Schreiben hilft #2

Bevor es jetzt hier mit der Fortsetzung weitergeht, möchte ich sagen, dass mir diese Texte wirklich sehr geholfen haben. Dunkeltal war gestern, langsam wird es wieder bunt in mir und trotzdem möchte ich diese Texte mit euch teilen. Längst haben sie sich in meinem Notizbuch weitergeschrieben, dazu kommen andere, aus anderen Zeiten. Ich habe die wage Idee, dass dies ein Anfang für ein neues Buch ist. In dieser Woche stelle ich hier die Fortsetzungen 2-4 vor und dann soll wieder Raum für anderes sein!

Ich danke euch allen, die ihr mit mir fühlt und mich bestärkt, mir Schönes sendet, auch das hilft mir sehr und empfinde ich in keinster Weise als selbstverständlich. Darum nochmals meinen Herzensdank an euch.

Fortsetzung

Ich wollte immer nur schreiben. Egal, was ich sonst noch tat, irgendwas habe ich immer aufgeschrieben: einzelne Sätze, Gedichte, Flüche, Verwünschungen, Briefe, Liebesschwüre und Essays; Tage, Stunden und Augenblicke, die ich vergessen hätte, gäbe es nicht meine Notizbücher, die sich vermehren wie die Karnickel.

Selbst wenn ich tagelang malte, durch die Welt stromerte oder später in all dem Berliner Taumel, wenn ich fotografierte, an meinen Collagen arbeitete, am sichersten war und bin ich, wenn der Füller übers Papier glitt und gleitet oder meine Finger über Tastaturen huschen. Als ich zehn Jahre alt war bekam ich meine erste Schreibmaschine zu Weihnachten, weil ich sie mir wünschte.

suetterlin-alphabetMit acht Jahren lernte ich Sütterlin schreiben und lesen, weil ich es wollte. Weil mich nichts mehr beruhigte als Buchstaben, egal ob ich sie übte, malte oder schrieb, ob sie zu Worten und Sätzen wurden, oder ob ich sie in Büchern fand. Mit fünf Jahren konnte ich lesen- weil ich es wollte.

Das meiste in meinem Leben schrieb ich in meine Notizbücher, in Briefe und auch auf Karten, am liebsten in meinem Bett. Mein Bett ist zu manchen Zeiten Schreib- und Lesestube, Kinosaal und Schlafstätte. Ich habe es dann nicht weit, wenn die Müdigkeit kommt.

Tomas Espedal schreibt in seinem Buch WIDER DIE KUNST

Wenn man an einem Ort lange genug unglücklich gewesen ist, kann es passieren, dass man sich an diesen Ort stärker gebunden fühlt als an andere. Es kann passieren, dass du von einem falschen Glück beschwert wirst, das dich stärker an dieses Haus bindet als an andere; auf einmal willst du nicht mehr ausziehen. Jeden Tag, von Anfang an, seit dem ersten Tag in diesem Haus auf Askøy, habe ich mir gewünscht, hier wegzukommen, doch heute, nach all diesen Jahren, da ich gezwungen bin auszuziehen, da ich endlich an einen anderen Ort ziehen kann, will ich nicht, ich will nicht ausziehen. (S.140)

Nicht nur, dass mich Zurzeit reihenweise die Bücher finden, die mir mein Jetzt, meine Gefühle und Gedanken darin spiegeln, auch ich muss nun ausziehen. War es bis vor kurzem Wunsch und Traum, ist es nun eine Notwendigkeit. Das alte Haus soll umgebaut werden. Ich kehre danach nicht zurück. Ich gehe nie zurück, an keinen Ort. Als Besucherin, vielleicht… Ich erkenne den Sinn nicht und es hat auch noch nie eine Notwendigkeit dafür gegeben.

Nirgendwo habe ich mehr geschrieben als in diesem alten Haus. Ich schrieb in meiner Kemenate in meinem Bett, ich schrieb an meinem Schreibtisch und hackte Wörter in die Tastatur. Ich veröffentlichte ein Kinderbuch, dass äußerst eigene Wege geht und eröffnete diesen Blog. Ich schrieb die Novelle der kleinen blauen Frau, bei der kein Verlag anbeißen mag, was mich fuchst und ich sammle die Miniaturen, die kurzen Zeilen und Geschichten, die blauen Stunden, meine Gedichte.

