Wie cool er ist, wie beschäftigt! Wie er immer nur zustimmt und Phrasen drischt, unzugänglich, eingekapselt- ein Junge gefangen in einer Blase unter dem Eis. Sein Grönland unter der warmen Sonne Italiens.
Schranken – beschränkt – eingeschränkt – in Schranken also, wer zieht sie, hat Gott an Schranken gedacht? Gott kam an seine Grenzen, er musste ruhen, man könnte behaupten, wie es erst kürzlich jemand getan hat (wer war das nur?), dass am siebten Tag, als Gott ruhte, der Beelzebub die Bühne betrat.
Irgendwas ist ja immer. Packeis in Italien, Geschrei am stillen Sonntagnachmittag, der Hahn um fünf Uhr in der Früh, ein Graureiher am Karpfenteich und wenn das nicht genug ist, kann man ja das Radio einschalten oder auf dem Smartphone Nachrichten lesen. Twitter, Ticker, weiterklicken, lesen, erschauern. In solchen Zeiten braucht es Zueinanderstehen, Austausch, zarte Reibung, Pausen zwischen den Sätzen, offene Ohren, Poren und Herzen, Wärme. Coolsein war gestern!
Über das Ganze einen Schleier legen, es quasi polstern, Hartes an den Kanten brechen … wahr ist das nicht, es ist eine watteweich umnebelte Facette. Er nickt, schmaucht seine Pfeife. Ich denke an Schaumgummimatrazen und frage mich, warum manches so arm-selig sein muss. So arm an Seele, an Mitgefühl, so eingekapselt, so beschränkt.
Es gibt Italien ohne Grönland, es gibt Grönland als Grönland und es gibt Grönland inmitten von Italien.
Jedes Wort ist ein Herantasten, jede Träne eine zu viel, jeder fehlende Augenblick ist einer zu wenig. Ihn zu trinken, einen nach dem anderen, jeden zu sich nehmen, halten, nichts festhalten, es wartet schon der nächste und ich habe nichts zu sagen, nicht mehr.
Alle Warnungen in den Wind geschrien, er stürmte davon. Alles Schöne in eine rote Lackschachtel gepackt. Für die Betrachtung, später, vielleicht…
Als würde die Traurigkeit warten, als würde ein Schatz ewig auf dem Meeresgrund liegen. Schwere Beine, kein Glanz in den Augen, ein Lichtblick kommt nicht von allein. Keine Schuld, nur gegenseitige Bedingtheit, wie konnte die Hoffnung so lange wirken?
Die magischen Momente, die Warnungen nichts als Schilder, wie Straßenschilder, die man sieht und dann doch nicht beachtet, als wären sie für alle anderen gemacht, nur ich selbst bin die Meisterin der Haarnadelkurve. Dann ist es zu spät.
Stolz ist auch eine Spielart der Angst, als hätte er wirklich etwas zu verlieren. Ein Gesicht bleibt ein Gesicht, trotz aller Verluste. Ergänzung wäre schön gewesen, statt Recht, Schuld und verdeckte Karten. Vollmond bringt alles ans Licht, Schwarzmond weist neue Wege.
Dass ich so lange gewartet habe, dass ich so lange an festgerosteten Schrauben drehte, die Vergeblichkeit in den Wind schrie, bis sie ein Sturm wurde, es nichts mehr festzuhalten gab. Alles für ein Bild, die Erfüllung meines Hollywoods, ein Happy-end wäre schön gewesen. Als gäbe es eine Filmklappe, ein Wir-machen-das-jetzt-noch-einmal-von-vorne-und-klar…besser; bei jeder Klappe immer noch besser, bis echt über die Leinwand flimmert, was am Ende doch nur ein Spiel ist, ein Schau-spiel.
Die Verstellung, die alles aufdeckt, wie jede coole Geste auch.
Manchmal hätte ein Gänseblümchen gereicht!
Jeder Jammer ein Schiff, das seinem Leben als Wrack auf dem Grund entgegenfährt. Jeder Schrei, dessen Echo von den Bergen widerhallt, bis er den Weg ins All findet, das ihn aufnimmt und verteilt, bewegt und zerkleinert, schwarze Löcher sind gefräßig.
