Jeden Abend sagt sie zu sich, dass sie morgen aufstehen wird. Jeden Morgen schafft sie es nur bis zum Bademantel. Sie duscht alle zwei Tage, wechselt jeden Tag ihre Unterhosen und putzt sich die Zähne, das schon. Sie schüttelt das Bett auf, an manchen Tagen zweimal. Aber sie steht nicht auf. Nicht gegen ihn, nicht für sich, graue Tristesse und Zigarettenqualm. Sie versteckt sich hinter der Zeitung, er soll sie nicht ansehen. Sie liest nicht, sie wartet, dass er geht. Er geht. Er kommt immer wieder, sie entfernt sich und radiert ihr Lachen aus, wenn er den Raum betritt. Er klopft jetzt immer an. Manchmal antwortet sie nicht, dann schleicht er davon. Er denkt sie schläft. Sie träumt sich hin zu ihrem zärtlichwilden Liebhaber, für ihn trägt sie die neue Netzstrumpfhose. Sie ist ein Biest geworden. Er weiß nichts davon, er sehnt sich.
-OH welch bild, welch text. Und geschieht viel öfter als wir denken. Traurige Grüsse in einem sich in Auflösung befindlichen und seine Ideale – typ: nie wieder Krieg- verratenen „Europe“. Ruth
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Manchmal denke ich, dass dies die Mehrheit zu erlebt … leider und was „nie wieder Krieg“ anbelangt gibt zumindest abzuwarten und zu bedenken …
herzlichst
Ulli
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… armer er, der nicht weiss, weshalb sie schläft, an ihm vorbei träumt, ohne ihn einzubeziehen, indem es aus ihr wesentliches spricht …
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Wir wissen ja nicht, ob dies eine Reaktion von ihr zu ihm hin ist oder ob sie wirklich ein Biest ist … aber er scheint auch weder sehr helle noch konfrontativ zu sein. Ob uns das bekannt vorkommt?
herzliche Grüße an dich
Ulli
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…Ob uns das bekannt vorkommt?
Ambivalenz könnte man noch aushalten, aber das hier sollte, um nicht zum persönlichen Brexit zu führen, aufgelöst werden. Arme Kerle so verarschen…(Ironie hoch zehn). Ich glaub, ich leg mich wieder ins Bett…
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Ich hoffe nicht wegen dieser Miniatur, wo es doch endlich Sommer geworden ist 😉
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Das ist so normal – dass es schon wehtut………..
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Es liegt noch Weg vor ihnen, ja. Ich hoffe, dass sie endlich aufsteht, gegen ihn und für sich!
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der letzte Satz „er sehnt sich“ gibt mir sehr zu denken. Ist die Geschichte auch im Spiegelbild zu lesen? Trägt auch er, unerkannt, eine junge Geliebte in seinem Herzen?
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Undenkbar ist das nicht- Offenheit in der Partnerschaft ist weniger verbeitet, als wir glauben und hoffen …
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Vielleicht passt es einfach nicht mehr, dann wird es Zeit loszulassen.
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Hier scheint so einiges nicht mehr zu passen, aber viel mehr wissen wir nicht!
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…traurig…
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Ja, das auch, lieber Lu!
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Ein Text, der mich sehr traurig stimmt, eine qualvolle Situation für beide und sein Sehnen am Ende, zeigt, daß sie ihm nicht gleichgültig wurde, aber er ist es für sie – wohl schon lange…
Oder gibt es irgendwo eine Komponente, die eine andere Sichtweise vermitteln könnte, liebe Ulli?
Liebe Grüße und einen feinen Samstag mit vielen Eindrücken, die Du dann später verarbeiten wirst auf irgendeine Weise *lächel*
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Liebe Bruni, ja, es ist eine traurige Situation. Wir erfahren hier nicht warum sie so geworden ist und das muss auch so bleiben, ich hab so meine Vermutungen…
ich grüsse dich sehr herzlich
Ulli
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Auf deine *vermutungen* bin ich total gespannt,liebe ulli ☺
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Ich weiss nicht, ob wir sie je erfahren werden, aber soviel sei verraten, ein Teil davon steckt in dem Satz: Sie ist zu einem Biest g-e-w-o-r-d-e-n, als Biest wird frau schliesslich nicht geboren! Sehnen hin und her … schmunzelnde Grüsse an dich
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Ahaaa,mein Schatz detektivischer Spürsinn erwacht 😊
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ich lausche gerne deinem Krimi 🙂
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Vielleicht hat er ihr Vertrauen öfter missbraucht und nun straft sie ihn dafür? Vielleicht war es aber auch ganz anders ☺
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Deine Spürnase hat einen guten Riecher, liebe Bruni!
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Ich dachte auch spontan, „der arme Kerl“, obwohl ich das je erstens weder denken noch sagen darf, denn warum ist die Frau denn so geworden, ist sie nicht auch „arm“ und alles nur eine Reaktion? Und dann erinnerte ich mich an mein Leben vor gar nicht so vielen Jahren und wenn ich das so lese und zurückdenke, war ich da auch mal ein Biest und fühlte mich doch nicht wirklich schuldig, jedenfalls nicht allen.
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Das ist die Ambilvalenz, liebe Ute, da der arme Kerl und dann gleichzeitig derjenige auf den Frau reagiert …
liebe Montagmorgengrüße
Ulli
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ja, manchmal schon *g*.
Bei dem Satz von mir wegen des detektivischen Spürsinns hat die automatische Korrekur
*Schatz* eingefügt, ich weiß nicht wieso, denn ich hatte geschrieben: mein detektiviischer Spürsinn erwacht und sonst nichts… komisch, komisch…
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