Ich schrieb und schreibe und werde immer schreiben, weil ich will, weil ich muss.

Tomas Espedal schreibt hierzu:

Ich muss mich konzentrieren zu schreiben. Zuerst schreibt man, um ein Buch veröffentlichen zu können, um sich Schriftsteller nennen zu können, doch irgendwann schreibt man, um Geld zu verdienen, man schreibt, um eine Arbeit zu haben, und man schreibt, um besser zu schreiben, immer bessere Bücher, jedes Buch muss besser sein als das davor, das ist die Regel, die es fast unmöglich macht, Bücher zu schreiben. Ein Schriftsteller, schrieb Thomas Mann, ist ein Mann, dem das Schreiben schwerer fällt als allen anderen Leuten. Doch nach vielen Jahren und etlichen Büchern denkt man weniger ans Geld und die Bücher, es ist eine Notwendigkeit geworden zu schreiben, eine Lebensnotwendigkeit, man könnte nicht leben, ohne zu schreiben. (S.144)

Das alte Haus und mein Füller auf dem Papier, die Kemenate, das Bett, manchmal knackt die Trommel an der Holzschwartenwand. Heiliges verweigert sich der Kameralinse; später zeigt sich nur eine nichtssagende Oberfläche. Die Fotos aus dem alten Haus, dem, vor diesem hier, tun mir weh. Da war noch alles gut mit dir und mir. Auch von dort wollte ich immer nur fort, aber mit dir! Wir zogen in das neue/alte Haus, dann entfernten wir uns, nun ziehe ich alleine weiter. Du singst als wäre nichts geschehen. Wie machst du das nur?

Ich habe seit meinem Wegzug von der Mutter immer in alten Häusern gewohnt. Vielleicht weil ich mit ihr in Neubauten leben musste, die hatten keinen Stallgeruch. Sie waren nackt und lernten erst noch leben. Wie anders es in den Häusern und Wohnungen der Tanten und Großeltern, den Frauen Becker und Eysopp gewesen ist! In alten Häusern leben Geschichten zwischen den Wänden, Decken und Böden; in diesem hier keine guten. Ich hätte es spüren müssen, ich spürte etwas, aber ich ließ mich betören von den gelben Rosen vor der Haustür und dem weiten Blick. Nie lebte ich mehr in meinem Bett, nirgendwo. Es wird Zeit!

(Fortsetzung folgt)


Anmerkung

Tomas Espedal – Wider die Kunst – ISBN 978-3-518-46752-7 – Suhrkamp Verlag – erste Auflage 2017

49 Gedanken zu „Schreiben hilft #2

  1. Liebe Ulli, es ist so spannend, deinen Texten zu lauschen. Manchmal denke ich….das habe doch ich geschrieben. Tatsächlich wollte auch ich immer nur schreiben. Die ersten geschrieben Wörter waren eine Offenbarung. Damals waren Hefte rar und meine Eltern arm. Ich bekam Ärger, weil ich auf fünf Seiten immer nur Mond, Mond Mond schrieb. ….Aber zurück zu deinem Text. Diese Sehnsucht nach alten Häusern mit gelebten Geschichten, von Wänden, die erzählen. Ja…das hast du gut beschrieben. Es ist so vertraut. Ich freue mich auf die Fortsetzungen. Es grüßt aus dem verrückt gewordenen Köln Marie

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    • Fünf Seiten Mond, Mond, Mond, liebe Marie, das solltest du noch einmal tun und an die Wand hängen 😉 oder uns zeigen…
      schön, wie wir miteinander springen, es ist eine Freude!
      Sonnige Grüße vom stillen Berg
      Ulli

