Shikasta von Doris Lessing – eine Anklage

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Ein Buch, das ich nie vergaß. Obwohl ich damals den Einstieg schwierig fand, las ich es zweimal in den frühen 1990ger Jahren. Jetzt, beim erneuten Blättern und Querlesen, ist es ganz anders, als ich es erinnere, allerdings nicht im Wesentlichen (was mich beruhigt), und schon gar nicht in dem Punkt um den es mir hier und jetzt geht.

Kurzeinführung:

eine höhere Intelligenz beobachtet über Jahrtausende die Erde und beschreibt die verschiedenen Zustände darauf- die Erde heißt Shikasta = die Gebrochene.

Was ich erinnere (und das ist wahrlich nicht vollständig!):

Wir, die LeserInnen, lernen die Zeit vor der Sesshaftigkeit der Menschen kennen. Menschen, Tiere und Pflanzen leben noch in einer friedlichen Koexistenz. Dann erleben wir das England der 1970ger Jahre und den Kampf der IRA. Es folgt ein weiterer Zeitsprung, Es ist die Zeit nach unserer Jetztzeit: Europas Böden sind unfruchtbar und ausgedörrt, die europäischen Völker liegen am Boden, Afrika ist ein Seuchenherd, China hat die Weltherrschaft. In dieser Zeit findet der sogenannte Prozess statt. Unter freiem Himmel, in einem griechischen Amphitheater klagen die farbigen Völker der Erde die Taten der weißen Völker an. Und weil es so erschreckend wahr ist, möchte ich nun einfach die Stimmung dieser Nochkommendenzeit und einige wenige der Anklagen zitieren, doch zuvor möchte ich noch betonen, dass Doris Lessing dieses Buch 1979 schrieb!

Aus Rachel Sherbans Tagebuch:

„Eine Menge Flüchtlinge aus dem neuen Krieg sind angekommen, und wir hatten zwanzig in dieser Wohnung. Irgendwie musste es gehen. Jetzt sind sie in ein Lager gezogen. Überlebende. Überleben. Ich verstehe nicht, warum sie es unter so vielen Mühen versuchen… Eine Million Menschen sind letzte Woche gestorben. Warum sollte es da eine Rolle spielen, ob Rachel Sherban leben bleibt.“ (S.411)

Zerstörung

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Aus einem Bericht vom Prozess:

„Ich hasse die weißhäutigen Völker. Sie stoßen mich physisch ab. Ihr Geruch beleidigt mich. Ihre Gier hat in mir nie etwas anderes als Abscheu erregt. Sie sind plump in ihren Bewegungen, ungelenk im Denken, eindimensional und anmaßend. Ihr Überlegenheitsgebaren ist wie das des Trampels vom Lande, des Mannes, der in seinem Dorf groß ist und nicht merkt, wie lächerlich die Städter sein Schwadronieren und Aufschneiden finden. … Noch in der Phase ihres Niedergangs und Unterworfenseins gelingt es einigen, genaugenommen sogar vielen, sich zu benehmen, als seien sie widerrechtlich der ihnen zustehenden Pfründe beraubt worden, und einigen gelingt sogar das Gebaren des enteigneten Herrschers, der den Pöbel tapfer erträgt.(S. 430/31)

Der Prozess selbst wird von George Sherban eröffnet, der die farbigen Völker vertritt, die später nach und nach für sich selbst sprechen werden, während für die weißhäutigen Völker nur ein Mann als Angeklagter fungiert, ohne jegliche weitere Unterstützung.

Es spricht George Sherban:

„Ich eröffne diesen Prozess mit einer Anklage. … Es sind die weißen Rassen dieser Erde gewesen, die sie zerstört haben, sie zugrunde gerichtet haben, die jene Kriege heraufbeschworen haben, die sie vernichteten, den Grund gelegt haben für den Krieg, den wir alle fürchten, die die Meere vergiftet haben und die Gewässer und die Luft, die alles für sich erbeutet haben, die die Qualität der Erde verwüstet haben, vom Norden bis in den Süden, vom Osten bis zum Westen, die sich immer arrogant verhalten haben und voller Verachtung und barbarisch gegen andere und sich vor allem des höchsten Verbrechens der Dummheit schuldig gemacht haben- und die jetzt die Bürde der Schuldhaftigkeit auf sich nehmen müssen, als Mörder, Diebe, Zerstörer, für die entsetzliche Lage, in der wir uns alle befinden.“ (S.449)

