Ende Februar

Ein Tag Anfang Februar

feb 02

Fastenzeit, ich spare Worte, verschlanke Zeilen, verdichte und lasse Raum. Keine Erklärung, keine Rechtfertigung, keine Regel, kein Thema, die Sätze sind sich selbst überlassen. Nur das Meer schlägt immer wieder Wellen in den Sätzen. Nebenbei entsorge ich Zweifel, Teile meiner Scham und meines Kleinseins. Am Montag kommt die Müllabfuhr.


 

feb 01a

Es gab viele graue Tage in diesem Februar. Schwer hingen die Wolkenschichten über dem Hochtal. Schwer blieben die täglichen Nachrichten. Mir tut das Vokabular nicht gut. Ich muss daran denken, dass man nur oft genug ein Wort wie Krise oder Feind oder Krieg hören muss, bis all das Realität geworden ist. Es kursiert im Netz ein Zitat von Goebbels, er soll 1949 in Nürnberg gesagt haben, dass es einfach sei ein Volk von einem Krieg zu überzeugen. Zuerst benennt man den Feind, dann beschwört man die Bedrohung und wenn das Feindbild groß geworden ist, die imaginierte Bedrohung reichlich Angst und Hass erzeugt hat, dann ist ein Volk bereit … Und das geht gar nicht!


0085 19.02.16

Leise wehen die Blätter der Wasserlilie im Heizungswind, zwitschert der Vogel der Küchenuhr eine Stunde. Jede Stunde ein anderer. Der Schmerz wächst im Minutenraum, Müdigkeit liegt auf den Lidern. Als wäre es zu spät geworden für einen neuen Weg.


 

0086 19.02.16 das Boot selbst ist der sichere Hafen

Und wie ich mir noch einmal die Boote von Herrn Googa anschaue, frage ich mich, ob das Boot selbst der sichere Hafen ist.


 

feb 03

Und natürlich gab es neben all der Schwere auch die Freude. Viel sogar. Damit habt auch ihr zu tun, ihr, die hier lest und kommentiert und selbst Wunderbares schafft und all das, was ich neben Krise, Krieg und Feind noch lese und das ist erstaunlich viel Mut, Hilfsbereitschaft und Entschlossenheit. Ich stapfe jetzt in den März, laufe den Winter aus meinen Knochen hinaus, jeden Tag ein Stück.


Anmerkung

Den kleinen Clown auf dem dritten Bild habe ich irgendwann im Dezember aus dem Netz gefischt, leider stand kein Urheber dabei, bitte teile mir doch mit, falls du weisst von wem er ist, ich würde gerne das copyright vermerken. Danke.

 

 

57 Gedanken zu „Ende Februar

  1. Es ist gut, wenn der Februar vorbeigeht.
    So empfinde ich das auch.
    Wir haben hier keinen Schnee mehr, und der Frühling sprießt schon überall.
    Ich mag dein buntes Boot … und auch Foto Nummer 2.
    Mit deinen Worten und Bildern hast du den Februar mit bebildert …
    Danke dafür.

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    • Hier ist heute wieder so ein grauer Schmuddeltag, ich bin einfach nur froh, wenn es auch hier mal aufwärts geht, alles, was schon so fein die Spitzen aus der Erde herausstreckte, ist erst einmal wieder erstarrt, das ist das Bergleben, nicht immer einfach!
      ich danke dir herzlich für deiins

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  2. Ich mag deine Zeilen und Bilder sehr – besonders gefallen mir das dritte Bild und der Satz mit der Müllabfuhr.

    [Auf dem Handy kann ich die Bilder leider schlecht öffnen, weil es immer diesen Umweg auf eine Zwischenseite gibt. Wenn du die Bilder mit „Mediendatei“ verlinken könntest, wäre es einfacher – besonders für Handy- und TabletleserInnen. (Wohin gelinkt wird, kann man ja nach dem Bildupload wählen oder auch durch Klick aufs Bild beim Artikelschreiben.)]

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    • Ich muss lachen, dieser kleine, banale Satz wird nun schon zum zweiten Mal herausgehoben, Beat Company nannte ihn schon „Literatur“ – darüber muss ich jetzt erstmal nachdenken 😉

      verlinken … ich schau beim nächsten Mal, ob ich es kann, was du schreibst … du weisst ja …
      danke dir und hab einen guten Tag

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    • Ich danke dir, ja das stimmt, dass es nie zu spät ist, nur manchmal habe ich das gefühl es gäbe keinen, wenn ich die Nachrichten höre, aber ja, auch hier gäbe es einen, wenn nicht mehr, und wenn man denn wollte!
      herzliche Grüsse Ulli

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  3. Guter Text. Gerade gestern dachte ich in der Bahn.. es reicht jetzt..mit den Zeit online Nachrichten. Ich brauche ne Pause von allem ! Einfach nicht mehr up to date sein ! ! Es wird zu einseitig.. das Leben hat aber auf beiden Seiten der Wagschale was zu bieten.
    Khebez Dawle z.B. , eine Flüchtlingsband die gestern in Hamburg beim Krass- Festival auftrat.. leider musste ich arbeiten.
    Und es gibt auch noch mein Leben, meinen Alltag.. ich brauche Raum und Luft .. und es wird schwer sein sich in all dem Aussen , Innen nicht klein zu machen.. Die Sonne scheint.. uff.. für ein paar Minuten eingemummelt draussen sitzen… atmen… nichts weiter..
    S.