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  2. Ds stimmt, das mit den Häusern. Alte Häuser haben sich gesetzt, erzählen Geschichten, haben Staub in ihren Ecken, vn denen keiner mehr weiss. Als ich in der ambulanten Pflege gearbeitet habe, kam ich oft in solche Häuser. In einem könnte ich die Liebe wahrnehmen, die Jahre, die diese beiden alten Leute dort gelebt haben. In anderen gab es Räume, die bedrückten und Geschichten dazu. In manchen gab es Schätze in den Winkeln und Dachböden. Mittlerweile wurden die meisten abgerissen. München halt…..Und das schlimme, ich vergass, wie die Häuser vorher aussahen. Wenn ich das Grundstück seh. Aber in meinem Kopf sind die Bilder und die Zimmer und die Menschen mit ihren Geschichten geblieben. Grüße Kat.🌸

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    • Liebe Kat. da schreibst du etwas: „Und das schlimme, ich vergass, wie die Häuser vorher aussahen“, das kenne ich so gut und wie verrückt, nicht wahr, dass die Bilder und Zimmer, ihre Gerüche in uns weiterleben! Vielleicht ist das mit ein Grund warum ich nicht gerne Orte der Kindheit und Jugend besuche, ich möchte meine Bilder behalten!
      liebe Grüße
      Ulli

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  3. Schreiben ist eine Art der Selbstbestätigung meines Daseins für mich. Ich schreibe ja selten richtige Texte, mehr Rezepte. Manche davon sind kleine Geschichten, manche erzählen vom Sinn gesunden Essens. Drückt mich etwas sehr, versuche ich es mir von der Seele zu schreiben.
    Sehr verstehe ich dich und wünsche dir helle Zeiten, die andauern.
    Sehr liebe Grüße

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  4. Auch für mich wurde das Schreiben zur besten Selbsttherapie, als ich vor einigen Jahren lange krank war und seitdem ist es mir ein lieb gewordenes Hobby.
    Schreiben bedeutet Erinnerungen sammeln und in ein Schatzkästchen legen.
    Schreiben bedeutet, Erlebtes zu verarbeiten.
    Schreiben bedeutet, den Blickwinkel zu verändern und zu reflektieren.
    ……………

    Ich lese deine Texte sehr gern und habe mich beim Lesen dieses Textes in ein altes Haus meiner Kindheit zurück versetzt gefühlt.

    Herzlich,
    Anna-Lena

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    • Liebe Anna-Lena, wie schön, dass meine Zeilen dich in ein altes Haus tragen konnten!
      Ich nicke über all das, was für dich schreiben ist, das ist es auch für mich und noch ein kleines bisschen mehr…
      liebe Grüße
      Ulli

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  5. Liebe Ulli,
    ich glaube auch, Akte Häuser haben ein Eigenleben. Die Schwingungen können positiv oder negativ sein, eben wie die Menschen, die darin lebten. Dies hast Du wohl sehr stark gespürt. Dafür eine Antenne zu haben, ist nicht immer schön.
    Jetzt bin ich auch sehr gespannt, wie es weiter geht.
    Gerda und Du, Ihr macht mich noch zur Leseratte. Bei mir muss es gleich mit Spannung los gehen, damit ich dran bleibe.
    Mir gefällt Dein Schreibstil sehr!

    ❤Grüße Babsi

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    • Liebe Babsi, ich schmunzel über die Leseratte. Ich freue mich sehr darüber, dass meine und auch Gerdas Zeilen dich begeistern, dass du mit den Geschichten schwingst, mehr kann eine Schreiberin nicht wollen 🙂
      Und die Antennen … an sich bin ich froh darüber so feinfühlig zu sein, wenn ich nun noch lerne auf all das zu hören, was sie mir senden, denn das erscheint mir nämlich weitaus schwieriger!
      Ich danke dir, liebe Grüße
      Ulli