Erdschrei

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Das immer wiederkehrende Resümee fast aller Zeugen:

„… und haben sich stets der beleidigenden und unmenschlichen Verachtung, der Dummheit und der Missachtung des Volkes und unserer … Geschichte schuldig gemacht.“ (S.451)

Ein junger Mann vom Stamme der Hopi aus dem Südwesten der Vereinigten Staaten …:

„Europa sei voller elender, hungernder Menschen gewesen, wegen der Gier seiner herrschenden Klasse. Als diese mit Füssen getretenen Untertanen protestierten, wurden sie verfolgt, gehängt dafür, dass sie ein Ei oder ein Stück Brot gestohlen hatten, ausgepeitscht, ins Gefängnis geworfen … sie wurden dazu ermutigt das Land zu verlassen und nach Nordamerika auszuwandern, wo sie den Indianerstämmen, die hier in Harmonie mit der Erde und der Natur lebten, systematisch alles wegnahmen. Es gab keinen Trick, keine Grausamkeit oder Brutalität, vor der diese weißen Diebe zurückgeschreckt waren. Als sie das Land von einer Küste bis zur anderen vereinnahmt hatten, die Tiere getötet, die Bäume und den Boden zerstört hatten, sperrten sie die Indianer in abgegrenzte Bezirke und misshandelten sie. Diese Menschen, die wegen der Gier und der Grausamkeit ihrer Landsleute in dieses Herrliche Land der Indianer gekommen waren, vergaßen ihre nur so kurz zurückliegende Leiden und wurden genau wie jene …“ (S. 455)

eine Collage von 2009*

170 09.06.

Weitere Berichterstattung:

„ Diese Anklage war noch gewaltiger, als die der Indianer der Vereinigten Staaten, da die Ereignisse nicht so weit zurücklagen. Einige der Opfer standen vor uns … Das Eindringen Europas nach Südamerika. Die Unterwerfung hervorragender Kulturen durch Raubgier, Gefräßigkeit, Arglist und Betrügerei. Die Grausamkeiten des Christentums. Die Unterwerfung der Indianer. Das Einschleppen von schwarzen Menschen aus Afrika, der Sklavenhandel.

Die Verwüstung des Kontinents, seiner Ressourcen, seiner Schönheiten und Reichtümer.

Die beiläufige oder absichtliche Ermordung von Indianerstämmen um ihres Landes willen, durch mitgebrachte Krankheiten, Hungersnöte, Plünderungen- Verbrechen, die noch nicht einmal jetzt abgeschlossen sind, denn immer noch gibt es Einschlüsse von verwertbarem Wald -, und jeder weiß, wenn es etwas gibt, das Profit verspricht, wird es früher oder später ausgebeutet werden. Die Zerstörung der Tierwelt, der Wälder, der Gewässer, des Bodens…“ (S. 460-61)

blue africa

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Und so geht es noch viele Seiten weiter. Erschreckend fand ich auch die Aufdeckung der Rolle von Großbritannien in (Süd-)Rhodesien, dem heutigen Zimbabwe. Da es über viele Seiten geht, würde es hier den Rahmen sprengen. Ich sage nur: Ignoranz. Der Prozess endet nach einigen Wochen damit, dass sich der Vertreter für die weißen Völker in allen Punkten schuldig erklärt … was die Sache nicht leichter macht.

Am Ende mussten sich auch die farbigen Völker die Frage gefallen lassen, warum so viele von ihnen dem Beispiel der weißen Völker folgten, anstatt gegen sie zu kämpfen und ihre Rechte zu verteidigen.

Heute findet genau dies statt, es gibt ein erwachendes Selbstbewusstsein der unterdrückten Völker, die sich auf ihre Kultur, ihr Gut berufen, die anklagen und auch fordern, wenn auch oft noch zaghaft und immer noch meistens ungehört … Heute stehen wir vor diesem Szenario, wenn auch (noch) nicht in einem griechischem Amphitheater, aber die Anklagen sind die Anklagen und sie sprechen wahr.

