Mit dem Wind geschrieben

Während ich im Hintergrund an dem Alphabet des mutigen Träumens wirke, denke ich aufgrund einiger Kommentare, aber auch einiger Mails, darüber nach, wie blauäugig vielleicht das eine und andere auf die eine und den anderen wirken kann. Ob es für manche in die Schublade: romantische Träumereien gelangt oder man mir Naivität auf den Rücken heftet. Kann mir ja eigentlich egal sein. Ist es mir aber nicht!

Werfen wir doch noch einmal einen Blick auf das ganze Alphabet:

0248-07-12-2016

Vieles gehört in den Themenkreis der Tugenden. Tugend ist wie Demut oder Güte ein Begriff, der bei manchen wahrscheinlich Schauer der Abwehr auslöst. Wieso eigentlich? Was klingt an? Moral, erhobener Zeigefinger, kirchliche Sozialisation? Vielleicht. Vielleicht passen sie nicht mehr in eine Welt der Coolness und Individualität, nicht in die Zeit der Postmoderne, der Aufklärung?

Und wie kommt es eigentlich, dass Einige diese Begriffe, wie auch andere, zum Beispiel: Liebe und Mitgefühl, als abgedroschen empfinden? Können denn menschliche Eigenschaften abgedroschen sein? Sind uns diese Begriffe zu oft begegnet, dass wir sie schon nicht mehr hören wollen? Ja, viele Fragen sind das, die ich jetzt einfach mal im Raum stehen lasse.

Wenn es stimmt (und ich glaube daran), dass sich jede und jeder die eigene Realität schafft und damit auch einen Teil der jetzigen Welt mitbestimmt und gestaltet, dann sehe ich immer nur eins: Verantwortung. Jepp, schon wieder so ein Wort! Unter S steht bei mir Sichtweise, hier könnte auch Spiel stehen und vielleicht wird es das auch, denn auch dieses Alphabet ist nichts, was nicht verwandelt oder ergänzt werden kann. Spielerischer Umgang mit sich selbst und der eigenen Haltung haben bei mir noch immer eher eine Wandlung hervorgebracht, als jedes „Muss“.

Ich muss nicht demütig, friedlich, gütig, zugewandt sein, wer will mich zwingen? Umgekehrt, wer will mir sagen, dass ich cool zu sein habe oder individualistisch bis zu den Mauern des individualistischen Gegenübers? Wer sich nach Gemeinschaft sehnt, nach gemeinsamen Wirken und behauptet, dass alles mit allem verbunden ist, dem oder derjenigen wird nicht viel an dem Modewort Abgrenzung liegen. Wieso müssen wir uns eigentlich ständig abgrenzen, wovon, sind denn alle anderen potentielle Feinde, potentielle SchmerzverursacherInnen? Wann immer ich in aller mir möglichen Offenheit anderen begegne finde ich Gemeinsamkeiten, finde ich Menschliches im Zwischenmenschlichen. Abgrenzung wird von der Angst gespeist, Offenheit von der Liebe. Natürlich habe auch ich Grenzen, aber auch sie sind nicht feststehend, sie haben sich in den letzten zehn Jahren enorm geweitet. Je kleiner meine Angst wurde, umso weiter meine Grenzen.

Ich schrieb es schon einmal, dass der Weg des mutigen Träumens ein Prozess ist, ein Weg der kleinen Schritte auf dem Weg. Haltungen verändern sich nicht von allein und auch nicht von heute auf morgen. Viele von uns haben die Zuversicht verloren, dass wir wirklich etwas ändern könnten, zu groß, zu mächtig erscheint die zerstörerische Gegenseite. Das ist so gewollt! Wir sollen uns klein und ohnmächtig fühlen, wir sollen gehorchen, sollen folgen, wir sollen Angst haben. Frei denkende Menschen, die ihre eigene Kraft kennen, die nicht blind jedem und allem folgen waren noch nie erwünscht, sie streuen nämlich Sand ins Getriebe der Gierigen und Machtgeilen…

Gestern hatte ich im Kommentarstrang einen feinen Austausch mit Madame Filigran, sie schrieb:

Wenn Träumen das nach außen Tragen der inneren Haltung beinhaltet, stimme ich dir zu, und da jedes Verhalten Wellen erzeugt, könnte es sogar einen Kriegstreiber erreichen und zur Umkehr bringen.