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  6. Liebe Ulli, du schreibst wirklich sehr gut, Rythmus, Wortwendungen, waghalsige Sprünge, Risse im Singsang des Erzählstrom – das ist etwas ganz dir Eigenes geworden, ist Ulli-Stil und gleich erkennbar. Ich weiß nicht, ob die große Form des Romans die richtige wäre, vermutlich sind es eher Novellen, Miniaturen. Aber natürlich kann sich die kleine Form auswachsen zu größeren Texten.
    Alte Häuser – nein, ich habe nur als Studentin und dann noch mal in den ersten Athener Jahren Quartier notgedrungen in fremden Wohnungen genommen. Das fällt mir jetzt auf. Geboren wurde ich in einem Siedlungshaus, das mein Vater vier Jahre zuvor gebaut hatte, die Wohnung in Athen und das Haus hier habe ich selbst gebaut – bauen lassen. Die Athener Wohnung war eine Bauruine und es gab eine Vorbesitzerin, das war schon fast zu viel, so dass ich mich wie zu Besuch fühlte und immer noch ein wenig so, als hätte ich jemand anderen aus seinem Besitz geworfen. Nur hier in der Mani, in diesem Steinhaus, fühle ich: dies ist ganz und gar meins, nichts gab es hier zuvor außer ein paar Bäumen, die Platz machen mussten. Ich glaube fast,das ist der Hauptgrund, dass ich mich hier verwurzeln mag – wie in meinem eigenen Körper. In allen anderen Behausungen fühlte ich mich flüchtig, wie unterwegs. – Wer lange in einem alten Haus wohnt, hat wohl das Fremde irgendwann aufgezehrt oder integriert, drum mag er dann nicht mehr weg….
    Auch ich lernte sehr früh schreiben und lesen – lange vor der Einschulung, und trotz schlechter Handschrift fiel mir das Schreiben leicht. Ich hatte immer „eins im Aufsatz“, wie mein Bruder ironisch anmerkte, dichtete als Quintanerin (6. Klasse) den Eulenspiegel um und noch dies und das, Viele Jahre schrieb ich Tagebücher, schrieb und veröffentlichte wissenschaftliche Texte. Ich sah mich aber nie als Schriftstellerin, war nie auf der Suche nach irgendwie originellen Wendungen, passenden Worten. Nie dachte ich daran, Literatur zu produzieren, bis es mich anwandelte, dieses Schwanenbuch zu schreiben, für das sich natürlich auch kein Verlag interessiert.
    So, dieser Kommi wurde ein halber Roman! Liebe Grüße vom Meer zu dir, noch auf dem Berg! Gerda

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    • Liebe Gerda, danke für deinen halben Roman 😉 so lerne ich dich wieder ein Stückchen besser kennen und immer wieder staune ich wie unterschiedlich die Wege sind, sich kreuzen und dann (manchmal) zu einem Weg verschmelzen. Und natürlich freue ich mich total, wenn du vom Ulli-Stil schreibst, soweit ist es also schon gekommen, dass ich erkennbar bin?! Wow … was weiß schon eine Schreiberline von ihrer Wirkung? Daran denkt sie nicht, wenn sie sich dem Strom der Worte hingibt.
      Aber ich erinnere mich noch ganz genau wann es begann, ich las ein Buch von Margret Atwood und da war er, der Rhythmus, der mich seitdem begleitet. In diesen Ferien (ja, es waren Ferien in Süditalien), saß ich auf Stufen und Steinen, auf Bänken und unter Bäumen und schrieb und schrieb und schrieb. Dieses Manuskript wollte tatsächlich ein Verlag haben, aber dann wollte ich nicht mehr, ihre Bedingungen gefielen mir nicht!
      Herzliche Montagmorgengrüße, ich sitze vor dem Fenster und schaue in die blaue Unendlichkeit
      Ulli

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        • Die blaue Ferne ist überall, ich muss sie nicht verabschieden und Fenster hat es auch und das nicht zu knapp, wer will die alle putzen, lach … irgendwann dann kommt ein Abschied und nimmt uns mit in die Unendlichkeit, ich glaube, dass dies der schwierigste wird, alles andere ist die Übung für diesen letzten…

