habe diese junge Hornisse, wie viele andere zuvor und danach, am Abend in einem Glas eingefangen, um sie nach draußen zu tragen. Sie halten natürlich nicht still, wenn ich sie fotografieren will, aber wenn du genau hinschaust, kannst du sie auf dem zweiten und dritten Bild sehen. Ich finde das Ergebnis faszinierend. Manchmal mag ich Unschärfe.

alle Bilder werden groß, die Galerien öffnen sich, wenn du ein Bild anklickst

Ich hatte in den letzten Wochen hier ein kleines Problem mit jungen Hornissen. Wo sie Eingang fanden weiß ich nicht, aber ich hatte echt zu tun, sie entweder aus dem Fenster herauszuwedeln oder am Abend unter einem Glas zu fangen und dann nach draußen zu tragen. Dem Himmel sei Dank waren sie enorm friedlich. Ende September an einem Sonntagmorgen habe ich gefühlt mehr als fünfzig zur Freiheit verholfen. Ein bisschen genervt war ich schon, sie brummen sehr laut und mir war so nach Morgenkaffee im Bett mit Buch. Es ist an diesem Sonntag zu kalt gewesen, um das Dachfenster die ganze Zeit geöffnet zu lassen. Nun ist auch das vorbei.


Schnitt


Heute ist der 3. Oktober. Ein relativ neuer, deutscher „Feiertag“, der für mich mit einer kleinen Schildkröte verbunden ist, die über märkischen Sandboden läuft.

Wieso?

Weil ich am 03. Oktober 1990 einen Spaziergang in der Umgebung von Berlin machte (damals lebte ich noch dort) und mir mitten im Nirgendwo eine Schildkröte begegnete. Das Bild hat sich mir eingebrannt, genauso wie das Gefühl am selbigen Abend, als wir an einem Imbissstand erfuhren, dass die Menschen aus der ehemaligen DDR den Anschluss an die BRD gewählt hatten. Mir schwante nichts Gutes und gut ist es bis heute nicht.*

Heute schenke ich diesem Tag Licht.

Und ein Bild.

Möge sich die Angst in unserem Land in Mut verwandeln die Probleme, die nicht wegzuschwätzen sind, anzugehen, statt aus Angst vor neuen Wegen und Ohnmacht und Gier eine Fehlentscheidung nach der anderen zu treffen.


*Ich habe am 03. Oktober den Menschen aus der ehemaligen DDR einen unabhängigen, eigenen Staat gewünscht, ich kannte ja die kapitalistischen Machenschaften und vieles mehr in und aus der BRD. Es wurde schlimmer.



Bei märkischem Sand denke ich auch immer an das Bild von Anselm Kiefer mit gleichnamigem Titel. Es ist das erste Bild von ihm gewesen, das ich entdeckte; seitdem entdeckte ich viele andere mehr von ihm.

Ich denke vertikal, und eine der Ebenen war der Faschismus.

Doch ich sehe alle diese Schichten. Ich erzähle in meinen Bildern

Geschichten, um zu zeigen, was hinter der Geschichte ist.

Ich mache ein Loch und gehe hindurch.

Anselm Kiefer


Das Bild habe ich in der Bildersuche des www gefunden – https://www.google.com/search?q=Bild+Anselm+Kiefer+M%C3%A4rkischer+Sand&client=firefox-b-ab&tbm=isch&source=iu&ictx=1&fir=7Gk8YpudptLsRM%253A%252CoCcHZIrh54DLIM%252C_&usg=AI4_-kTq2OSUtk_th5cL-JKNJ59-CYjuTg&sa=X&ved=2ahUKEwiJ-YWM2OLdAhVupIsKHaerBtIQ9QEwBXoECAUQDg#imgrc=7Gk8YpudptLsRM:

sollte ich hiermit Urheberrechte verletzen, bitte ich mir dies mitzuteilen, dann werde ich das Bild löschen.