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    • Pausen … in der Sonne sitzen … atmen … das hört sich auch für mich richtig gut an. Ich habe gute Aussichten das gaaanz bald für drei Wochen jeden Tag zu machen, darauf freue ich mich wirklich! Endlich Urlaub, endlich raus hier, weg vom Berg, auf dem ich um die Jahreszeit nie gerne bin.
      Ich danke dir für deins
      hab einen guten Tag!
      herzlichst Ulli

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  4. Und wie ich deine Fastenzeit-Prosa mag, liebe Ulli! Und die Bilder dazu. Das Haus ganz oben sieht aus wie der Fels in der Brandung. Darüber, ob das Boot der Hafen ist, denke ich lieber noch ein bisschen nach. Jedenfalls gehe ich hier bei dir immer wieder gern für ein Weilchen vor Anker. 😉

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  5. Die Energiewellen schlagen bei dir, bei mir. Einmal im Boot und dann wieder am Ufer. Ruhe und Sonne täte uns gut. Es wird!
    Starke Bilder und sehr guter Text. Liebe Grüsse Erika

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    • Eine feine Wortspielerei schenkst du mir, liebe Eva, mein Chef meinte letzte Woche: Männer und Frauen passen eigentlich nicht zusammen … aber na ja … lach, ja ich habe gelacht! Nein, nicht ihn aus, ihn an!
      herzliche Grüsse
      Ulli

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  6. na die sonne hast du mir heute in mein herz gezaubert 😉
    aber auch dieser text hier und die bilder sind so stimmig.
    ich habe mir jetzt pausen verordnet. pausen von all den news und alll den informationen, bildern an der ‚basis‘ (front kann ich irgendwie nicht schreiben, wäre aber richtiger).
    ich schiebe tage ein an denen alles draußen bleibt. nur ich und mein innen zählt. ich muss das üben, atmen…
    sonst bin ich bald auch fremdbestimmt und herr goebbels bekäme plötzlich recht. never!

    liebste grüße an dich

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  7. Liebe Ulli!
    Ich finde trotz der so nachdenklichen und schweren Worte des Textes Deinen textlichen Schluss so wichtig, weil er in den Blick nimmt, was so wichtig ist und trägt: die gemeinsame, Mut machende Unterstützung.
    Und für die dezente Erwähnung von Googas Booten danke ich besonders.
    Liebe Grüße Juergen

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    • Lieber Jürgen, es war mir eine Ehre deine Boote zu erwähnen und alles entspricht absolut der Wahrheit, also dass ich sie nochmals anschaute und mir dann diese Frage in den Kopf kam.
      Und ja, gerade eben freue ich mich wieder richtig an Bloghausen und an deinen Arbeiten auch- Kreuzcut, ich dachte immer du würdest dafür die geschenkten Bilder zerschneiden … umso überraschter war ich, als ich es jetzt verstand! herrjeh, ich bin und bleibe ein Schneckchen 😉
      freudige Abendgrüsse
      Ulli

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  8. Einfach Ungeheuerlichkeiten entsorgen, in den Müll treten, doofe Graugefühle in Bewegung gelangen lassen, in den Schnee treten, platt machen. Nach den feinen bunten Booten und Frühblühspitzen schauen, liebe Kommentatoren loben, sich über Freuwürdiges freuen – ach, ich sehe die Welt ein klein wenig mit Deinen Augen und das tut gut. Vielleicht wird der erste März ja lecker.
    Gruß von Sonja

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    • 🙂 jo, son leckeren März, den könnt ich jetzt gebrauchen 🙂 immerhin waren heute die Nachrichten sehr anders, das Wort Krise fiel nicht! Hej, vielleicht kommt ja doch mal was an, bei den Betonköppen. Wir bleiben dran …
      liebe Grüsse an dich
      Ulli

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  9. Der Satz mit der Müllabfuhr ist wirklich grandios. Das fand ich auch schon, ohne die anderen Kommentare gelesen zu haben und muss es deshalb wiederholen. So hübsch lakonisch, als Kontrastprogramm zu deinen poetischen Worten vorher – schöner Stilbruch! Ja, der Februar war nicht besonders, er war kalt, grau, braun und manchmal schwarz. Und die Massen sind leicht zu begeistern. Zum Glück halten aber doch viele dagegen in diesen Zeiten und das stimmt mich dann auch ein wenig hoffnungsfroh – alle laufen sie, diesmal, sicher nicht über zum braunen Mob. Ich warte mit dir auf wärmere heitere Zeiten, liebe Ulli, und wünsche dir eine schöne Auszeit! Liebe Grüße, Ute