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  7. wunderbar zu lesen, liebe ulli.
    und auch ich könnte nicht sein ohne zu schreiben, schreiben, schreiben – und das war glaub ich auch irgendwie immer schon so, in welcher form auch immer, tagebücher, briefe etc – und das bett mag ich übrigens auch als lese-, schreib-, „studier-“ und nachdenk-ort. 🙂
    alles liebe für dich,
    diana

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  8. Ich kann mich da gut hineinfühlen in die alten Häuser. Wo man steht, liegt, atmet, haben schon andere gelebt, geliebt, gelitten, gehasst. Die Wände sind glatt von der Berührung vieler Hände. Ich bin mir nur nicht sicher, ob ich diesen Zustand mag oder nicht. Wie bei allem, viele Facetten gibt es da.
    Schön, dass es dir leicht fällt das Leben wieder hellzuschreiben und durch den Umzug Neues in dein Leben zu bringen. Ganz herzliche Grüße

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    • Liebe Myriade, das Lebe wieder hell schreiben … was für eine schöne Formulierung!
      Mit den alten Häusern, da stimme ich dir zu, kann es auch schwer sein, wie in dem aus dem ich jetzt ausziehe, mir scheint schon lange, dass dort keine guten Geschichten zwischen den Wänden wohnen und ich habe es nur teilweise geschafft die alten Gespenster hinauszuräuchern-
      liebe Grüße
      Ulli

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  9. Bin auch gespannt, wohin dich die Lebensflussmäandereien demnächst führen!
    Unser Haus ist alt, nie will ich hier weg.
    Und es ist, wie letzthin der Mann aus dem Iran lächelnd meinte, ein Haus mit Seele…
    Ich wünsche dir gute wildzarte Richtungsweiser! Dabei die eigenen Bauchgefühle nicht vergessend – aber wem sage ich das!
    Gruß von Sonja

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    • Morgen fahre ich ins Neu, um dort zu schleifen und zu streichen- bislang habe ich dort immer ein richtig gutes Gefühl gehabt, mal schauen wie es ist, wenn ich mich länger dort aufhalte …
      an das Haus mit Seele erinnere ich mich noch gut!
      liebe Grüße
      Ulli

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  10. Liebe Ulli, ich freu mich (für dich), dass deine Liebe zum Schreiben, zu den Buchstaben und Worten eine so tiefe und beständige ist. Das hilft ja tatsächlich auch in Zeiten, in denen andere Lieben sich als brüchig oder veränderungsbedürftig erweisen. Und ich freu mich (für mich), dass du das Geschriebene gern teilst. Viel Stoff zum Klingenlassen lässt du heute da: das Bett als deinen bevorzugten Schreibort, überhaupt als bevorzugten Aufenthaltsort in dem „neuen alten Haus“, das nun auch schon fast wieder ein altes altes Haus ist, deinen (und Tomas Espedals) Unwillen, dich (euch) von dem eigentlich ungeliebten alten Haus zu trennen. Und überhaupt: alte Häuser. Ich liebe alte Häuser, weil sie so viele Geschichten erzählen. Ich nähere mich den Räumen darin mit großer Fazination, weil sie so viele Energien bergen. Und aus demselben Grund sind sie mir oft einfach zu eng. Und vielleicht auch deshalb käme ich selbst kaum auf die Idee, im Bett zu schreiben. Als die Menschen in Steppen- und Höhlenbewohner unterteilt wurden, wählte ich die Steppe. Du siehst, was du angerichtet hast, liebe Ulli: Deine LeserInnen hinterlassen halbe Romane… 😉 Dessen ungeachtet bin ich ein besonderer Fan gerade deiner Miniaturen. Gute Wege dir!