43 Gedanken zu „Licht – 17 – am 03. Oktober 2018

    • Manches brennt sich ein, anderes ist und geht vorbei. Im nächsten Jahr im November wird der Mauerfall 30 Jahre alt und man wird in den Medien wieder die selben Fragen stellen, die man schon zum 10jährigen, zum 20jährigen gestellt hat und immer noch muss man sagen: nein, diese beiden, ehemals voneinander unabhängigen Staaten, sind nicht zu einem zusammengewachsen …
      lieber Arno, auch dir einen guten und friedlichen Tag,
      herzlichst, Ulli

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  1. Ja, gut ist es bis heute nicht. Das bedauere ich auch sehr. Trotz allem wünsche ich Dir einen angenehmen 3.Oktober. LG Ruth ps Vielleicht greifen unsere gewohnten politischen Dimensionen/Kategorien nicht für das was wir heute erleben? Artificial Intelligens bewirkt was? Mit Anselm Kiefer denke ich Faschismus ist und war immer dabei.

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    • Was glaubst du, liebe Ruth, was Artifcal intelligence bewirkt?
      Was nun die Politik betrifft, so denke ich schon lange, dass sie solange sie sich nur um Wachstum dreht, um Bruttosozialprodukte etc., solange sie nur ein verlängerter Arm der Wirtschaft ist, solange kann sie die Probleme nicht lösen, sie macht diese größer.
      Ich wünsche dir einen schönen Tag,
      herzlichst, Ulli

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      • – Jemand schreibt einen Code. Dieser bearbeitet maschinell Datensätze und entscheidet sich autonom zu Aussagen, die für durch diesen Maschinenvorgang definierte Personengruppen unabsehbare Folgen haben können, z.B. in der Polizeiarbeit soll es möglich sein auf diese Weise Vorhersagen zu kriminellem Verhalten zu definieren. Wer trägt bei automatisierten Entscheidungen die Verantwortung? Das Verfahren der automatisierten Tat- und Tätervorhersage wird in Bayern bereits eingesetzt. Es hat sich gezeigt, daß Algorithmen, die Grundlage dieser Codes rassistisch und frauenfeindlich geschrieben werden. Außerdem sind maschinelle Vorgänge nicht fehlerfrei…….; die Umkehrung der Unschuldsvermutung ist bereits geschädigt.
        Zum weiteren sage ich nur (Diesel)Abgas………, „den Benziner nehmen wir uns später vor“. Mein Vater sagte immer, nur wenn alles kaputt ist brummt ein Wirtschaftswunder. Tja……..
        LG Ruth

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        • Hier wird der Einsatz von künstlicher Intelligenz scharf diskutiert, sowohl was die Polizeiarbeit, wie auch der Einsatz in medzinischen Bereichen betrifft. Ich komme mit solchen Neuerungen an meine Grenzen! Aber damit bin ich ja nun auch nicht allein.
          Die Autolobby in DE ist groß und stark und die Politik dient ihr, zum heulen …

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  2. Auch ich teile deine Gedanken, liebe Ulli und frage mich jedes Jahr, ob wir nicht sogar immer weiter von einer vermeintlichen Einheit wegdriften. Was feiern wir eigentlich heute? Einen freien im Sinne von arbeitsfreien Tag? Eine Gelegenheit, Brückentage für einen Kurzurlaub zu nehmen? Einen weiteren Oktoberfesttag? Oder wirklich das, was politisch damals passiert ist und so viel Freude und Hoffnung gebracht hat?

    Nachdenkliche Grüße
    Anna-Lena

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    • Liebe Anna-Lena, das frage ich mich eigentlich fast jedes Jahr, was wir da feiern … und feiern wir überhaupt? Ich feier nix. Für mich ist es eher ein Tag der Erinnerung an das was vielleicht möglich gewesen wäre und dem was dann kam, was aber letztlich vorhersehbar gewesen ist. Wie hat mich dieser Ausverkauf geschmerzt und ich bin keine sogenannte Ossifrau …
      Positiv war und ist, dass ich viele wunderbare Menschen kennengelernt habe, diese haben allerdings auch nicht den Zusammenschluss gewählt, wenigstens nicht, dass ich es wüsste.
      herzliche Grüße, Ulli