Nun gut, dann eben keine Hand auf meinem Fuß. Der Felsen scheint nur hart, der Berg nur unbezwingbar, das Meer ist die eigentliche Option. Es zerreibt die dicksten Steine zu Sand. Korn für Korn schimmert in der Mittagssonne. Ich singe ein Ave Maria und bete den Rosenkranz, für eine Erkenntnis, einen Schutz oder wenigstens einen Fitzel Mut.
Ich wünsche Dir viel Kraft und viel Mut.
LikeGefällt 3 Personen
Ich kann beides gut gebrauchen, herzlichen Dank und Grüsse
Ulli
LikeLike
Liebe Ulli,
Ohne Coolness hielte ich mein täglich Übermaß an weltlicher Verachtung, Geringschätzung, Einsamkeit und Dünkel unmöglich aus…
Dein Text ist 👌…
Liebe Morgengrüße,
Stefanie
LikeGefällt 4 Personen
Liebe Stefanie, ich finde es gibt einen Unterschied zwischen Gelassenheit und Collness, letzteres ist meist so aufgesetzt, während ersteres vom Herzen kommt. Ich denke, dass du eher gelassen bist oder dich täglich darum bemühst?
Danke fürs Lob, was den Text betrifft.
Herzliche Mittagsgrüsse
Ulli
LikeGefällt 1 Person
Ja, da hast Du Recht. Das Wort ‚cool‘ ist bei mir positiv besetzt und steht für Gelassenheit, auch für Beeindruckendes. Doch ich verstehe wie Du es meinst. Ich nenne das Verstellung oder Maskerade und dann wirkt es oberflächlich wie eine Farce der Gelassenheit.
Herzlich zurück von uwegs,
-Stefanie
LikeGefällt 2 Personen
Mich beschäftigt noch sehr deine Zu- bzw. Umstandsbeschreibung! Das klingt nicht gut, das klingt nach, ich reiche dir meine Hand, zusammen sind wir weniger allein!
LikeGefällt 2 Personen
…mich haben Deine Sätze sehr beschäftigt. Ich staune manchmal wie sehr unterschiedliche Leben sich berühren. Das tröstet und man fühlt sich weniger allein. In meine Texte fließen manchmal ganz aktuelle Strömungen oder Bezüge. Selbst wenn sie traurig oder melancholisch daherkommen, suchen sie Gleichgesinnte indem sie erzählen, wie sich Schmerz und Leere anfühlen können, in der Formlosigkeit der Vergeblichkeit. Du bist mit Patti unterwegs und ich mit Helmut Schmidt, der mir unbedingt noch was sagen will…
Gelassenheit und Pflichterfüllung, seine beiden obersten Maxime.
Diese beiden Hände finden sich gut: Patti mit ihrem visionären Verve und Helmut Schmidt mit seiner Gelassenheit. Nur aus der Pflicht Kür sein zu lassen, mangelt es mir heut an Schlaf…
Zusammen sind wir weniger einsam.
Ein guter Endsatz.
Danke…
LikeGefällt 2 Personen
Schöner Text. Passt leider zu dem was hier bei mir so abgeht. Werde ihn öfters lesen. Liebe Grüße Kat.🌸
LikeGefällt 2 Personen
Liebe Kat., seit gestern überlge ich, ob jetzt, wo alles so schwierig und kompliziert in der Welt geworden ist, sich das ganze auch in den privaten Beziehungen wiederspiegelt. Es gibt wirklich viele Brüche Zurzeit und seltsame Kämpfe untereinander- mögen wir gelassen und friedlich sein und bleiben und möge jede für sich ihr inneres Licht leuchten lassen!
Liebe Grüsse
Ulli
LikeGefällt 4 Personen
Ein eindrucksvoller, nachdenklich machender Text. Coolness um des Cool seins Willen ist alberner Jugendspaß. Vielleicht ist es ja cooler zu reflektieren, sich die Umwelt bewußt zu machen, nicht aufzugeben und links oder rechts die Hand zur Hilfe auszustrecken. Bewundert wird man dafür allerdings nicht, doch erstrebenswert ist es, wenn man der Jugend entwachsen ist und der Charakter es zulässt. Herzliche Grüße zu dir liebe Ulli!
