Ein Samstagspaziergang

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Die Sonne steht schon tief, als ich oben auf dem Berg ankomme. Ich schnaufe etwas und das Herz pocht. Ich gehe zu selten im flinken Schritt den Berg ganz hinauf. Und immer noch rauche ich zu viel. Na wenigstens jetzt habe ich den Tabak nicht mitgenommen!

Gleich komme ich an, ankommen bei der uralten Buche. Ich nenne sie auch gerne Urgrosstante Buche. Sie riecht so gut. Und hat so starke Arme, die können mich tragen.

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Sie hat mir einen Sitz bereitet. Dahinein lass ich mich fallen und erzähle ihr.

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Was hat sie sich schon alles von mir anhören müssen! Aber noch immer raschelt sie mit ihren Blättern oder wippt mit ihren kahlen Ästen im kaum spürbaren Windchen, wenn ich komme. Sie heisst mich so Willkommen.

Die Sonne ist jetzt hinter den Berg gefallen. An dem Glanz und Licht der Wolken kann ich erkennen, dass es noch einen Moment lang dauert, bis sie gänzlich sinkt, auch in der Ebene.

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Jetzt ist es soweit

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Sonne sinkt, Licht sinkt, ich singe. Und gehe zurück. In mir lache ich, ich glaube, das sieht man mir auch an. Im Vorübergehen grüsse ich zwei Hunde, drei Kinder und einige Leute, sie grüssen zurück und lächeln mich an.

Im Dorf hat eine das Feuer geschürt. Frische liegt auf meinem Gesicht. Etwas später in der Stube beginnen die Ohren zu glühen.

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Und wie mich wieder einmal ein Seltsamgewissen zwackt, ob meiner Idylee, denke ich, dass es vielleicht auch solche geben muss, die erinnern, dass Schönheit und Frieden nicht nur Worte sind.

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(Hier seht ihr das kleine Bürstenmuseum von gegenüber, es wird alljährlich zu einem Dorfadventskalender)

Etwas später fand ich diese Worte in einer meiner Mails. ich wünsche euch allen ein friedliches zweites Adventwochenende.

Lieber Mensch:

Du hast es alles falsch verstanden!
Du bist nicht hier, damit Dir bedingungslose Liebe gelingt.
Die ist dort, woher Du kamst und wohin Du gehen wirst.
Du bist hier, um menschliche Liebe zu lernen.
Allumfassende Liebe. Schmuddelige Liebe. Schwitzige Liebe.
Verrückte Liebe. Gebrochene Liebe. Ungeteilte Liebe.
Durchtränkt vom Göttlichen. Lebendig durch die Anmut des Stolperns.
Offenbart durch die Schönheit des ….. Scheiterns. Und das oft.
Du bist nicht auf die Welt gekommen, um perfekt zu werden. Du bist es schon.
Du bist hier, um herrlich menschlich zu sein. Fehlerhaft und fantastisch.
Und um im Erinnern wieder aufzuerstehen.
Aber bedingungslose Liebe? Erzähl mir nichts davon.
Denn wahre Liebe kommt ohne Adjektive aus.
Sie braucht keine näheren Bestimmungen.
Sie braucht keine perfekten Umstände.
Sie bittet Dich nur, dass Du kommst. Und Dein Bestes gibst.
Dass Du im Hier und Jetzt ganz da bist.
Dass Du leuchtest und fliegst und lachst und weinst
und verwundest und heilst und fällst und wieder aufstehst.
und spielst und machst und tust und lebst und stirbst als unverwechselbares DU.
Das genügt. Und das ist viel.

Courtney A. Walsh. Dear human, ins Deutsche übertragen von Kai-Uwe Scholz, abgedruckt in einem Newsletter des Förderkreises für Ganzheitsmedizin Bad Herrenalb

29 Gedanken zu „Ein Samstagspaziergang

  1. Ganz fantastisch, diese Buche im Abendsonnenschein, liebe Ulli. Da geht mir das Herz auf. 🙂 Aber ebenso großartig finde ich den Ausbick auf die Bergspitzen in der Ferne. Und ein Text, der zur Besinnung anregt: danke!
    Hab‘ einen feinen zweiten Advent,
    Pit

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  2. Ihr schöner Text und die feinen Fotografien – toll.
    Und dann noch eine Zugabe, die mir gefällt: der Abend kann nur gut werden.
    Vielen Dank dafür und auch Ihnen, liebe Frau Ulli, einen wundervollen Abend
    Herr Ärmel

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  3. Mir wird ganz warm ums Herz.
    Herzlichen Dank für diesen wunderbaren Text, die stimmungsvollen Fotos und das Gedicht. Ein wunderbarer Dreiklang!
    Ganz liebe Grüße auf den Berg schickt Dir
    Elvira

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    • Und ich hatte schon wieder Bedenken, dass es doch ein bisschen viel Text sei? Schön, dass der Dreiklang dich erreicht hat, liebe Elvira-
      herzliche Grüsse von mir zu dir
      Ulli

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    • Im Wendland gibt es gerade eine Pause, meine nächste Fahrt ist erst wieder im Mai. Der Umzug ist vorerst verschoben, weil ich hier noch von den Enkeln und der Tochter gebraucht werde, das ist für mich ein guter und bereichernder Punkt, neben einigen anderen, aber vom Tisch ist es nicht.
      Ich finde ja schön, dass du wieder aufgetaucht bist, war heute sehr gerne bei dir!
      bis bald wieder hier und liebe Grüsse
      Ulli

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    • Stimmt ja, liebe Uta, der Dezember ist ja dein Lieblingsmonat! Ich schrieb es ja schon, jetzt in dieser Zeit möchte ich nie irgendwo anders wohnen und je länger ich hier lebe, umso mehr weiss ich alle Monate zu schätzen. Nun, ich bin ja mittlerweile auch Reisende und das hat mir den Berg dann am Ende näher gebracht. Anfang März im nächsten Jahr geht es dann wieder los, aber da fahren wir dann erst einmal auf einen anderen Berg, dazu mehr beizeiten …
      herzliche Grüsse von mir an dich
      Ulli

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  4. Pingback: 99 Jahre Einsamkeit? | Sofasophien, Fallmaschen & Herzgespinste

  5. einfach nur schön! deine fotos sind anrührend und das zitat heilt, relativiert, holt zurück ins hier und jetzt.
    und hier und jetzt kommt sternenstaub zurück.
    eine mail erst donnerstag.
    liebgrüß
    kerstin

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    • danke für den Sternenstaub, mal schauen, ob er mich auch durch den Tag trägt 🙂
      schön, warst du hier und konnten Worte etwas heilen! Ehrlich, das freut mich- ich grüsse dich gaaanz herzlich
      Ulli

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