Ohne Punkt und Komma # 1

0050a 31.01.16 lampenfisch

Jetzt sind sie die weg die Worte um Wellen und Kämme und Tiefen um Lampionfische und dem ewigen Auf und Ab von Zuversicht und Trostlosigkeit aber ich erinnere mich noch dass ich mit sechzehn entschied sprechen reden ja was sprechen oder reden na egal auf jeden Fall das zu lernen ich entschied weiter dass ich dafür lesen muss viel und viel verschiedenes und ich las bis ich fett geworden war und mir die Wörter aus allen Körperöffnungen gleichzeitig quollen aber ohne Sinn und Punkt ein Wortesalat ein Babylon ein Schlamm der die Atemwege verstopfte die Augen blickten irr ich soll die Welle reiten das geht immer eine Weile gut obwohl ich keine Ahnung habe von Wellen und Ritt wichtig ist ja auch nur dass es eine Weile gut geht warum nicht länger weiß ich nicht und auch kein anderer aber wie sonst hätte ich je Freude an dem Lampionfisch in tiefster Schwärze finden sollen wenn ich immer nur die Wellen von oben im Strich gekämmt hätte so ein Fisch mit einer Lampe auf der Stirn heißt Zuversicht ja klar für mich für wen denn sonst und es könnte doch sein dass er mir die Wörter reiht Luftblase an Luftblase bis sie doch etwas zu sagen fänden was nicht schon so gesagt worden wäre und ohne langweilig zu sein eine Wortsymphonie ja okay es muss ja nicht gleich so groß sein aber Kammermusik ist mir echt zu piefig in diesem Zusammenhang ein Orchester sollte es schon sein vielleicht ein jazziges so eins wie Art Ensemble of Chicago oder Sun Ra die Lampionfische senden die Noten an die Oberfläche wo sie die Wale auffangen und in den Himmel singen damit ich nur noch zuhören und schreiben muss damit sich vierundvierzig Jahre Sprechunterricht einmal Gehör verschaffe oh du schöne Eitelkeit singt ein nichtgeladener Chor im Hintergrund nein kein Engelschor weil ich den nicht hören will nicht jetzt und weil er auch nicht zu mir passt wie so viele Wörterreihen auch nicht deren Ketten ich zerreiße so baue ich Fett ab und mag mich dann ein kleines bisschen lieber ich will auch gar nicht so tun als hätte ich mehr als vierundvierzig Wörter gelernt oder dass ich mich bei den Griechen auskennen würde als hätte ich je Leda getroffen oder als wäre ich schon einmal ein Schwan gewesen oder geworden ach du lieber Schwan als wären Schwäne partout lieb und ich hätte mal wieder den Witz nicht verstanden ich bleibe beim Lampionfisch weil er mir mein Dunkel erhellt weil es eben immer nur eine Welle gut geht und ich das Meer nicht lesen gelernt habe nur die Wörter von denen aber nur manche wirklich beredt sind ich Zuversicht nur beim Schein der Laterne finde wo Zwietracht und Widersacher gerade mal nicht vorkommen nicht wie in all den Romanen und Krimis von der Realität ganz zu schweigen und ganz schlimm geht es mir immer wenn ich Krimis lese die irgendwo in Afrika spielen ob nun mit afroamerikanischen oder nur afrikanischen Augen gesehen und weitererzählt da gibt es keine Sühne die groß genug wäre und wenn ich Afrika schreibe dann ist das eins aber es ist auch das ganze Amerika und die Arktis und Asien es sind die weißen Männer und Männer und Männer und Frauen deren Sühne niemals groß genug sein kann und meine Scham kennt an manchen Tagen nur einen Lampionfisch der dort ist wo das Meer keine Wellen mehr kennt außer der Tiefe Punkt

Anmerkung

Den Lampionfisch fand ich bei dawanda.com – herzlichen Dank

17 Gedanken zu „Ohne Punkt und Komma # 1

    • welle und Weile, ja die sind mir auch bekannt, Schwan und Scham fielen mir nicht ins Auge und der eineiige Zwlling schon gar nicht – danke, liebe Gerda 🙂

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  1. Das habe ich sehr gerne gelesen. Hat ein bisschen was vom automatischen Schreiben. Obwohl es bei dir Zusammenhänge übt, was beim automatischen Schreiben eher nicht der Fall ist.
    Herzliche Grüße,
    Elvira

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    • Liebe Elvira, ja, es ist automatisches Schreiben und die Zusammenhänge stellten sich von alleine ein, sie sind es, die mich umtreiben, mittlerweile jeden Tag und ich pendel zwischen den tiefsten Tiefen und der Zuversicht …
      ich grüsse dich sehr herzlich
      Ulli

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  2. Liebe Ulli,
    meine Mitbewohnerin spricht ohne Unterlaß und überflutet mich mit Wortteppichen. Von daher habe ich mir angewöhnt sequeniell zu hören und zu lesen.
    Ich schau auf deinen Text wie auf ein Häkelmuster,
    Ich lese hier ein Wort
    Ich lese dort ein Wort
    Ich atme …

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    • Liebe Uta, du hast es rundum erfasst, zum einen dachte ich bei dem Text auch an die Wortefälle (statt Wasserfälle) mancher Leute, die ungebremst und ungefiltert ihre Gedanken auf andere loslassen- das andere aber war der Mitschnitt meiner eigenen Gedanken, dieses Mal eben auch ungefiltert. Es wird dennoch eine Fortsetzung geben, allerdings dann mit Punkt und Komma, weil ich euch solch einen Text nur einmal zumuten will!
      herzliche Grüsse
      Ulli

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  3. Liebe Ulli,
    grundsätzlich mag ich solch individuelle Wortreihungen und lasse mich auch davon mitnehmen und/oder praktiziere sie selber
    in entspannten Momenten – 🙂
    Liebe Grüsse – Uta

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