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      • Ulli, hier an dieser Stelle kann ich mich einklinken. Du schriebst:
        „*Ich habe am 03. Oktober den Menschen aus der ehemaligen DDR einen unabhängigen, eigenen Staat gewünscht, ich kannte ja die kapitalistischen Machenschaften und vieles mehr in und aus der BRD. Es wurde schlimmer.“
        Ich bin ja eine dieser Ossi-Frauen, obwohl ich mit den Begriffen Ossi und Wessi so meine Probleme habe. Ob wir in der DDR in den entsprechenden Foren fähige Leute gehabt hätten, die einen neuen und unabhängigen Staat hätten leiten können, weiß ich nicht. Ich glaube, es war sehr im Sinne von Kohl, seinen „Sieg“ durch eine Annexion des zweiten Teiles Deutschlands zu vollenden.
        Doch jetzt ist es, wie es ist. Die Generation meiner Enkel hat nie ein anderes als ein geeintes Land kennen gelernt – alles andere ist Geschichte. – Bei der Generation meiner Kinder ist das noch anders – sie haben noch den DDR-Bildungsweg zum Teil hinter sich gebracht. Ich weiß manchmal wirklich schon nicht mehr, was war gut, was war besser, was war schlechter. Von den schreienden auf der Straße wurde ja so oft die „fehlende Reisefreiheit“ beklagt – doch wie viele fast mittellose Hartz-IV-Empfänger konnten sich nach der Einheit noch nicht einmal eine Reise innerhalb Deutschlands leisten, weil alle Nebenkosten so explodierten.
        Ich, die ich für mein Leben gern aus den unterschiedlichsten Gründen gearbeitet habe, bin 2004 fast kaputt gegangen, als ich keine Arbeitsstelle mehr gefunden habe. Sicherlich war ich für westdeutsche Verhältnisse vieeeeeeeeeeeeel zu aufmüpfig meinen Arbeitgebern gegenüber – das war ich so gewohnt.
        Doch jetzt gehe ich endlich lieber raus, denn Erinnerungen sind so oft schmerzhafter als die Gegenwart.
        Liebe Grüße von Clara

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        • Liebe Clara, die Annexion durch Kohl und Konsorten kam aber erst nach der Wahl, wurde erst durch sie möglich. Ja, es wurde im Vorfeld viel versprochen, das war wohl mit ein Grund für den Ausgang der Wahl.
          Es zerbrechen und zerbrachen sich schon viele kluge Menschen ihre Köpfe über das warum und wieso, ob richtig oder falsch. Ich selbst denke nicht in diesen Bahnen, es geht mir nicht um richtig und falsch, es geht mir um angemessen und unangemessen, wenn es um Menschen und Menschenwürde geht und da liegt tatsächlich viel im Argen, wenn ich mir die Vergangenheit (und die Gegenwart) anschaue.
          herzliche Grüße, Ulli

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          • Ulli, du hast vollkommen Recht: MINDESTENS 70 % aller Leute wollten gleich und sofort die Westmark, die „Bananen“ und alle anderen guten Sachen – die Arbeitslosigkeit und andere unangenehmen Sachen haben sie dabei aber nicht eingeplant und das Verschleudern von Betrieben und alles, alles andere, was nicht so gut gelaufen ist. Aber es ist fast 30 Jahre her – machen wir jetzt Nägel mit Köpfen.

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            • Ich glaube, dass vieles nicht abzusehen gewesen ist, deswegen schrieb ich ja: es wurde schlimmer.
              Aber eben, es ist passiert und nun gilt es eben mit dem Hier und Jetzt umzugehen.

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              • Leider glaube ich, dass viele von den heutigen Konflikten und auch fehlgeleiteten Agressionen gegen Asylbewerber darin begründet sind, dass viele Ostdeutsche ganz deutlich für die Vereinigung „gezahlt“ haben, mit Jobverlust, mit Wohnungsverteuerungen ungeahnten Maßes, mit Umlernen auf den verschiedensten Gebieten (Krankenkassen, Steuern, alles ist anders als vorher und komplizierter) – jedoch mussten fast alle Westdeutschen nur mit ein weig Geld in Form von Steuern bezahlen, doch ansonsten blieb für sie alles so, wie sie es von Anbeginn ihres Daseins in ihrem Land gewöhnt waren.
                Das führt zu mehr Konflikten – auch nach fast 30 Jahren noch. Ich habe weder die „Wir-sind-das-Volk-Revolution“ herbeigesehnt, obwohl ich mit der DDR so meine Schwierigkeiten hatte, aber jetzt würde ich mich auch keiner Aufmüpfigkeitsrevolte anschließen.
                Die Politiker müssen wirklich besser Augen und Ohren aufmachen, um Probleme zu erkennen.

