Miniatur – Alte Freundin

alte freundin

Letzten Donnerstag war es, als ich meine alte Freundin besuchte. Alles wurde Lied und Tanz. Ich lehnte an ihrem Stamm. Baum, Stamm, Stamm, Baum, Wurzel, Äste, Zweige, Krone, Blatt, viele Blätter, viele Eckern, einige flummiballgroß (stimmt, hab ich so auch noch nie gesehen). Ruhe fließt hinauf und hinab, hinein in die Fragen nach allem woher, wohin, wozu. Und sagte sie nicht noch:

„Das muss ja auch alles mal verdaut werden! Eine Haltung braucht Vertiefung, dann Pausen, Schweigen und Stille, damit sie sich gewinnen kann …“

Und war es nicht am Freitag und dann am Samstag und am Montag, Dienstag, Mittwoch, dass der Wahnsinn eine dunkle Wolke nach der anderen vor die Sommersonne schob? Sommer und Leichtigkeit, das klingt nach „Bullerbü“oder „Ich bewahr mir meine Nischen“. Alte Freundinnen kennen dich von der Wurzel bis zur Krone.

Hoffnung steckt jetzt wieder in der roten Lackschatulle mit den geheimnisvollen Schließen. Die alte Freundin wiegt ihr Haupt im Sommerwind.

38 Gedanken zu „Miniatur – Alte Freundin

    • Immer wenn ich sie besuche frage ich mich, wieso ich nicht öfter zu ihr gehe, Freundschaften soll man doch pflegen und ich … aber nun, sie kennt mich ja. Alt und weise wie sie ist, lächelt sie nur ob meiner Umtriebigkeit und trägt mir nichts nach. Sie ist übrigens nie allein, da ist immer noch ein Wind, der beim letzten Besuch plötzlich heftig blies, ich glaub, er ist nicht so geduldig …
      liebe Grüsse
      Ulli

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  1. Ein ganz prächtiger Baum ist das. Sieht prima aus. Da im Schatten sitzen und Träumen – das wäre was.
    Einen ähnlich prächtigen Baum hatte ich hier [http://tinyurl.com/z8t277c] vor Kurzem gezeigt.
    Unsere Eichen sind zwar nicht ganz so prächtig, aber auch nicht zu verachten – wenn so viel Eigenlob mal gestattet ist. 😉 Leider aber zum Teil auch krank. 😦

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    • Diese Buche ist kerngesund, trotz ihrem hohen Alter, und Eichen können ja auch sehr prächtig werden, da hast du schon Recht. Aber gäll, ihr habt andere Eichen, als hier, sind es nicht die sogenannten Stieleichen?
      herzliche Grüsse
      Ulli

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      • Hallo Ulli,
        was wir hier haben, heißt „Live Oak“ [http://tinyurl.com/j4nmfwx]. Viele davon haben leider im gesamten südlichen Texas eine Krankheit, „Oak Wilt“, die sich von Jahr zu Jahr weiter ausbreitet. Das ist eine durch Insektenbiss übertragene Pilzkrankheit. Man kann das behandeln, aber es gibt keine Garantie, dass die Behandlung wirkt, und es muss im Frühstadium erfolgen. Unsere Vorbesitzer haben zwar mit der Behandlung (bei einigen Bäumen) angefangen, diese dann aber nicht für weitere fortgesetzt. Ich nehme an, sie wollten das Geld nicht mehr investieren, nachdem sie sich zum Verkauf entschlossen hatten. Wir haben dann zwar sofort wieder angefangen, aber für viele Eichen war es schon zu spät. Bisher haben wir 17! fällen lassen müssen, und demnächst sind noch zwei weitere dran – leider. Aber dann hoffen wir, dass der Rest unseres Eichenbestandes überleben wird, und dass es mir gelingt, neue hier zum Wachsen zu bringen [http://tinyurl.com/hnfdgvx & http://tinyurl.com/zemvs6s%5D.
        Hab‘ ein feines Wochenende,
        Pit