Genau so ist mutiges Träumen gemeint, weil es eben nichts mit Nacht- oder Tagträumen von einer schönen, paradiesischen Welt zu tun hat. Und weil das Ganze eben Mut und Dranbleiben erfordert, ist es kein Spaziergang, es ist eine Überprüfung des Selbsts, eine Wandlung, die bewusst herbeigeführt wird, hin zu mehr Demut, Liebe, Mitgefühl, Güte und letztlich hin zu mehr Humanität (für die, die es wollen, die aktiv ihr Leben gestalten, statt sich in der Opferhaltung einzurichten).

Über alle Grenzen hinweg

oder

Change

0014-04-01-2017-change

Anmerkung

die sich gebenden Hände habe ich aus dem Netz gefischt, Urheber unbekannt- ich danke

64 Gedanken zu „Mit dem Wind geschrieben

  1. Guten morgen liebe Ulli,
    vielleicht auch gegen den Wind ? Liebe und Mitgefühl werden als Worte von manchen abgedroschen empfunden ?
    Ist ja interessant… das Marienbild lächelt mich an.. abgedroschen.. vielleicht meint sie.. weil inflationär ge(ver-)braucht in den Medien.. aber als menschliche Tugend immer noch „en vogue“. Durch mutiges Träumen lässt sich sicher Vieles verändern.. man muss es nur wagen.
    In diesem Sinne hab einen schönen Tag
    lieben Gruss von
    S.

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    • Ja, genau, liebe S., man muss es nur wagen und wenn man dann den ersten kleinen Erfolg verbucht, dann kommt der Mut und der Wille von ganz allein weiterzumachen- so war es wenigstens bei mir und mit der Zeit sind die einen und anderen Zweifel auch verschwunden. Aber Zweifel sind nun auch einmal dafür da gehört und in sich gewendet zu werden, nicht wahr?!
      Ich danke dir für deins und wünsche dir einen guten Tag
      liebe Grüsse, nun vom Schneeberg
      Ulli

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  2. Liebe Uli…du sprichst mir wieder einmal aus der Seele und es ist so tröstlich, dass es so viele gibt, die trotz alledem und alledem daran glauben, das wir etwas bewegen können, wenn wir an die Kraft der Liebe glauben…machen wir weiter…noch immer ist mir dein „Kraftbündel“ vom Jahresanfang vor Augen. Es ist für mich zum Symbol für Aufbruch und Zuversicht geworden und ich bin dir so dankbar dafür. Manchmal braucht es Bilder und Symbole, um etwas in Gang zu bringen….aber wem sag ich das …? Ich wünsche dir einen Tag voll Freude und guten Gedanken, Marie

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  3. Hej Ulli! Wieso blauäugig, usw? Kunst ist frei. Und Allgemeingültigkeit war doch nicht Dein Anspruch? G=Güte……; mich hat diese Verbindung überrascht. Und ich konnte nicht gleich etwas dazu sagen. Das macht für mich Kunst aus: erstmal denken können, müssen, sollen, wollen, möchten. -oder auch nur schauen. Verstehen. Ausdrücken. Mit dem Schnellen ist es immer gleich: je höher die Gechwindigkeit umso weniger Blümchen können wir sehen und erkennen. Die am Wegesrand stehen. Herzliche Grüsse Ruth
    ps In einem sokratischen Gespräch zu „Was ist Kunst“ wurde am Beispiel des Klassenzimmers, das Herr Beuhys zeigte deutlich, das ein wesentlicher Charakter für Kunst die nicht vorhandene praktische Anwendung selbigen war. Hoffentlich gilt das nicht für Worte! Besonders: Güte.
    pps Sowie erst im Raum wir die ganze Erde übersehen. Aber das ist nicht normaler menschlicher Lebensraum.