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      • Ich kann mich noch gut erinnern, ich lag mit 40 Grad Fieber im Bett, als die Mauer geöffnet wurde und ich glaubte an Halluzinationen.

        Unser Lebensmittelpunkt hat sich dadurch von Berlin nach Brandenburg verlagert und wir lieben es nach wie vor, hier zu leben. Das wäre ein Grund, dankbar zu sein und in gewisser Weise auch zu feiern. Unser Leben hat dadurch an Reichtum gewonnen.

        Liebe Grüße zu dir!

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        • Der Mauerfall, liebe Anna-Lena, war ja fast ein Jahr vor dem 03. Oktober … auch an diesen Tag erinnere ich mich klar und deutlich.
          Und natürlich hat die Grenzöffnung auch Gutes im Gepäck. Vielleicht werden sich die Gräben nach drei weiteren Generationen gänzlich geschlossen haben?!
          Herzliche Grüße, Ulli

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  3. Kiefer ist immer gerne gesehen. Weiß nicht, was er zur Zeit für Werke macht?!
    Ich denke, das Zweigeteiltsein teilt sich Deutschland mit vielen Staaten. Italien etwa mit den Regionen Südtirol, Sizilien, Sardinien ect, die teilweise Autonomie geniessen.
    Schon immer wurden auch Landstriche in Europa hin und hergeschoben, ob es im Tschechisch-ungarischen Raum oder sonstwo ist. Mit all den Schwierigkeiten, die danach folgten.

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    • Ich bin gestern einer Diskussion im Radio gefolgt, es ging um den Brexit und der gespaltenen Gesellschaft in GB – wie oft habe ich schon in den letzten Jahren den Begriff der gespaltenen Gesellschaften gehört, geschríeben habe ich auch schon 2016 darüber:
      https://cafeweltenall.wordpress.com/2016/08/18/reisenotiz-5-spaltung/
      Ich behaupte, dass diese Spaltung global zu sehen ist, mit allem Positivem, wie Negativem.
      Dennoch macht es einen Unterschied, ob ein Land sich in arm und reich, Süd und Nord aufteilt oder aber, wie hier geschehen, zwei einstmals unabhängige Staaten (wobei das ja noch einmal ein Thema für sich ist) zu einem vereint werden, ohne Reibung geht da nix und in diesem Fall sind sehr viele Fehlentscheidungen getroffen worden, deren Folgen noch immer zu spüren sind.
      herzliche Grüße, Ulli

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  4. Liebe Ulli, dass auch ich ein mulmiges Gefühl hatte, als in der Mitte Europas ein großer deutscher Staat wiederentstand, will ich nicht verhehlen. Ich sehe die Probleme freilich weniger von Innen als von Außen, und da wirkt Deutschland auf die kleineren europäischen Staaten wie ein erdrückender Koloss, der die „neudeutsche Art“ – ein Gemenge mit altfaschistischen und neuliberalen Anteilen mit sehr viel Scheinheiligkeit und Besserwisserei – ganz Europa aufprägen will. Aus dem Satz „Nie wieder“ (der ja eigentlich nur Deutschland betrifft) wurde ein aggressiver Kreuzzug gegen alle und alles, was keinen historischen Bruch seines nationalen Selbstverständnisses erlitten hat wie Deutschland. Aber das ist ein weites Feld, das ich hier nicht beackern kann.
    Was die inneren deutschen Verhältnisse betrfft, so fand ich einen heutigen Eintrag von Doreen recht lesenswert, denn darin wird das Ringen einer Ostdeutschen um Versöhnung angesprochen.
    https://hehocra.de/?email_id=184&user_id=38&urlpassed=aHR0cHM6Ly9oZWhvY3JhLmRlL2Rlci0zLW9rdG9iZXItMjAxOC1kZXItYmVnaW5uLW1laW5lci12ZXJzb2VobnVuZy8&controller=stats&action=analyse&wysija-page=1&wysijap=subscriptions

    Nun möchte ich aber deine wunderbaren Lichtbilder nicht unerwähnt lassen, die ich sehr gerne mit meinen gestrigen vergleiche. Ganz anders das Licht, das du einfängst. Das liegt wohl an dem Licht selbst (das griechische Licht ist sehr viel heller und macht die Dinge konturschärfer, wirkt daher weniger „innerlich“). ich würde sehr gern deine beiden „Lichtspiele auf Glas“ mit zwei meiner Glasphotos koppeln. Sollen wir das machen?