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        • Lieber Pit, die Neupflanzungen habe ich ja schon bei dir gesehen. Im Norden on Deutschland gibt es den „Eichenproessionsspinner“, der die dortigen Eichen kaputt macht und bei Menschen heftige allergische Reaktionen hervorruft und hier sterben die Eschen, aber nicht nur hier, es ist auch ein Pilz, der sich immer weiter ausbreitet- letztes Jahr schrieb mal jemand im Kommentarstrag: der Natur ist es doch egal … ich sag, nein, sie reagiert! Es ist ihr nur insofern egal, weil sie immer wieder neue Formen gebiert, wenn andere untergehen, aber normalerweise waren dies die Spiele der Zeiten und Gezeiten, jetzt ist es von uns Menschen aufdoktriniert und es bleibt abzwarten was noch alles passiert.
          Dennoch: lass uns Bäume pflanzen und die Vielfalt nähren
          herzliche Abendgrüsse
          Ulli

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          • Hallo Ulli,
            danke fuer’s Anschauen meiner „Neupflanzungen“. 🙂 Im Herbst geht’s damit weiter: ein paar der selbstgezogenen Baeume und Straeucher werden ausgepflanzt, und ich werde auch wieder probieren, ueber Winter neue zu ziehen.
            Hab‘ eine feine Woche,
            Pit

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              • Ich bemuehe mich. Manchmal aber denke ich, dass ich immer noch zu wenig tue. Das Ziehen von Bäumen und Sträuchern mach mir allerdings viel Spaß. Es ist so eine Freude, wenn man die ersten grünen Spitzen aus der Erde kommen sieht. Habe ich schon als Jugendlicher im Garten meines Vaters getan. Es gibt aber auch unliebsame Gartenarbeit, z.B. Unkraut jäten. 😉 Ich muss hier noch eine Menge ums Haus rum [da haben wir leider ganz invasives Gras] und in der Einfahrt tun. Das Beet da in der Mitte ist völlig überwuchert. Aber bei 35 Grad drücke ich mich vor dieser Arbeit wo ich nur kann. 😉

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  2. sag mal, Ulli, das ist doch keine Buche, oder? Eckern, sagst du, so groß wie Flummibälle – nein, Bucheckern haben durchaus nichts von Flummibällen, sondern sich eckig geometrische Wunderwerkchen.
    Also schließe ich messerscharf: dieses blattgrüne Riesenwunderwerk kann keine Buche sein … Bitte bitte hilf mir auf die Sprünge!
    Die anderen Rätselfragen, die du aufwirfst, will ich mir gerne selber lösen.

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    • Das ist ja das Absurde gewesen, liebe Gerda, denn ja, es ist eine Rotbuche, allerdings haben die Rotbuchen hier alle eins Ende April auf die Mütze bekommen, gerade entrollten sich ihre zartgrünen Blätter, als noch einmal dicker Frost und Schnee sie traf, was zur Folge hatte, dass sie bis vor 3 Wochen mit braunem Blätterkleid dastanden, nun haben sie tatsächlich noch einmal grüne Blätter ausgebildet, es war auch nur an einem der sehr dicken Äste, dass die Bucheckern so riesig waren, wieso, das weiss ich nicht, kann nur vermuten, dass es auch etwas mit diesem Schietwetter zutun hat. Leider hat meine Kamera dort oben doof gemacht, ich muss nochmal hin, um es zu fotografieren, dieses Foto machte ich letztes Jahr im August.
      Schön, dass du alle anderen Rätsel selbst löst, dass du sie überhaupt wahrnimmst, wie auch die flummiballgrossen Eckern 😉 Ja, du bist die Erste hier…
      herzliche Frühabendgrüsse
      Ulli

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  3. du sagst, das Foto sei vom vorigen Jahr? Wie groß (bzw klein) sind denn die Blätter in diesem Jahr? Ich versuchte, die Blätter auf dem Foto durch Vergrößern zu erkennen, denn sie schienen mir sehr klein für eine Buche zu sein.
    Was du beschreibst, bewegt mich sehr. Die Blätter waren verbrannt vom frost und kamen Ende Juni erneut? O wunderbares Wunder. Und die Eckern sind in so große stachelige Hüllen verpackt, dass sie aussehen wie Flummibälle?
    Im übrigen bemühe ich mich momentann sehr um Bullerbü-Nischen, wie du vielleicht bemerkt hast. Dabei schlägt mein Herz wie rasend und Schweiß bricht mir aus angesichts dessen, was sich gerade in der Türkei abspielt.