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    • Liebe Ruth, Gedanken und Kunst sind frei, letztlich auch die Gefühle, wobei sie (leider) auch oft an Altem gekoppelt sind und manche von daher erst einmal „befreit“ werden müssen. Durch deinen Kommentar beginne ich darüber nachzudenken, ob das mutig geträumte Alphabet auch eins der Freiheit ist- so gesehen reicht es dann Gerdas Alphabet des freien Denkens noch einmal die Hand- ich denke mal noch ein bisschen weiter darüber nach und danke dir für den Input.
      Herzliche Grüsse vom Schneeberg in dein Weit hinein
      Ulli

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  4. Liebe Ulli, ich lese gerne dein und Gerdas Alphabeth, eben weil es mich zum Denken anregt. Über manches denke ich aber lieber schweigend nach. Aber einen Dank dafür sollte ich vielleicht doch einmal hierlassen.
    Beste Wünsche für das noch junge Jahr,
    Meermond

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    • Liebe Meermond, wenn es so ist, dass Gerdas und meins zum Nachdenken anregt, dann ist es gelungen und dann ist meine Freude gross. Ich danke dir für deins von Herzen.
      Liebe Grüsse
      Ulli

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  5. Wie der eine oder andere Begriff bei vorbeiflanierenden Lesern ankommt, spielt für die Sache doch keine Rolle…
    Morgengruss aus der Winterkälte,
    Herr Ärmel

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    • An sich nicht, lieber Herr Ärmel, aber ich bin natürlich nicht so frei, wie es vielleicht manchmal scheint und eins mag ich gar nicht, wenn ich in die Schublade „Esotante“ gequetscht werde, da gehöre ich einfach nicht rein, da ich in keinster Weise mich als Fliegerin ohne Bodenhaftung verstehe-
      ich freue mich, dass Sie mich wieder einmal besucht haben und wünsche Ihnen nun ein kreatives und freudiges neues Jahr, ich bin sehr auf Ihr „Neu“ gespannt und scharre schon mit den Hufen 😉
      herzlichst und verbunden
      Ulli

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  6. Wunderbarer Sand, den du da ins Getriebe streust! Der Wind, in den du schreibst, trägt viele Sandkörnchen in viele Köpfe und Herzen – und schlägt Wellen, um bei Madame Filigran zu bleiben. Viele kleine Bewegungen nähren große. Auf weiteres mutiges Träumen!

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    • Es ist so wohltuend, wenn ich mich verstanden fühle, das ist eine Unterstützung der ganz besonderen Art! Dafür danke ich dir, liebe Silke und wünsche dir einen freudigen Tag
      vor meinem Fenster tanzen die Flocken, schön ist das…
      liebe Grüsse, Ulli

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      • Ja, das Sich-verstanden-Fühlen tut wirklich gut! Ich bin so froh, vor ein paar Monaten den Schritt nach „Bloghausen“ gemacht zu haben: hier habe ich dich und andere mir ans Herz gewachsene Mit-mutig-Träumende gefunden, die gemeinsam ein Netz der besonderen, wohltuenden, Kraft und Zuversicht spendenden Art knüpfen. Weiter so!

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        • Vor ein paar Tagen erreichte mich eine Mail einer Freundin, die sagte, dass es in diesem Jahr 2017 ganz besonders um die Gemeinsamkeit und um gemeinschaftliche Projekte geht, ein kleines bisschen davon spüre ich schon jetzt, Tag 5 von 2017-
          ich freue mich auch sehr, dass du nach Bloghausen gefunden hast, empfinde deins oft als Bereicherung!

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  7. Liebe Ulli, Tugend ist oft mit Arbeit oder Verzicht verbunden. Menschen die das uncool finden sind eventuell nur zu bequem um tugenhaft sein zu können, wären es aber gerne in einer Zeit, da der oberflächliche Anschein den meisten Leuten schon ausreicht. Fassade ist oft ausschlaggebender als Bausubstanz, deshalb sind mir Menschen wichtiger die in ein Haus hineingehen und jedes Zimmer ansehen, als nur davor stehen zu bleiben, um den kleinen grünen Rasen zu bewundern.

