Llanes – Bilder und mehr – 2 –

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In meiner Rubrik der kurzen Zeilen schrieb ich am 15.02.2016:

Es ist ihnen nicht eingefallen ihre Kleider auszuziehen und nackt in den Wellen zu spielen. Sie ließen Boote zu Wasser, sie kannten die Fische, die sie nährten. Das schon. Frauen saßen am Abend und warteten auf die Wiederkehr und den großen Fang. Sie hatten nie schwimmen gelernt, nur die Schwermut und die Furcht vor den plötzlich losbrechenden Stürmen.

In Llanes, einem kleinem Hafenstädtchen an der Küste Asturiens, entdeckte ich obige Skulptur: „Die Wartende“, die mich sofort begeisterte. Leider vergaß ich die dazugehörige Tafel zu fotografieren, sodass ich den Namen des Künstlers nicht mehr weiß.

Oft stört mich auf den Fotos von Skulpturen die Umgebung, sodass ich mir immer wieder erlaube sie auszuschneiden und in andere Hintergründe zu setzen, meine Art die Werke von anderen zu würdigen.

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Llanes ist eine alte Stadt und ein Eldorado für mein Fotoauge, Tage hätte ich dort zubringen können, obwohl die Stadt klein ist. Faszinierend sind Architektur, Ruinen, enge Gässchen zum Flanieren. Wie eigentlich fast überall in Asturien stehen Ruinen neben Prachtbauten. Mauer zerbröseln neben einigen wenigen modernen Bauten, manche davon sind in ihrem Neubau stecken geblieben: ich sag nur inflationärer Bauboom.

Dass Spanien nicht mehr wohlhabend ist, wird gerade in den Städtchen sichtbar, die auf Tourismus angewiesen sind, um zu überleben. Llanes wirbt mit der Altstadt, die wirklich sehenswert ist und mit einer Installation am Hafenbecken des baskischen Künstlers Augustin Ibarrola, der 1930 in Bilbao geboren wurde. Seine Installation hat er „Cubos de la Memoria“ genannt, „Gedächtniskuben“. Es handelt sich um Betonquader, die als Wellenbrecher fungieren und von dem Künstler bemalt wurden. Mehr über die Stadt kann man hier nachlesen →

Cubos de la Memoria

So ganz wirklich überzeugt hat mich das Werk, bis auf wenige einzelne Quader, nicht, dennoch luden mich die Kuben dazu ein, zwei Bildtafeln zu machen.

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Richtig gut gefielen uns allerdings die unbemalten Quader, die von Wind, Wellen und Zeit gezeichnet sind, Kunstbanausen, wir …

Hafenimpressionen

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Fenster und nochmal Fenster

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Markttag in Llanes

Auch hier wird die kleine Geldbörse der meisten EinwohnerInnen sichtbar, die angebotenen Klamotten sind billig, das Material meistens 100% Polyester. Ich machte mir so meine Gedanken, wohin wir als Menschheit eigentlich gerade steuern: Biobaumwolle, Baumwolle und reine Wolle für die Mittelständischen (die immer weniger werden) und natürlich für die Wohlbetuchten … im wahrsten Sinne des Wortes, für die anderen Billigware aus Hongkong oder sonstwo und aus Plastik, das dann wiederum kaum recycelbar ist und so manchem Fisch den Tod beschert. Plastik und Schrott waren Themen über die wir immer wieder stolperten, ob nun bei den Klamotten oder an den Wegesrändern, ob in den Bergen oder am Meer. Doch dazu ein anderes Mal.

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Fortsetzung „Prachtbauten und Ruinen“ folgt

39 Gedanken zu „Llanes – Bilder und mehr – 2 –

  1. Also ich finde die Kuben toll, gerade ihr Gesamteindruck. Von einem Boot aus muss es ja aussiehen, also liegen dort lauter eingepackte Geschenke verteilt. Zumindest sieht es auf dem Bild so aus.
    Es sind schöne Impressionen, die du mitgebracht hast. 🙂