Doris Lessing hatte eine Weitsicht, die mich schon damals erschütterte, die mir aber auch Angst macht(e), da ich von einer Umkehr des Denkens und der Gier nichts sehen kann. Ich sehe auch nicht weniger Dummheit, nicht weniger Arroganz …

Und wie ich all diese Gier verabscheue und mich gleichzeitig schäme, dass ich so wenig für die notwendige Umkehr beitragen kann!

Trost und Trost-losigkeit:

Das ist ein Satz von einem Lakota – John Trudell – ehemaliger AIM-Aktivist und Musiker, der in dem Film „No more smoke signals“ sagt:

„Es gab immer schon Weiße, die mit uns sympathisierten. Sogar auf den ersten Schiffen, die landeten. Genutzt aber hat es uns noch nie…“

Anmerkungen
  • die abgebildeten Kinder auf der zweiten Collage sind mein Sohn und meine Tochter, leider weiss ich nicht mehr woher ich die anderen Bilder habe, geschweige denn den Namen des Illustrators, der Illustratorin. Da ich kein Urheberrecht verletzten will, bitte ich sich bei mir zu melden, damit ich dies anfügen kann – danke)
  • hier → kann man mehr über das Buch erfahren
  • Doris Lessing – Shikasta – ISBN 3 – 596 -29146 -1  – © 1979 Doris Lessing – 20.-21.Tausend: Oktober 1990

45 Gedanken zu „Shikasta von Doris Lessing – eine Anklage

    • Gutem Morgen, liebe Susanne, ja, ich finde es auch erschreckend. In ihrem Buch wird es ja auch ersteinmal noch schlimmer, bevor sie dann zu einer Lösung griff, die ich fast zu schön, um wahr zu sein, empfand. Ich habe auch nie die Folgeromane von Shikasta gelesen, du?
      Meine Leseliebe zu Doris Lessing begann mit dem goldenen Notizbuch, vielleicht sollte ich es noch einmal aus dem Regal nehmen?
      Herzliche Grüsse
      Ulli

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      • Ich habe Doris Lessing als erstes mit dem Roman das fünfte Kind ergründet. Nein, ich habe die Fortsetzung nicht gelesen. Das goldene Notizbuch steht auch in meinem Regal, ich sollte es vielleicht auch wieder zu Hand nehmen, jedoch stapeln sich gerade soviele neue, noch ungelesene Bücher bei mir, dass ich dazu tendiere, erst diese zu lesen.

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      • Ich schliesse mich Ruth an, ich kenne Shikasta nicht und habe es notiert für meine Leseliste so bald der gegenwärtige Hügel geschrumpft ist.
        Liebe Grüße aus Norwegen an euch beide,
        Hanne

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        • Bei mir schrumpft der zu lesende Bücherhügel nicht. Ganz im Gegenteil: er wächst zum Berg! 😉 Und ich muss wohl auch immer mehr die hiesige (Leih)bücherei in Anspruch nehmen, denn wir haben einfach nicht genügend Platz für Bücherregale. Obwohl unser Haus hier ganz schön groß ist, fehlt uns ein Lesezimmer.

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          • Wie gut ich das kenne, Pit! Natürlich wächst der Stapel immer höher und höher, der einzige Mensch den ich kenne der konsequent liest und ein Buch nach der abbaut, wie ein Bücherbagger ist Klausbernd. 😉 Ich tendiere alle Bücher die mir sehr interessant vorkommen gleich anzuschaffen; Bücher die später dazukommen, wie dieses eben, muss dann halt warten …

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  1. Da hatte diese großartige Autorin ja geradezu seherische Fähigkeiten!

    Das goldene Notizbuch habe ich, Shikasta muss ich nun wohl nachlesen, um noch mehr von der wie ein Tsunami anrollenden Zukunft zu erfahren…

    Liebe Morgengrüße vom Lu

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    • Lieber Lu, so, wie ich Frau Lessing sehe, hat sie sich sehr intensiv mit Gesellschaft, Politik, der Rolle der Frau und Spiritualität auseinandergesetzt, durch ihre Kindheit und Jugend in Rhodesien-Zimbabwe wurde ihr Blick für die fatalen Handlungen der Briten und die Situation der Farbigen geschärft. Vielleicht kommt man so zu dieser Weitsicht, die ja dennoch fiktiv ist und trotzdem gibt es so vieles, was jetzt ist … bin gespannt auf dein Urteil, wenn du das Buch gelesen hast. Wie geschrieben, der Einstieg ist ein bisschen mühsam, war er wenigstens für mich …
      ich grüsse dich sehr herzlich vom heutigen Nebelberg
      Ulli

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  2. Es ist immer wieder erstaunlich wie weit Autoren doch in die Zukunft sehen können, wenn sie sich mit einem Thema beschäftigen, während die politische Kaste es kaum bewerkstelligt ein Jahr abzuschätzen, trotz Millionen, die für Experten ausgegeben werden.

