Rückblick # 5 – Juli

 

Die ganze Fülle

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Und während ich die Collagen zusammenstelle, kommt es mir vor, als webe ich einen Erinnerungsteppich. Einen Farbteppich auch. Die Schiffchen der Monate in den jeweiligen Jahren mit ihren blauen, weißen, gelben, grünen und schwarzen, grauen, türkisen und roten Tönen fahren hin und her, sie summen eine leise Melodie des Gewesenen. Manchmal halten sie ein, ich lese etwas, spüre nach, staune und dann geht es auch schon weiter mit dem Hin und Her, dem Drüber und Drunter über und unter die Kettelfäden, die alles Gewebe zusammenhalten und alle Netze.

Ich lese von Fest und Freude und Flüstern, von Heimweh, Darling und von der Fahrt zu der alt vertrauten Freundin. Ja, jetzt erinnere ich mich auch wieder. Hier war ja die Leichtigkeit der Schmetterlinge, alles Schweben, die ganze Fülle. Im Gamuppel (meinem Kinderbuch) heißt es:

Aber grün war hier nicht nur grün: Es gab Moosgrün, Lindgrün, Blaugrün, Hellgrün, Waldgrün, Dunkelgrün und Smaragdgrün. Genauso verhielt es sich auch mit allen anderen Farben. Es gab Karminrot, Mohnrot, Zinnoberrot, Erdbeerrot, Kirschrot, Honiggelb, Zitronengelb, Safrangelb, Orangegelb, Hellgelb, Dunkelblau, Ultramarinblau, Kobaltblau, Veilchenblau, Taubenblau; es ging von zartem Lila zu Dunkelviolett, die Brauntöne nicht zu vergessen! So bunt hatte es sich Gamuppel niemals vorstellen können. Ganz benommen von dieser Vielfalt, ohne Worte, ohne Begriffe für alle diese verschiedenen Farbtöne, saß er und schaute.

Nach und nach nahm er auch die vielen unterschiedlichen Gerüche wahr; sie waren vielfältig wie die Farben. Er roch Süßes, Harziges, Herbes, Waldiges, Erdiges, Muffiges, Wohlriechendes und weniger Wohlriechendes. Staunend betrachtete er die unzähligen von den Grashalmen herabhängenden Tautropfen, sah, wie sich im Miniaturformat die ganze bunte Vielfalt in ihnen spiegelte. Eine Vielfalt, die auch vor seinen Ohren keinen Halt machte. Ein Schwirren und Brummen, ein Sirren und Summen, ein Zirpen und Klackern, ein Wummern, Quaken und Gackern, ein Bellen, ein Muhen, ein Fiepsen, ein Gurren, ein Zwitschern und Zwatschern, ein Gluckern, ein Plätschern, ein Schmatzen und Rauschen füllte Gamuppels Ohren. So viel…

Willkommen in meiner Sommerwelt.

Und sonst so, was hat mich im Juli beschäftigt? Die Frauen, ihre Anliegen, auch meine, drängten wieder nach vorne, sie bleiben, ich stolpere wieder über so manchen Satz. Und es gab Licht und Liebe und Silentium, rote Träume (unbedingt, wir schreiben Juli), es wurden auch Erbsen gezählt und Ball gespielt- auf den Alleen und Straßen meiner kleinen Sommerwelt.

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29 Gedanken zu „Rückblick # 5 – Juli

  1. Guten Morgen, liebe Ulli, beim ersten Foto fallen mir sofort die Füße, Hände und der Hahn ins Auge und das Grün der zweiten Collage mag ich. Es ist erstaunlich, wie sehr es aus unerer jetzt so winterlichen Zeit gefallen ist.
    Liebe Grüße von Susanne

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    • Wie gut es tut, nicht wahr, liebe Susanne, dieses und anderes Grün, so geht es mir immer, wenn hier oben die weisse Pracht funkelt und wenn ich dann ins Tal fahre, ich habe dann immer das Gefühl, als dürften meine Augen dann ausruhen …
      liebe Grüsse an dich in der grossen Stadt
      Ulli, die noch immer unter blauem Himmel sitzt und hoffentlich bald mal auch wieder ganz gesund ist…

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  2. Deine Idee ist eine feine, die hilft schnell vergangene Zeit erinnernd zurückzuholen.
    Der Juli ist mein Schreckensmonat, seiner Hitze wegen und der vielen misslichen Ereignisse die er mir eigenartiger Weise oft bringt.
    Einen frohen dritten Advent wünsche ich dir.