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    • Lieber Arno, das hast du wunderbar gesagt, ich mag das Bild des Hauses und des Rasens davor sehr- ich danke, auch für deine Treue und Zugewandtheit
      herzliche Grüsse
      Ulli

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  8. Ich wünsche uns viele mutige Träume und vor allem den Mut im zwischenmenschlichen Kleinen genauso offen und friedlich sein zu können wie in unseren Geisteshaltungen, nach denen wir leben wollen. Das erfordert Disziplin, Kraft und vorausschauendes Denken. Und viele Hände, die sich geben statt schubsen.

    Liebe Morgengrüße,
    -Stefanie

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    • Liebe Stefanie, gerade im Kleinen wird ja immer wieder sichtbar wie weit eine jede und ein jeder gekommen ist, ob sich etwas von den voraus eilenden Gedanken im Herzen und somit im Handeln zeigt- wir wissen beide, dass der Weg vom Kopf ins Herz ein Weilchen braucht… Geduld, das ist auch so eine der Tugenden, die ich noch täglich füttere.
      Herzliche Grüsse von Schneeberg zu Schneeberg
      Ulli

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  9. Wieso müssen wir uns eigentlich ständig abgrenzen, wovon, sind denn alle anderen potentielle Feinde, potentielle SchmerzverursacherInnen?
    Ich denke, dass man zum Thema „Abgrenzung“ schon die individuelle Lebenssituation der Menschen berücksichtigen muss. Natürlich ist es schön und positiv sich empathisch zu verhalten bzw verhalten zu können. Es gibt aber Berufe, in denen man ständig mit Elend, Krankheit, Kriminalität zu tun hat, jeden Tag acht Stunden oder mehr. Das ist ohne Abgrenzung einfach nicht zu ertragen. „Abgrenzung“ bedeutet ja auch nicht, dass man anderen Menschen völlig gefühl- und verständnislos gegenübertritt sondern, dass man nicht in den anderen aufgeht, dass man nicht das Elend aller anderen zum eigenen macht. Gerade in Sozialberufen in denen Menschen mit viel Empathie und Mitgefühl tätig sind, muss sich jede/r einzelne in gewissem Ausmaß abgrenzen, sonst ist er/sie in kürzester Zeit im burn-out oder Schlimmerem.

    Mir gefällt dein Alphabet sehr gut, es regt zum Nachdenken an, es ist inspirierend. Es ist der Stoff aus dem der theoretische Unterbau jedes politischen und sozialen Handelns sein sollte. Die „Praxis des Mitgefühls“ wie sie von vielen Menschen täglich in ihren Berufen geleistet wird (Medizin, Politik, Unterricht, Sozialarbeit …… ) muss aber auch einfließen um ein Gesamtbild oder ein Gesamtkonzept zu bilden, dem man nicht Naivität oder Sozialromantik vorwerfen kann, ob zu Recht oder nicht.

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    • Danke für diesen ergänzenden Aspekt- ich stimme dir zu, dass auch „grenzenlos“ nicht funktioniert, ja, noch nicht einmal erstrebenswert ist, erst wenn ich die Grenzen des gegenübers wahrnehme und respektiere und dieser meine kann es zu einem frcuhtbaren Austausch kommen! Allerdings spielte ich hier auf die übertriebene Abgrenzung an, besonders und gerade im persönlichen Bereich, da kann es mich schon einmal nerven, wenn ich wieder einmal höre, ich muss mich abgrenzen… was eben mit Angst zu tun hat und nicht aus dem gesunden Verhalten eines Menschens, der seine Grenzen zur richtigen Zeit und am richtigen Ort hochzieht. Nochmals danke, Myriade und dir einen guten Tag
      herzlichst
      Ulli

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        • ja, auf die Formulierung kommt es dann eben doch immer wieder an und ich husche doch immer noch über das eine und andere hinweg- da sind aufmerksame LeserInnen mehr als Willkommen 😉