    Anselm Kiefer – das ist ein hervorragender Künstler, den Nazi-Deutschland noch grad in letzter Minute in einem Lufschutzkeller hervorgebracht hat. Wohl niemand hat sich so sehr getraut wie er, sich in die Tiefen und Untiefen des deutschen Geistes zu begeben. Kein Wunder, dass er in Deutschland selbst nur mit der Feuerzange angefasst wurde, bis sein internationaler Ruhm auch den deutschen Kunstbetrieb zwang, ihm entgegenzukommen. Aber nicht zu sehr, bitte schön! NRW verkaufte ihm das stillgelegte Atomkraftwerk, das er als Arbeitsplatz erwerben wollte, nicht. Und so arbeitet er weiterhin im französischen Exil. Und wurde nun auch österreichischer Staatsbürger. Was zu seinem (groß)deutschen Geschichtsbewusstsein durchaus passt.
    Ich brauche nicht zu betonen, dass mich seine Arbeiten sehr beschäftigen.

    Dein vielfältiger Eintrag heute hat nun einen ganzen Essay als Antwort bekommen. 😉 Feier mal schön in deinem friedlichen Südwesten Deutschlands! Mögen die langsame Schildkröte im märkischen Sand und die gefangenen Junghornissen im Glas keine Symbole für den Zustand Deutschlands werden!

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    • Liebe Gerda, ich danke dir, dass du die Symbolhaftigkeit erwähnst, ich habe selbst darüber nachgedacht, als ich beiden in diesem Beitrag einen Raum gegeben habe. Die Schildkröte ist für mich ein persönliches Symbol für diesen Tag und wenn ich dies weiterdenke, dann denke ich, dass eine Schildkröte sehr alt werden kann, dass sie schon sehr lange auf der Erde lebt, dass sie sich zu schützen weiß, wenn ihre kurzen Beine nicht schnell genug ein Versteck erreichen. Ihr Schutz ist ein Muss, ihr darunterliegendes Fleisch so verletztlich … sie lebt auf der Erde und manche von ihnen im Wasser, sie können wohl beides –
      Anselm Kiefer erhielt 2008 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels, ich erinnere mich an seine sehr bewegende Rede in einer Frankfurter Kirche (war es die Paulskirche?) als er den Preis entgegennahm. Ja, sein Werk beschäftigt auch mich immer mal wieder.
      Zu meinen Glasbilder, sie sind ja am Abend in der Küche aufgenommen, zur Verstärkung des Lichts setzte ich noch eine Taschenlampe ein, das hat natürlich eine ganz andere Wirkung als Sonnenlicht oder Mondenschein 😉 ja, gerne kombiniere deins mit meinem, ich bin gespannt!
      Und nun noch zu Deutschland und seinem großherrschaftlichen Gebaren, das ist das wo mein Unmut und meine Fremdscham beginnt.
      Herzliche Grüße, Ulli, ich fahre jetzt gleich zu den Eneklkindern –

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      • Fremdscham ist Blödsinn, das mal vorweg. Es geht auch gar nicht ums Schämen, damit wurde und wird in Deutschland sowieso zu viel Schindluder getrieben. Wozu soll Schämen gut sein? Scham lässt den Kopf sinken und die Augen schließen. „Schäm dich“, sagt man den Kindern und baut so an den Tabus, unter denen wir später leiden. Schämen heißt: nicht Hinschauen. Nicht ums Schämen geht es mir, sondern ums Wahrnehmen der Wirkungen, die vom großen Deutschland ausgehen, nicht nur von dem, was du als „schlecht“, sondern auch von dem, was du als „gut“ definieren würdest (zB Willkommenskultur, Populismusvorwurf, „offene Grenzen“) – weshalb zB die Italiener oder die Polen oder die Ungarn oder die Dänen schief angesehen und unter Druck gesetzt werden.