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  2. Hallo Ulli,
    Deine Collagen und die Idee, Figuren auszuschneiden und in eine andere Umgebung zu kopieren finde ich ausgezeichnet. Bei vielen kommen so die Figuren besser zur Wirkung.
    Was die bemalten Kuben angeht: auch nicht mein Fall. Passt irgendwie nicht in die Umgebung.
    Ganz ausgezeichnet gefallen mir die Detailfotos mit dem Tauwerk. Nicht dass die anderen Bilder nicht ebenso gut wären. Aber das Tauwerk hat’s mir nun einmal angetan.
    Liebe Grüße,
    Pit

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    • Lieber Pit, ich mag Tauwerk auch sehr, wie auch die Reusen und alles was mit der Fischerei und Häfen zu tun hat …
      Ich finde eben auch, dass die Steine nicht wirklich ins Bild passen, Brüche und Kunst hin oder her, aber nun, es gibt auch Menschen, die sie mögen, siehe oben Anhora im Kommentarstrang und das ist ja auch gut so!
      Danke dir für deinen Besuch
      liebe Grüsse
      Ulli

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  3. Sehr interessant, Deine Zeilen, liebe Ulli

    Eines ging mir sofort im Kopf herum:
    Tja, die Kunst hat was, keine Frage, sie hat auch viel Witz, aber die Natur hat von allem viel mehr!

    Sehr interessiert habe ich mir alles genau angesehen und die Ruinen, die ja keine sind, die hier so malerisch aussehen, was mögen sie im Inneren enthalten? Noch altes gepflegtes Mobiliar, oder nur Alltag und Ärmlichkeit?

    Das Unterhosenbild ist köstlich.

    Liebe Grüße von Bruni

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    • Das Unterhosenbild gehört zu meinen Favoriten, liebe Bruni, aber auch das andere Marktbild. Auf der Fenstertafel sind auch uinen, aber ich zeige sie nochmal grösser … ja, wie wohl die Menschen in den Häusern leben, das habe ich mich allerdings auch gefragt, wie es dort wohl riecht und ausschaut, ob die Wohnungen verwinkelt oder klar geschnitten sind und … leider hatte ich keine Einblicke.
      Ich grüsse dich sehr herzlich
      Ulli

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  4. Hallo Ulli!
    Danke für die gelungenen fotografischen Eindrücke.
    Die Anzahl der Themen, die Du in Deinem Post angesprochen hast (die Veränderung des Raumes durch den Menschen, seine Spuren als Hinterlassenschaft in der Umwelt, welche ästhetischen Eingriffe des Menschen den Raum sind ganzheitlich und nachhaltig, welche nicht?, der materielle Verfall und seine Folgen, und und und), lasse ich als Anregungen erst einmal gedanklich sacken.
    Bis bald, alles Gute
    Juergen

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  5. Que impresionante, querida Sra. Ulli…
    Ihr eindrücklicher Bericht und überdies die Fotos lassen mich unruhig werden auf dem Stuhl. Da will ich hin ~~~~
    Nachmittäglichschöne Grüsse aus dem Aprilbembelland
    Herr Ärmel

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    • Gracias, Senor Är-mäl … ja, machen sie das, es ist ein Traum für Menschen wie Sie und mich und einige andere unserer Freundinnen und Freunde.
      liebe Grüsse zur späten Stunde
      Ulli

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  6. Liebe Ulli, die Kuben haben mich auch nie so richtig überzeugt. — Llanes war noch vor 15 Jahren ein ziemlich heruntergekommener Touristenort, da hat sich sehr viel getan, sehr viele Bauten gereade unten um den Hafen sind restauriert worden, der Hafen selbst war – man kann sich das heute kaum mehr vorstellen, noch 2000 fast leer. Da dümpelten nur 5 – 6 alte Boote rum; das Wasser war sehr dreckig. Irgendein fähiger Bürgermeister oder wer auch immer hat die Sache in die Hand genommen und sehr viel erreicht, z. B. indem ständig irgendwelche Events oder Feste stattfinden. Früher, könnte man sagen, war es ursprünglicher – aber nicht alles, was ursprünglich ist, ist auch angenehm. Und ob das mit der Armut stimmt, da muss ich erst mal drüber nachdenken, dieser Wochenmarkt da in Llanes ist mit seinem Angebot nicht so recht charakteristisch, scheint mir.
    LG Martin