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    • Lieber Arno, um es mal auf eine simple Formel zu bringen: die Gedanken von AutorInnen sind frei, während die der PolitikerInnen gefesselt an Wirtschaft und Macht sind, letzteres macht wohl ziemlich blind, anders kann ich mir das Nichtsehen und Nichtsehenwollen nicht erklären. Dazu kommt, dass Frau Lessing ja letztlich die Gedanken, die schon damals in vielen Köpfen kursierten, auf ihre Art bündelte und fortsetzte. An an einen guten Ausgang des kapitalistischen Systems hat schon damals niemand mehr wirklich geglaubt, die, der sich ein bisschen mit alldem auseinandersetzte. Trotzdem bleibt ihre Weitsicht verblüffend, ja.
      Herzliche Grüsse
      Ulli

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  3. Gänsehaut… ich habs damals nicht weiter gelesen.. es war zu “ sperrig“.. aber ich erinnere mich jetzt wieder… etwas…wahrscheinlich würden einige Menschen sagen, dass sie das was wir jetzt erleben ( werden) haben kommen sehen.. und wahrscheinlich sind es nicht die, die in ihrem Alltag fest gefangen sind.
    Susann

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    • Liebe Susann und Kat, Ja, das stimmt, der Einstieg ist sperrig, ich musste mich auch durch die ersten 60/70 Seiten „quälen“, ähnlich wie damals beim Glasperlenspiel von Hesse, aber wenn man diese Hürde genommen hat, dann floss es, bei beiden Büchern … ich schrieb gerade an Arno: um es mal auf eine simple Formel zu bringen: die Gedanken von AutorInnen sind frei, während die der PolitikerInnen gefesselt an Wirtschaft und Macht sind, letzteres macht wohl ziemlich blind, anders kann ich mir das Nichtsehen und Nichtsehenwollen nicht erklären. Dazu kommt, dass Frau Lessing ja letztlich die Gedanken, die schon damals in vielen Köpfen kursierten, auf ihre Art bündelte und fortsetzte. An an einen guten Ausgang des kapitalistischen Systems hat schon damals niemand mehr wirklich geglaubt, die, der sich ein bisschen mit alldem auseinandersetzte. Trotzdem bleibt ihre Weitsicht verblüffend, ja.
      herzliche Grüsse
      Ulli

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  4. Ich erinnere mich an dieses Buch als eines aus dem Schuber, ich glaube, ich hatte damals den ganzen Zyklus, weiß der Himmel woher. Danke fürs Erinnern und deine Eindrücke, auch bei mir schwappen gerade Bruchstücke hoch …
    Liebe Grüße
    Christiane

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      • Ich würde gern sagen, ja, mach, unbedingt, aber ich erinnere mich zu wenig, nur, dass ich damals viel Doris Lessing gelesen habe, sie sehr sehr sehr bedenkenswert fand. In meinem aktuellen Bücherschrank steht jedenfalls nur noch das „Goldene Notizbuch“. Hm. Hilft (dir, mir) auch nicht weiter. 😉

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  5. liebe ulli, danke für diesen wunderbaren und einhaltgebenden text!!
    ich werde das buch auch ganz gewiss nun lesen.
    es ist eine bittere vision, und so viel wahres.
    und doch glaube ich an eine umkehr im denken, die von ganz unten kommt.
    ich entscheide mich auch bewusst, daran zu glauben. immer mehr freunde öffnen sich einem spirituellen und genügsamen leben, ganz aktuell auf das thema bezogen: viel verständnis und hilfe für die flüchtlinge auf persönlicher ebene.
    ich denke ein fokussieren darauf, also auf eine lebens- und menschenfreundliche vision, kann zu einer notwendigen umkehr beitragen und ist eine aufbauende haltung.
    ein „gegen“, gegen die industrielobby, gegen die vom profit gelenkte macht, etc. hält uns klein und weiterhin im spiel der ungerechtigkeit und gier.