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    • Obwohl der Juli so reich und voll ist, ist er auch nicht mein Lieblingsmonat, auch wegen der Hitze, ich bin eben eher ein Nordmensch, du ja anscheinend auch. Ob ich im Juli mehr Missliches erlebe, weiss ich jetzt nicht wirklich … möge dein nächster Juli frei von solchem sein!
      Auch dir einen schönen und gemütlichen 3. Advent, liebe Grüsse
      Ulli

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    • Liebe S., da bin ich jetzt froh, dass du weisst, dass es nur der Computer ist, der das A hintenan setzt 😉 , versuche ihn doch bitte zu überreden das I zu nehmen, denn mit Ullas verbindet mich nichts Gutes, vor allen Dingen gerade eben nicht … ich danke dir!
      Und natürlich freue ich mich, dass meins deine Erinnerungen erweckt.
      herzliche Grüsse vom blauen Berg mit Schleierwolken
      Ulli

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  3. dem Weben deines Erinnerungsteppichs, wie gern ich dem zusehen, wie fein die Bilder und Worte dazu! Da sitzt du also, Spinne inmitten deines Netzes, und webst nicht nur vor- und seitswärts, sondern auch rückwärts, breitest deine Farben und Formen in so vielen Nuancen aus, dass es eine Freude ist.
    Du kränkelst? Es ist hoffentlich nur die winterliche Erkältung, die auch mich vor ein paar Tagen erwischt hat mit Husten und laufender Nase. Jedenfalls wünsche ich schnelle Besserung.

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    • danke, liebe Gerda, ich habe sogar meinen Kochjob am WE abgesagt, ich bin ja ansteckend und das mag ich den Gästen nicht zumuten, wie gut, dass es eine Kollegin gibt und wie gut, dass auch der Chef mir „nur“ eine Gute Besserung gewünscht hat- ja, es ist eine Erkältung, aber eine sehr seltsame, sie geht hin und her und frisst meine Energie-
      auch dir nur das Beste und danke für deinen fein gewebten Kommentar zu meinem-
      herzlichst
      Ulli

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  4. Grippe? seltsame Erkältungen scheinen zu grassieren. Auch mein Husten ist schon fast chronisch, und die Nase läuft, aber ich fühle mich trotzdem stark und gesund. Ich benutze gern Echinazea als Hilfsmitte, um das Immunsystem zu stärken. Du weißt hoffentlich Mittel und Wege, dich auszukurieren. Liebe Grüße!

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    • ja ganz seltsam, tage- und stundenweise da und dann wieder weg, aber ganz im gegensatz zu dir so gut wie keine Energie: ich trinke Tee von meinen gesammelten und getrockneten Wiesen- und Gartenkräutern, lese, ruhe aus, mache Schönes … meine Medizin!
      herzlichst
      Ulli

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  5. Ach, was lese ich da, alle sind erkältet, mehr oder weniger. Bei Euch beiden scheint es schon ein bissel mehr zu sein…
    In Hülle und Fülle sprießen die Erinnerungen, liebe Ulli, der Juli war e in prall gefüllter Monat.
    Seine Farbenpracht, sein Reichtum an Leben ist nicht zu überlesen und wundervoll gut zu erkennen.
    Wie fein, Deine Erinnerungen, die auch uns alle wieder erinnern

    Sehr herzlich
    Deine Bruni

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    • Ja, ich grummele auch, da das schönste und mildeste Wetter ist und ich keine Energie habe- lassen wir das, liebe Bruni, freuen wir uns auf die Fülle, die auch im nächsten Jahr zurückkehren wird.
      Dir alles Liebe
      Ulli

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