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    • Ich liebe eure Romane, hier im Kommentarstrang, sehr, auch deine, liebe Maren- dankeee 🙂
      Wenn ich wählen müsste, würde ich auch die Steppe wählen, mit Höhlen habe ich es so gar nicht! Meine Kemenate hat zwei Fenster, sie ist zwar klein, aber sehr, sehr fein und hell, sonst wäre es auch nicht mein Lieblingsort im Haus geworden! Ich brauche es hell, in der Wohnung ist unglaublich viel Licht- Fenster gibt es in alle vier Himmelsrichtungen- gut so!
      liebe Grüße
      Ulli

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  11. Wie schön ist es immer, vom Schreiben zu lesen und vom Lesen zu schreiben, liebe Ulli.
    Dein Text mit mit Leidenschaft geschrieben und deshalb reißt er mit.
    Du wirst das neue Heim zu Deiner Heimstadt machen, zum Wohlfühlort und wer weiß, irgendwann willst Du da vielleicht nicht mehr fort.
    Ich lernte Lesen und Schreiben in der Schule. Vorher versuchte mein Vater, mir Schreiben mit rechts beizubringen und ich weinte nur. Ein junger Lehrer hatte Mitleid und wenn ich weinte, tröstete er mich und hielt mich dabei auf seinem Schoß. So verlor ich meine Angst, aber ich schrieb nur noch mit rechts *lach*. Das tue ich immer noch, aber
    ansonsten wurde ich ein typischer Beidhänder.
    Schreiben und Lesen fiel leicht, immer, und doch vergaß ich lange, was leicht fiel… bis mich einer mit der Nase draufstieß. Wie gut, daß er es tat.
    Ach ja, und die alten Häuser. Unseres hatte auch eine Seele, die ich liebte. doch mit jeder Verbesserung verlor es ein Stück seiner tanzenden Seele und irgendwann hing ich nicht mehr an ihm.
    In meiner Erinnerung bleibt es bestehen, so wie es mal war. Was daraus wurde, will ich nicht sehen.

    Herzlichst Bruni

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    • Liebe Bruni, lebst du denn noch in diesem Haus? Klingt nicht so gut…
      Wieviele Menschen ich kenne, die als Kinder von links auf rechts gedrillt wurden, ich fand das schon als Kind unsäglich, was sich diese Kinder anhören mussten. Icvh bin allerdings auch beidhändig, aber weil ich es wollte, ich hatte als Kind ein Spiel, die linke Hand beschwerte sich immer bei der rechten, dass sie immer alles tun würde, die linke wollte auch…
      ich danke dir für deins und sende dir Herzensgrüße durch diesen Useltag
      Ulli

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      • Da sind wir nun schon drei zweihändige! ich bin wie Bruni eine zwangsweise Umgeschulte, aber meine Nebenbei-Notizen, die niemand zu lesen brauchte, schrieb ich immer mit links in Spiegelschrift..
        Für mich ist interessant zu lesen, Ulli, dass du immer wieder betonst: „weil ich es wollte“. Das geht wie ein Refrain durch deine Erinnerungstexte. Es scheint mir, das Wollen spielte bei dir eine Hauptrolle im kindlichen Werden. Und so ist es bis heute wohl geblieben (Mutiges Träumen = Wollen).. Wie siehst du das?

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        • Ohne mein Wollen wäre ich nie hier gelandet, wo ich jetzt stehe. Als Kind gab es Vieles gegen das ich mich stemmen musste, ich habe es getan, klar, es war ein kraftakt und ich bin dadurch etwas zu schnell aus meiner Kindheit hinausgetraten und das war später nicht so toll, aber nun, auch das habe ich überlebt! Und jetzt fühle ich mich reich…
          liebe Grüsse
          Ulli

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          • Danke für die Antwort, Es fiel mir auf, dies wiederholte „weil ich es wollte“ – es kommt wohl nicht so oft vor, dass ein Kind so entschieden Ich und Wollen sagt – für so entscheindende Dinge wie Lesen, rechts Schreiben…In allen Kindern steckt es freilich, sie man sieht dann verzweifelt schreien: „Ich will aber“, nur geht es dann meist um Lutscher oder um Papas Schultern. Ich frage mich, welche Dosis von Widerstand seitens der Eltern die Ausbildung der Willenskräfte begünstigt, welche sie zerstört. Und ob allzu große Liebe und Nachgiebigkeit womöglich Willensansätze verkümmern oder aber auch ins Maßlose wuchern lassen. LG

