der Russe ist einer, der Birken liebt

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Der Russe ist einer, der Birken liebt, von Olga Grjasnowa ist einer meiner Reiselektüren gewesen. Es passt für mich gerade heute, am 03. Oktober 2013, hier vorzustellen. Olga Grjasnowa beschreibt sehr eindrücklich, was es wirklich heißt heimatlos, vertrieben, fremd in einem Land und mit ausgerissenen Wurzeln zu sein. Ich begriff, dass meine Auseinandersetzung über Heimatlosigkeit letztlich nur ein Gejammer auf hohem Niveau ist und war zeitweise beschämt.

Es geht um das Schicksal einer jungen Frau, die als Mädchen, zusammen mit ihren Eltern Aserbaidschan verlässt und in Deutschland versucht sich neu zu verorten. Dazu kommt ein jüdischer Hintergrund, in dem sie sich ebenfalls nicht beheimatet fühlen kann. Sie schließt Freundschaften mit Männern, die zwar in Deutschland geboren wurden, aber türkischer/arabischer Abstammung sind. Diese müssen sich immer wieder die neugierige und dumme Frage gefallen lassen: woher kommen denn Sie? Antworten sie mit: aus Deutschland, wird nachgehakt: nein, ich meine woher denn wirklich …

Es ist ein trauriges Buch, auf dem Klappentext wird es treffend von Elmar Krekeler so formuliert: „Man würde Mascha zwischendurch so gern in den Arm nehmen. Das würde sie nicht mögen. Und wir würden es nicht schaffen. Mascha Kogan ist einfach nicht zu fassen.“

Ein weiterer Verlust lässt Mascha Deutschland verlassen und in Israel leben, Heimat findet sie nirgendwo, nur ihre Erinnerungen leben in ihr fort und die lassen sie immer wieder in den Abgrund schauen.

Wieso dies zum 03. Oktober passt? Weil ein Ossi ein Dummbrot ist? Weil ein Ossi nicht arbeiten kann? Oder was fällt dir an dummen Vorurteilen zu den Menschen aus der ehemaligen DDR ein?
Wir haben die Wahl, ob wir Fremdheit mit Neugierde begegnen oder mit Vorurteilen und/oder Vorverurteilungen …

9 Gedanken zu „der Russe ist einer, der Birken liebt

  1. So sehr ich das unterwegs sein, getrieben werden, umher wandern & weg gehen auch mag, es ist gut & wichtig einen Ort zu haben, an den man zurück kehren kann. An dem man erwartet wird. An den man Erinnerungen hat. An dem man von Verständnis vorurteilsfrei begrüßt wird.

    Und Erinnerung als Ort der eigenen Wurzel & Heimat ist ein Bild das ich sehr mag. Auch wenn es mir dünkt, dass nur die Erinnerung zu wenig ist, um Heimat zu enpfinden. Aber ohne diese Erinnerung kann eventuell auch kein noch so realer Ort Heimat werden.

    Viele Grüße & weiterhin sichere Straßen, Fritsch.

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    • Lieber Florian,

      ich glaube auch nicht wirklich, dass die Erinnerungen allein reichen, um eine Heimat zu haben, ich glaube allerdings, dass als oller Zugvogel, der ich bin, Heimat in mir gefunden zu haben und in einigen Menschen, du schreibst, dass es wichtig ist einen Ort zu haben, an dem man Willkommen ist und wo man erwartet wird … ich füge gerne noch hinzu, an dem man vermisst wurde und selbst auch ein Vermissen gespürt hat.
      Es ist noch gar nicht so lange her, es war 2010, da hatte ich zum allerersten Mal in meinem Leben Heimweh, als ich sehr weit weg war … und wieder ging es um die Menschen, weniger um den Ort an sich …

      danke dir für deinen Kommentar … eine Rarität Zurzeit, wo die meisten mir etwas wortkarg erscheinen 😉

      herzliche Grüße vom Berg
      Ulli

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  2. Ich bekomme sehr schnell Heinweh, war als Kind 2x im Kinderheim und habe dort das Heimweh gelernt. Im Moment frage ich mich, wie ich mit der Sehnsucht nach meinen Kindern, die weit weg wohnen und ich wegen der Gehbehinderung meines Mannes nicht mehr oft besuchen kann, zurecht kommen werde?

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    • letztlich hilft da wohl nur, dass die Kinder euch besuchen werden? oder wenn du fährst, dass sich jemand um deinen Mann kümmert?
      keine einfache Situation …

      liebe Grüße
      Ulli

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      • thinsp …? (das kenne ich nicht – lese gerade endlich Erwin Strittmatter und da gibt es auch einige Worte, die ich nicht kenne, aber genauso viele, die mir Kindheitserinnerungen hochspülen)

        genau, ihr hattet ja nüscht, habt arbeiten nie gelernt und überhaupt … grrr …

        ach Emil, WIR wissen es besser, niemand muss dem anderen etwas beweisen und nu fällt mir noch dieses ein, kennst du? d b d d h k p s a v … = doof, bleibt doof, da helfen keine Pillen, selbst Aspirin versagt

        hab eine feine Woche
        herzliche Grüße
        Ulli

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      • (Dieses   ist ein HTML-„Befehl“. Der macht einen Abstand – - - einen kleineren, der Setzer würde ihn vor der Ellipse setzen, also vor den drei Punkten.)

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