Wenn es schlecht geht, dann braucht es Schuldige, da will keiner die Verantwortung tragen und weil niemand die Verantwortung trägt, bleibt der Karren im Dreck. Kommt dann einer, der fremd und eine, die anders ist, dann hat man ein Gespann worauf man den Prügel sausen lassen kann. Was hält Menschen dumm und was macht Dummheit mächtig? Wer ist das Volk? Wer wir? In Hierarchien zu denken, heisst Hierarchien zu stärken. Der Glaube an Völker ist ein Glaube an Grenzen, die man dann meint verteidigen zu müssen. Es ist ein Glaube der, so scheint es mir, Festhalten, Abgrenzung, Fremdheit und Ängste schürt.
Die andere Seite ist der Ort in der Welt, den viele nicht sehen können oder wollen. Es ist der Ort, der erschreckt und hilflos macht. Er bleibt im Halbdunkel und brauchte doch unsere Illuminationen. Der Blick auf ihn heisst nicht Sensation, er heisst Mitgefühl, er heisst Hinschauen, eine Haltung einnehmen und handeln. Dieser Ort ist überall.
Die andere Seite ist der Ort des nackten Überlebens ohne Annehmlichkeiten, er ist heimat- und sprachlos, ist ohne Raum mit tausend Zäunen. Die andere Seite hält sich bedeckt, fremdelt, ist beschämt, ist oft mucksmäuschenstill. Sie hat Angst bei Tag vor dem Jetzt, in der Nacht vor dem Gestern, sie sieht keine Zukunft, fällt nicht in offene Arme, nicht in Deutschland.
Scham, Trauer und Wut liegen bei mir nah beieinander …
(der andere Ort, die andere Seite hat sich zu einem neuen Thema in mir geformt, sicherlich wird es noch mehr dazu geben, darum sag ich jetzt: Fortsetzung folgt … )
Ach, jetzt versteh ich deine gestrige Andeutung, als wir darüber geredet haben.
Wieder unterschreibe ich deine Zeilen dankbar dafür, dass du sie formuliert hast.
Auch stilistisch gelungen, dein Text, dies darf ruhig auch mal gesagt werden.
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das finde ich aber auch 😉 danke dir, Frau freut sich ja über jedes Kompliment, immer wieder, das macht einen geraden Rücken 🙂 ❤
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Der andere Ort, die andere Seite… Ach, schön, dass du diese Worte gefunden hast, Ulli. Ich finde mich sehr wieder in deinen Zeilen.
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wahrlich, es ist gerade nicht einfach Worte zu finden, manche bleiben mir wirklich im Halse stecken, aber wer will schon an dem Ungemach der Welt ersticken! Da ich aber ein „schneckchen“ in mancherlei Beziehung bin braucht es dann eben seine Weile … schön, dass du dich in meinen Worten wiederfinden konntest, das freut mich
❤ liche Grüsse Ulli
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ich bin immer wieder dankbar und auch fasziniert, wie es dir und euch (auch die anderen schreibenden) gelingt, mein gefühltes in worte zu fassen, ihm struktur zu geben.
und ja, ich bin da ganz bei dir, wenn es um dieses thema der anderen seite geht.
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das ist klasse, du wirst ja zu diesem Thema auch noch gebraucht, bin seeeehr gespannt … aber psssst 😉
liebe Grüsse heute wieder vom grauen Sturmberg
Ulli
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da machst du mich sehr neugierig! 😀
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Danke, Ulli. Du hast so vieles angesprochen, was mir gerade wichtig ist. Weißt du, was mich wütender macht? Die Passivität einiger Menschen. Besser nichts tun und sagen, als das Falsche sagen. Ich weiß nicht, woher das kommt. Du?
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nein, liebe Sherry, genau weiss ich das auch nicht, aber ich vermute dahinter Angst, Angst etwas Falsches zu sagen oder mit seiner Meinung allein dazustehen, Angst vor Diskussionen, davor abgelehnt zu werden etc. Aber bei manchen nehme ich schlichtweg Lähmung und Wortlosigkeit wahr, so, wie sich gerade die Welt entwickelt hat es sich niemand von uns vorgestellt, die andere Seite, die der Mächtigen, der Reichen und Schönen erscheint übermächtig, der Glaube an die Kraft der vielen sogenannten kleinen Menschen scheint verloren gegangen zu sein und lässt sie passiv zurück … so mäandere ich in meinen Gedanken herum und kann es doch leider nicht genau benenne
❤ liche Grüsse
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