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    • Lieber Martin, danke für die Ergänzungen.
      Armut … ich kam drauf, weil immer noch Vieles renovierungsbedürftig erscheint, nicht nur in Llanes. Und weil der Wochenmarkt in Posada auch nicht anders war, nur mit der Frischeergänzung, aber vielleicht täusche ich mich ja auch! Allerdings ist ja auch nicht zu übersehen, dass einige gut betucht sind!
      herzliche Grüsse
      Ulli

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      • Renovierungsbedürftig – da ist was dran. Noch vor 30 – 40 Jahren muss die Armut in Asturien sehr, sehr groß gewesen sein. Da haben die Frauen von Canales übrigens ihre Wäsche noch an einem öffentlichen Wäschedings (dessen Reste noch unterhalb des Hauses des Lehrers zu sehen sind) gewaschen und fast alle jungen Männer (auch Amador) fuhren zur Arbeit ins Ausland. Ist schwer, sich ein Bild zu machen, offizielle spanische Statistiken sind noch viel falscher als die Deutschen, die Spanier sind halt keine Preußen …
        Einen schönen Gruß! Martin

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        • Heute habe ich meine Behauptung ob der Armut gleich zweimal infrage stellen müssen, das erste Mal bei der Betrachtung der Schaufenster, die ich geknipst habe: so ein Zoix kaufen keine Armen und dann hörte ich in SWR2, dass Spanien ungebrochen das beliebteste Urlaubsland der Deutschen sei, dass die Bankenkrise überwunden sei und es wieder aufwärts gehe … aber ich kann mir solch ein Leben in Asturien noch vorstellen, ich denke da an Orte meiner Kindheit in Italien. Ach … es ist ja ein grösseres Thema, nicht wahr?! Gerne mal wieder irgendwann mündlich.
          liebe Grüsse
          Ulli

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  7. So viel Futter für die Augen und den Kopf – tausend Dank, liebe Ulli! Mir scheint, du bist da in ein wahres Paradies für „Serientäter“ geraten: Steine mit und ohne „Kunst“, Taue, Liebestöter, Fenster… Fotografenherz, was willst du mehr? 🙂

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    • Ja, liebe Maren, was will ein Fotografinnenherz mehr! Wie schon geschrieben, ich hätte noch viele Tage und Wochen in dieser Gegend verweilen können. Sie ist so spannend, unsere Welt! Nicht wahr?
      herzliche grüsse ich dich
      Ulli

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  8. alle fotos ein hochgenuß. sie taugen gut, mich mitzunehmen. fünf Minuten auszeit gratis, dafür danke. ich habe auch ein lieblingsfoto. das derste der beiden markttage-fotos. herrlich.
    und deine wartende, die am Meer sitzt hat sich in mein herz gewartet. einfach soooo schön.

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    • Liebe Kerstin, ich danke dir und freue mich, dass du ein Lieblingsbild hast- ich habe öfters auf meiner Reise an dich gedacht, weil du ja irgendwann auch dort in die Nähe willst, nicht wahr?
      Hab einen feinen Tag – herzliche Grüße aus der Mittagspause
      Ulli

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    • Zumindest ist es so, wie wir es auch Büchern kennen, dass die Frauen hingebungsvoll, geduldig und auch selbstlos gewesen sein sollen. Ich hege da ja immer meine Zweifel. Kennst du das Buch: Die Eismalerin von der isländischen Schriftstellerin Kristín Marja Baldursdóttir? Der Roman spielt im frühen 20. Jahrhundert und beschreibt das Schicksal einer Frau, die einen Fischer geheiratet hat, die Kinder banden sie ans Haus und eigentlich wollte sie doch schon immer nur malen, etliche Krisen folgten, der Mann war fast nie da etc.p.p. – ein gutes und auch dramatisches Buch mit einem 2. Band (Die Farben der Insel), Kinder werden auch enmal groß, nicht wahr, und sie hat sich ihren Wunsch bewahrt … mehr will ich jetzt aber nicht verraten, vielleicht willst du sie ja lesen, ich kann sie empfehlen!
      liebe Grüße, Ulli

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  12. Ich hab bei den Kommis schon fleißig „gefällt mir“-Sternchen angeklickt, was soll ich noch sagen? Diese Wartende – auch die mit den drei Positionen – hast du wunderbar ins Bild gesetzt.

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