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            • Meine Mutter ist ja oft an mir verzweifelt, eben weil ich so einen dicken Kopf hatte und schon früh klare Vorstellungen von dem was ich wollte und was nicht und sogar an was ich glaubte oder eben nicht- frag mich nicht liebe Gerda, woher das kam, ich habe es vielleicht mitgebracht- bei meiner Enkelin beobachte ich sehr Ähnliches, während meine Tochter eher die Sanfte mit einem klarem Verstand ist, sie war aber nie so dickköpfig, sie fand andere Wege, nenne es geschickte Mittel…
              Ich weiss nicht, ob es eine zu grosse Liebe gibt, ich glaube eher nicht, aber es gibt eine falsch verstandene Liebe, eine die keine Grenzen setzt, keine Reibung bietet, die nachgiebig ist (obwohl die Nachgiebigkeit und ihre Ursachen auch noch einmal gesondert untersucht werden müsste) und auf diesem Weg können Willensansätze verkümmern oder ausufern, da stimme ich dir zu-

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  12. Liebe Ulli,
    was es wohl zu bedeuten hat, dass ich – bis auf eine Studentenbude – niemals in einem richtig alten Haus wohnte? Viel Beton, viel glatte Gesichtslosigkeit in meinen Behausungen.
    Diese eine, diese Bude, ja, die war dafür richtig echt alt, mit Gesicht und Geschichte. Als wir renovierten, kam die halbe Wand mit runter. Unter zwanzig Tapetenschichten lugte plötzlich Fachwerk hervor. Und wir, wir waren jung – und hatten vom Vermieter den Freifahrtschein, alles so zu richten, wie wir es wollten – kleisterten also die Löcher dann mit Gips zu. Damals.
    Ob ich es nochmal in ein richtiges, altes, sprechendes Haus mit Seele schaffe? Neue Häuser sind ja auch so unheimlich still. Nichts knarrt und knackt. Die Schritte hinterlassen keine Tonspuren, das ist, was mich am meisten irritiert (obwohl ich es ja kaum anders kenne).
    Ich bin wohl der Altes-Haus-Typ, der ein Leben lang auf diese Verwirklichung warten muss. Aber wer weiß, was die Zukunft bringt …
    Herzlichgrüße zu Dir
    Frau Rebis

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    • Liebe Frau Rebis, oh … da sende ich dir nun einen Segen und einen Zauber, dass auch du einmal (wieder) alte Mauern um dich herum hast, solche mit feinen, alten Geschichten und knarzenden Dielen, die mit dir zum Cello singen 😉
      herzliebe Grüße an dich
      Ulli

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      • Liebe Ulli,
        oh, Du liest es auch als … ?
        Hm … ich sinne darüber nach. Vielleicht suchte ich meine Behausungen bisher nie im Äußeren, kommt dieser Wunsch erst mit dem Alter. Oder der Pragmatismus war allzu mächtig in mir. Oder oder … Ich glaube, es war alles gut so, wie es war.
        Und nun, nun werde ich ja schon noch 1-2-3-mal im Leben umziehen. Hoffe ich. Wenn mir noch ein paar Jahre gegeben sind.
        Mein Cellotraum hat auch 30 Jahre warten müssen. Der Klaviertraum ebenfalls. Bin ich entscheidungsschwach und träge? Oder haben meine Träume einfach einen langen Atem, und ich darf sie getrost warten lassen:)
        In meiner heutigen Lektüre übrigens fand ich:
        „Wir verwirklichen uns nie.
        Wir sind zwei Abgründe – ein Brunnen, der in den Himmel schaut.“
        Herzensgrüße an Dich, von unter einem schweren Himmel voller Schnee, der morgen hoffentlich aufklaren wird,
        Frau Rebis

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        • Dieser Satz, liebe Frau Rebis, ist von Pessoa, nicht wahr?! Ich machte schon einmal ein Bild dazu, so ein schöner Satz, so wahr, wie tief ein Brunnen sein kann. Ich hatte ihn gar nicht mehr in mir, danke, dass du mich erinnerst, wie er gerade eben wieder passt!
          Du bist auf keinen Fall träge, du hast Gründe und deine Träume sind geduldig!
          liebe Abendgrüsse an dich
          Ulli