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          • Darüber freu ich mich sehr. Ich bin eine sehr aufmerksame Leserin und schätze dann sehr wenn über das Gelesene auch ein Austausch möglich ist. Ich finde oft Diskussionen zwischen Menschen, die sich in irgend einem Thema nicht ganz oder überhaupt nicht einig sind sehr bereichernd, solange beide Seiten respektvoll sind und auch Interesse für die anderen Meinungen aufbringen. Schließlich liegt der Sinn eines blogs im Austausch sonst könnte man ja auf wunderschönem Büttenpapier nur für den eigenen Gebrauch schreiben 🙂
            In diesem Sinne freue ich mich auf die Fortsetzung des Alphabets und schicke herzliche Grüße

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            • Ich hatte mich sehr über deinen Kommentar gefreut, Myriade, und einen langen Kommentar mit eigenen Erfahrungen als Therapeutin geschrieben, ihn dann aber doch gelöscht, weil ich dachte, er würde die Diskussion zu sehr ausbeulen. Nun hier nur so viel: Abgrenzen ist in der therapeutischen Arbeit unbedingt nötig und eine schwierig zu erlangende Haltung, denn jeder, der helfen möchte, gerät in eine dreifache Gefahr: einerseits wird er leicht vom Unglück anderer angezogen und aufgesogen, andererseits überschätzt er leicht seine Kräfte und bietet Hilfen dort an, wo er ganz inkompetent ist oder wo sie gar nicht nachgefragt werden, und drittens wird er oft vom Hilfesuchenden vereinnahmt und zum „Parteigänger“ gemacht. Letzteres ist besonders schwierig zu meistern, wenn zur therapeutischen die persönliche Beziehung hinzukommt und sich eine Freundschaft anbahnt. LG Gerda

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              • Schade, dass du ihn gelöscht hast ! Schon die Zusammenfassung klingt sehr interessant.
                Ich kann dir nur zustimmen, dass es sich um eine sehr schwierig zu erlangende Haltung handelt, die aber unbedingt notwendig ist damit man nicht selbst auf der Strecke bleibt, womit ja auch niemandem gedient ist.

                Ich habe auch jede Menge Erfahrung mit dem Abgrenzen. Wenn man mit pubertierenden Jugendlichen und schwierigen Erwachsenen arbeitet, braucht man das Abgrenzen für die eigene Psychohygiene.

                Darf aus einer therapeutischen Beziehung eine persönliche Freundschaft werden ? Das finde ich fast genauso schwierig wie die Frage, ob aus einer therapeutischen eine sexuelle Beziehung werden darf. Wobei ich eher geneigt wäre, die zweite Frage mit „nein“ zu beantworten.

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                • ich habe es selbst erlebt, dass aus einer therapeutischen Beziehung eine freundschaftliche wurde, das ging aber nur, weil der Therapeut die Grenzen kannte und wahrte und ich somit Vertrauen fassen konnte und ebenfalls lernte zu trennen. Er war vieles, auch Lehrer und ich bin unendlich dankbar dafür, dass es ihn gab und gibt, nun aber schon einige jahre gar nicht mehr als Therapeut.

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                • Die Verantwortung für ein mögliches Gelingen einer Beziehung zwischen Ex-Klientin und Ex-Therapeut liegt wohl fast ausschließlich auf Seiten des Therapeuten. Ich stelle es mir sehr schwierig vor, eine solche Beziehung auf Augenhöhe zu führen, weil zumindest zu Beginn das Kräfteverhältnis sehr ungleich ist. Wenn das in deinem Fall gelungen ist, so ist das ein schönes Beispiel dafür, was alles möglich ist.

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              • Ein absolut wichtiger Aspekt, liebe Gerda, der passt schon jetzt zu morgen: H= Hilfe und wenn du erlaubst, baue ich nachher noch diesen Kommentar von dir dazu ein, das wäre eine feine Erweiterung und Ergänzung!