        Die Eigenschaften der Schildkröte, wie du sie aufzählst, sind wohl doch ganz gut als Symbol für die deutsche Befindlichkeit zu gebrauchen. erdverbunden, schutzbedürftig, langsam, verletzliches (schmackhaftes) Fleisch – so fühlen sich wohl viele. Ich hatte nur an die Geschwindigkeit gedacht: wenn das Zusammenwachsen Deutschlands im Tempo der Schildkröten erfolgt, dann kann es noch eine Weile dauern.

        Sei lieb gegrüßt von Gerda

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        • Stimmt schon was du zur Scham schreibst, dennoch erwische ich mich immer mal wieder dabei, z.B. wenn ich in den Ferien in einem anderen Land bin und dann dieses Großkotzverhalten von deutschen Touristen und Touristinnen mitkriege. Aber stimmt schon, ich muss mir das nicht anziehen, ich kann ja einfach Ulli sein und bleiben 😉

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  5. Die Himmelsrichtungen gehören zusammen und deswegen gehört Ostdeutschland genauso, wie West,-Nord,- und Süddeutschland zu Deutschland PUNKT! Verlierer gibt es in allen Bundesländern Und das hat viele Ursachen! Der Ausverkauf an Heuschrecken, Chinesen und Spekulanten findet überall statt! Jetzt wird wieder alles medial hochgekocht, wie alles! Was mir an den Ostdeutschen sehr gut gefällt, sie lassen sich nicht den Mund verbieten und gehen auf die Straße um ihren Unmut zu verkünden! Sie diskutieren ohne Tabus!
    Das kann ich aus eigener Erfahrung sagen.🤗😁😉

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    • Liebe Babsi, ganz so pragmatisch sehe ich das nicht – die ehemalige DDR war nun einmal ein vollkommen anderes Gesellschaftssystem und vieles was zu dieser Zeit Wert hatte, hatte hinterher keinen mehr, so wurden plötzlich Berufe nicht anerkannt und zählten nichts mehr, um nur eins zu nennen. Auch sehe ich es nicht so, dass beide Seiten gleich viel verloren hätten, für mich sind die Menschen aus der ehemailigen DDR ganz klar die Verlierinnen und Verlierer.
      Ich stimme dir allerdings dahingehend zu, dass auch ich viele Menschen getroffen habe, die klar und deutlich ihre Meinung sagen.
      herzliche Grüße, Ulli

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  6. So viele junge Hornissen sind eindeutig zu viel, gut, daß Du nun eine Ruhezeit vor Dir hast.
    Hoffentlich kannst Du Anselm Kiefers Bild und seine Worte hier behalten, beides passt so gut zu diesem Thema, liebe Ulli. Zur Einheit brauche ich nichts mehr zu sagen, das haben so viele vor mir gemacht.
    Zusammenwachsen braucht seine Zeit und viel Verstehen von beiden Seiten.
    Die sichtbare Grenze fiel, aber die Grenzen in den Köpfen fallen nicht so schnell.
    Vielleicht braucht es noch eine Generation, ich weiß es nicht, aber ich sehe die Menschen, die hin- und herreisen, Westdeutsche, die im Osten studieren oder arbeiten und Ostdeutsche, die schon lange hier integriert sind.
    Der Wessi heiratet die Ostdeutsche und der Ostdeutsche die Westdeutsche. Das Zwischenmenschliche beginnt zu funktionieren.
    Liebe abendliche Grüße vonbn Bruni

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    • Liebe Bruni, ich schrieb es ja vorhin schon weiter oben, dass ich denke, dass es in drei generationen noch einmal ganz anders ausschaut, vielleicht geht es sogar noch schneller, es gibt viele sehr freie Jugendliche – doch dazu ein anderes Mal mehr-
      herzliche Grüße am Abend, Ulli