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    • Hej Eva, gerade habe ich an dich gedacht … wieso? Weil ich mir Bilder von Dubuffet angeschaut habe und dabei an Bilder von dir denken musste- und ja, nun bist du hier und schreibst mir aus der Seele, auch ich kann keinen anderen Weg erkennen, als bescheidener zu leben, was ich aber eh schon lange tue und hilfreich zu sein. Die sogenannte Graswurzelrevolution gehört zu mir, wie dann doch immer wieder die Empörung über die Zustände in der Welt. Auch Frau Lessing fand die Lösung in dem Buch … aber die verrate ich hier nicht, du willst das Buch ja noch lesen, nur soviel, ich fand es damals fast zu simpel. Aber heute denke ich, dass es genau das ist: der einfache Weg …
      ich freue mich, dass du hier warst und grüsse dich sehr herzlich
      Ulli

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      • liebe ulli,
        wie schön, dass du beim ansehen von dubuffets bildern an mich denken musstest. ich habe ihn schon in meiner jugend und noch immer sehr geschätzt. er ist, um beim thema zu bleiben, vielleicht auch ein graswurzelrevolutionär? einer der kunst? auch er hat entgegen dem herrschenden kunstbetrieb das ursprüngliche und das wahre gesucht und gelebt.
        ich freue mich immer über deine denkanstösse. danke und alles beste,
        eva

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      • Das sind doch schöne Nachrichten, dass mich mein Gespür nicht getrügt hat- und ja lass uns weiter finden und tun, egal was der Markt so meint, der meint eh nur Mainstream und hat Gefallsucht 😉

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  6. Liebe Ulli, Doris Lessing ist eine jener Schriftstellerinnen, von der ich noch viel zu wenig kenne. Ich habe ihre „Memoiren einer Überlebenden“ gelesen und war von ihrem Schreibstil sehr beeindruckt. Ich musste mich allerdings erst einmal daran gewöhnen und vollends darauf einlassen. Als ich erst einmal im Buch „drin“ war, war es gut und ich ließ mich von der Handlung tragen. Es geht mir mit Kunst, zu der ich nicht sofort Zugang erhalte, die ich mir erst einmal „erarbeiten“ muss, weil ich dahinter einen Schlüssel für mich ahne, ähnlich wie mit manchen Menschen, zu denen ich Kontakt suche und der sich manchmal erst nach Jahren ergibt, was ihn mir umso wertvoller macht, wie ein lang gehegter Wunsch, der in Erfüllung geht. Dein Beitrag ist sehr informativ und Deine Collage schaute ich mir lange an. Sie bewegte viel in mir…sie ist sehr eindringlich und auch persönlich. Ganz liebe Grüße zu Dir von Stefanie Karfunkelfee

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    • Liebe Stefanie, ganz besonders freue ich mich, dass die Collage zu dir gesprochen hat, ich war so manches Mal als Mutter sehr verzweifelt, wenn ich den Zustand der Erde an mich heran gelassen habe. Als mein Sohn 7 Jahre alt war, meine Tochter 4, war Tschernobyl, da bin ich fast durchgedreht, ein bisschen davon spiegelt sich in dieser Collage. Ich danke dir.
      Gerne habe ich auch deine Gedanken zu Schreibstilen, Kunst und Menschen gelesen, ja, manches braucht seine Zeit, schön, dass du sie dir nimmst!
      ich grüsse dich sehr herzlich
      Ulli

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  7. Danke, liebe Ulli, fuer diesen Hinweis. 🙂 „Shikasta“ gehoert, wie auch James Joyce’s „Ulysses“, Ayn Rand’s „Atlas Shrugged“ und Saint Exupery’s „Die Zitadelle“ zu den Buechern, die ich immer mal wieder angefangen aber nie zu Ende gebracht habe. Nicht, dass ich sie alle in einen Topf werfen moechte, aber sie sind fuer mich „schwer verdaulich“. Trotzdem: Deinen Beitrag hier werde ich wohl zum Anlass nehmen, „Shikasta“ wieder einmal auszugraben [sofern ich das und die anderen der „Canopus in Argos“ Serie wieder finde] und es vielleicht doch noch zu „verdauen“.
    Hab’s fein,
    Pit