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            • es wird alles sehr schwierig, wenn eine therapeutische sich in eine Freundschaftsbeziehung verwandelt. Aber manchmal geschieht es. Man kann dann aufhören mit der Therapie (tut es in der Regel auch), aber die alte Beziehung dringt immer wieder an die Oberfläche, auf beiden Seiten. ich versuche es zu vermeiden, aber mein Lebensfeld wird andererseits sehr durch diese Menschen bereichert, mit denen ich oft schon jahrelang zu tun habe, deren Kinder ich kenne, manchmal auch die Partner, Eltern… Es ist ein schwieriger Balanceakt und ein Kunststück, einerseits freundschaftliche Beziehungen zu unterhalten, andererseits sich abzugrenzen. Sexuelle Beziehungen sind natürlich ganz verboten. Da ich viel älter als meine Klienten bin (20 bis 50 Jahre Jahre Unterschied!) entfällt diese Versuchung zum Glück. 🙂

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    • Warum so defensiv, liebe Ulli? Wo bleibt dein Mut? Wenn dich jemand in eine Ecke stellt, in die du nicht gehörst, so ist das seine Sache, nicht deine. Du.sagst und schreibst, was du auf dem Herzen hast, nur so weit reicht deine Verantwortung. Wenn jemand es nicht so nehmen mag oder was anderes draus macht, so kümmere dich nicht drum. Missverständnisse, die durch unklare Formulierunge entstehen, kann man klären, andere Sichtweisen muss man stehen lassen. Liebe Grüße von einer weisen Eule (die in Wahrheit gar nicht so weise ist wie sie tut).

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      • -M- defensiv? Vielleicht, liebe Gerda, mir gefallen halt manche Schubladen nicht, fühle mich dann schnell nicht gesehen und klemme da in einer Lade aus der ich mich dann befreien muss, wie mit diesen Worten getan. Ich danke dir fürs Mutmachen, ich habe gleichzeitig nie infrage gestellt mit dem Alphabet aufzuhören … nun bin ich auch wieder frei und arbeite gerade an K … weiteres ist schon vorbereitet. Es geht voran und ich habe wieder Freude!
        Du weise Eule, sei von herzen gegrüsst von der Schneeeule Ulli

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  10. „Vieles gehört in den Themenkreis der Tugenden. Tugend ist wie Demut oder Güte ein Begriff, der bei manchen wahrscheinlich Schauer der Abwehr auslöst. Wieso eigentlich? Was klingt an? Moral, erhobener Zeigefinger, kirchliche Sozialisation? Vielleicht. Vielleicht passen sie nicht mehr in eine Welt der Coolness und Individualität, nicht in die Zeit der Postmoderne, der Aufklärung?“

    Immer wieder hören wir vom Verfall der Werte, von unserer Elleenbogengesellschaft, die verroht, die zunehmend leistungsorientiert ist.
    Ich finde, genau deshalb sollten wir uns den Tugenden oder Werten (das sind sie für mich) wieder zuwenden, sie beherzigen und vor allem auch leben.

    Mit wert-vollen Grüßen in deinen Tag,
    Anna-Lena

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    • Sie selbst leben und auch vermitteln. Ich arbeite ja immer mal wieder mit jungen Menschen, es ist so wunderbar zu sehen, wie bei dem einen und der anderen meine kleinen Samen aufgehen- gerade heute erzählte es mir ein Vater- da freue ich mich immer sehr…
      liebe Grüsse an dich
      Ulli

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      • Das verstehe ich sehr gut, so ging es mir ja auch bis zum Sommer 🙂 . Das ist so ziemlich das einzige, das mir nun fehlt, der Austausch mit der Jugend…

        Ich grüße dich herzlich zurück,
        Anna-Lena

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  11. Für mich ist es mittlerweile müßig geworden, darüber nachzudenken, wie dies oder jenes auf andere wirken mag. Immer kommt`s anders…Habe da schon ganz erstaunliche Sender-Empfänger-Dinger erlebt!
    Gruß von naiv zu obernaiv