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  7. Liebe Ulli, ich habe wieder keine Zeit für einen langen Kommentar. Nur ganz kurz zu einem einzelnen Aspekt Deines Beitrags:
    Deine Gedanken, Dein Bangen und auch Deine Furcht vor dem Wiedererstarken von Nationalismus u.v.m. teilten auch eine Reihe Menschen im Osten des Landes. Ich habe jene Monate zwischen November 89 und Oktober 90 in lebhafter Erinnerung – Ich war damals erst zwölf oder dreizehn, das ist jung, ja , aber ich war alt genug um mir so meine Gedanken zu machen und auch in meinem Elternhaus wurde viel geredet, diskutiert, nachgedacht. Auch ich hatte Bedenken, wie Du sie hier schilderst, Bedenken hatte, bei denen ich wünschte, sie seien damals unberechtigt gewesen …

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    • Liebe Agnes, ich danke dir. Ich habe damals noch gar nicht wirklich an eine Erstarkung des Nationalismus gedacht, mir graute vor dem Ausverkauf und was das zur Folgen haben könnte und ich war neugierig auf die Menschen und habe viele wunderbare kennengelernt.
      Die andere Seite wurde dann mit Hoyerswerda und Rostock sichtbar, es folgten Eberswalde, Schwedt und Königs-Wusterhausen, da gruselte es mich dann auf eine ganz andere Art, auch wenn es auch schon immer Faschisten in der BRD gegeben hatte.
      herzliche Grüße, Ulli

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  8. Liebe Ulli,
    zunächst: das grüne Bild ist unglaublich. Die anderen auch, aber dieses: Besonders! es scheint mir mit seiner Farbe mitten in meinen inneren Ort hinein.
    Und dann: jener an Jahren so ferne und in der Erinnerung so nahe 3. Oktober. Bzw. – für mich – weniger das konkrete Datum als das Gesamte, was sich damit verbindet. Der Schock war ja eigentlich schon am 23. August, als genau diese Landes-Auflösung in der Volkskammer beschlossen wurde. (Im ersten Anlauf rückwirkend für den Tag zuvor, das wurde dann aber als nicht verfassungsgemäß nochmal revidiert und auf den immerhin noch 6 Wochen voraus liegenden 3. Oktober geändert. Ich weiß noch, wie wir im sommerheißen märkischen Sand des Mathe-Camps am Radio hingen ….)
    Und ein Jahr zuvor, als mit der geöffneten Grenze ja eigentlich klar war, wie es kommen würde. Wir träumten trotzdem ein Jahr lang weiterhin unverdrossen von unserem „dritten Weg“, wie sie damals genannt wurde, jene vorgestellte Alternative zu beiden Systemen, die es bis dahin gegeben hatte. Träumer*innen wir, dort im fernenMoskau, wo wir in jenem Jahr waren. Wir hatten ja keine Ahnung, wie sich die Stimmung zu Hause in der Zeit wandelte …
    Und doch: Zurückgeblickt, hätte es letztlich wohl kaum eine andere Möglichkeit gegeben. Wir haben damals jahrelang noch um verschlossene Möglichkeiten getrauert, haben so viel diskutiert wie nie wieder im Leben. Und doch meine ich, dass die Unweigerlichkeit des Geschehens schon mit dem 9. November im Jahr zuvor da war. Wir sagten darum auch, in den Gruppen, mit denen ich mich verbunden fühlte, die Maueröffnung sei der letzte Sabotage-Akt der alten DDR-Führung gewesen. Damit hätten sie jede Chance auf Neues, Eigenes im Keim erstickt.
    Es ist wohl so … aber das wird für hier zu viel. Gern mal mündlich:)
    Und dennoch, bei allem was schmerzhaft war in den Folgejahren, da wurde einem ja ständig auf der Würde herumgetrampelt, bei allem … feiere ich den Tag doch. Nicht laut, nur für mich. Nicht nur wegen meiner Ost-West-Kinder, die es sonst nicht gäbe. Sondern auch, weil ich um keinen Preis zurücktauschen wollte mit dem Leben, das mir in der DDR bevorgestanden hätte, hätte ich in dem Land, so wie es vorher war, weiterleben müssen. Aber all das ist ein sehr weites Thema …
    Fühl Dich ein weiteres Mal umarmt, bis bald
    Frau Rebis

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