LikeGefällt 7 Personen
Von manchen wird man nicht bewundert, von anderen dann aber schon, wir suchen uns auch unsere Mitwelt aus, so es sich um Menschen handelt, die bewusst etwas anders machen wollen und sich bemühen. Aber du hast natürlich Recht, Coolness ist bei der Jugend mehr verbreitet, als bei wirklich erwachsenen Menschen.
Ich danke dir lieber Arno für diesen wunderbaren Kommentar-
liebe Grüsse an dich
Ulli
LikeGefällt 1 Person
Die eisige Wärme,an der man zerbricht. Viel Kraft für Dich.
Von Herzen. Priska
LikeGefällt 4 Personen
Das hast du wunderbar auf den Punkt gebracht, liebe Priska, dafür danke ich dir.
Herzensgrüsse an dich
Ulli
LikeGefällt 2 Personen
Dann dir Mut, Ulli. Für den nächsten Schritt, der immer der wichtigste ist, der nächste, und möge Segen darauf liegen.
Herzliche Grüße
Christiane
LikeGefällt 2 Personen
Danke, liebe Christiane, Zurzeit fahre ich dann doch ziemlich heftig Achterbahn, mal ist es gut so wie es ist, dann wieder folgt der freie Fall … ein Schritt nach dem anderen, ja! Gestern habe ich mit der Ausmisterei begonnen, tat gut!
herzliche Grüsse
Ulli
LikeGefällt 2 Personen
Ein Lichtblick kommt nicht von allein – dieser Text ist einer. Herzensgrüsse!
LikeGefällt 2 Personen
Schön, wenn du diesen Text als Lichtblick lesen konntest, liebe Silke! Heute müssen wir hier die Lichtblicke von Innen nach Aussen zaubern, denn vor dem Fenster ist graue Nebelsuppe, aber auch endlich der sehr notwendige Regen!
herzliche Grüsse
Ulli
LikeGefällt 2 Personen
Hab dir einen speziellen gewidmet – schau mal vorbei 😉
LikeGefällt 1 Person
habs gerade eben entdeckt- danke aucu hier noch einmal von ganzem Herzen- ich fühle mich getragen!
liebe Grüsse
Ulli
LikeLike
Das ist ein Text, der mir unter die Haut und ganz tief geht, liebe Ulli. Er berührt mich. Cool sein ist vielleicht genau das, was heutzutage nicht von einem erwartet wird, was unter dem „gegen den Strom schwimmen“ zu verstehen ist.
Ich wünsche dir eine gehörige Portion Mut und wenn das Ave Maria hilft, unterstütze ich dich gern.
Herzlich
Anna-Lena
LikeGefällt 2 Personen
Liebe Anna-Lena, ich bin sehr selten wirklich cool und wenn, dann aus einem Schutzmechanismus heraus, was ich daran nicht mag ist, dass ich mich dann selbst als sehr arrogant wahrnehme, so mag ich mich dann auch nicht. Wie anders sich im Gegensatz dazu Gelassenheit anfühlt, die ich der Coolness auf alle Fälle vorziehe.
Das mit dem Ave-Maria ist für mich mehr eine Metapher, die sich auf das Ave-Maria-Geläut im vorher gegangenen Text bezieht- ich praktiziere gerne die grüne Tarameditation, sie gilt u.a. als Antidot der Angst- letztlich aber sind Tara und Maria nicht verschieden voneinander, so empfinde ich es wenigstens.
Ich danke dir für deine Unterstützung, die ich gerne annehme, gerade eben kann ich viel gebrauchen und ich übe mich im Annehmen-
herzliche Grüsse
Ulli
LikeGefällt 2 Personen
Grönland – vor langer Zeit Grünland, dann vereist bis in seine Tiefen. Eisbären und Polarlichtern macht das nichts aus, wohl aber dem Menschen, der Wärme und Blumen sucht, und sei es auch nur ein Gänseblümchen.
Liebe Grüße dir. Gerda
ein guter, dichter Text.
LikeGefällt 4 Personen
Danke, liebe Gerda, in deinem kurzen Kommentar steckt wieder einmal so viel Mitgehen, ich fühle mich verstanden, danke.
herzlichste Grüsse
Ulli
LikeGefällt 3 Personen
ja, sie hat es gut zusammengefaßt, schlicht und deshalb so vollkommen richtig scheint mir.