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    • Ich bin hier auf Wirkungen eingegangen, die mich per Mail oder Kommentare erreichten und es wollten die Schubladen einfach nicht passen und wenn es so ist, muss ich mal wieder etwas sagen- aber ganz letztendlich stimme ich dir, wie einigen Vorangegangen zu, es kann und darf mir egal sein was andere von mir denken oder dem, was ich schreibe, tue- aber gell, du weisst auch, immer einfach ist das nicht! Oder ich muss noch ein kleines bisschen älter und damit gelassener werden…
      Herzensgruss an dich, liebe Sonja,
      Ulli

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  12. Liebe Ulli,
    der Beitrag wirkt wohltuend auf mich. Beim Lesen bemerke ich, wie mutlos ich manchmal geworden bin im Vertreten einiger meiner Ansichten, mürbe durch sich immer wiederholende Diskussionen im kalten Gegenwind. Man muss auch auf seine Kräfte achten, darf sie nicht bis zur Neige ausgeben. So bin ich oft still geworden. Ja, Worte wie Nächstenliebe und Demut erzeugen bei Vielen ein Augenrollen und Reaktionen wie Faustschläge. Wärme und Güte sind keine Lieblingsthemen. Beiträge wie dieser ermutigen mich, zur Seite gepackte Themen wieder hervorzuholen. Die Erschöpfung, allzu lange gegen den Strom geschwommen zu sein, macht Unterstützung nötig. Wie zum Beispiel so ein Beitrag oder ein zustimmender Kommentar – der vermittelt, du bist nicht allein. Es geht nicht ums Rechthabenwollen, wie häufig missverstanden wird:

    Es geht um die einsamen Wege, auf denen plötzlich neben einem noch andere gehen.

    Herzlichst

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    • Liebe Madame, du machst mich fast ein bisschen sprachlos, so berührt mich dein Kommentar. Ich reiche dir gerne meine Hand! Willkommen und nicht nur hier in meinem Blog, das geht tiefer.
      Herzensgrüsse an dich
      Ulli

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  13. Beim Thema Tugenden fühle ich mich angesprochen. Eine der guten Erfahrungen des letzten Jahres war eine Fortbildung mit ehrenamtlich Engagierten: „Bürgerwut und Bürgermut. Ein Gespräch über die Tugenden im Engagement“. Dabei ging es um den Austausch der persönlichen und praktischen Erfahrungen. Als mögliche Leitbilder habe ich die klassischen Tugenden von Sokrates beziehungsweise Platon vorgeschlagen: besonnen zu sein, tapfer oder mutig, weise und gerecht, wobei Gerechtigkeit aus dem Einklang der ersten Drei entsteht, die schon mal konkurrieren. Die christlichen Tugenden aus dem Korintherbrief kamen dazu: Glaube, Liebe und Hoffnung. Im Lauf der Zeit erfuhren sie manche Wandlung und Deformierung: die preußischen Tugenden und manches, was sie fast in ihr Gegenteil verkehrte und daher wohl auch unbeliebt machte, sogenannte „Sekundärtugenden“. Wie dem auch sei, mag ich es, Gästen in Nürnberg den Tugendbrunnen bei der Kirche St. Lorenz zu zeigen – dessen Figuren von 1589 original erhalten sind – und mit ihnen darüber zu philosophieren. Jetzt im Winter ist der Brunnen gut verpackt, im Sommerhalbjahr wird er wieder sprudeln.
    Im obigen ABC ist der Buchstabe P offen. Assoziation: prudentia, Klugheit. Mit herzlichen Grüßen