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          • Ja, Pessoa – wie Du das so prompt weißt? Das Buch der Unruhe ist mitgereist. (Ob es zu meiner Reise passen wird, bin ich mir jetzt gar nicht mehr sicher. Hier wirbelt sich gerade mehr durcheinander als ich erahnen konnte.)
            Hab es gut morgen, ohne Sturm hoffentlich, lieben Gruß,
            Frau Rebis

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            • Ich habe das Buch der Unruhe irgendwann beiseite gelegt, es wurde mir auf Dauer zu schwet, auch wenn ich seine Bilder, sein Wortesetzen sehr mag, aber ich muss das auch ertragen…
              gestern habe ich Pu der Bär gelesen, ich kenne ihn nämlich nicht wirklich und das, liebe Frau Rebis, war doch einmal eine Freude! Manchmal muss auch das sein…
              der Strum tobte auch hier gestern Nacht wie ein Berserker ums Haus, das war nicht mehr schön und brachte richtig viel Schnee, nun regnet es wieder weg- aber ich war heute an meinem neuen Platz: kein Schnee, juchhee 🙂
              es grüsst dich die ewige FlachbisHügelländerin von Herzen
              Ulli

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              • Das Buch ist auch mir zu viel auf einmal. Ich wollte es neben manch anderem lesen, immer in kleinen „Portionen“, diese sind mittlerweile auf wenige Seiten oder Zeilen zusammengeschmolzen, mehr „schaffe“ ich davon nicht.
                Dein neuer Platz heißt Dich willkommen, lese ich das richtig? Ich wünsche es Dir, sehr.
                Bergschneeabendrotherzensgruß zu Dir,
                Frau Rebis

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                • ja, du Liebe, das hast du richtig gelesen, es ist eine Freude und macht so einiges leichter …
                  hab einen gaaanz feinen Abend
                  ich habe gerade schon mit dir angestossen, ich gönne mir ein Bier, muss heute mal sein!
                  Liebe Grüsse
                  Ulli

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  13. Beim Stöbern habe ich heute Deinen Blog entdeckt. Und freue mich darüber. Mir gefällt Deine Offenheit und Deine Art, das Leben in Worte „zu packen“. Neue Häuser müssen erst lernen – das ist eine Formulierung, die völlig neue Perspektiven aufdeckt. Auch ich bin in meinem Leben unzählige Male umgezogen – mal freiwillig, mal unfreiwillig. Neue Städte, neue Wohnungen, neue Häuser. Nun habe ich das erste Mal das Gefühl, irgendwo angekommen zu sein. Trotzdem trug ich mich vor kurzem auch hier wieder mit dem Gedanken, noch einmal irgendwo anders neu zu beginnen. Aber was neu beginnen? Das Leben nimmst Du immer mit – egal wo Du bist. Manchmal ist es mutiger, dort zu bleiben, wo man gerade ist… lächel. Seit bereits 15 Jahren wohne ich nun in meiner Wohnung. Habe sie liebgewonnen. Habe ihren Wänden so einiges anvertraut. So bleibe ich denn hier. Dir, liebe Ulli, wünsche ich von ganzen Herzen eine „Bleibe“, in der Du Dich wohlfühlst, Dich fallen lassen kannst und inspiriert wirst.
    Auf jeden Fall werde ich wieder bei Dir vorbeischauen. Herzliche Grüße Rita ❤

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    • Hallo Rita, zunächst einmal herzlich Willkommen in meinem Cafè und dann für deinen feinen Kommentar.
      Ja, das Leben, alles was gewesen ist, alles, was man selbst ist, das nimmt man immer mit, ob nun bei einem Umzug oder auf Reisen, bleibt das Jetzt, dass es zu atmen und zu leben gilt…
      Die neue Bleibe zeigt nun auch ihre Haken und Ösen oder bin ich es nur?
      Ich wünsche dir einen feinen Tag und grüße dich herzlich
      Ulli

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  14. Pingback: Bis auf weiteres … |

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