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    • Liebe Ute, immer wieder muss ich heute lachen, wenn es um die Müllabfuhr geht, ich glaube das begleitet mich jetzt eine Weile 🙂
      Warum auch immer noch, heute bin ich zum ersten Mal wieder etwas zuversichtlicher. Das tut gut. Danke für deins und so schön, dass du wieder hier bist, Mail folgt!
      liebe Grüsse und herzlich Willkommen, schon mal von hier
      Ulli

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      • Tja, was vermeintlich banale Sätze bewirken können! 😉 Na, aber hast du denn gar nicht um die Wirkung deines Stilmittels gewusst? 😉 Freut mich aber für dich, dass du innerlich aufräumst und ausmistest. Weg mit den Selbstzweifeln! Danke für den Willkommensgruß, bin ja wirklich kaum noch in Bloghausen unterwegs, weder auf eigenen noch auf anderen Pfaden.

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        • Nee, das habe ich wirklich nicht gewusst. ich schreibe ja oft einfach aus dem Bauch heraus. Korrigiere dann zwar später, aber wenn mir etwas gefällt, lasse ich es so und mache mir nicht mehr all zu viele Gedanken. Da bleibt mir dann mein Staunen 😉

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  10. Ich bin so froh, Ulli, dass ich in den Weiten der Bloggerwelt auf dich gestoßen bin. So viel Schönes und Feines kommt von dir zu mir herüber. Wenn du mal Ruhe und Sonne im Februar oder sonstwann brauchst, in unserem Steinhaus bist du willkommen. Liebe Erste-Märzsonnengrüße!

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    • Liebe Gerda, hui, jetzt habe ich eine richtig dicke Gänsehaut, vielen, vielen Dank, der nächste Februar kommt gewiss, da werde ich wirklich einmal drüber sinnieren, zumal ich noch nie in Griechenland war. Wow, tausend Dank!
      Liebe Grüsse
      Ulli

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  11. Nein, ich werde sie nicht erwähnen, die Müllabfuhr, die werde fein darüber schweigen, bei mir kommt sie auch am Montag *g*, ich beginne mit den graugesichtigen Wintertagen, die mir noch immer Schauer über den Rücken jagen und gehe dezent über das Goebbels-Zitat hinweg, sonst würde ich nur zustimmend nicken, denn er wußte ja, wie man Menschen manipuliert und ihnen Grausamheiten geschickt in die Münder schmiert, nein, ich schweige still über diese Zeit, für die jederzeit viele bereitstehen würden, käme einer, der es auch sp gut kann, das Manipulieren der Massen, die dann nur noch dreinschlagen/einschlagen und bösartig hassen…
    Krisen und Kriege sind Worte, die wir nicht mögen und doch leben sie, seitdem es dem Menschen gelang, *auf der Erde endlich mal Fuß zu fassen*.

    Ich halte mich stattdessen an die wundervollen Bilder und betrachte lange und sehr versonnen das tiefverschneite Haus an einem der grauen Tage. Den Clown finde ich leider nicht, aber ich sehe und höre vom Boot, das vielleicht schon der Hafen sein kann und ich schwanke zwischen Zustimmung und abwehrendem Kopfschütteln, ich bin noch unsicher und werde meinen Gedanken befehlen, nicht lockerzulassen, um eine Lösung des Problemes zu entdecken. Aber ich vermute, das haben schon kluge Geister versucht und sie streiten heute noch darüber, liebe Ulli *lächel*

    Herzliche Grüße
    und meine Hochachtung vor Deinem umfangreichen Text mit den vielen guten Gedanken darin
    von Bruni

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    • Liebe Bruni, ich sitze hier gackernd, jaha, wegen der Müllabfuhr 🙂
      So schön, wie du über das eine und andere hüpfen willst und dann doch etwas sagst und so Gutes und Wahres, ich mag das sehr!
      Das Boot und der Hafen, darüber sinniere ich auch noch, du musst die Bilder dazu sehen, vielleicht erklärt es sich dann, wie ich darauf komme. Da gibt es ein Boot für die Liebe, eins fürs Fremdgehen und so allerhand andere (klar, dass mir ausgerchnet diese beiden im Kopf geblieben sind … lach)
      Hab herzlichen Dank für deinen wunderbaren Kommentar, der für heute mein letzter ist, ich muss jetzt dringend ins Bett, du bist sozusagen mein Betthupferl, so ein feines…)
      Gaaanz liebe Grüsse
      Ulli

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    • Lieber Florian, ich freue mich sehr dich endlich einmal wieder hier lesen zu dürfen und zu wissen, dass du hier warst, dass du geschaut hast. ich habe so manches Mal schon in diesem jahr deinen Blick und deine Worte vermisst. Abtauchen und auftauchen … manchmal ist das so. Ich hoffe du hast Frühlingswind im Haar.
      Herzliche Grüsse
      Ulli

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  12. Pingback: Boote und Schiffe 007 |

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