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    • Wow, wieder ein sehr aufmerksamer Leser! Wie mich das freut!!! Mir ist all die Zeit nicht aufgefallen, dass das P fehlt- gerne nehme ich deinen Vorschlag auf.
      gerne wüsste ich auch, wie die anderen Teilnehmenden auf all das Tugendhafte reagiert haben und ich frage mich gerade, ob ich den Tugendbrunnen in Nürnberg kenne, irgendwo klingelt da etwas, ich guggel gleich mal. Wie auch immer noch, ich stimme dir zu, es ist das, was andere Zeiten aus den ursprünglich gedachten Tugenden gemacht und sie missbraucht haben oder so sehr mit erhobenem Zeigefinger vermittelt haben, dass alle Freude verloren ging eine solche zu erlangen und sei es nur aus Trotz. Letzteres war auch bei mir lange Zeit der Fall, ich bin sehr dankbar, dass ich irgendwann dann doch erwachsen wurde.
      Lieber Arnorld, ganz herzlichen Dank für deins, ich wünsche dir einen gemütlichen und friedlichen Abend
      Ulli

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      • Danke für die nette Antwort. Sofern sich Tugendhaftigkeit darauf bezieht, pünktlich mit sauberem Taschentusch und gereinigten Fingernägeln zu erscheinen, wie es oftmals erwartet wurde, so ist es doch etwas ganz anderes, an den Ursprung der Tugenden und mögliche Aktualiserungen zu denken, sei es etwa die Zivilcourage. Schöne Grüße

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  14. liebe ulli, das muss ich jetzt rasch und vielleicht etwas unsortiert hinschreiben — dass ich es nämlich SO wichtig finde, sich zu beschäftigen mit tugenden (ja, das wort darf ruhig genannt werden!) wie (um nur drei beispiele zu nennen) güte, demut, mitgefühl:
    in indien gibt es eine extra göttin fürs mitgefühl, die TARA, auch schwarze tara – ach, und die güte: was hilft denn den menschen mehr zum friedlichen miteinander? woher kommen denn die wärme und das licht, die gnadenmomente, die diese leidvolle welt heller machen, wenn nicht aus den wahrhaftigen, spontan sich zeigenden regungen und bewegungen des mitgefühls und der güte?
    und demut: das ist die kunst und gnade, sich eingeordnet zu wissen ins große gefüge der schöpfung; das ist die fähigkeit, ohne hybris wach zu sein für die eigenen lebensgrundlagen, für die erde und für alle mitwesen; demut, das ist offenes herz und helle augen, respekt und freundlichkeit.
    also, langer rede kurzer sinn: es ist gut, sich ein eigenes alphabeth der ethik zu schaffen und sich dabei rechenschaft zu geben über die art und den wert von tugenden.
    viele menschen sollten das tun – und je mächtiger ein mensch ist, desto mehr braucht er vielleicht so ein alphabeth …
    ja, so sehe ich das, und das wollt ich dich wissen lassen und möchte dich schwesterlich grüßen!
    pega

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  15. Liebe Ulli, ich.finde alle Deine Beiträge sehr bereichend, ob ich nun in kleinen Teilbereichen mal anderer Meinung bin oder nicht, spielt absolut keine Rolle
    Wieso kommst du auf die Idee, daß Dich einer zur Esotante abstempeln könnte? Dazu sind Deine Beiträge doch viel zu vielfältig und menschlich offener als manch anderer Blog.
    Solltest Du bei einem der Leser in einer bestimmten Schublade landen, dann wird er irgendwann hektisch umsortieren und dabei merken, jede seiner Schubladen scheint doch die falsche für Dich zu sein 🙂
    Vergiß es einfach, hake es ab unter Mißverstehen, was unter Menschen oft geschieht und dann auch wieder bereinigt werden kann…

    Herzliche Grüße von mir an Dich

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    • Liebe Bruni, ich glaube, dass dies an gewissen Themen, aber auch an der Sprache liegt, was manchen dazu verleitet die eine oder andere Schublade zu öffnen oder zu bedienen. Letztendlich aber kann und muss mir das egal sein, wie nun ja auch einige von euch geschrieben haben, es sind meine Gedanken, meine Themen und Texte, meine Bilder. Was für andere von meiner Seite aus gilt, soll auch umgekehrt gelten: nicht jede und jeder muss alles von mir mögen, muss noch nicht einmal mich mögen –
      in diesem Sinne und auf weitere spannende Diskussionen grüsse ich dich herzlich vom Schneeberg mit strahlend blauem Himmel
      Ulli

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