Du haderst mit Deinem eigenen Ich, liebe Ulli? Oder klingt es für mich nur so oder ist es nicht das eigene,
sondern das andere Ich? Ist es werder dads eine noch das andere Ich?
Manchmal hätte ein Gänseblümchen gereicht! Liebe Ulli, da hatte ich mir aus all Deinen Worten herauskopiert.
Ja, es sind die kleinen Dinge, die die Summe bilden und fehlte immer dieses kleine feine und ganz und gar nicht unscheinbare Gänseblümchen, dann fehlte dieses kleines Quentchen an Wärme, das man/frau fühlen muß, um sich lebendig und aufgehoben zu fühlen.
Liegt das Eisige immer parat, überdeckt die Wohlfühlwärme Italiens, dann hilft auch das Strahlen eiisiger Schönheit nicht mehr.
Gott kam an seine Grenzen und es kamen Mißtrauen, Unmenschlichkeit, das Grausame, Neid und Hass und Gier und schon war das Vollkommene, das er angestrebt hatte, zerstört …
Liebe Grüße von Bruni
PS Das Ausmisten hilft immer schon ein bissel, die Gedanken zu klären
LikeGefällt 2 Personen
Wie wunderbar du meins gelesen hast, liebe Bruni, ich danke dir von Herzen dafür.
Ja, manchmal hadere ich auch mit mir, Zurzeit stelle ich mir eher fragen, als dass ich mich Infrage stelle 😉
herzlichste Grüsse, ich freue mich so über deinen Kommentar!!! ❤
Ulli
LikeGefällt 1 Person
ich glaube, die Zeit, Dich infrage zu stellen, liebe Ulli, ist auch vorbei.
Sich Fragen zu stellen ist gut und sollte nicht anders sein
Ich tue es auch unentwegt, aber die Lösung verbirgt sich vor mir… also sehr anders als bei Dir…
Liebe Grüße zur Nacht von Bruni
LikeGefällt 1 Person
Ach Bruni, es gibt noch so viele unbeantwortete Fragen in mir, wenn du wüsstest 😉
Herzensgrüsse am Morgen an dich
Ulli
LikeGefällt 1 Person
ich kann es mir lebhaft vorstellen …
Sei geduldig mit Dir selbst
LikeGefällt 1 Person
Liebe Ulli,
hoffentlich hast du auch im richtigen Leben da draussen Menschen die dich unterstützen.. ganz bestimmt hast du die.. denn dieses hier mit all den netten und nett gemeinten Kommentaren von eigentlich doch fremden Menschen erscheint mir erschreckend „cool“.. virtuelle Sätze können keine echten Menschen ersetzten.. oder ist es besser als gar nichts ?
Strange .. diese Welt..
“ And all over the world strangers
Talk only about the weather
All over the world
It’s the same, it’s the same“ -Tom Waits-
Gruss S.
LikeGefällt 2 Personen
Liebe S., doch, doch, ich lebe ja auch in „Echtzeit“ 😉
ich danke dir für deine Sorge und das Zitat von Tom Waits, hach…
Herzensgrüsse an dich
Ulli
LikeLike
Liebe Ulli, danke dir für den eindringlichen Text. Wie sehr er mich an eigene frühere Erfahrungen erinnert. Ja, das kenne ich: „unzugänglich, eingekapselt- ein Junge gefangen in einer Blase unter dem Eis“, dazu scheinbar gelassen und ausgeglichen eine Pfeife schmökend… Man möchte manchmal voller Verzweiflung in die Blase pieksen, aber das ist unmöglich – und selbst wenn es ginge, so wäre da noch das Eis. An dem man droht anzufrieren und selbst cool zu werden. Besser dann, man kann sich noch rechtzeitig lösen, auch wenn schon viel Zeit vergangen ist. Ich wünsche dir alles Gute für deinen Aufbruch. Liebe Grüße, Ute
LikeGefällt 1 Person
Liebe Ute, danke für dein Mitgehen und Mitfühlen und auch für deine guten Wünsche, die nehme ich sehr gerne.
Herzliche Grüsse
Ulli
LikeGefällt 1 Person