Kurze Zeilen – 12 –

0074a 10.02.16 zu kurzen texten autowrack

Zur Erinnerung an einen zornigen Mann:

Er war Einer, der die Erde lesen konnte. Einer, der am Morgen lachend vom Fluss kam.
„Hey Martin, how are you?“ „Thank you, I survived that night.“ Wir lachten. Er ging ins Haus, ich an den Fluss, der still und weit war, wie ein See. Frühlingsblumen zwei Tage nach Mittsommer, Raureif auf den morgendlichen Wiesen. Alles in Ordnung. We survived that night. Er war ein Mann, der seinen Zorn nicht überlebte. Wie traurig ist ein Autowrack mit einem Mann darin, der am Morgen lachend vom Fluss kam, der sich freute die Nacht überlebt zu haben, dem man die Erde nahm und dessen Fluss man beschmutzte. Still stehen die Schneeberge im Norden.

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22 Gedanken zu „Kurze Zeilen – 12 –

    • Liebe Birgit, wenn ich deinen und die folgenden Kommentare lese, dann könnte man ja jetzt das ganze freigeben und ihr schreibt die Geschichte(n), das fände ich jetzt spannend! 🙂
      liebe Grüsse
      Ulli

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    • Das hast du wunderbar formuliert, liebe Samtmut, nennen wir es Schicksal, wobei der Stachel Habgier heisst, die nie satt ist. Und er tut weh, immer wieder, nicht nur in diesem Fall.
      Herzliche Grüsse
      Ulli

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    • Ich mag ja gerade sehr die Geschichten, die erzählt werden, ohne alles haarklein zu benennen. Ich nenne es Raum lassen…
      freue mich sehr, dass du hier warst und ein paar Worte dagelassen hast!
      herzlichst Ulli

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  1. Die man um des Profits Willen vertreibt… Da habe ich in Südamerika schlimme Sachen miterleben müssen. Vielen Dank für den ebenso kurzen wie eindrücklichen Bericht. Und für die Fotos sowieso.
    Herr Ärmel

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    • Diese Geschichten sind ja fast schon so alltäglich, dass sie kaum noch jemand wahrnimmt, das war wohl mit ein Grund für meine, zumal es um schwedisch Lappland geht und ich mich gerade mal wieder mit meiner Zeit dort oben verbunden habe. Dann fällt mir immer wieder diese traurige Geschichte ein, die auch nicht zum ersten Mal hier Thema war. Die Samen sind eben auch ein Volk ohne Rechte und besonders dann, wenn andere Profite machen können.
      Danke Herr Ärmel für Ihren Besuch und Ihre Worte!
      Herzliche Grüsse
      Ulli

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  2. Liebe Ulli,
    ja, offenbar haben deine kurzen Zeilen und die Bilder bei den vielen Kommentatoren eigene Geschichten und Erfahrungen freigelegt. Obwohl ich spontan es bei Dir auch dem Norden zuschrieb, weckte bei mir vor allem das verrostete Auto eine Erinnerung an eine Südamerika-Reise, die Verarmung der indigenen Bevölkerung dort, die Verelendung in manchen Gemeinden an den Anden-Rand-Gebieten.
    Und im Kopfkino enstanden auch Bezüge zu amerikanischen Filmen.
    Leider sind auch diese Entwicklungen – die Verdrängung der einheimischen Menschen, die Verfolgung, die Ausgrenzung – ein weltweites Problem (und man erschrickt dann doch, wenn so, wie bei Dir in dieser Geschichte noch einmal bewußt vor Augen geführt bekommt – nicht nur ein Problem der „ärmeren“ Kontinente, sondern auch direkt bei uns in Europa).
    LG Birgit

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    • Danke, liebe Birgit, genau darum ging es mir, nicht immer nur auf den anderen Kontinenten tobt die Gier, die Habsucht, die Vertreibung. So wichtig ich es finde mich auch damit auseinanderzusetzen, so wichtig ist es mir den Wahnsinn vor der Türe zu benennen. Danke dir und herzliche Grüsse, gerne heute noch einmal 🙂 Ulli

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