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    • Lieber Pit, wie geschrieben, auch ich fand den Einstieg damals äusserst mühsam, zumal ich nicht die SiFi-Leserin bin, aber irgendwas hat mich doch dazu gebracht das Buch weiter zu lesen und so kam es zu dem, was ich auch schrieb, es blieb eins der unvergessenen Bücher, wohl und besonders auch wegen diesem Prozess- mit dem Ende war ich damals nicht zufrieden- heute denke ich: wie hätte sie es sonst enden lassen können? Ob ich je eins der anderen Bücher aus dieser Serie lesen werde lasse ich offen.
      herzliche Grüsse
      Ulli

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      • Liebe Ulli,
        ich hatte – in meinem frueheren Leben als Englischlehrer – immer mal vor, „Shikasta“ im Unterricht einzusetzen. Aber dafuer sollte man es ja wohl erst selber gelesen haben. 😉 Also ist daraus nichts geworden. Ich habe lieber die „klassischen“ Werke wie „1984“ und „Brave New World“ genommen. Aber ich glaube, mich dumpf zu erinnern, dass ich einmal einen Auszug aus „Shikasta“ als Abiturvorschlag eingereicht habe. Akzeptiert worden ist er allerdings nicht.
        Mach’s gut,
        Pit

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  8. Ich glaube ich habe das Buch vor vielen Jahren einmal angefangen, aber dann nicht weiter gelesen. Keine Ahnung warum, war vielleicht einfach nicht der richtige Zeitpunkt. Was mich an Deinem Artikel sehr anspricht, ist die persönliche Herangehensweise, und – natürlich – die Illustration mit Deinen, wie immer, schönen und tiefsinnigen Collagen. Ich denke allerdings nicht, dass Frau Lessing in die Zukunft gesehen hat, sie hat lediglich einen Prozess zu Ende gedacht, der auch in den 70er Jahren nicht seinen Ursprung hatte, sondern viel früher. Aber wie auch immer, Danke für diesen schönen Beitrag!

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    • Liebe Elke,
      Ja, das denke ich auch- letztlich geht es ja um den Kapitalismus und seine Folgen, plus der Rassenfrage, mit beiden Feldern hat sich Frau Lessing intensiv auseinandergesetzt- nicht umsonst wurde sie über viele Jahre vom britischen Geheimdienst überwacht. Ich habe Marx und Engels nie gelesen, aber ich denke, dass ich (wir) dort auch einiges an Szenarien wiederfinden könnte(n), mit denen wir nun irgendwie versuchen einen Umgang zu finden- Eine Politik, die sich nicht am Menschen, sondern an seiner Verwertbarkeit orientiert, sich zum Sklaven der Wirtschaft macht und der Illussion von ewigem Wachstum hinterherhängt kann nur scheitern! Von daher stimme ich dir zu, dass Frau Lessing letztlich nur zuende gedacht hat … ich merke gerade, dass es noch viel mehr dazu zu sagen gäbe, aber ich lasse es hier mal stehen und danke dir für deine Worte, auch zu meinen Bildern hin, was mich ganz besonders freut.
      Herzlichst
      Ulli

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  9. Fantastische Bilder – vielen Dank für die Präsentation.

    Doris Lessing bzw. was sie geschrieben hat, ist mir nur am Rande noch bekannt.
    Welche weitblickenden Fähigkeiten manche Autoren doch haben.

    Wenn ich da an unsere sogenannten Wirtschaftsweisen denke, die an jedem Jahresende gebetsmühlenartig ihre Vorhersagen verschnörkelt korrigieren, die jeweils falschen vom Januar des gleichen Jahres. Deswegen wundere ich mich bei Politikern über garnichts mehr.
    Das ist ein Beruf wie jeder andere, seine Spezialität liegt allerdings im beherrschen der Anderen (nicht sich selbst, versteht sich), Netzwerkbau zum Eigennutz und der Ablehnung jeglicher Verantwortung für das eigene Tun…