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    • Keine Ahnung, ob es jetzt mit der Übertragung klappt, schauen wir mal, hab mal auf die Schnelle für dich ein Eckerntrio erstellt, klar, ist immer doof so ohne wirklichen Grössenvergleich und bestimmt ist flummiballgross auch ein kleiiiin wenig übertrieben, und trotzdem sooo groooss

      ich war noch nicht bei dir, mache ich aber gleich und Bullerbü brauchen wir alle immer mal wieder zwischendurch, sonst: durchdreh … wenigstens ich! Morgen mehr dazu in diesem Theater.
      Und nu der Link zum Bild:

      sag mal, ob es funktioniert, bitte- merci und liebe Grüsse

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  4. Ich muß es schnell vor meinen Kommi stellen, sonst vergesse ich es wieder
    http://wortbehagen.de/index.php/gedichte/2015/april/die_welt_ist_kein_bullerbue
    Ich würde zu gerne in Bullerbü leben und unter Deiner Rotbuch spielen, die Spiele, die in Bullerbü gespielt wurden und doch weiß ich, daß ich erwachsen wurde vor vielen Jahren und schon lange keine Pipi mehr. Aber eine Annika wurde ich auch nicht, liebe Ulli, so wie Du *g* und doch anders, denn jeder unterscheidet sich vom andern, auch wenn es manchmal kleinere Unterschiede sind, oder auch nur äußerliche *lächel*

    Wir lieben die Bäume und wissen um ihre Wichtigkeit. Sorgen hören sie sich an und rascheln ein wenig mit den Blättern, mehr sagen sie nicht dazu, aber ich glaube, in ihrem Bläterrauschen liegt viel, mehr als viele hören oder hören wollen…
    Ich brauch Tapetenwechsel sprach die Birke und macht sich in der Dämmrung auf den Weg… – so sang Hildegard Knef. Ich habe immer noch ihre Stimme im Ohr…

    Mit den dunklen Wolken werden wir versorgt, ob wie sie wollen oder nicht. Sie sind mehr als duster und sie klingen nach Krieg und Tod. Wir fürchten sie und können sie nicht aufhalten, sie haben eine eigene Dynamik, die wir nicht begreifen…

    Liebe Abendgrüße von Bruni an Dich

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    • Ich muss jetzt gleich mal unbedingt das Lied von Frau Knef raussuchen, du bist jetzt schon die Zweite …
      Liebe Bruni, deine letzten drei Zeilen fassen es wunderbar zusammen, so, wie oben auch schon Gerda in ihrem letzten Absatz schrieb, es fühlt sich echt nicht gut an. Morgen mehr dazu…

      Fühl dich von Herzen gegrüsst
      Ulli

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    • ja, okay, liebe Maren, das ist doch das, was genau passiert und klar, das weisst du ja schon längst!
      und sehr, sehr herzlich zurück
      Ulli
      ich sehe gerade ein Boot, ein grosses, darauf haben viele Platz, Ziel Weltenbaum…

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    • Liebe Madame, du sprichst es auch aus. Mich haben in den letzten Tagen die Kommentare hier oftmals wortlos gemacht, ganz still bin ich geworden und wollte doch etwas antworten … Und das meinte ich im Nachtfaltergeflüster, als ich schrieb: Uns gibt es doch! Unser Herz, unser Wunderbares braucht die Welt, vom Rest hat sie gerade reichlich!
      Ich danke und grüsse dich von Herzen
      Ulli

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