    Abendschöne Grüsse aus dem wochenendlichen Bembelland
    Herr Ärmel

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    • Danke fürs fantastisch finden, lieber Herr Ärmel, das freut mich von einem Kollegen der Bildsprache doch immer noch sehr.
      Und ja … solange Politik nicht den Menschen dient, sondern nur den Waffen und der Wirtschaft, solange haben wir und andere noch gut schwatzen … 😉
      Tschuldigung meine Lässigkeit, bin wohl auch schon im Wochenendmodus angekommen, was immer das jetzt heisst – lach und wech und natürlich sehr liebe Grüsse vom Nachttauberg
      Ulli

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  10. „Doris Lessing hatte eine Weitsicht, die mich schon damals erschütterte, die mir aber auch Angst macht(e), da ich von einer Umkehr des Denkens und der Gier nichts sehen kann. Ich sehe auch nicht weniger Dummheit, nicht weniger Arroganz …“ – liebe Ulli, genau das befürchte ich auch. Der Mensch an sich ist offensichtlich nicht gut, sondern gierig – und wenn er dazu dann auch noch Macht hat, dann wird er verbrecherisch – alles schön unter irgendeinem Mäntelchen getarnt.
    Ich versuche, umweltschonend zu leben und auch meine Mitmenschen dazu anzuhalten – doch wir haben von unserer Welt schon viel zu viel kaputt gemacht.
    „Blue Africa“ spricht mich sehr an, doch können wir Mütter und Großmütter denn überhaupt noch unsere Kinder schützen und bewahren?
    Gute Nacht!

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    • Konnten je die Mütter und Grossmütter ihre Kinder und Enkelkinder vor irgendetwas bewahren? Geht es nicht viel mehr darum, sie so zu begleiten, dass sie stark und mutig durch das Leben gehen und die Herausforderungen annehmen?
      liebe Grüsse

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  11. Hallo Dina,
    also „Buecherbagger“ fuer Klausbernd – das trifft es voll und ganz. 😉 Der Ausdruck gefaellt mir. Ach ja, ichg sehe immer noch seine Buecherregale vor meinem geistigen Auge. *Neidisch bin*
    Hab‘ ein feines Wochenende,
    Pit

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  12. Ich sehe es wie die Mützenfalterin- Frau Lessing hat etwas zuende gedacht, etwas zu Erwartendes aufgezeichnet.

    Auf der zweiten Collage, das sind Deine Kinder? Unglaublich wach und schlau sehen sie aus. Glückwunsch, hinreißend, wirklich!

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    • Ich musste Mützenfalterin auch zustimmen, nicht allein deswegen, weil „wir“ in den frühen 1970ger Jahren auch schon ähnliches dachten, aber nie so ausgefeilt, das haben wir uns damlas lieber weggeraucht …
      Ja, das sind meine Kinder, als sie noch klein waren, nun sind sie beide erwachsen und immer noch sehr offene und liebenswerte, hinreissende ( 😉 ) Menschen … schön, dass du es gesehen hast!

      herzlichst
      Ulli

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  13. Dieser ausgezeichnete Beitrag mit all seinen Bildern und Zitaten hat mich jetzt richtig kalt erwischt. liebe Ulli. Ich habe ihn gelesen, er wühlt mich auf, er bringt mir zu Bewusstsein, was in mir wühlt und warum ich mich so bodenlos, so ins Absurde geworfen fühle. Gerade an diesem Tag vor den Wahlen in den USA. Ich danke dir für diesen Hinweis. LG Gerda

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    • gerade las ich noch, dass du ihn gerne rebloggt hättest und ich wollte antworten, aber dann war alles verschwunden- also hier noch einmal: du kannst es gerne rebloggen- ja, mir liegt all das aich immer wieder auf der Seele und im Herzen, mutig träumen hin oder her … liebe Morgengrüße an dich, immer noch aus dem Tal
      Ulli

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  14. Liebe Ulli, ich wollte grad rebloggen, hab mich dann doch gebremst. Wir sind momentan alle in solchem schweren politischen Stress und leiden an schrecklicher Verunsicherung, dass ich nicht noch diese scharfe Verurteilung des Weißen Mannes hinzufügen wollte. Vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt. Jetzt brauchen wir Streicheleinheiten und Konzentration auf das, was vielleicht doch gut an unserer Zivilisation ist. Ich versuch mich grad darin, und es verdammt schwer, geeignete Bilder dazu zu machen.

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  15. Pingback: Rückblick der Woche in Violett |

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